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Geschichte Bayerns

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Die Geschichte Bayerns (Baierns) reicht weit zurück. Bis ins Jahr 555 n. Chr. lassen sich die Ursprünge des älteren baierischen Stammesherzogtums zurück verfolgen.

Die Schreibweise des Landesnamens mit „y“ geht auf eine Anordnung von König Ludwig I., König von Bayern vom 20. Oktober 1825 zurück, mit der die ursprüngliche Schreibweise „Baiern“ abgelöst wurde. Diese Anordnung und dessen Vorschrift des "griechischen" Ypsilons steht im Zusammenhang mit der Wahl seines Sohnes Otto zum König von Griechenland.

Überblick (wichtige Daten):
  • 555 n. Chr. - Erster Beleg eines bairischen Herzogtums
  • 788 - Ende des älteren Stammesherzogtums
  • 955 bis 976 - Größte Ausdehnung Baierns bis an die Adria
  • 1070 bis 1180 - Regentschaft der Welfen (mit Unterbrechungen)
  • 1180 - Ende des jüngeren Stammesherzogtums
  • 1180 bis 1918 - Regentschaft der Wittelsbacher
  • 1255 - Erste Landesteilung
  • 1506 - Wiedervereinigung des Herzogtums
  • 1623 - Erhebung zum Kurfürstentum
  • 1777 - Vereinigung von Bayern und Kurpfalz
  • 1806 - Erhebung zum Königreich und Gewinn fränkischer und schwäbischer Gebiete
  • 1866 - Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg
  • 1871 - Bayern wird Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs
  • 1918 - Ende der Monarchie, Bayern wird Freistaat
  • 1919 - Niederschlagung der Räterepublik durch Freikorps
  • 1933 - Gleichschaltung Bayerns durch den Nationalsozialismus
  • 1946 - Verlust der Rheinpfalz
  • 1949 - Bayern als Bundesland Teil der neuen Bundesrepublik Deutschland

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kurzfassung

Die endgültige Einverleibung Bayerns in das Frankenreich und die Errichtung der Awarenmark (Marcha Orientalis, 996 erstmals als "Ostarrichi" erwähnt) unter Karl dem Großen
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Die endgültige Einverleibung Bayerns in das Frankenreich und die Errichtung der Awarenmark (Marcha Orientalis, 996 erstmals als "Ostarrichi" erwähnt) unter Karl dem Großen

Zur Zeit Kaiser Augustus wurde das keltisch besiedelte Gebiet Altbayerns südlich der Donau Teil des Römischen Reiches.

Nach Zusammenbruch der römischen Herrschaft bildete sich aus verbliebenen romanisierten Kelten und von Norden eingedrungenen Germanen über Jahrhunderte der Stamm der Baiern (s. Bajuwaren). Die walsche Bevölkerung assimilierte sich in einem Jahrhunderte währenden Prozess; Orts-, Flur-, und Gewässernamen wie Walchensee künden noch heute von der vormals romanischen Besiedelung.

Seit 555 n.Chr. ist die Existenz eines baierischen Stammesherzogtums belegt, das unter den Merowingern Teil des fränkischen Herrschaftsbereichs wurde. Der Sieg Karls des Großen über den Bayernherzog Tassilo III. 788 markiert das Ende des so genannten älteren Stammesherzogtums.

Der Niedergang der Karolinger ermöglicht ein Wiederaufleben der Eigenständigkeit der bayerischen Herzöge im so genannten jüngeren Stammesherzogtum. Der Streit mit den Ottonen führt jedoch wieder zu einer starken Abhängigkeit vom deutschen Königtum. Ab 1070 kommt es unter den Welfen zu einem Wiedererstarken der Macht der bayerischen Herzöge. Der Streit zwischen Staufern und Welfen endet schließlich 1180 nach dem Sieg des Staufers Friedrich I. Barbarossa über den Welfen Heinrich dem Löwen mit der endgültigen Abtrennung der Marcha Orientalis (Ostarrichi), aus der das spätere Österreich entstehen soll und dem Ende des jüngeren Stammesherzogtums.

Von 1180 an wird Bayern als Territorialherzogtum bis 1918 von den Wittelsbachern regiert. Bayern erlebt eine Periode zahlreicher Teilungen in Einzelherzogtümer, die erst durch das Primogeniturgesetz von 1506 ein Ende finden.

In der Gegenreformation nimmt Bayern eine führende Stellung ein und geht aus dem dreißigjährigen Krieg mit Gebietsgewinnen und dem Aufstieg zum Kurfürstentum 1623 hervor.

Das absolutistische Bayern wird während des Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieges jeweils von Österreich vorübergehend besetzt.

Zur Zeit Napoleons steht Bayern anfangs auf der Seite Frankreichs und kann durch Säkularisation und Mediatisierung große Gebietsgewinne verzeichnen. 1806 erfolgt die Erhebung zum Königreich. Durch den rechtzeitigen Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons kann Bayern auf dem Wiener Kongress 1814 als Siegermacht einen großen Teil der Gebietsgewinne behalten.

König Ludwig I. baute München zur Kunst- und Universitätsstadt aus. Im Zuge der Märzunruhen musste er 1848 wegen einer Affäre mit der Tänzerin Lola Montez abdanken. Ludwig II. ging wegen des Baues von Neuschwanstein und anderer Schlösser als Märchenkönig in die Geschichte ein.

1866 (Preußisch-Österreichischer Krieg) erleidet Bayern an der Seite Österreichs eine Niederlage gegen Preußen. 1871 wird Bayern Teil des neu gegründeten Deutschen Reiches, erhält aber so genannte Reservatrechte (eigenes Post-, Eisenbahn- und Heereswesen).

