Prenzlauer Berg
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Wappen | Karte |
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1992–2001 |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Berlin |
Stadtbezirk: | Bezirk Pankow |
Geografische Lage: | Koordinaten: 52° 32′ n. Br., 13° 25′ ö. L. 52° 32′ n. Br., 13° 25′ ö. L. |
Vorwahl: | 030 |
Kfz-Kennzeichen: | B |
Prenzlauer Berg ist ein Ortsteil im Berliner Bezirk Pankow. Bis zur Fusion mit den ehemaligen Stadtbezirken Weißensee und Pankow bei der Verwaltungsreform 2001 war er ein eigenständiger Bezirk (bis 1990 „Stadtbezirk“).
[Bearbeiten] Stadtbild
Vor der deutschen Wiedervereinigung war der Prenzlauer Berg ein Teil Ostberlins. Er ist geprägt durch Altbauten aus der Zeit um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Von Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg verschont, in der DDR vernachlässigt, wurde die Gebäudesubstanz in den 1990er und 2000er Jahren größtenteils saniert und bildet heute das wohl größte erhaltene Gründerzeitgebiet mit tausenden Gebäuden, von denen über 300 unter Denkmalschutz stehen. Der innenstadtnahe Stadtteil ist von Restaurants und Bars geprägt, die sich besonders in der Kastanienallee, um den Kollwitz- und den Helmholtzplatz sammeln. Mittelpunkt des Nachtlebens ist das Gebiet um den U-Bahnhof Eberswalder Straße, an dem sich u. a. Schönhauser Allee, Danziger Straße und Kastanienallee schneiden.
Über 80 % aller Wohnungen des Gebiets entstanden vor 1948, das älteste noch vorhandene Gebäude ist von 1848 (Kastanienallee 77).
Der Stadtteil bietet städtebaulich ein recht einheitliches Bild, er ist ganz überwiegend von fünfgeschossigen Wohngebäuden in geschlossener Blockbauweise geprägt. Die Blocks sind in den meisten Fällen durch die großen Grundstückstiefen und zahlreichen Hinterhofnutzungen sehr groß, manche Straßenblocks haben einen Umfang von mehr als einem Kilometer.
Herausragende Gebäude sind vor allem die großen Kirchen des Bezirks, von denen August Orths Gethsemanekirche an der Stargarder Straße (1891–93) die bekannteste sein dürfte. Ihr 66 Meter hoher Turm wird vom 79 Meter hohen Turm der Segenskirche an der Schönhauser Allee und der 68 Meter hohen Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee übertroffen. Auch die repräsentativen Schulbauten, überwiegend von Ludwig Hoffmann entworfen, heben sich von der Wohnbebauung ab.
In der Rykestraße befindet sich eine der größten erhaltenen Synagogen Deutschlands. Die Bauarbeiten begannen Ende 1903, geweiht wurde sie am 4. September 1904. Entworfen wurde der 2000 Personen fassende Bau von Johann Hoeniger. Die Reichspogromnacht überstand das Gebäude, da die Synagoge dicht von „arischen“ Gebäuden umbaut war. Die Synagoge wurde geschändet und im April 1940 enteignet. Am 30. August 1953 wurde sie erneut eingeweiht. Auf dem 1827 eröffneten Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee gibt es über 22.500 Gräber und 750 Familiengrüfte, unter anderem die Gräber von David Friedländer, Max Liebermann, Leopold Ullstein, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker und Giacomo Meyerbeer.
Als ein bauliches Wahrzeichen von Prenzlauer Berg gilt der ehemalige Wasserturm („dicker Hermann“) an der Ecke Rykestraße/Knaackstraße aus dem Jahr 1877, der erste Wasserturm Berlins. Das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee wurde 1987 eröffnet.
Im Westen am Jahn-Sportpark (siehe Sport) befindet sich der Mauerpark, eine öffentliche Grünfläche, die auf dem Gebiet der ehemaligen Berliner Mauer angelegt wurde.
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Lage
Der Stadtteil Prenzlauer Berg ist Teil des Berliner Bezirks Pankow im Nordosten Berlins und grenzt im Westen und Südwesten an den Bezirk Mitte, im Südosten an den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, im Osten an den Bezirk Lichtenberg und im Norden an die Ortsteile Weißensee und Pankow. Der Stadtteil liegt vollständig auf der Grundmoränenfläche des Barnim.
Der höchste Punkt des Bezirks liegt heute mit 91 Metern über dem Meeresspiegel im Nordosten im Volkspark Prenzlauer Berg. Dieser Berg entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Aufschütten von Trümmern aus der Innenstadt und anschließende Begrünung.
In Prenzlauer Berg gibt es bis auf einen kleinen See im Volkspark Prenzlauer Berg keinerlei Wasserflächen und heute auch keine Waldflächen mehr.
[Bearbeiten] Namensgebung
Der Name „Prenzlauer Berg“ bezieht sich auf das vom alten Berlin aus gesehen auf der ganzen Breite ansteigende Plateau des Barnim. Da Berlin im Norden bis in das 19. Jahrhundert auf das ebene Berliner Urstromtal beschränkt blieb, wurde das Gebiet von den Berlinern schon immer als „Berg“ – meist als Windmühlenberg – bezeichnet. Da der im Groß-Berlin-Gesetz 1920 festgelegte Bezirksname Prenzlauer Tor auf ein zu diesem Zeitpunkt schon seit fünfzig Jahren nicht mehr existierendes Bauwerk hinwies, wurde im Folgejahr der Name der Steigung am Beginn der Prenzlauer Allee, einer zentralen Ausfallstraße, die direkt in die ca. 90 km nördlich gelegene uckermärkische Stadt Prenzlau führte, für den gesamten Bezirk übernommen. Erstmals dokumentiert ist der Name Prenzlauer Berg bereits in einem Schreiben vom Mai 1826.
Der Name „Prenzlauer Berg“ kann mit oder – umgangssprachlich – ohne Artikel verwendet werden. Die Bewohner können „im“ Bezirk oder aber am oder auf dem Prenzlauer Berg (landschaftlich auch: in Prenzlauer Berg) wohnen. In der Umgangssprache wird auch die Abkürzung „Prenzl. Berg“ (in einem Wort gesprochen) verwendet (allerdings weniger von Einheimischen als mehr von „Zugereisten“).
[Bearbeiten] Gliederung
Der Bezirk ist durch die großen Ausfall- und Ringstraßen leicht nachvollziehbar in Nachbarschaften („Quartiere“ bzw. „Kieze“) gegliedert, die fast alle über einen Quartiersplatz als Mittelpunkt verfügen. Diese Unterteilungen haben keine behördliche Relevanz, sind aber im Sprachgebrauch üblich.
Südlich des Straßenzugs Danziger Straße | |
01 | das Gebiet Kastanienallee / Teutoburger Platz |
02 | das Gebiet Kollwitzplatz (Kollwitzkiez) |
03 | das Gebiet Winsstraße |
04 | das Bötzowviertel mit dem Arnswalder Platz (auch „Stierbrunnenviertel“) |
Zwischen Danziger Straße und Ringbahn | |
05 | das Gebiet Falkplatz (auch „Gleimviertel“) |
06 | das Gebiet Helmholtzplatz / Pappelallee (Helmholtzkiez, auch „LSD-Viertel“, nach Lychener, Schliemann- und Dunckerstraße) |
07 | das in den 80er Jahren errichtete Wohngebiet Thälmannpark |
08 | das aus den 30er Jahren stammende Gebiet um die Anton-Saefkow-Straße („Grüne Stadt“) |
09 | das Gebiet um die Conrad-Blenkle-Straße am Velodrom |
10 | das Gebiet des alten Schlachthofs |
Nördlich der Ringbahn | |
11 | das Gebiet Arnimplatz |
12 | das Gebiet Humannplatz / Stahlheimer Straße |
13 | das aus den 20er und 50er Jahren stammende Wohngebiet Grellstraße / Ostseeplatz |
14 | die Plattenbausiedlung Greifswalder / Michelangelostraße |
15 | das für den Bezirk sehr untypische, mit Einfamilienhäusern bebaute Wohngebiet Syringenplatz |
[Bearbeiten] Bevölkerung
Der Prenzlauer Berg als Stadtteil hat mit 134.861 Einwohnern (30. Juni 2003) die Dimension einer eigenen Großstadt auf dem relativ kleinen Gebiet von 10,95 km². Die Bevölkerungsdichte gehört mit 12.316 Einwohnern je Quadratkilometer zu den höchsten in Berlin. In einigen Bereichen – beispielsweise um den Helmholtzplatz – liegt sie noch höher. Hier wohnen etwa 25.000 Einwohner je Quadratkilometer.
