Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Schwerter zu Pflugscharen - Wikipedia

Schwerter zu Pflugscharen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Schwerter zu Pflugscharen ist ein zur Redewendung gewordenes Teilzitat aus der Bibel, das das Ziel der internationalen Abrüstung, Rüstungskonversion und den Völkerfrieden symbolisiert. Menschen aus verschiedenen weltanschaulichen Traditionen wie Judentum und Christentum, aber auch Atheismus und Kommunismus haben sich seit dem Ende des 2. Weltkriegs auf dieses Symbol bezogen. Seit 1980 wird es in Deutschland vor allem mit Initiativen der staatsunabhängigen Friedensbewegung in der DDR, darüberhinaus mit dem Pazifismus verbunden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biblische Herkunft

In der jüdischen Prophetie tauchen seit dem Untergang des Nordreichs Israel (722 v. Chr.), vermehrt seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. im Babylonischen Exil Visionen eines göttlichen Endgerichts auf, das den Völkerfrieden ermöglichen und bewirken werde (z.B. Jes 9,1-6; 11,1-9). Beim Propheten Micha aus Moreschet im damaligen Nordreich heißt es (Mi 4,1-4):

In den letzten Tagen aber wird der Berg, auf dem Gottes Haus steht, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben.
Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.
Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.
Denn der Mund des Herrn Zebaot hat es geredet.

Die Hoffnung auf weltweiten und dauernden Frieden gründet für diese Prophetie darin, dass alle Völker JHWH, den Gott Israels, eines Tages als ihren Schöpfer und Richter anerkennen und daraufhin freiwillig abrüsten werden. Vom Tempel in Jerusalem aus gehe sein Abrüstungsgebot in die Welt aus: Nur das Hören und Befolgen dieser Weisung (hebräisch Tora) ermöglicht für sie den unzerstörbaren Schalom, der dem Ziel der Schöpfung (Gen 2,3: Sabbatruhe Gottes am 7. Tag) und der Befreiung Israels entspricht (Ex 14,15).

Sowenig die Vision also eine direkte politische Handlungsanweiung sein will, so sehr ist Frieden hier konkret: Er schließt die Freiheit von Hunger, Heimatlosigkeit und Angst ein. Er ist nur durch rückhaltlosen Verzicht auf Waffengewalt, dauerhaftes Verlernen von Kriegshandlungen, radikale Neuorientierung auf das für menschliches Dasein Notwendige - Nahrung, Wohnung, Miteinander - erreichbar. Dies erwarteten die jüdischen Propheten nicht von eigenmächtigen Plänen der Menschen als Ergebnis einer innerhistorischen Entwicklung, sondern allein vom einen Schöpfergott selbst und seiner weltweiten Erkenntnis.

Das Motiv der „Völkerwallfahrt zum Zion“ entstand wahrscheinlich in der Zeit Jesajas im Reich Juda nach 722 v. Chr.. Denn in Jes 2,2-4 taucht dieselbe Vision fast wortgleich auf. Sie wurde rückwirkend auf die Bedrohung Israels zur Zeit Michas bezogen. Die Großmacht Assyrien hatte sich mit den Aramäern (Syrien) verbündet und drohte um 725 v. Chr. Nordisrael zu erobern.

In dieser Lage stellte sich Micha schroff gegen die vom Opferkult abhängigen Heilspropheten und korrupten Priester am Jerusalemer Tempel, die sich auf göttlichen Beistand beriefen. Er sagte ihnen voraus, dass auch dem Südreich der Untergang drohe (Mi 3,9-12):

[Sie sagen:] 'Ist nicht Gott in unserer Mitte? Niemals kann Unheil über uns kommen!' - Deshalb wird euretwegen der Zion als Feld umgepflügt, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur bewaldeten Höhe.