1918 bricht die Wittelsbacher Monarchie im Rahmen der allgemeinen Novemberunruhen in Deutschland zusammen. Am 9. November 1918 wird Bayern als Freistaat ausgerufen. Sozialistische Gruppen können für kurze Zeit eine Räterepublik installieren. Zur Zeit der Weimarer Republik wird Bayern 1923 Schauplatz des Hitlerputsches. Zwischen 1933 und 1945 wird Bayern als Verwaltungseinheit unter den Nationalsozialisten zwar weitgehend bedeutungslos, übernimmt aber eine gewisse Vorreiterrolle bei nationalsozialistischen Maßnahmen. Im Zweiten Weltkrieg erleiden bayerische Städte wie Würzburg, München oder Nürnberg starke Zerstörungen.

Nach der Besetzung durch amerikanische Truppen wird 1949 Bayern als Bundesland Teil der gegründeten Bundesrepublik. Es setzt ein wirtschaftlicher Aufschwung ein und eine Entwicklung vom Agrarstaat zum modernen Industriestaat.

[Bearbeiten] Das ältere baierische Stammesherzogtum

Zur Ur- und Frühgeschichte der Region siehe Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet.

Die Ursprünge des älteren baierischen Stammesherzogtums lassen sich bis ins Jahr 555 zurückverfolgen. Die Herrscher stammten seit dieser Zeit bis zum Ende des ersten Stammesherzogtums alle aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Das Siedlungsgebiet wurde in diesem Zeitraum nach Osten bis zur Enns und nach Süden bis ins heutige Südtirol erweitert.

Veränderungen gab es im Osten auch durch den Abzug der Langobarden aus Pannonien nach Norditalien und dem Nachrücken der Awaren und später der Slawen auf das Gebiet des heutigen Böhmens. Im 8. Jh. kam durch Unterwerfung des slawischen Karantanien das heutige Kärnten unter baierische Herrschaft. Sitz der lange weitgehend unabhängig regierenden Herzöge war Regensburg.

St. Kilian wurde zum Missionar des fränkischen Gebiets im Norden. Bonifatius gründete 742 das Bistum Würzburg, das im 7. Jh. zum thüringisch-fränkischen Herzogtum der Hedene gehörte. Im Gebiet westlich des Lechs wurde Augsburg zum Bischofssitz.

Unter den Karolingern kam es zu einem Erstarken des Frankenreichs, wodurch die weitgehende Eigenständigkeit der Stammesherzogtümer unter den Merowingern beendet wurde. 716 endet als erstes das Herzogtum der Hedene. Das Gebiet kommt unter karolingische Herrschaft, wobei die Kirche mit dem Bistum Würzburg eine dominierende Stellung erhält. Nach Niederschlagung eines letzten Aufstands bei Cannstatt 746 wird auch das alemannische Gebiet endgültig in das Frankenreich eingegliedert.

Das bayerische Stammesherzogtum um 788
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Das bayerische Stammesherzogtum um 788

Als letztes wird 788 das baierische Stammesherzogtum zerschlagen. Der baierische Herzog Tassilo III. versucht vergeblich die Eigenständigkeit durch ein Bündnis mit den Langobarden zu retten. Die Eroberung des Langobardenreiches durch Karl den Großen zieht auch den Sturz Tassilos III. und das Ende des älteren baierischen Stammesherzogtums nach sich.

[Bearbeiten] Das jüngere baierische Stammesherzogtum

Unter dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen, der sich ab 825 "König der Baiern" nennt, rückt Baiern in den Mittelpunkt der Macht. Unter Kaiser Arnulf von Kärnten werden Baiern und Kärnten zu Basen der Macht mit Regensburg als Regierungssitz.

Nach Ende der Herrschaftsperiode der Karolinger kam es erneut zu einem Erstarken der Eigenständigkeit der einzelnen Gebiete. Unterstützt wurde dies durch die Bedrohung von außen durch die Ungarneinfälle ab etwa 862.

Markgraf Luitpold von Bayern fällt 907 in der Schlacht von Pressburg in einer Niederlage gegen die Ungarn, jedoch wird das Datum durch den Antritt seines Sohns Arnulf I. als Herzog von Baiern gleichzeitig als Beginn des jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen.

Nach dem Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld erfolgt eine zweite Welle baierischer Ostsiedlung mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederösterreich, Istrien und der Krain. Der Konflikt mit dem sächsischen Königsgeschlecht der Ottonen im 10. Jh. endet allerdings 976 mit dem Verlust von Kärnten und eines Großteils der neu gewonnenen Gebiete, die als Teil eines neu geschaffenen Herzogtums Kärnten von Baiern abgetrennt wurden. Zusätzlich regiert das Geschlecht der Babenberger in der Marcha Orientalis (Ostarrichi) zunehmend unabhängiger.

Bayern im 10. Jh.
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Bayern im 10. Jh.

Es folgt eine Periode, in der die baierischen Herzöge von außen eingesetzt werden und stark vom Königtum abhängig sind, die auch unter den Saliern fortdauert. In dieser Zeit erfolgt der Aufstieg von Adelsgeschlechtern, wie der Grafen von Bogen und Andechs, der Diepoldinger, Grafen von Sulzbach und Wittelsbacher.

Erst mit der Herrschaft durch die Welfen ab 1070 kommt es erneut zu einem Erstarken der bayerischen Herzöge. Diese Epoche ist durch den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst geprägt. Dabei konnte der Welfenherrscher durch Parteinahme für den Papst seine Position festigen.

Heinrich der Löwe
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Heinrich der Löwe

Ein Konflikt mit dem schwäbischen Herrschergeschlecht der Staufer bei der Königswahl führt nach Wahl des Staufers Konrad III. zum König allerdings dazu, dass Baiern 1139 an die Babenberger gegeben wird. Das schwäbische Gebiet wurde mit der Herrschaft der Staufer großenteils Königsland. Zunehmend entwickelte sich auch Franken zum Zentrum stauferischer Macht. In Franken geht die beherrschende Stellung des Bischofs von Würzburg durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007 und neue weltliche Herrschaften verloren. Der Staufer Friedrich I. Barbarossa versucht den Ausgleich mit den Welfen und gibt 1156 ein um die Marcha Orientalis verkleinertes Bayern dem Welfen Heinrich dem Löwen zurück.