Die Sozialstruktur des Gebiets befindet sich seit der Wende im Umbruch: das ursprüngliche Berliner Arbeitermilieu wird zunehmend verdrängt. Auch die nachgezogene „alternative Szene“ beginnt langsam höheren Einkommensschichten zu weichen – nicht zuletzt wegen der steigenden Mieten im Zuge umfangreicher Sanierungen. Auch der Anteil der schwulen Bewohner ist stark angestiegen. Die schwule „Ost-Szene“ um die Greifenhagener Straße boomt und macht dem traditionellen Schwulenkiez in Berlin-Schöneberg rund um den Nollendorfplatz Konkurrenz.
Das vor dem Fall der Mauer von den meisten Bewohnern des Prenzlauer Bergs gesprochene Berlinisch wurde durch die zunehmende Durchmischung der Bevölkerung mit Zugezogenen in den letzten Jahren zurückgedrängt. Unter Alteingesessenen ist Berlinisch aber nach wie vor die Umgangssprache.
In Prenzlauer Berg leben überdurchschnittlich viele junge Menschen: 26,2% der Bevölkerung sind zwischen 15 und 30 Jahre alt (Berlin: 20,1%; Deutschland: 18,3%). Dies liegt auch am hohen Anteil von Ein- und Zweiraumwohnungen (70% gegenüber beispielsweise 60% im angrenzenden Stadtteil Weißensee oder 50% im angrenzenden Stadtteil Pankow). Der Anteil an ledigen Personen (1991: 46,2%) ist hoch. Auch die Geburtenrate liegt mit 1,0 Kindern je Frau unter dem Berliner Durchschnitt. In absoluten Zahlen ist die Kinderrate sehr hoch, da hier sehr viele junge Frauen leben. Subjektive Betrachtungen von Journalisten führten daher zeitweise zu der falschen Annahme, die Geburtenrate im Prenzlauer Berg sei höher als anderswo.
Der Ausländeranteil liegt bei 8,1% und somit ungefähr fünf Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt. Für Ostberliner Verhältnisse ist dies zwar viel, andere zentrumsnahe Gebiete haben aber weit mehr Ausländer (Friedrichshain-Kreuzberg: 22,4%; Mitte: 27,1%). Nach der Wende wuchs die Anzahl ausländischer Bewohner von 2.309 Ende 1991 über 4.024 (Ende 1992) und 8.373 (Ende 1995) auf über 10.000.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfänge
Der Prenzlauer Berg hat im Berliner Vergleich eine kurze Geschichte. Zwar rodeten Bauern die Wälder des Gebietes zum größten Teil schon im 13. Jahrhundert, doch über eine Nutzung als Landwirtschaftsfläche ging die Verwendung nicht hinaus. Beispielsweise war der Weinbau bis zum sehr kalten Winter 1740/41 für die Region relativ bedeutend. Noch zur Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert befanden sich auf dem Gelände nur Äcker und wenige Windmühlen, die vor allem der König seit einigen Jahrzehnten vermehrt bauen ließ. Siedlungen entstanden aber nicht. Die einzige Bebauung des Geländes war das Königliche Vorwerk, auf Erlass des Königs vom 31. März 1708 entstanden. Erste Erweiterungen außerhalb der alten Zoll- und Akzisemauer waren Friedhöfe: 1802 legten die St. Marien- und St. Nicolai-Gemeinden ihren heute so genannten Alten Friedhof vor dem Prenzlauer Tor an. Die Stadtmauer erweiterte man zu dieser Zeit noch. Der 1814 vor dem Königstor angelegte Friedhof der Georgen-Gemeinde blieb außerhalb der Mauern Berlins.
In den Einflussbereich Berlins fiel das Gebiet erst nach dem 19. November 1808, als in Preußen eine neue Städteordnung erlassen wurde. Gemäß dieser Städteordnung blieb das Umland einer Stadt zwar eigenständig, aber das Stadtrecht und somit die gesamte Gesetzgebung und das Steuerrecht galten nun auch dort. Das so zu einer Stadt gehörende Gebiet wurde Weichbild genannt. In Berlin wurden die nördlich gelegenen Felder 1831/32 in dieses Weichbild aufgenommen. Die erste Karte, die diese Grenzen zeigt, stammt von 1840. Das Gebiet änderte sich in der Folgezeit nicht.
Die Stein- und Hardenbergischen Reformen (1807 bis 1810) befreiten auch die Bauern nördlich Berlins von der Grundherrschaft. Ihnen wurde zwischen 1822 und 1826 ihr Gelände als freies Grundeigentum überschrieben, wenn sie entweder die Hälfte ihrer Fläche abgaben oder das Achtzehnfache eines Jahresertrages abführten. Gleichzeitig separierte man gemeinsam bewirtschaftete Flächen, sie wurden also unter den Bauern aufgeteilt und die Flächen neu verteilt. Die Bauern erhielten so zusammenhängende Flächen zur Bewirtschaftung. Hauptgewinner waren die drei Familien Griebenow, Büttner und Bötzow, die nun zusammen mehr als zwei Drittel der Fläche besaßen.
Kleinbauern hingegen hatten keine Chance, wirtschaftlich zu überleben. Entweder wurden ihre Felder durch Abtreten der halben Fläche zu klein, um auf dem unfruchtbaren Boden noch wirtschaftlich Landwirtschaft betreiben zu können, oder sie mussten sich hoch verschulden. Diese Bauern spezialisierten sich in den folgenden Jahren vorrangig auf die Weiterverarbeitung agrarischer Erzeugnisse: Die Zahl der Windmühlen auf dem so genannten „Windmühlenberg“ (heute zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee) stieg an, außerdem entstanden einige Schnapsbrennereien. Der Windmühlenberg war der wichtigste Mühlenstandort Berlins. Andere Bauern begannen, Bier zu brauen, und so war der Prenzlauer Berg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch der bedeutendste Brauereistandpunkt der Stadt. Nicht nur die Wasserqualität der Brunnen war hervorragend, auch eine dicke Tonschicht zur Anlage unterirdischer Kühlräume war vorhanden. So entstanden auch viele Ausflugslokale, Karusselle und eine Kegelbahn.
[Bearbeiten] Erste Planungen
1827 beschloss der Berliner Magistrat, dass für das Umland ein Bebauungsplan erstellt werden sollte, da die Stadt innerhalb der Mauern stark wuchs. Zuständig dafür war das Preußische Innenministerium, das gerade Pläne für das bisherige Stadtgebiet fertiggestellt hatte. Der zuständige Oberbaurat Johann Carl Ludwig Schmid teilte das Gebiet um Berlin dazu in fünf Planabschnitte ein, die im Uhrzeigersinn nummeriert wurden. Das Gebiet des heutigen Prenzlauer Berges fiel dabei komplett in den Plan I. Dieser orientierte sich an den bereits im 18. Jahrhundert entstandenen Chausseen (der heutigen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße), sah aber eine Verdoppelung der Straßenbreite vor. Die Größe der geplanten Grundstücke lässt darauf schließen, dass eine lockere Bebauung mit kleinen Gärten vorgesehen war. Schmid entwickelte den Plan bis 1829 und König Friedrich Wilhelm III. genehmigte ihn im darauf folgenden Jahr. Da der Plan viele große Straßen und Plätze vorsah und die dafür benötigten Grundstücksflächen entschädigungslos von den Bauern bereitgestellt werden sollten, scheiterte der Plan in den folgenden Jahren an deren Widerstand.
Da die Bevölkerung der Stadt zwischen 1830 und 1840 weiter stark wuchs (von 250.000 auf 330.000 Einwohner), veröffentlichte der Magistrat 1840 einen Plan des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, der einen großen Ringboulevard nur wenige hundert Meter nördlich der vorhandenen Stadtmauern vorsah. Als Landschaftsarchitekt plante Lenné sehr großräumig, ohne an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer zu denken. So war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Schon wenige Jahre später zerschnitten erste Eisenbahnlinien den geplanten Boulevard, die Industrialisierung beschleunigte nochmals das Wachstum der Stadt, die in den 1840er Jahren von 330.000 Einwohnern auf 430.000 Einwohner wuchs.
[Bearbeiten] Der Hobrecht-Plan für die Umgebung Berlins
Anfang der 1850er Jahre trug der damalige Bauinspektor Köbicke dann alle älteren Planungen zusammen. Er stellte dabei fest, dass es viele Ungenauigkeiten gab und die Teilung des Umlandes in fünf Planbereiche nicht ausreichend war. Köbicke teilte das Umland in 14 Planabteilungen. Die alte Abteilung I überführte er in die Abteilungen XI, XII und XIII. Der heutige Prenzlauer Berg erstreckt sich dabei vom östlichen Bereich der Abteilung XI bis zum westlichen Bereich der Abteilung XIII (XIII-1). 1859 trat James Hobrecht die Nachfolge Köbickes an und veröffentlichte 1862 den so genannten Hobrecht-Plan. In diesem war auf dem inzwischen (seit dem 1. Januar 1861) zu Berlin gehörenden Gebiet eine Erweiterung der Stadt bis an die Grenzen des alten Weichbildes und ein grobes Straßennetz mit Straßenbreiten von 19 bis 68 Metern vorgesehen.