Die Tempelzerstörung und das Ende des Königtums bewahrheitete dieses Wort und brach die Überheblichkeit der religiösen und politischen Autoritäten Israels: An ihrem Schicksal wurde den exilierten Juden Gottes Abrüstungswille pars pro toto (stellvertretend für das Ganze) deutlich (vgl. Mi 5,9-13). Daraufhin erging das weltweite Abrüstungsgebot des Gottes Israels für die Völker, das dann hinter Michas Gerichtsankündigung gestellt wurde. Realistische Friedenshoffnung gab es für die jüdische Prophetie daher nur dort, wo Menschen sich den selbstverursachten Katastrophen ihrer Geschichte stellen und sie als Gericht Gottes über menschliche Eigenmacht annehmen.

Wie ein Kontrastbild dazu wirkt eine Weissagung des nachexilischen Propheten Joel (4,1.9-12), der 200 Jahre später, nach der Wiedererrichtung des Tempels, ankündet:

Denn siehe, in jenen Tagen zu der Zeit, da ich das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde, will ich alle Heiden zusammenbringen und sie ins Tal Josaphat hinabführen und dort mit ihnen Gericht halten wegen meines Volks...Ruft dies aus unter den Heiden: Bereitet euch zum Heiligen Krieg! Bietet die Starken auf! Lasst alle Kriegsleute herzukommen und hinaufziehen! Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße!...

Das Völkergericht erscheint hier als Entscheidungsschlacht Gottes mit den hochgerüsteten Fremdvölkern und als Rache an ihnen für das Schicksal des zerstreuten Judentums. Doch auch dabei geht es um das Schaffen von Frieden durch das endgültige Zerbrechen der Waffen und Überwinden der Feindschaft gegen Gott: „Rache“ steht im Hebräischen für Gottes Gerechtigkeit, die „richtet“, was Menschen mit ihrem unausrottbaren Machtstreben, ihrer Kriegsbereitschaft und Kriegslüsternheit an geschichtlichen Katastrophen verursachen.

Jesus von Nazaret hat Jahrhunderte später die kriegerisch-nationale Messiaserwartung in der judäischen Landbevölkerung bei seinem Einzug in Jerusalem - Hosianna dem Sohne Davids! - mit der Symbolhandlung des Eselsritts beantwortet (Mk 11,1-10). Dies war als deutlicher Hinweis auf die Prophetie Sacharjas zu verstehen, der nach dem jüdischen Exil einen machtlosen Messias der Armen als Gegenbild zu nationalistischen und imperialistischen, auf Erneuerung des davidischen Großreichs gerichteten Hoffnungen in Judäa verkündete (Sa 9,9). Damit bekräftigte Jesus die prophetischen Erwartungen von Micha bis hin zur Apokalyptik Daniels (Dan 7,14), die sich auf die dauerhafte Entmachtung und Abschaffung aller antiken Großreiche und auf Waffengewalt und Landraub beruhenden Gewaltsysteme richteten. Diese Zukunftshoffnung ist eine Besonderheit des Judentums unter den antiken Religionen.

[Bearbeiten] Bedeutung in der Kirchengeschichte

Die biblische Vision des Völkerfriedens hat in der Kirchengeschichte der Neuzeit bis 1945 kaum eine handlungsleitende Rolle gespielt. Sie wurde von der christlichen Theologie aller Konfessionen konsequent in den Bereich der Utopie, also des nach menschlichem Ermessen Unmöglichen verbannt. Maßgebend für kirchliches Reden und Handeln war die 420 erstmals von Augustinus von Hippo formulierte Theorie vom Gerechten Krieg, die fast immer zur Rechtfertigung, nicht zur Begrenzung der Kriege diente.

Im 19. Jahrhundert unterstützten Europas Kirchen nahezu jeden Krieg im Namen jeder Nation. Auf allen Seiten der Front im 1. Weltkrieg segneten sie die Waffen, auf denen „Gott mit uns“ eingraviert war. Christlicher Glaube wurde vielfach als „seelische Aufrüstung“ verstanden und propagiert: Erziehung zum Gehorsam gegen staatliche und kirchliche Autoritäten ging mit Werten wie „Ehre“ und „Tapferkeit“ einher. Die Militärseelsorger hielten Gottesdienste für dem Tod geweihte Soldaten auf den Schlachtfeldern.