Die losgelöste Marcha Orientalis wird unter den Babenbergern zur Keimzelle des späteren Österreich (Ostarrichi). Heinrich der Löwe gründete zahlreiche Städte, unter anderem 1158 München. Durch seine starke Stellung durch die beiden Herzogtümer Sachsen und Baiern gerät er jedoch in Konflikt mit Friedrich I. Barbarossa. Mit der Verbannung Heinrichs des Löwen und der Abtrennung der Steiermark endet 1180 das jüngere baierische Stammesherzogtum.

[Bearbeiten] Bayerns Anfänge als Territorialstaat

Kaiser Friedrich Barbarossa belehnt 1180 Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern. Der Teppich von etwa 1610 befindet sich in der Residenz München
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Kaiser Friedrich Barbarossa belehnt 1180 Pfalzgraf Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern. Der Teppich von etwa 1610 befindet sich in der Residenz München

Von 1180 bis 1918 stellen die Wittelsbacher die bayerischen Herzöge. Als 1180 Pfalzgraf Otto VI. von Wittelsbach als Otto I. Herzog von Bayern wurde, war der Eigenbesitz der Wittelsbacher eher gering. In der Folgezeit wurde dieser aber durch Kauf, Heirat, Erbschaft erheblich erweitert. Neu erworbenes Land wurde nicht mehr als Lehen vergeben, sondern durch eigene Dienstleute verwaltet. Auch starben in dieser Zeit mächtige Grafengeschlechter, wie die der Grafen von Andechs und von Bogen aus. 1216 erlangte sein Sohn Ludwig I. von Wittelsbach mit der Rheinpfalz als Pfalzgraf bei Rhein auch die Kurfürstenwürde.

Da es bei den Wittelsbachern wie bei vielen Herrscherhäusern dieser Zeit keine Bevorzugung des Erstgeborenen bei der Erbfolge gab, kam es 1255 zur Aufteilung in Oberbayern mit der Pfalz und dem Nordgau (mit Sitz in München) und Niederbayern (mit Sitz in Landshut). Darauf geht noch heute die Unterscheidung von Ober- und Niederbayern (vergleiche Regierungsbezirke) zurück.

Trotz erneuter Teilung nach einer kurzen Zeit der Wiedervereinigung erlangte Bayern mit Ludwig IV. dem Bayern einen neuen Höhepunkt der Macht, als dieser als erster Wittelsbacher 1328 die Kaiserwürde erhielt. Die von ihm neu hinzugewonnenen Gebiete Brandenburg (1323), Tirol (1342), die niederländischen Provinzen Holland, Seeland und Friesland und das Hennegau (1345) gingen jedoch unter seinen Nachfolgern wieder verloren. Tirol fiel bereits 1369 mit dem Vertrag von Schärding an die Habsburger, in Brandenburg folgten 1373 die Luxemburger, und die niederländischen Grafschaften fielen 1436 an Burgund. Im Hausvertrag von Pavia von 1329 teilte Kaiser Ludwig den Besitz in eine pfälzische Linie mit der Rheinpfalz und der später so genannten Oberpfalz und in eine altbayerische Linie auf. Damit ging auch die Kurfürstenwürde für die altbayerische Line an die Pfalz verloren. Erst 1777 sollten Bayern und Pfalz wieder vereint sein.

Im 14. und 15. Jh. wurden Oberbayern und Niederbayern selbst wiederholt geteilt. Nach der Teilung von 1392 existierten vier Herzogtümer: Niederbayern-Straubing, Niederbayern-Landshut, Oberbayern-Ingolstadt und Oberbayern-München, deren Herzöge sich nicht selten gegeneinander Krieg führten. Herzog Albrecht IV. von Oberbayern-München (1465-1508) vereinigte nach dem verheerenden Landshuter Erbfolgekrieg von 1504/05 Altbayern 1506 wieder. Durch ein Primogeniturgesetz beendete er die Teilungen.

[Bearbeiten] Bayern von der Reformation bis zum dreißigjährigen Krieg

In Altbayern verhinderten die bayerischen Herzöge eine größere Ausbreitung der Reformation. Wilhelm IV. (1508-1550) ließ sich bereits 1524 vom Papst durch die Abtretung der Hoheitsrechte über die bayrischen Bischöfe und der Einkünfte der kirchlichen Institute für die Sache des Katholizismus gewinnen und war einer der eifrigsten Gegner der Reformation, die er in seinem Land nicht aufkommen ließ. Er nahm auf seiten Karls V. 1546-47 am Schmalkaldischen Krieg teil. Jedoch führten auch in Bayern einzelne Territorialherren wie die Grafen von Ortenburg und von Haag und der Herzog von Pfalz-Neuburg das lutherische Bekenntnis ein. In Franken breitete sich die Reformation rasch aus, und auch in Ostschwaben fand sie vor allem in Städten wie Augsburg zahlreiche Anhänger. Ebenso breitete sich die Reformation in der Oberpfalz aus, die unter der Herrschaft der protestantischen Kurfürsten der Pfalz stand.

1571 wurden von Herzog Albrecht V. (1550-1579) alle Lutheraner des Landes verwiesen. Ab 1542 machten die Jesuiten die 1472 gegründete Landesuniversität Ingolstadt neben Dillingen zu einem Zentrum der Gegenreformation. Die Bischöfe von Würzburg und Bamberg betrieben die Gegenreformation mit teils rigorosen Maßnahmen. Wilhelm V. (1579-1597) beteiligte erfolgreich sich am Krieg gegen den protestantisch gewordenen Erzbischof von Köln, für fast zweihundert Jahre stellten seither bayrische Prinzen den Kölner Kurfürsten. Ab 1577 wurden die Stände, die für die Bewilligung der Steuern für den Herzog zuständig waren, nicht mehr regelmäßig einberufen. Dies führte Bayern an den Rand des finanziellen Ruins und zu Abdankung des Herzogs.