Freiräume wurden zum größten Teil auf Magistratsflächen geplant. Trotzdem mussten viele Plätze in den folgenden Jahren verkleinert oder aufgegeben werden, da die Grundstücksbesitzer wiederum unentschädigt bleiben sollten und sich daher wehrten. Neben den vorhandenen Chausseen, die verbreitert werden sollten, erweiterte Hobrecht einen seit 1822 existierenden Feldweg, der bis dahin „Communication“ genannt wurde. Er sollte zusammen mit der Warschauer Straße und der Petersburger Straße Teil eines Ringes um die Stadt werden. Dieser Ring wurde aber nie über diese Straße – die heutige Danziger Straße – hinaus nach Westen verlängert.
Ein zweiter Ring sollte an der Grenze des alten Weichbildes im Norden verlaufen (heute Osloer Straße, Bornholmer Straße, Wisbyer Straße und Ostseestraße). Die Bevölkerung kritisierte dies, da man sich nicht vorstellen konnte, dass die Stadt je bis dahin wachsen könnte. 1862 wurde dieser Plan genehmigt und sollte die Grundlage für das Wachstum des Bezirks in den folgenden Jahrzehnten darstellen. Die Planungen beschränkten sich ausschließlich auf die öffentlichen Flächen und trafen keine Beschränkungen bei der Art der Bebauung.
[Bearbeiten] Erste Bebauungen
Seit den 1840er Jahren bebauten die ersten Berliner die stadtnahen Gebiete zunächst mit kleinen, zweigeschossigen Häusern, deren Dachgeschosse sie später ausbauten, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Doch schon Ende der 1850er Jahre wurden diese Gebäude auf die gesamte Grundstücksbreite erweitert, tiefer gebaut und bis auf vier Etagen aufgestockt. In den 60er Jahren schlossen sich langsam die letzten Lücken, sodass bis zu 300 Meter von der Stadtmauer entfernt geschlossene viergeschossige Häuserzeilen entstanden waren. Noch vorhandene Einzelgebäude riss man in dieser Zeit nach und nach ab und ersetzte sie durch größere Gebäude. Die Fassaden waren einfach und hatten wenige Verzierungen und nur selten Balkone. Hinter den Vorderhäusern entstanden nun Wirtschaftsgebäude und Werkstätten, die in der folgenden Zeit auf zwei Etagen aufgestockt und über einen Seitenflügel mit dem Vorderhaus verbunden wurden. Ihre Nutzung als Wohnraum untersagten die Behörden aber größtenteils noch. Erst in den 1870ern wurden mehrgeschossige Hinterhäuser und Seitenflügel als Wohnraum üblich. Die volle Höhe erreichen sie jedoch erst in den 1880ern, und bis zur Jahrhundertwende war diese Bauart Standard.
[Bearbeiten] Die Gründerzeit: Rasantes Wachstum
Die Stadt wuchs in den 1870er Jahren fortwährend, nicht zuletzt durch die fünf Milliarden Goldfranc Kriegsentschädigung nach dem Deutsch-Französischen Krieg und die Ernennung Berlins zur Reichshauptstadt 1871. Lebten 1870 noch 800.000 Menschen in Berlin, konnte sich die Stadt schon in der zweiten Hälfte der 70er Jahre zu einer der weltweit sieben Millionenstädte zählen. In dieser Zeit industrialisierten Baugesellschaften den Wohnungsbau. Sie schufen ganze Fabriken, die nur mit der Produktion von Baumaterial beschäftigt waren, und auf dem Gelände des heutigen Helmholtzplatzes errichtete der Holländische Aktienbauverein sogar eine eigene Ziegelei. So konnte ein ganzes Grundstück mit fünfgeschossigem Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus in nur einem halben Jahr vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung bebaut werden.
[Bearbeiten] Kurze Rezession und städtische Baumaßnahmen
Ab 1870 erteilten die Behörden nur noch Baugenehmigungen, wenn die Straße befestigt und gepflastert war. Im Jahr 1873 kam es zu einem großen Börsenkrach mit folgender Rezession. Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm daraufhin rapide ab. Da man die eigenen Versäumnisse bei der Besiedlung des Gebietes erkannt hatte, und um die Bauwirtschaft anzukurbeln, begann die Stadt in den späten 1870ern damit, den späteren Prenzlauer Berg zu erschließen. Im Anschluss an die in diesem Bereich schon 1867 fertig gestellte Ringbahn ließ man auf einem 20 ha großen Gelände zwischen Ringbahn und Danziger Straße die IV. Gasanstalt der Stadt errichten. Der erste Gasbehälter war 1874 fertig gestellt, bis 1900 folgten fünf weitere.
Zwischen 1878 und 1881 errichtete der Magistrat auf einem knapp 48 ha großen Gelände östlich der Landsberger Allee den „Central-Vieh- und Schlachthof“, ebenfalls mit Bahnanschluss. Für viele Jahrzehnte war er eine der modernsten europäischen Anlagen dieser Art. 1886 folgten an der Prenzlauer Allee das „Städtische Hospital“ (seit 1934 Bezirksamt Prenzlauer Berg) und das „Städtische Obdach“ als Obdachlosenasyl. 1889 wurden im Stadtgebiet 13 Markthallen errichtet, um den Verkauf an zentrale Stellen zu verlagern und somit die Qualität der Waren überwachen zu können. In der Knaackstraße entstand die Markthalle XIII, die jedoch zu groß bemessen und aufgrund der hohen Standgebühren sehr schlecht ausgelastet war. Schon 1916 nutzte man das Gebäude für andere Zwecke. Auch um die Frage der Kanalisation kümmerte sich James Hobrecht – ab 1873 wurde sein Kanalisationsplan umgesetzt. Die großen Alleen im Prenzlauer Berg waren um 1885 kanalisiert, in den kleineren Straßen dauerte dies noch einige Jahrzehnte länger.
Trotz der verstärkten öffentlichen Bautätigkeit erholte sich die Bauwirtschaft auch in den 1880ern nur langsam. Die in den Jahren des Aufschwungs gebauten Wohnungen erwiesen sich als zu groß für den Normalverdiener, und so baute man nun vorrangig Häuser mit kleiner zugeschnittenen Wohnungen.
[Bearbeiten] Erneuter Aufschwung
Mitte der 1890er Jahre erholte sich die Bauwirtschaft, und zur Jahrhundertwende erreichte die Bebauung die Danziger Straße. Die Investoren ließen die neu erschlossenen Grundstücke sehr dicht bebauen, sodass man sich gezwungen sah, Ende des 19. Jahrhunderts einige Einschränkungen in der Bauordnung zu erlassen. 1887 verbot der Magistrat das Errichten von Kellerwohnungen (es gab ca. 100.000 Wohnungen dieser Art in ganz Berlin), und 1897 gab es erstmals Vorschriften für größere Innenhöfe, sodass sich nun meist zwei Nachbargrundstücke einen Innenhof teilten, um den Anforderungen zu genügen. Die aufkommende Praxis, einen Hof mit zwei Seitenflügeln zu umbauen, wurde somit unterbunden. Trotzdem durften weiterhin zwei Drittel des Grundstücks bebaut werden, bei bereits bebauten Grundstücken lag diese Grenze sogar bei drei Vierteln.
In den Jahren um die Jahrhundertwende gab es wieder eine starke Bautätigkeit. Zwischen 1895 und 1910 entstanden Jahr für Jahr etwa 100 neue Häuser, auch die Seitenstraßen wurden nun dicht bebaut. In dieser Zeit ähnelten sich die Häuser immer mehr, und das typische Prenzlauer-Berg-Haus entstand: das 18 Meter breite Grundstück war auf voller Breite mit einem fünfgeschossigen Vorderhaus bebaut, in dessen Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht waren. Darüber befanden sich pro Etage zwei Wohnungen, von der eine einen länglichen Raum hatte, der in den Seitenflügel hineinragte und von einem Fenster dort das Licht bekam; heute sind diese Räume unter dem Namen Berliner Zimmer bekannt. Mit dem Nachbargrundstück teilte man sich einen Hinterhof – das wohl typischste Zeichen der so genannten Mietskasernen, von denen es in Prenzlauer Berg noch heute über 3.000 gibt. Im Hinterhaus gab es pro Etage meist vier Wohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten. Insgesamt bestand ein solches Haus also aus ein bis zwei Läden und dreißig bis vierzig Wohnungen. Je mehr sich der Aufbau der Häuser glich, umso mehr wurden sie individuell verziert. Die aufkommende industrielle Produktion verschiedenster genormter und daher zueinander passender Fliesen sorgte dafür, dass jedes Haus anders wirkte.
[Bearbeiten] Vorantreiben der Bautätigkeit
Die Grundbesitzer forcierten häufig die Bautätigkeit in diesen Gebieten. Die bereits erwähnten Familien Griebenow, Büttner und Bötzow taten viel, um ihre Grundstücke gut verkaufen zu können. Sie gaben nun freiwillig Flächen für Straßen an die Stadt ab und stifteten Grundstücke für den Kirchenbau. So entstand die Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee 1893 in völlig unbebautem Gebiet, und auch um die im selben Jahr eingeweihte Gethsemanekirche befand sich zu dieser Zeit noch keine Bebauung. Beide Grundstücke schenkten die Großgrundbesitzer den Kirchgemeinden: das Gelände der Immanuelkirche kam von der Familie Bötzow, das Gelände der Gethsemanekirche von der Witwe Griebenows, Caroline von Griebenow. Beide Schenkungen sollten sich rentieren, waren die umliegenden Gebiete doch schon Ende der 1890er vollständig bebaut.
Der bereits 1877 komplettierten Ringbahn kam nun eine neue Bedeutung zu. Errichtet als Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe und der Vorstädte untereinander, wurde sie nun Teil des innerstädtischen Nahverkehrs. Nachdem ab dem 1. Januar 1872 der Personenverkehr zwischen Moabit und Schöneberg aufgenommen worden war, baute man bereits 1890 den Nordring viergleisig aus, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Da die innerstädtischen Industriebetriebe – die das starke Wachstum des Prenzlauer Bergs auslösten – nun nach und nach in die Berliner Randbezirke zogen, verstärkte sich das Verkehrsaufkommen weiter. So wurde die Bahn bereits 1892 von 30 Millionen Fahrgästen genutzt.
[Bearbeiten] Abschwung der Bauwirtschaft
Um die Jahrhundertwende hatte Berlins Einwohnerzahl die Zwei-Millionen-Grenze erreicht und wuchs weiterhin um ca. 50.000 pro Jahr. Die Stadt hatte das Wachstum aber inzwischen im Griff, es entstanden Schulen und andere öffentliche Einrichtungen, und 1908 war die Kanalisation endgültig fertiggestellt. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verlor der Prenzlauer Berg an Bedeutung. Dazu trug die schlechte Anbindung an die Innenstadt bei, denn es gab zwar die Ringbahn, aber keine Schnellbahn ins Zentrum. Es existierten nur langsame Pferdeomnibuslinien. Später wurden sie zwar zu Pferdeeisenbahnlinien ausgebaut, aber dennoch waren sie der mobilen Bevölkerung zu langsam. Planungen für eine Hochbahn vom Alexanderplatz zum Ring existierten zwar seit Anfang des Jahrhunderts, doch wehrten sich die Anlieger der Schönhauser Allee gegen die Ausführung der Bahn als Hochbahn statt als Untergrundbahn. Gegen diese Stimmen beschloss der Magistrat im Februar 1906 die Ausführung als Hochbahn, die Anlieger wehrten sich aber weiterhin, indem sie notwendige Grundstücke für den Bahnhofsbau nicht verkauften. So konnte die Linie erst am 27. Juli 1913 eröffnet werden. Die auf Mobilität angewiesene Bevölkerung zog es deshalb in die gut erschlossenen westlichen Vorstädte Schöneberg, Charlottenburg und Wilmersdorf.
Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm zu Anfang der 1910er Jahre ab und kam 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ganz zum Erliegen. Als der Krieg 1918 endete, herrschte daher wieder einmal große Wohnungsnot. Die Wirtschaft lag am Boden, und viele der Kriegsheimkehrer zog es in die Großstädte. Das bisher wenig genutzte Obdachlosenasyl an der Prenzlauer Allee, die „Palme“ (so genannt, weil anfangs eine Palme in einem Kübel am Einlass gestanden haben soll) stieß an die Grenzen seiner Kapazität – häufig nächtigten hier über 4000 Menschen. Die neue sozialdemokratische Regierung versuchte zudem, den Wohnungsbau sozialer zu gestalten, indem sie das Baurecht verschärfte und Höchstmieten festlegte. Durch diese staatliche Regulierung kam es bis Anfang der 1920er Jahre kaum zu Neubauten.
[Bearbeiten] Der Zusammenschluss zu Groß-Berlin
Einschneidend für die Geschichte Berlins ist der 1. Oktober 1920, an dem – nach über zehnjährigem Ringen – „Groß-Berlin“ gegründet wurde. Das alte Berlin und sieben weitere Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke fasste das Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin nun auch organisatorisch zu einer Stadt zusammen, nachdem sie bereits zusammengewachsen waren. Das neue Berlin war damit der Fläche nach zur zweitgrößten Stadt der Welt hinter Los Angeles geworden und war mit 3,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Welt nach London und New York. Die Stadt wurde in 20 Bezirke eingeteilt, von denen einer das „Prenzlauer Tor“ (Bezirk IV) mit rund 10 Quadratkilometern und 300.000 Einwohnern war. Schon ein Jahr später benannte man den Bezirk in „Prenzlauer Berg“ um.
Da durch die staatlichen Restriktionen kaum jemand baute, wurde in der Weimarer Republik nach der Inflation von 1923 ein Wohnungsbauprogramm gestartet. Weil das Immobilienvermögen im Gegensatz zum Geldvermögen durch die Inflation nicht geschmälert wurde und die Hausbesitzer so von der Inflation profitiert hatten, mussten sie nun auf eingenommene Mieten eine so genannte Hauszinssteuer zahlen. Diese Gelder kamen der neu gegründeten Wohnungsfürsorgegesellschaft zugute, die billige Kredite für Wohnungsneubauten vergab. So kam es ab Mitte der 1920er Jahre wieder zu einer verstärkten Bautätigkeit, vor allem nördlich der Ringbahn, aber auch an anderen Stellen wurden Baulücken geschlossen.
Die Bauten aus dieser Zeit unterscheiden sich stark von den Gebäuden der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Beim Entwurf der Neubauten wurde vor allem auf soziale Gesichtspunkte geachtet; sie wurden mit dem Ziel gestaltet, die Lebensbedingungen der darin wohnenden Menschen zu verbessern. Die Architekten der jüngeren Generation entwickelten die Formen des modernen, des Neuen Bauens. Auf die Ornamente der Vorkriegszeit wurde verzichtet, die Häuser zeichneten sich durch einfache, unverzierte Außenseiten aus. Während früher jedes Grundstück durch eine individuelle Gebäudefront auffiel, gab es nun vereinheitlichte, in serieller Machart ästhetisierte Baukörper. Das bisher benutzte Schrägdach wurde durch Flachdächer ersetzt. So entstanden Ende der 20er Jahre Tausende neuer Wohnungen im Prenzlauer Berg. Zu den bekanntesten Berliner Siedlungen dieser Zeit gehören die von Bruno Taut und Franz Hoffmann 1927/28 errichtete GEHAG-Siedlung (siehe Foto) zwischen Greifswalder, Grell- und Rietzestraße in der Nähe des S-Bahnhofs Greifswalder Straße und die Wohnstadt Carl Legien (Taut und Franz Hilliger, 1928-30), ebenfalls in der Erich-Weinert-Straße (zwischen Gubitz- und Sültstraße). Weitere Beispiele sind Tauts Wohnanlage in der Paul-Heyse-Straße im östlichen Teil des Bezirks (1926/27) sowie der Bereich der nördlichen Dunckerstraße (Gudvanger Straße bis Prenzlauer Allee) erbaut 1926-28 von Paul Mebes, Paul Emmerich, Eugen Schmohl und anderen, eines der bis dato modernsten Wohnviertel Berlins.
Da sich das Stadtwachstum inzwischen auf weiter außen liegende Bereiche verlagert hatte, blieb die Bevölkerungszahl des Prenzlauer Bergs konstant, und die neuen Wohnungen nutzte man, um die vorher herrschende Überbelegung zu reduzieren.
[Bearbeiten] Das Ende der Bautätigkeit
Ende der 1920er Jahre erreichte die Weltwirtschaftskrise Deutschland. Eine der Notverordnungen von Reichskanzler Heinrich Brüning kürzte die Hauszinssteuer, sodass der Hauptmotor des Wohnungsbauprogramms wegfiel. Damit endet auch das Kapitel der massiven Überbauung. Zu diesem Zeitpunkt lebten im Prenzlauer Berg über 325.000 Menschen in 100.000 Wohnungen – Experten gehen davon aus, dass der Prenzlauer Berg zu dieser Zeit eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt war, und das, obwohl ein Viertel der Fläche noch immer unbebaut und zur Bebauung vorgesehen war. Eine Statistik vom Anfang des Jahrhunderts zeigt, wie dicht Berlin besiedelt war. So lebten in London pro Haus im Schnitt gerade einmal acht Menschen, in New York 17 – im gesamten Berlin waren es 76 und im Prenzlauer Berg um die 110. Ein Ende der starken Berliner Bautätigkeit war damals aber noch nicht absehbar – aus dem Jahr 1913 existieren Wohnungsplanungen für Berlin für 21 Millionen Menschen.