Wilhelms Sohn Maximilian I. (1597-1651) entmachtete die Stände, indem er sie durch einen Beamtenapparat ersetzte, der Verwaltung und Finanzen übernahm. 1607 besetzte der Bayernherzog nach einer Störung einer katholischen Prozession durch Protestanten die freie Reichsstadt Donauwörth und verleibte sie seinem Herzogtum ein. Dies war Anlass für die protestantischen Fürsten und Städte, sich unter Führung des calvinistischen Kurfürsten und Wittelsbacher Friedrich von der Pfalz zur Union zusammenzuschließen. Entsprechend schlossen sich 1609 die katholischen Kräfte unter Führung des bayerischen Herzogs Maximilian I. zur Liga zusammen.

Kurfürst Maximilian I.
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Kurfürst Maximilian I.

1619 verbündet sich der bayerische Herzog mit Kaiser Ferdinand II. gegen die protestantischen böhmischen Stände und den von ihnen gewählten Gegenkönig, den Pfälzer Kurfürsten Friedrich. 1620 besiegen die Truppen der Liga unter Führung des bayerischen Feldherrn Tilly in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag die Protestanten. Anschließend lässt Tilly die Pfalz besetzen. Als Dank erhält Maximilian I. 1623 die Kurfürstenwürde und 1628 die von ihm besetzte Oberpfalz als Kriegsentschädigung. Im weiteren Verlauf des dreißigjährigen Kriegs wird Bayern jedoch 1632/33 und 1648 von feindlichen Truppen besetzt und verwüstet. Ostschwaben verlor seine bisherige politische Bedeutung durch die Zerstörungen fast völlig.

Im Westfälischen Frieden von 1648 werden die Kurfürstenwürde und die Gebietsgewinne Bayerns bestätigt.

[Bearbeiten] Bayern als absolutistischer Staat

Nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich Bayern ebenso wie andere europäische Länder zum absolutistischen Staat. 1669 wurde zum letzten Mal der ständische Landtag einberufen. Der Münchner Hof Ferdinand Marias (1651-1679) konnte sich an Prunk mit anderen europäischen Höfen durchaus messen. Versuchen, Manufakturen nach dem Vorbild Frankreichs aufzubauen, war kein Erfolg beschieden. Dennoch hielt sich die Verschuldung des Staates in Grenzen, Ferdinand Maria widerstand dem französischem Drängen und verzichtete auf die Kandidatur für die Kaiserkrone, um den Frieden zu erhalten.

Außenpolitisch wurde Bayern 1670 dennoch zum Verbündeten Frankreichs. Kurfürst Maximilian II. Emanuel (1679-1726) errang zunächst an der Seite Österreichs mehrere Siege gegen die Türken. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 stand Bayern unter Kurfürst Maximilian II. Emanuel wieder auf der Seite Frankreichs. Der Krieg endete nach der Niederlage in der Schlacht von Höchstädt 1704 mit der Besetzung Bayerns durch Österreich. Die Bauernaufstände 1705 bei Sendling und 1706 bei Aidenbach scheiterten, nachdem in der Sendlinger Mordweihnacht die schlecht bewaffneten und schlecht geführten Bauern von den kaiserlichen Truppen niedergemetzelt worden waren. Erst 1714 wurde Bayern von den europäischen Großmächten aus Gründen des Machtgleichgewichts wiederhergestellt.

1724 beschließen die pfälzische und die altbayerische Linie der Wittelsbacher die sogenannte Wittelsbacher Hausunion zur Sicherung der Stellung Bayerns. Im Österreichischen Erbfolgekrieg 1741-45 kämpfte Bayern an der Seite von Frankreich und Preußen gegen die Habsburgerin Maria Theresia. 1742 wurde der Wittelsbacher Karl Albrecht (1726-1745) von den Kurfürsten, die Maria Theresia als Kaiserin nicht anerkannten, als Karl VII. zum Kaiser gewählt. Österreich konnte sich im Kriegsverlauf behaupten und besetzte wiederum Bayern. Drei Jahre danach starb Karl Albrecht. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian III. Joseph (1745-1777) musste auf die Führungsrolle zugunsten der Habsburger verzichten und wandte sich inneren Reformen zu.

1777 starb mit ihm die bayerische Linie der Wittelsbacher aus, und Karl Theodor (1777-1799) aus der pfälzer Linie trat die Nachfolge an. Damit wurde Kurbayern, das Nieder- und Oberbayern sowie die Oberpfalz umfasste, mit der Kurpfalz sowie den Besitztümern Jülich und Berg vereint.

Der habsburgische Kaiser Joseph II. erkannte die Nachfolge jedoch nicht an und erhob selbst Anspruch auf Kurbayern. Im folgenden Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 setzte sich Preußen erfolgreich für den Erhalt Bayerns ein. Im Frieden von Teschen 1779 erkennt Österreich die pfälzische Nachfolge an. Bayern musste allerdings das Innviertel an Österreich abtreten. Seit 1785 reformierte Graf Rumford das Staatswesen.

Bayerns Neutralitätspolitik unter Karl Theodor gegenüber dem revolutionären Frankreich endete desaströs in der Besetzung der Pfalz durch französische Truppen. Nachdem Karl Theodor kinderlos verstarb, trat Maximilian IV. Joseph (1799-1825) aus der Linie Pfalz-Zweibrücken 1799 das Erbe an. In Frankreich erzogen und Oberst eines französischen Militärregiments führte er Bayern in ein Bündnis mit Napoleon. Die ehrgeizige Außenpolitik Bayern dieser Zeit führte zu einer hohen Verschuldung des Staats.

[Bearbeiten] Königreich Bayern

[Bearbeiten] Napoleonische Ära

Graf Montgelas
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Graf Montgelas

Im Frieden von Lunéville 1801 musste Bayern wie andere deutsche Staaten auf seine linksrheinischen Gebiete verzichten. Damit verlor es die Rheinpfalz. Auch musste es Jülich und Berg abgeben. Als Ausgleich konnte jedoch Bayern sein Staatsgebiet durch neue fränkische, ostschwäbische und die österreichischen Gebiete Vorarlberg und Tirol erheblich vergrößern.