Auch nach der Machtübernahme Hitlers änderte sich nichts am massiven Baurückgang. Das Stadtbild des Prenzlauer Berges veränderte sich so in den 30er Jahren kaum. Einige provisorische Gebäude ersetzte man durch Neubauten, die Siedlungen zwischen Eberswalder und Topsstraße (1937) und an der heutigen Anton-Saefkow- und John-Schehr-Straße (1939) entstanden, viele Straßen und Bürgersteige wurden saniert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam die Bautätigkeit völlig zum Erliegen.
Während dieser Zeit verübten die Nationalsozialisten ihre Gräueltaten auch im Prenzlauer Berg. Auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum des Bezirks entstand für einige Monate ein so genanntes „wildes Konzentrationslager“ zur Folterung und Ermordung von Gegnern des Regimes. Die Zahl der jüdischen Bewohner sank von über 20.000 schon bis 1939 auf unter 10.000. Nach Juden benannte Straßen benannten die Machthaber um. Jüdische Kinder durften keine öffentlichen Schulen mehr besuchen, weshalb die Schülerzahl in der 1904 gegründeten jüdischen Schule in der Rykestraße von 170 auf 750 stieg, bis auch diese 1941 schließen musste.
[Bearbeiten] Bombenschäden
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die neue Verwaltung eine Schadensbilanz erstellen und jedes Haus klassifizieren. Da der Prenzlauer Berg keine Flächenbombardements ertragen musste, fiel diese Bilanz im Gegensatz zu anderen Bezirken relativ günstig aus. Etwa 10% der Gebäude galten als vollkommen zerstört, 7% als schwer beschädigt und 11% als „wieder herstellbar“. 72% der Gebäude hingegen waren gar nicht oder nur leicht beschädigt und bewohnbar. Andere innerstädtische Bezirke wie Mitte und Tiergarten hatten 50% Verlust an Bausubstanz zu beklagen, der von der Bebauung her ähnliche Friedrichshain 40%. Inwieweit der Prenzlauer Berg als Arbeiterbezirk von den Alliierten absichtlich nicht bombardiert wurde, ist ungeklärt. Von Zerstörungen besonders betroffen waren strategische Ziele, also das Gaswerk, Bahnanlagen und wichtige Zufahrtsstraßen.
Schon relativ schnell begannen die Hausbesitzer, die Schäden zu reparieren und Lücken zu schließen. Dabei ging man behutsam vor, sodass der Gründerzeitstil erhalten blieb. Fassaden wurden zwar meist vereinfacht wiederhergestellt, Neubauten fügten sich aber in Größe und Form gut ins Stadtbild ein.
[Bearbeiten] Nach dem Krieg
Nach Kriegsende wurden auch im Prenzlauer Berg Haftstätten eingerichtet, in denen im Sinne der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz Kriegsverbrecher und NS-Rädelsführer hätten inhaftiert werden sollen. Der wichtigste Haftort in Prenzlauer Berg wurde 1945 vom russischen Geheimdienst NKWD im Keller des Gebäude an der Prenzlauer Allee eingerichtet, das heute als „Haus 3“ des Bezirksamtsgeländes bekannt ist. Im Unterschied zu den westlichen Alliierten wurden in diesem wie auch anderen russischen Haftkellern tatsächlich aber von Anfang an auch Menschen inhaftiert, die weder NS-Rädelsführer noch Kriegsverbrecher waren, sondern z.B. durch so genannte anti-sowjetische Äußerungen aufgefallen waren. Ab 1946 waren kaum noch ehemalige NS-Mitglieder unter den Verhafteten. Die Haftkeller entwickelten sich schnell zu einem Teil des sowjetischen Repressionssystems. Der Haftkeller in der Prenzlauer Allee wurde 1950 vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR übernommen und bis mindestens 1956 weitergeführt. Bis in die 1980er Jahre gab es hier eine nicht näher bekannte Nutzung durch das MfS. Heute erinnert ein künstlerisches Denkzeichen (s. Prenzlauer Allee) an dieses bislang kaum bekannte Kapitel der Geschichte.
[Bearbeiten] Die Teilung Berlins
Einen tiefen Einschnitt in die Stadtstruktur brachte der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961. Die städtebaulich stark miteinander verbundenen Bezirke Wedding und Prenzlauer Berg wurden praktisch über Nacht getrennt. Die Bilder von Menschen, die aus Häusern in der Bernauer Straße teilweise mehrere Stockwerke tief in den Westen sprangen, gingen um die Welt. Entlang der Grenze entstand ein Sperrgürtel, der durch den Abriss von Gebäuden geschaffen wurde.
Mit ihrem Konzept für Berlin mit der Konzentration auf das Zentrum um den Alexanderplatz förderte die DDR-Führung die großen Chausseen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Den Wohnarealen dazwischen widmete sie sich nicht. Die alten gewerblichen Gebäude in den Höfen, die nun ungenutzt waren, verfielen ebenso wie die eigentliche Wohnsubstanz. Das Wohnungsbauprogramm der DDR war fast ausschließlich auf den Neubau von Plattensiedlungen in bisher unbebauten Gebieten ausgelegt – im Altbaubestand wurden nicht einmal dringende Reparaturen durchgeführt. Das Desinteresse des Staates an der vorhandenen Bausubstanz führte dazu, dass man teilweise nicht einmal mehr wusste, welche Wohnungen noch bewohnbar beziehungsweise bewohnt waren oder wer sich darin niedergelassen hatte. Die Einwohnerzahl sank rapide – vor allem junge Familien mit Kindern verließen den Bezirk, um in moderne Plattenbauwohnungen zu ziehen. In dieser Zeit bildete sich das alternative Flair des Bezirks. Wohnungen insgesamt waren knapp, und mit ein wenig Einsatz und Durchhaltewillen kam man hier schneller an eine eigene Wohnung als anderswo.
[Bearbeiten] Sanierungsabsichten und Neubauten
Jahr für Jahr stieg die Zahl der unbewohnbaren Wohnungen. Die wenigen Instandsetzungen konnten dies nicht ansatzweise ausgleichen. Mitte der 70er Jahre änderte sich die Lage. Die immer noch vorhandenen Planungen, den ganzen Bezirk oder zumindest den Süden abzureißen, um Plattenbauten zu errichten, legte man aufgrund der Wohnungsnot auf Eis, und die Stadtplanungsbüros waren nun angewiesen, Lösungen zu finden. Kurze Zeit später lief das erste Pilotprojekt rund um den Arnimplatz an. Die Überbauung wurde durch Abriss von Seitenflügeln und Quergebäuden reduziert, auf den Freiflächen wurden Spielplätze angelegt. Die verbleibenden Gebäude wurden von Grund auf saniert. Durch Entkernungen und Grundrissvergrößerungen sank die Zahl der Wohnungen in dieser Zeit um 15%. Trotzdem sahen die DDR-Planer das Projekt nicht als Erfolg an, denn es wurden keine neuen Wohnungen geschaffen, für die Bewohner mussten sogar Ausweichwohnungen freigehalten werden.
Stattdessen riss man das im Mai 1981 stillgelegte Gaswerk an der Danziger Straße ab, um den schon zu NS-Zeiten bestehenden Plan zur Anlage eines Volksparks umzusetzen. Die unter Denkmalschutz stehenden Gasometer – praktisch Wahrzeichen des Bezirks – wurden dabei unter dem Vorwand statischer Probleme, gegen den Widerstand von Denkmalschützern und einer der in der DDR seltenen Bürgerinitiativen, am 28. Juli 1984 gesprengt. Der für DDR-Zeiten starke zivile Widerstand sprach sich für eine kulturelle Nutzung aus, wurde aber ignoriert. Ein neu errichtetes Planetarium an der Prenzlauer Allee sollte die Gemüter beruhigen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks entstanden neben dem „Ernst-Thälmann-Park“ inklusive eines gewaltigen Thälmann-Denkmals auch Hunderte neuer Plattenbauwohnungen. Offizielle Einweihung war am 15. April 1986. Auch auf unbebauten Gartengrundstücken östlich der Greifswalder Straße entstand eine Plattenbausiedlung.
Im Zuge der Vorbereitungen für die 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde Anfang der 80er auch wieder begonnen, Altbauten zu sanieren. Die Husemannstraße am Kollwitzplatz sollte als eine Art Freilichtmuseum das Gebiet um die Jahrhundertwende zeigen. Auch in anderen Straßen stieg die Zahl der Sanierungen – aber nur, weil die Bausubstanz sonst kaum länger zu halten gewesen wäre. Schätzungsweise zwei Drittel der Dächer waren undicht. Die langfristigen Planungen des Staates sahen anders aus. Für das Jahr 1989 waren großflächige Abrissarbeiten im Bereich Rykestraße vorgesehen. So sollte Platz für neue Plattenbauten entstehen. In den Protokollen der Beratungen darüber finden sich eindeutige Vermerke darüber, dass dies kurzfristig geschehen sollte, um Widerstand in der Bevölkerung keine Chance zu lassen. Beispielsweise sollte der Magistrat umgangen werden. Nur die politische Wende im Land ließ diese Planungen nie Wirklichkeit werden.