Durch die im Reichsdeputationshauptschluss 1803 verfügte Mediatisierung und Säkularisierung wuchs das Staatsgebiet ebenfalls beträchtlich. 1805 bindet sich Bayern durch den Bogenhausener Vertrag an das Frankreich Napoleons. 1806 wird Bayern als Dank in den Rang eines Königreichs erhoben und tritt dem Rheinbund bei.

Bayern wird in der Zeit von 1799-1817 entscheidend durch den Minister Maximilian Josef Montgelas geprägt. Dieser gilt als Schöpfer des modernen bayerischen Staates. Montgelas schuf eine effiziente Staatsverwaltung für das vergrößerte Bayern. Er teilte das Land in acht Verwaltungskreise ein und verwaltete es durch ein neu geschaffenes Beamtenwesen. Er führte die allgemeine Schulpflicht ein und schuf durch Vereinheitlichung von Maßen, Gewichten und Währung sowie durch die Abschaffung der Binnenzölle und des Zunftzwangs einen einheitlichen Wirtschaftsraum. 1808 wird von ihm die erste bayerische Verfassung, Konstitution genannt, verabschiedet. In ihr wurde unter anderem auch offiziell die in Bayern zu dieser Zeit kaum mehr vorkommende Leibeigenschaft abgeschafft und die Gesetzgebung vereinheitlicht.

Durch den Vertrag von Ried wechselte Bayern am 8. Oktober 1813 kurz vor der Völkerschlacht von Leipzig gegen die Zusicherung, seine annektierten Gebiete behalten zu dürfen, ins Lager der Gegner Napoleons. Als Ergebnis des Wiener Kongresses 1814/15 musste Bayern seine österreichischen Zugewinne wieder aufgeben, bekam aber zum Ausgleich die Pfalz zurück sowie Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg.

Insgesamt hatte sich das Territorium Bayerns bis 1815 um folgende Gebiete erweitert:

[Bearbeiten] Bayern im Deutschen Bund

1817 erfolgte die Entlassung Montgelas, der zu keinen weiteren liberalen Zugeständnissen an die Bürger bereit war. 1818 erließ Maximilian I. Joseph die Verfassung von 1818, die im Gegensatz zur Verfassung von 1808 auch die Frage einer Volksvertretung regelte. Sie sah eine Gliederung in zwei Kammern vor. In der ersten Kammer saßen Vertreter der Geistlichkeit und des Adels sowie weitere vom König ernannte Personen. Die zweite Kammer wurde nach einem indirekten Zensuswahlrecht besetzt. Mit ihr wurde Bayern zur konstitutionellen Monarchie. Zu einem echten Parlamentarismus fehlte unter anderem ein allgemeines und direktes Wahlrecht, die volle Gewaltenteilung und Pressefreiheit.

Dieses Wappen wurde von Ludwig I., König von Bayern im Jahre 1835 eingeführt. Es zeigt: Pfälzischer Löwe, Fränkischer Rechen, Markgrafschaft Burgau, Veldenzer Löwe, sowie als Mittelschild die bayerischen Rauten. Es galt bis zum Ende der Monarchie
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Dieses Wappen wurde von Ludwig I., König von Bayern im Jahre 1835 eingeführt. Es zeigt: Pfälzischer Löwe, Fränkischer Rechen, Markgrafschaft Burgau, Veldenzer Löwe, sowie als Mittelschild die bayerischen Rauten. Es galt bis zum Ende der Monarchie

Unter König Ludwig I. (1825-1848) erlebte die Kunst in Bayern eine Blütezeit. Vor allem in München entstanden in dieser Zeit zahlreiche klassizistische Bauten. 1826 wird die ursprünglich in Ingolstadt gegründete Landesuniversität von Landshut nach München verlegt. Der anfangs noch liberale Regierungsstil Ludwigs I. nimmt zunehmends autoritäre Züge an. 1848 muss der König wegen einer Liebesbeziehung zur Sängerin Lola Montez und Unruhen in München zurücktreten.

Sein Sohn Maximilian II. (1848-1864) leitete eine Phase der Liberalisierung ein. Unter anderem wurde die Zensur abgeschafft und die Rechte des Landtags gestärkt. Die Reichsverfassung von 1849 wird von ihm jedoch wie von den meisten deutschen Fürsten abgelehnt.

Den Krieg von 1866 verlor Bayern unter Ludwig II. (1864-1886) an der Seite Österreichs und der meisten deutschen Staaten gegen Preußen und musste hohe Kriegsentschädigungszahlungen leisten. 1870 beteiligte sich Bayern als Verbündeter Preußens am Krieg gegen Frankreich und trat dem Norddeutschen Bund bei.

[Bearbeiten] Bayerns Wirtschaft 1848

Aufgrund der hauptsächlich agrarisch strukturierten Bevölkerung, des Erbrechts (Realteilung, Erstgeborener) sowie des hohen Heiratalters wuchs die Bevölkerung in Bayern langsamer als in den anderen Teilen des Reiches. Seine Industrialisierung verlief im Vergleich zu anderen Regionen und Ländern sehr gemessen. Karl Bosl sprach in diesem Zusammenhang auch von einer „geminderten Industrie“.