[Bearbeiten] Der Herbst 1989
Die politische Wende in der DDR ging auch vom Prenzlauer Berg aus. Schon 1987 verbreiteten Oppositionelle aus den Räumlichkeiten der Zionskirchgemeinde heraus kritische Zeitschriften (bspw. „Grenzfall“). Am 25. November 1987 wurden daher sieben von ihnen (darunter ein 14-Jähriger) bei der Durchsuchung der Räume von der Stasi verhaftet. Nach Gottesdiensten für die Inhaftierten und einem großen Medienecho in den Westmedien ließ man sie wieder frei. Die Räume in der Zionskirche wurden jedoch vom Staatsicherheitsdienst gesperrt, und die Aktivitäten verlagerten sich in die Gethsemanekirche. Diese stand ab dem 2. Oktober 1989 ständig für eine ununterbrochene Mahnwache für die politischen Gefangenen in der DDR offen. Neu gegründete Parteien und Organisationen organisierten sich von hier aus. Der Grenzübergang an der Bornholmer Straße war am 9. November 1989 der erste überhaupt, der geöffnet wurde.
[Bearbeiten] Nach der Wende: Umfangreiche Sanierungsarbeiten
Zur Wende lebten trotz des Neubaus der Plattenbausiedlungen noch ca. 160.000 Menschen im Prenzlauer Berg – nur noch halb so viele wie Ende der 20er Jahre. Grund hierfür war vor allem die jahrzehntelange Vernachlässigung der Bausubstanz. Bleierne Wasserleitungen waren ebenso erneuerungsbedürftig wie undichte Gasleitungen, durch die unzählige Straßenbäume starben. Viele Wohnungen mussten noch immer mit Kohle beheizt werden und noch Anfang der 1980er gab es im Prenzlauer Berg über 16.000 Etagenklos. So wurde der Prenzlauer Berg Anfang der 1990er Jahre zum wohl größten Sanierungsgebiet Mitteleuropas. In fünf ausgeschriebenen Sanierungsgebieten wurde die Sanierung von 32.202 Wohneinheiten gefördert. Dabei sank die Anzahl der Wohnungen durch Vergrößerung der Fläche (z.B. zum Einbau von Innentoiletten) weiter, von 1981 bis 1991 um 2000 und bis 1995 nochmals um 3000 auf 86.435 Wohneinheiten.
1992 kam es im Prenzlauer Berg erstmals zu 1.-Mai-Krawallen. 1995 eskalierte die Lage am Kollwitzplatz, 100 Polizisten wurden verletzt. In den Folgejahren setzte die Polizei immer mehr Einsatzkräfte ein. Seit der Jahrtausendwende sind die Krawalle stark zurückgegangen.
Heute sind große Teile des Bezirks saniert und bilden das größte Gründerzeitgebiet Deutschlands – 67% aller Wohnungen stammen aus den wenigen Jahrzehnten zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg. Durch den Prozess der Gentrifizierung können sich allerdings einige der ursprünglichen Mieter das Leben dort nun nicht mehr leisten, dafür nimmt die Gastronomie ständig zu. Einige der ursprünglichen Bewohner klagen auch über den veränderten Charakter des Viertels; anstatt einer dort oft vermuteten auch politischen Szene stehe heute größtenteils Konsum im Vordergrund, die weiterhin vorhandene Armut im Bezirk werde gerne übersehen. Andere jüngere Leute lieben gerade die lebendige Mischung aus Kneipen und Kultur und sind in den letzten zehn Jahren zur Überraschung der Kommunalpolitiker und Journalisten mit ihren kleinen Kindern in den Bezirk gezogen. Wurde noch Mitte der 90er Jahre der Wegzug von Familien mit Kindern öffentlich beklagt, so gilt heute die Gegend um Helmholtz- und Kollwitzplatz als die kinderreichste der Stadt.
[Bearbeiten] Leben-Kultur-Subkultur
Schon zu DDR-Zeiten prägten Studenten, Kulturinitiativen und Literaten das Image des Prenzlauer Bergs. Nach dem Fall der Mauer hat sich der Prenzlauer Berg zum „Szeneviertel“ entwickelt und ist vor allem für sein ausgeprägtes Nachtleben und die Vielzahl an Kneipen, Cafés und Clubs bekannt.
Besonders am Kollwitz- und Helmholtzplatz gibt es viele unterschiedliche Restaurants und Cafés. In der Kastanienallee finden sich außerdem viele kleinere Geschäfte, das Kino Lichtblick und das Dock11-Theater. Die Kulturbrauerei, die sich im Gebäudekomplex der ehemaligen Schultheiss-Brauerei an der Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet, der von September 1998 bis Januar 2001 saniert wurde, ist ein Zentrum des kulturellen Lebens im Prenzlauer Berg. Hier befinden sich Kinos, Restaurants und Theater: Das schon 1922 in Berlin gegründete russische Kammertheater und das Theater Rambazamba, in dem der Verein Sonnenuhr e.V. mit geistig behinderten Künstlern arbeitet. Daneben befinden sich auf dem Areal auch Veranstaltungsräume, Clubs, und die „literaturWERKstatt“.
Der kommerzielle Mittelpunkt des Stadtteils liegt beim S-Bahnhof Schönhauser Allee, wo die „Schönhauser Allee Arcaden“, ein Einkaufszentrum nach dem typischen Muster der ostdeutschen Nachwendejahre, Kunden auch aus dem ursprünglichen Pankow anziehen. Typisch für den Bezirk sind kleine autonome Läden wie das Hinterhof-Antiquariat.
Unter den vielen Klubs im Prenzlauer Berg sind die Stammclubs vieler Berliner Bands wie Rammstein, den Beatsteaks oder Rosenstolz. Wichtige Klubs sind beispielsweise der Knaack-Klub und der Magnet-Klub in der Greifswalder Straße, in der Kulturbrauerei neben dem NBI der Frannz Klub, das Kesselhaus, der Soda Club und fünf weitere Clubs. Weiterhin Pfefferberg, Prater und Steinhaus.
[Bearbeiten] Menschen
Die Personen, die den Bezirk prägten, sind vor allem Künstler. Am 20. August 1892 nimmt Max Skladanowsky seinen Bruder Emil im Eckhaus Schönhauser Allee/Kastanienallee bei gymnastischen Übungen auf: dies sind die ersten deutschen Filmaufnahmen überhaupt. Noch viele Jahre nutzte Skladanowsky den Dachboden für filmische Zwecke. Schon 1856 gründete Gustav Langenscheidt in einem der ersten Häuser der Schönhauser Allee seinen Verlag. Berühmt über die Grenzen des Bezirks hinaus wurden auch Max und Charlotte Konnopke. Sie gründeten an der Ecke Schönhauser Allee/Danziger Straße am 4. Oktober 1930 ihren ersten Imbiss. „Konnopke's Imbiß“ (heute Schönhauser Allee/Eberswalder Straße) soll heute die besten Currywürste Berlins verkaufen. Er ist eine Touristenattraktion und Lieblingsimbiss berühmter Personen gleichermaßen. Auch der Kabarettist, Entertainer und Moderator Hans Rosenthal ist im Prenzlauer Berg, in der Winsstraße, aufgewachsen.
Während der NS-Zeit war der Arbeiterbezirk eine Hochburg des Widerstandes. Berühmte Antifaschisten wie Anton Saefkow, Käthe Niederkirchner und Heinz Kapelle agierten von Prenzlauer Berg aus. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass viele jüdische Bewohner des Prenzlauer Bergs, wie der spätere Präsident des Zentralrats der Juden Heinz Galinski, deportiert wurden. Der jüdische Maler Max Liebermann war bereits 1935 gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof Prenzlauer Berg beigesetzt worden. Zur Beerdigung trauten sich nur wenige. Eine davon war die wahrscheinlich berühmteste Einwohnerin des Prenzlauer Bergs, Käthe Kollwitz. Sie wohnte seit 1891 mit ihrem Mann, dem Arzt Dr. Karl Kollwitz, in einem Haus am heute nach ihr benannten Kollwitzplatz. Ihr Haus wurde bei Bombenangriffen im November 1943 mitsamt vieler Werke zerstört.
Nach dem Krieg waren es wieder vorrangig Künstler, die den Bezirk prägten. In den 50er und 60er Jahren lebten hier unter anderem die Schriftsteller Bruno Apitz („Nackt unter Wölfen“), Peter Hacks, Heinz Kahlau, Herbert Nachbar und Dieter Noll, aber auch der Sänger Fredy Sieg. Weitere Persönlichkeiten sind die Schriftsteller Judith Hermann, Florian Illies, Klaus Schlesinger und Klaus Kordon, die Politiker Andreas Matthae, Wolfgang Thierse und sein Vorgänger als Vorsitzender der SPD der DDR Ibrahim Böhme. Zu DDR-Zeiten lebte die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Schönhauser Allee.