Allerdings hatte Bayern für die Industrialisierung sichtbar schlechte Voraussetzung: - schlechte Binnenlage - schlechte Infrastruktur - Rohstoffferne - kaum Angebot an billigen Arbeitsplätzen

Im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion weist Bayern 1848 eine negative Handelsbilanz auf. Die Produkte müssen folglich in Qualität und Quantität gesteigert werden. Allerdings sorgten die Ausfuhr von Rohstoffen und Waren, die weit über der Einfuhr von Produkten und fremden Fabrikaten liegen, für eine insgesamt noch positive Handelsbilanz. Die Industrie muss dennoch weiter ausgebaut werden, wenn Bayern nicht von steigender Armut und Abhängigkeit von anderen Ländern bedroht sein will. Positiv anzumerken ist, dass im Bildungsbereich bereits gute Grundsätze gelegt wurden, allerdings müssen den gut ausgebildeten Arbeitskräften auch Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Land gegeben werden

[Bearbeiten] Bayern im Deutschen Kaiserreich

1871 wird Bayern Teil des neu gegründeten Deutschen Reiches, behält neben der Kultur- und Steuerhoheit aber noch zahlreiche so genannte Reservatrechte, wie eigenes Heer, Postwesen und eigene Eisenbahn. Weil Ludwig II. die Staatsgeschäfte völlig vernachlässigte und die Verwaltung eher preußenfreundlich eingestellt war, war der Einfluss Preußens auf die Politik Bayerns groß. Ludwig II. ging wegen der unter seiner Herrschaft erbauten Königsschlösser (Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Linderhof) als Märchenkönig in die Geschichte ein.

Innenpolitisch entwickelte sich die 1868 gegründete katholisch-konservative Patriotische Partei zur führenden Partei im Landtag. 1887 erfolgt die Umbenennung in Bayerisches Zentrum. 1893 ziehen erstmals die Sozialdemokraten in den Landtag ein. 1906 erfolgt eine Liberalisierung des Wahlrechts.

Nach der Entmündigung Ludwigs II. 1886 übernimmt Prinzregent Luitpold (1886-1912) die Herrschaft anstelle des psychisch erkrankten Prinzen Otto. Er gilt zum Teil bis heute als volkstümlicher Vertreter der „guten alten Zeit“ in Bayern, obwohl seine Herrschaftszeit eher von politischer Stagnation geprägt war.

Als er 1912 stirbt, folgt ihm sein Sohn als Regent nach. 1913 erklärt dieser sich durch eine Verfassungsänderung zum König Ludwig III. (1912-1918).

[Bearbeiten] Bayern zwischen den Weltkriegen

[Bearbeiten] Ende der Monarchie

Aufgrund der Versorgungsengpässe und der Verluste im Ersten Weltkrieg nimmt der Rückhalt der kriegsmüden Bevölkerung für die Monarchie durch die militante und preußenfreundliche Einstellung Ludwigs III. immer mehr ab. Die wachsende Ablehnung gegen das Reich und gegen das militaristische Preußen wendet sich so immer mehr auch gegen die bayerische Monarchie. 1917 wird ein Antrag der SPD auf Parlamentarisierung Bayerns von der Regierung abgelehnt. Wie im restlichen Deutschland entlädt sich die Kriegsmüdigkeit in den Januarstreiks 1918.

Eine Einigung in den Anfang November desselben Jahres kommt zu spät. Am 7. November 1918 stürzen revolutionäre Kräfte im Rahmen der Novemberrevolution unter Führung von Kurt Eisner von der USPD die Monarchie. Bayern wird zum Freistaat erklärt. Kurt Eisner stützt sich auf die Räte, die im ganzen Land gebildet werden und eine echte Volksbewegung darstellen. Es gibt in Bayern mehrere Tausend Räte, in den Städten Arbeiter- aber auch Bürgerräte und in den Garnisonen Soldatenräte. Aber auch auf dem Land findet diese Art der Partizipation in Form der Bauernräte eine breite Zustimmung. Beispielsweise treffen sich am 6. März 1919 im konservativen Chiemgau 158 Rätevertreter aus 54 Gemeinden. In München konstituieren sich neben dem 400-köpfigen Münchner Arbeiterrat Zentralräte der Bauern, der Soldaten und der Arbeiter. Daneben gibt es aber auch Räte geistiger Arbeiter, Hochschul- und Schülerräte und so weiter.

[Bearbeiten] Münchner Räterepublik

Bei Wahlen zum Landtag im Januar 1919 erleidet die USPD Eisners jedoch eine schwere Niederlage. Stärkste Kraft wird die bürgerlich-konservative Bayerische Volkspartei, die Nachfolgepartei des Bayerischen Zentrums. Am 21. Februar 1919 wird Eisner auf dem Weg zur Eröffnung des neugewählten Landtags von Anton Graf von Arco auf Valley ermordet.

Neuer Ministerpräsident wird der Sozialdemokrat Johannes Hoffmann. Seine Regierungszeit wird von der Auseinandersetzung zwischen gemäßigten parlamentarischen Kräften und radikalen Arbeiter- und Soldatenräten überschattet. Die Regierung muss sogar wegen der unruhigen Lage in der Hauptstadt nach Bamberg ausweichen. Zeitgleich wird in München von einer Gruppe um die Schriftsteller Ernst Toller und Erich Mühsam sowie dem anarchistischen Philosophen Gustav Landauer am 7. April 1919 die „Räterepublik Baiern“ ausgerufen. Kurz darauf übernimmt der Kommunist Eugen Leviné die Führung der Räterepublik. Die von Ministerpräsident Hoffmann nach Zugeständnissen zu Hilfe gerufenen preußischen und württembergischen Truppen sowie Angehörige der sich entwickelnden Freikorps erobern am 1. Mai 1919 die Hauptstadt zurück. Die nun folgenden „Säuberungen“ der weißen Truppen forderten zahlreiche Menschenleben.

[Bearbeiten] Bayern während der Weimarer Republik

Am 14. August 1919 tritt die nach ihrem Entstehungsort benannte Bamberger Verfassung in Kraft. 1920 wird der Freistaat Coburg nach einer dort durchgeführten Volksabstimmung mit Bayern vereinigt. Der Kapp-Putsch im März 1920 hatte den Rücktritt Hoffmanns zur Folge.

Nachfolger wird der Monarchist Gustav Ritter von Kahr, der eine Loslösung Bayerns vom Reich anstrebt. 1922 wird Eugen Ritter von Knilling Ministerpräsident. Die Politik der Bevorzugung der Rechten schafft für die Entstehung rechtsextremer Gruppen ein günstiges Klima und Bayern wird zur „Ordnungszelle“. Unter anderem taucht Hermann Ehrhardt, der Führer der Brigade Ehrhardt, nach dem Kapp-Putsch in Bayern unter.

Im Herbst 1923 dient das Ende des passiven Widerstandes gegen die Ruhrbesetzung der Staatsregierung als Vorwand, den Ausnahmezustand auszurufen und von Kahr nach Artikel 48 Abs. 4 der Weimarer Verfassung zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten zu ernennen. Als Reaktion auf diesen Versuch, eine Rechtsdiktatur zu errichten, verhängt Reichspräsident Friedrich Ebert seinerseits den Ausnahmezustand. General Hans von Seeckt, der Chef der Heeresleitung, sympathisiert allerdings mit von Kahr, so dass es zu keiner Reichsexekution kommt. In Bayern bildet sich ein Triumvirat aus von Kahr, dem bayerischen Wehrkreiskommandeur Otto von Lossow und dem Chef der bayerischen Landespolizei Hans Ritter von Seisser. Sie lassen unter anderem hunderte jüdische Familien ausweisen, verbieten linke Zeitungen und setzen das Republikschutzgesetz außer Kraft.

Am 9. November 1923 kommt es in München zum Hitler-Putsch. Hitler lässt den Bürgerbräukeller umstellen, als Gustav Ritter von Kahr dort eine Rede hält, um ihn auf seine Seite zu bringen. Er erklärt die Reichsregierung für abgesetzt. Er kann von Kahr jedoch nicht überzeugen, und der Putschversuch wird an der Münchner Feldherrnhalle von der Polizei beendet. Im Februar 1924 tritt von Kahr zurück.

Im Juni 1924 wird Heinrich Held von der Bayerischen Volkspartei Ministerpräsident. Helds Politik zielt auf mehr politische Eigenständigkeit Bayerns im Reich. Jedoch wird von ihm die Gefahr von rechts lange unterschätzt. Ab 1930 hat Held keine parlamentarische Mehrheit für seine Regierung. Eine Tolerierung durch die SPD ermöglicht ihm aber die weitere Geschäftsführung, was ihn nicht daran hindert, die sozialdemokratische Kinderorganisation „Die Kinderfreunde“ (Die Falken) zu verbieten. Am 15. März 1933 wird Held durch die Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen.

[Bearbeiten] Bayern unter dem Nationalsozialismus

Im März und April 1933 erfolgt die Gleichschaltung der Länder. Zunächst wird Franz Xaver Ritter von Epp am 9. März vom Reichsinnenminister Wilhelm Frick, unter Hinweis auf Artikel 2 der "Reichstagsbrandverordnung", als Reichskommissar in Bayern eingesetzt. Dieser bestellt unter anderem Heinrich Himmler zum Leiter der Polizeidirektion München und Anfang April zum "Politischen Referent beim Staatsministerium des Innern". Damit ist ihm die gesamte Politische Polizei in Bayern unterstellt. Am 16. März übernimmt Epp sämtliche Regierungsgeschäfte und bildet einen kommissarischen Ministerrat. Am 10. April wird Epp schließlich zum Reichsstatthalter in Bayern ernannt. Da er in dieser Funktion nicht Mitglied der Landesregierung sein darf, wird am 12. April Ludwig Siebert formal zum Ministerpräsident bestimmt, Adolf Wagner wird Innenminister. Nach dem Tod Sieberts im November 1942 wird kein offizieller Nachfolger mehr ernannt, der geschäftsführende Gauleiter München-Oberbayerns Paul Giesler ist bis Kriegsende auch geschäftsführender Ministerpräsident.

Zahlreiche führende Personen der Nationalsozialisten stammen aus Bayern. Bei den Maßnahmen der Nationalsozialisten bekommt das bayerische Gebiet eine Art Pionierrolle. Am 10. Mai 1933 findet auf dem Münchner Königsplatz die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten statt. Die Zerstörung der Synagogen in Nürnberg und München erfolgt zeitlich Monate vor der Reichskristallnacht 1938. Das erste Konzentrationslager wird 1933 in Dachau eingerichtet. München wird zur "Hauptstadt der Bewegung" erklärt, Nürnberg ständiger Sitz der Reichsparteitage. 1935 werden in Nürnberg die Nürnberger Rassegesetze verabschiedet. 1937 findet in München die erste Ausstellung "Entartete Kunst" statt.

1939 scheitert Georg Elsers Attentat auf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller. Unter den bayerischen Widerstandsgruppen ist die Münchner Weiße Rose die bekannteste. In den letzten Kriegstagen scheitert die "Freiheitsaktion Bayern" von Rupprecht Gerngroß.

Bei den Luftangriffen durch die Alliierten werden bayerische Städte wie München, Nürnberg und Würzburg erheblich zerstört.

[Bearbeiten] Bayern nach 1945

Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 wurde Bayern gemäß dem Potsdamer Abkommen mit Ausnahme der Pfalz und Lindaus, die unter französische Kontrolle kamen, Teil der US-amerikanischen Besatzungszone.

Am 28. Mai 1945 wurde Fritz Schäffer von der Bayerischen Volkspartei von der amerikanischen Militärregierung zum Ministerpräsidenten bestimmt, am 28. September allerdings von ihr wieder entlassen. Als Nachfolger bestimmte sie den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner. Unter dem Leiter der Militärregierung, General Lucius D. Clay, erfolgte die Neugründung Bayerns als Staat und die Wiederbelebung der Parteien und der Demokratie von unten.

Am 30. Juni 1946 wurde eine verfassunggebende Landesversammlung gewählt, bei der die CSU als Nachfolgepartei der Bayerischen Volkspartei die absolute Mehrheit erzielte. Der Verfassungsentwurf wurde in seinem föderativen Charakter von der Besatzungsmacht genehmigt, jedoch ein Artikel gestrichen, der Bayern ein Recht auf Nichtbeitritt zu einem zukünftigen deutschen Bundesstaat zugebilligt hätte. Die Verfassung des Freistaates Bayern wurde am 1. Dezember 1946 in einem Volksentscheid angenommen.