Auch heute wohnen und arbeiten hier viele Künstler, darunter die bildenden Künstler Olaf Nicolai und Cornelia Schleime, der Musiker und Frontmann von Tocotronic, Dirk von Lowtzow, die Schauspieler Heike Makatsch, Daniel Brühl und Matthias Schweighöfer, Katharina Wackernagel, der Filmemacher Andreas Weiß, der Schriftsteller Wladimir Kaminer oder die Moderatoren Sarah Kuttner und Benjamin Tewaag.
[Bearbeiten] Verkehr
Der Prenzlauer Berg ist gut erschlossen. Die wichtigsten Straßen sind die stadtauswärts führenden ehemaligen Chausseen (Greifswalder Straße; Prenzlauer Allee; Schönhauser Allee) und die rechtwinklig dazu verlaufenden großen Straßen (Danziger Straße; Bornholmer Straße; Wisbyer Straße; Ostseestraße), die einst als Ringe um die Stadt konzipiert waren. Das Straßennetz mit 192 Straßen hat eine Länge von 92 Kilometern, bedingt durch die Blockstruktur vergleichsweise wenig. Weitere wichtige Straßen sind Bötzowstraße, Hufelandstraße, Winsstraße, Kollwitzstraße, Sredzkistraße, Pappelallee, Raumerstraße, Gneiststraße, Stargarder Straße, Kastanienallee, Oderberger Straße, Schwedter Straße und Gleimstraße. Wichtige Plätze sind Arnimplatz, Falkplatz, Helmholtzplatz (Helmi), Humannplatz, Kollwitzplatz (Kolle), Senefelderplatz, Teutoburger Platz und Arnswalder Platz.
Prenzlauer Berg ist durch den S-Bahn-Ring, eine U-Bahn-Linie, neun Straßenbahnlinien und einige Buslinien sehr gut durch den öffentlichen Personennahverkehr erschlossen.
Die Ringstrecke der S-Bahn Berlin zählt auf dem Gebiet des Stadtteils fünf Bahnhöfe (Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee, Greifswalder Straße, Landsberger Allee und Storkower Straße). An den ersten vier Bahnhöfen kann zur Straßenbahn umgestiegen werden, an der Schönhauser Allee außerdem zur U-Bahn.
Die Linie 2 der Berliner U-Bahn verläuft mit drei Bahnhöfen (Senefelderplatz, Eberswalder Straße und Schönhauser Allee) unter und als Hochbahn über der Schönhauser Allee, der wichtigsten Einkaufsstraße des Stadtteils.
Die Straßenbahnlinie M1 befährt die Kastanien- und die Schönhauser Allee, die Linie 12 die Kastanien- und Pappelallee, die M2 die Prenzlauer Allee, die M4 die Greifswalder Straße, die M10 die Danziger und Eberswalder Straße und die M13 die Wisbyer und Bornholmer Straße. An der Kreuzung Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet sich ein „Stern“ mit Gleisen in fünf Richtungen, eine weltweit sehr seltene Anlage.
Im Osten auf der Landsberger Allee fahren die Straßenbahnlinien M5, M6 und M8. In dieser Gegend kreuzen auch einige Buslinien das Gebiet, auch wenn der Busverkehr im Allgemeinen aufgrund des guten Ausbaus des Schienennetzes im Prenzlauer Berg unbedeutend ist.
[Bearbeiten] Politik
Seit der Berliner Bezirksreform vom 1. Januar 2001 ist Prenzlauer Berg kein eigenständiger Bezirk mehr, sondern ein Stadtteil des Großbezirks Pankow. Dabei wurde vor und nach der Reform immer wieder kontrovers über den Namen diskutiert, letztendlich blieb der Name „Prenzlauer Berg“ aber nur noch für einen Stadtteil erhalten.
Seit der Gründung des Bezirks 1920 war die vorherrschende politische Kraft in Prenzlauer Berg die Sozialdemokratie (USPD 29 von 61 Sitzen; SPD 12). Sie stellte bis 1933 die stärkste Fraktion im Bezirksparlament und den Bürgermeister. Ab 1933 regierte auch hier die NSDAP. Gleich nach dem Krieg beauftragte die sowjetische Besatzungsbehörde loyale kommunistische Funktionäre mit dem Wiederaufbau. Doch die ersten Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und zur Bezirksverordnetenversammlung am 20. Oktober 1946 gewann die SPD mit jeweils über 45% der Stimmen. 1948 musste der SPD-Bürgermeister seinen Platz räumen, und während der DDR-Zeit wurde offiziell ausschließlich die SED gewählt.
[Bearbeiten] Bundestagswahlen
Bei den ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR am 18. März 1990 gab es im Prenzlauer Berg mit 87,0% die geringste Wahlbeteiligung im Osten Berlins. Die meisten Stimmen erhielt die SPD (37,7%), gefolgt von der PDS (23,3%), der CDU (19,1%) und Bündnis 90 (8,5%). Mit dem besten Berliner Ergebnis für Bündnis 90 (auch die GRÜNE-UFV hatten 3,4%) zeigt sich schon der in der Zukunft anhaltende, typisch großstädtische grüne Trend. Bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 6. Mai 1990 bestätigte sich dies, Bündnis 90 konnte sich sogar um einige Prozentpunkte auf 13,8% verbessern.
Nach der Wende entwickelte sich dieses Profil weiter. Die SPD erreichte bei Bundestagswahlen relativ konstant zwischen 32 und 37 Prozent der Zweitstimmen, die PDS/Linkspartei zwischen 20% und 25% (Ausnahme 1994: 29,8%). Das Ergebnis für die CDU verschlechterte sich kontinuierlich von 25,0% (1990) über 17,5% (1994), 11,5% (1998), 10,5% (2002) auf 10,2% (2005). Die FDP fiel nach 7,2% 1990 zunächst in die Bedeutungslosigkeit ab (1998: 2,0%), konnte aber 2005 wieder über 5 Prozent der Zweitstimmen auf sich vereinen. Nur die Grünen legten beständig zu: Nach 10,3% 1990 erreichten sie 1994 schon 12,9%, 1998 19,2% und 2002 25,8%. Bei der Bundestagswahl 2005 konnte die Partei ihr Ergebnis mit 24,1 Prozent stabilisieren.
Zweimal verdankten die Grünen den Prenzlbergern auch das jeweils einzige Direktmandat bei Bundestagswahlen: sowohl 2002 als auch 2005 erhielt Christian Ströbele im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost die meisten Erststimmen. Der westliche Teil des Bezirks gehört zum Wahlkreis 77 Berlin-Pankow. In einem Wahllokal am Helmholtzplatz erreichte die Partei 2005 mit 42 Prozent der Stimmen auch ihr berlinweit bestes Ergebnis.
[Bearbeiten] Berliner Wahlen
Bei Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus erreichte die CDU Anfang der 1990er solide Ergebnisse oberhalb der 20 Prozent. Selbst 1999, nur ein Jahr nachdem die CDU hier bei der Bundestagswahl nur 11,5% erreicht hatte, konnten die Christdemokraten 20,7% der Stimmen auf sich vereinigen, nicht zuletzt dank der hohen Sympathiewerte für den damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Die SPD hatte sowohl 1995 als auch 1999 um die 19%, die Grünen waren stabil bei ca. 17,5%, die PDS konnte sich in diesem Zeitraum von 30% auf fast 35% verbessern.
Bei der vorgezogenen Neuwahl 2001 nach dem Bruch der großen Koalition und der massiven Änderung des Wahlverhaltens in Berlin musste die CDU auch im Prenzlauer Berg herbe Verluste hinnehmen: In nicht einmal zwei Jahren verlor die Partei mehr als die Hälfte ihrer Wähler und sackte auf 8,3% ab. Gewinner war die PDS, die nochmals 7,4 Prozentpunkte auf 42,1% zulegen konnte. Auch die SPD konnte sich um 5,5 Prozentpunkte auf 24,0% verbessern. Die Grünen verloren leicht und erreichten 15,9%, die FDP – bis dato um die 1 Prozent unbedeutend – erreichte ihr bestes Ergebnis mit 4,8%.