Bei der zeitgleich stattfindenden ersten Wahl zum Landtag errang die CSU wiederum die absolute Mehrheit und blieb bis heute stärkste Partei. Ministerpräsident wurde Hans Ehard von der CSU, der abwechselnd allein und in Koalition mit der SPD regierte.

1945 wurde die bisher thüringische Enklave Ostheim vor der Rhön Bayern zugeordnet und 1946 die Pfalz in das neu geschaffene Bundesland Rheinland-Pfalz ausgegliedert. Die Wiedereingliederung von Lindau erfolgt erst 1955.

Ehard schaffte es, viele seiner Vorstellungen nach einem möglichst weitgehenden Föderalismus bei den Beratungen zum Grundgesetz durchzusetzen. Da das Grundgesetz seiner Ansicht nach immer noch nicht föderalistisch genug war, beispielsweise wurde eine Gleichberechtigung des Bundesrates bei der Gesetzgebung gefordert, lehnte der bayerische Landtag auf Antrag der Landesregierung als einziger das Grundgesetz ab. Jedoch wurde unter der Bedingung, dass zwei Drittel der Bundesländer das Grundgesetz annehmen, beschlossen, dass es dennoch für Bayern verbindlich sein sollte. Auf Bundesebene ging die CSU eine Fraktionsgemeinschaft mit der Schwesterpartei CDU ein, bewahrte jedoch ihre Eigenständigkeit.

In den 50er Jahren gab es noch Konkurrenzkämpfe zwischen der CSU und der Bayernpartei, die bezüglich einer bayerischen Eigenständigkeit radikaler auftrat als die CSU. Die Bayernpartei versank jedoch, nachdem es ihr nicht gelang, in eine Regierung mit der CSU einzutreten, immer mehr in die politische Bedeutungslosigkeit.

Neben dem Wiederaufbau des Landes nahm Bayern von allen Bundesländern die meisten Reichsdeutschen und Flüchtlinge auf, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemals deutschen Ostgebieten sowie Ost- und Südosteuropa (also aus dem Sudetenland, Böhmen, Mähren, Ungarn und vom Balkan) vor allem nach Bayern strömten, da dieses erst zum Ende des Krieges von den amerikanischen Truppen erobert wurde.

Franz Josef Strauß, Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender
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Franz Josef Strauß, Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender

Flüchtlingslager entstanden im ganzen Land, manche davon wie in Piding waren bis in die 1960er Jahre geöffnet, viele waren aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgelöst oder in Dörfer und Ortschaften umgewandelt worden. Etwa zwei Millionen Vertriebene blieben in Bayern und trugen nicht nur zum Bevölkerungswachstum, sondern durch ihre mitgebrachten Kenntnisse und Traditionen auch zum Wirtschaftsaufschwung bei. (Siehe auch unter Vertreibung). Die Sudetendeutschen wurden neben Bajuwaren, Franken und Schwaben der vierte „Stamm“ im Freistaat Bayern.

1954 kam es nach Wahlen zu einer Viererkoalition von SPD, Bayernpartei, FDP und der Heimatvertriebenenpartei BHE unter Ministerpräsident Hoegner. Nach dem Bruch der Koalitionsregierung entstand eine Dreierkoalition von CSU, BHE und FDP unter dem Ministerpräsidenten Hanns Seidel von der CSU. Nach dem Rücktritt Seidels aus gesundheitlichen Gründen übernahm nochmals Ehard für zwei Jahre das Amt des Ministerpräsidenten.

Die Nachfolgeregierungen unter Alfons Goppel von 1962 bis 1978, Franz Josef Strauß von 1978 bis 1988, Max Streibl von 1988 bis 1993 und Edmund Stoiber seit 1993 waren beziehungsweise sind reine CSU-Regierungen mit absoluter Mehrheit, seit 2003 hat die CSU sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag.

Wirtschaftlich schaffte Bayern nach 1945 den Strukturwandel von einer überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region zu einem führenden Industrieland. Durch Vereinheitlichungstendenzen auf Bundesebene und der Abgabe von Kompetenzen an die Europäische Union entstanden neue Bedrohungen und Fragen für die Zukunft des Föderalismus.


[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  • Monumenta Boica (44 Bände, München, 1763-1900)

[Bearbeiten] Literatur

  • K. Bosl, Bayerische Geschichte (München 1979)
  • P.C. Hartmann, Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute.(Regensburg 1989)
  • A. Kraus, Geschichte Bayerns. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. (München 1988)
  • Hans F. Nöhbauer: Die Chronik Bayerns. Dortmund: Harenberg Kommunikation (Sonderausgabe), 1988 (im Anhang unter anderem: geografische Lage und Landesnatur, Bevölkerung, Verwaltungsgliederung, Regierungen, Gesetzgebung, Gemeindeordnung und Gebietsstand Bayerns seit 1329, Regierungsdaten bayerischer Herrscher, Bischöfe in Bayern, ausgewählte Schlösser und Burgen, Gärten und Klöster, ausgewählte Museen, Sammlungen, Theater, Opernhäuser, Musikfestspiele, die bayerischen Universitäten sowie ein Personenregister und Abkürzungs- und Bildquellenverzeichnisse), o. ISBN
  • S. Riezler, Geschichte Bayerns (Gotha, 1878-1899)
  • Ad. Brecher, Darstellung der geschichtlichen Entwickelung des bayrischen Staatsgebiets, Karte (Berlin, 1890)
  • E. Rosenthal, Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns (Würzburg, 1889)
  • Philip M. Soergel: Wondrous in His Saints. Counter-Reformation Propaganda in Bavaria. (Berkeley 1993)
  • U.-B. Vollhardt, Geschichtspolitik im Freistaat Bayern. Das Haus der Bayerischen Geschichte: Idee – Debatte – Institutionalisierung. (München 2003) ISBN 3-8316-0235-2

[Bearbeiten] Weblinks

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