Nachdem die PDS nach der Wahl 2001 Regierungsverantwortung als Koalitionspartner der SPD übernommen hatte, waren viele Wähler bei der Wahl 2006 enttäuscht von der Politik der Partei, die sich seit 2005 Linkspartei nennt. In Gesamtberlin sackte das Ergebnis um über neun Prozentpunkte ein, in Ostberlin um 19,5 Prozentpunkte von 47,6% auf 28,1%. Im Prenzlauer Berg, wo die Partei schon 2001 mehr als fünf Prozentpunkte unter dem Ostberliner Schnitt lag, musste sie gar 21,8 Prozentpunkte und damit mehr als die Hälfte der Stimmen abgeben. Die Gewinner waren im Prenzlauer Berg wie in ganz Berlin die Grünen, die SPD und eine vielzahl kleinerer Parteien, die nicht ins Abgeordnetenhaus einzogen. Die Grünen verbesserten sich um acht Prozentpunkte auf 23,9% und ist nun erstmals stärker als die Linkspartei, die SPD legte um 6,6 Prozentpunkte auf 30,6% zu. Die CDU musste nochmals Stimmen abgeben und erreichte nur noch 7,8%, auch die FDP verlor leicht auf nun 4,5%.
Der Stadtteil war bei der Berlinwahl 2006 in vier Wahlkreise geteilt, von denen in den zwei westlichen jeweils der Direktkandidat der Grünen die meisten Stimmen erhielt, womit erstmals im Ostteil Berlins grüne Politiker Direktmandate fürs Abgeordnetenhaus erreichten. Insgesamt lässt sich erkennen, dass im Westen des Prenzlauer Bergs mehr grün gewählt wird, als im Osten. In den beiden westlichen Wahlkreisen erreichten die Grünen mehr als 30%, in mehreren Wahllokalen über 40%. Im östlichen Teil wurden nur um die 16% erreicht, in einem Wahllokal im Nordosten gar unter 1%.
[Bearbeiten] Europawahlen
Bei Europawahlen erzielen die Grünen sehr starke Ergebnisse, 2004 erreichten sie 41,7% der Stimmen und somit mehr als CDU und SPD zusammen.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Wirtschaftlich war der Prenzlauer Berg schon immer unbedeutend. Neben dem Gaswerk waren Brauereien (Schultheiss, Landré, Pfeffer, Bötzow, Groterjan) die wichtigsten Betriebe im Bezirk.
Heute dominieren vor allem Gastronomie, Kultur, Einzelhandel und mittelständisches Gewerbe. Vor allem das Potenzial der Gastronomie scheint unerschöpflich. Gab es 1991 noch 231 Gaststätten und Lokale im Bezirk, sind es heute über 600.
Während des Internet-Booms um die letzte Jahrhundertwende siedelten sich außerdem zahlreiche kleine und mittlere Webdienstleister im Bezirk an. In den Wohnkiezen abseits der Hauptachsen gibt es zahlreiche Galerien und Geschäfte ansässiger Künstler, Kunsthandwerker und Modelabels.
In der Schönhauser Allee, der nördlichen Prenzlauer Allee (zwischen Danziger Straße und Bahnhof) sowie der Greifswalder Straße im Bereich des Ringbahnhofs findet sich die übliche Einzelhandelsmischung mittlerer und kleinerer Stadtteilzentren.
Im südöstlichen Bereich des Stadtteils auf dem Gebiet des alten Schlachthofs soll ein Gewerbegebiet mit über 250.000 m² Gewerbeflächen und einigen hundert Wohnungen entstehen. Bei der Umsetzung sind aber schon etliche Träume der Senatsplanung geplatzt, groß angekündigte Ansiedlungen wurden storniert. Auch hier siedeln sich hauptsächlich Dienstleister (Ingenieure, Anwälte usw.) an. Es entstand schon eine Werkstatt für behinderte Menschen für 260 Behinderte und 60 Ausbilder. Auf dem Gelände am S-Bahnhof Storkower Straße wurde ein Fachmarktzentrum mit Baumarkt, Gartencenter und Möbelmarkt errichtet.
„Der Berliner“, die erste Regionalwährung Berlins, ist seit Februar 2005 am Prenzlauer Berg als Zahlungsmittel (Warengutschein) in verschiedensten Läden und Institutionen im Umlauf. Regionalwährungen dienen der Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Sie entwickeln sich, verstärkt aus Bürgerinitiativen, seit etwa zwei Jahren in mehreren Städten und Gebieten Deutschlands.
[Bearbeiten] Bildung
In Prenzlauer Berg gibt es 16 Grundschulen mit ca. 4500 Schülern, davon zwei private Schulen. An weiterführenden Schulen gibt es eine Hauptschule (260 Schüler), drei öffentliche und eine private Realschule (zusammen 850 Schüler), vier Gymnasien (3500 Schüler) und zwei Gesamtschulen mit zusammen 1200 Schülern. Ferner existieren zwei Sonderschulen (170 Schüler) und 14 – vor allem private – künstlerische Schulen, Sprachenschulen, Wirtschafts- und Verwaltungsschulen und Berufsschulen.
Der Erwachsenenbildung dienen ein Abendgymnasium und eine Volkshochschule.
Es gibt drei Waldorfkindergärten, was auf so kleinem Raum sehr ungewöhnlich ist.
[Bearbeiten] Sport
Der sportliche Mittelpunkt des Bezirks konzentriert sich im Westen am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Der Jahn-Sportpark wurde am 3. August 1951 als „Berliner Sportpark“ für die Weltjugendfestspiele eröffnet. Am 15. Oktober 1952 erhielt er anlässlich des 100. Todestages des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn seinen heutigen Namen. Am 22. Juni 1963 fand hier der erste „Olympische Tag der Leichtathletik“ statt, ein internationaler Leichtathletik-Vergleich nach dem Vorbild des nun im Westteil Berlins stattfindenden Internationalen Stadionfestes (ISTAF). Diese Veranstaltung fand bis 1989 jährlich an dieser Stelle statt. Hier wurden mehrere Weltrekorde erzielt; unter anderem übertraf Uwe Hohn am 20. Juli 1984 als erster Speerwerfer der Welt die 100-Meter-Marke (auch wenn die Anzeige nur „04,80“ Meter statt „104,80“ Meter zeigte). Im Stadion fanden zwischen 1951 und 1990 zehn Fußball-Länderspiele der DDR-Nationalmannschaft statt, das Stadion war außerdem Spielort des DDR-Rekordmeisters BFC Dynamo. Wie in allen Sportstätten fanden auch hier viele kulturelle Veranstaltungen (u.a. ein Konzert von Michael Jackson) statt.
Die angrenzende Max-Schmeling-Halle wurde im Zuge der Olympia-Bewerbung Berlins für das Jahr 2000 errichtet und am 14. Dezember 1996 von Max Schmeling eingeweiht. Die Mehrzweckhalle ist die Heimspielstätte des Basketball-Bundesligavereins ALBA Berlin. Außerdem wird sie für weitere sportliche Ereignisse, Veranstaltungen und Konzerte genutzt.
Ähnliches gilt für das Velodrom am S-Bahnhof Landsberger Allee. Das Velodrom steht an der Stelle der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle, in der zahlreiche Parteitage der SED sowie kulturelle Veranstaltungen (u.a. Konzerte von Udo Lindenberg oder Rio Reiser) stattfanden. Es wurde ebenfalls im Zuge der Berliner Olympia-Bewerbung erbaut und enthält eine Sprung- und Schwimmhalle sowie eine Radrennsporthalle. In der Schwimmhalle fanden 2002 die Schwimm-Europameisterschaften statt. Das Velodrom ist gleichzeitig die größte Veranstaltungshalle Berlins.
Auch der Berliner Erstliga-Fußballverein Hertha BSC stammt ursprünglich aus Prenzlauer Berg. Gegründet wurde er als Hertha 1892 in einem Lokal in der Kastanienallee. Die ersten Spiele fanden in der Nähe des heutigen Jahn-Sportparks an der Oderberger Straße statt. 1904 zog der Verein in den nahen Gesundbrunnen. Heute nutzen die Amateure von Hertha den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. In einem Nebenplatz der Anlage ist der SV Empor Berlin beheimatet (Landesliga Berlin).
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg – Besichtigung einer Legende. edition q , Berlin 1994. ISBN 3-86124-140-4
- Daniela Dahn: Prenzlauer Berg-Tour. Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig 1987. ISBN 3-354-00139-9
- Bernt Roder, Bettina Tacke: Prenzlauer Berg im Wandel der Geschichte – Leben rund um den Helmholtzplatz. be.bra, Berlin 2004. ISBN 3-89809-051-5
- Marina Kirk, Peter Kurch, Johnny Norden, Frank Richter, Beate Seyfarth: Der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Institut für Sozialdatenanalyse, Berlin 1995. ISBN 3-89626-008-1
- Klaus Grosinski: Prenzlauer Berg. Dietz, Berlin 2000. ISBN 3-320-01938-4
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Prenzlauer Berg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Prenzlauer-Berg-Seite des Bezirksamtes Berlin-Pankow
- Mike Jurkuns sehr umfassende Seite zu Prenzlauer Berg, enthält u.a. ein Bild jeder Straße
- Der Kunstverein auf dem Prenzlauer Berg präsentiert Websites bildender Künstler
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