Nach 1918 setzten die Kirchen in Deutschland trotz Niederlage, Novemberrevolution und erstem Demokratieversuch die Tradition der Kriegstheologie in allen sich sonst bekämpfenden Lagern nahezu ungebrochen fort. Seit 1933 läuteten die Kirchenglocken zu besonderen politischen Anlässen, z.B. zum Sieg über Frankreich, und ab 1942 wurden sie massenhaft als Material für Kanonen gespendet. Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 – die den Versailler Vertrag von 1919 endgültig brach – begrüßte die Bekennende Kirche in einer gemeinsamen offiziellen Presseerklärung mit denselben Worten wie die Deutschen Christen:

Die allgemeine Wehrpflicht ist den Protestanten die gewaltige Volksschule, ein Erziehungsmittel, das wie kaum ein anderes unserem Volke die großen sittlichen, seelischen und körperlichen Werte mitzuteilen imstande ist, deren ein Volk im Kampf um sein Dasein bedarf, die Deutschland groß gemacht haben und es schwere Schicksalsschläge überwinden ließen...Darum heute und immer: Gott mit uns!

Auch die deutschen katholischen Bischöfe rechtfertigten die Wehrpflicht 1936 wie 1914 einhellig als notwendige Vorbereitung eines angeblichen Verteidigungskrieges:

Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat den Anmarsch des Bolschewismus von weitem gesichtet und sein Sinnen und Sorgen darauf gerichtet, diese ungeheure Gefahr von unserm deutschen Volk und dem gesamten Abendland abzuwehren. Die deutschen Bischöfe halten es für ihre Pflicht, das Oberhaupt des Deutschen Reiches in diesem Abwehrkampf mit allen Mitteln zu unterstützen, die ihnen aus dem Heiligtum zur Verfügung stehen. ...

Nach Hitlers Überfall auf Polen hieß es in einem weiteren „Hirtenwort“ vom 17. September 1939:

In dieser entscheidungsvollen Stunde ermuntern und ermahnen wir unsere katholischen Soldaten, im Gehorsam gegen den Führer, opferwillig, unter Hingabe ihrer ganzen Persönlichkeit ihre Pflicht zu tun. Das gläubige Volk rufen wir auf zu heißem Gebet, dass Gottes Vorsehung den ausgebrochenen Krieg zu einem für Vaterland und Volk segensreichen Erfolg und Frieden führen möge.

Erst nach 1945 wurde die traditionelle kirchliche Kriegsethik allmählich in Frage gestellt. 1948 verabschiedete der Ökumenische Rat der Kirchen auf seiner Gründungsversammlung im Konsens den Satz:

Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.

1950 begann der Kampf um die westdeutsche Wiederbewaffnung: Martin Niemöller, der sich als einer der ersten dagegen aussprach, wurde von der EKD-Leitung, zu der er damals noch gehörte, gerügt.

Im Zuge des Streits um die Atombewaffnung der NATO verabschiedeten beide Großkirchen 1959 Erklärungen, die die Abschreckung mit Massenvernichtungsmitteln bedingt rechtfertigten. Seitdem war die Formel vom Friedensdienst mit und ohne Waffen Ausdruck der gesamtkirchlichen Haltung, die einerseits Kriegsdienstverweigerer beriet, andererseits mit dem Militärseelsorgevertrag ungebrochen an die Vergangenheit anknüpfte.

In beiden Großkirchen nehmen nur Minderheiten eine Haltung ein, die das militärische Sicherheitskonzept allmählich durch andere Formen der Verteidigung ablösen will. Besonders hervorzuheben sind

Dort ist die biblische Friedensvision verbindliches Leitbild für die konsequente Ausrichtung auf Abrüstung, gewaltfreie Konfliktlösungsmodelle und die Versöhnung mit Opfernachfahren deutscher Gewaltherrschaft und Menschheitsverbrechen.

Mit der Diskussion um die Nachrüstung seit 1979 brach der innerkirchliche Streit in der Bundesrepublik Deutschland erneut aus: Nun bildeten sich eine Reihe weiterer Gruppen, die auf grundlegende Alternativen zur staatlichen Rüstungspolitik drängen, z.B. Ohne Rüstung leben oder Schritte zur Abrüstung. Sie konnten auch diesmal keine gesamtkirchliche Abkehr vom „gerechten Krieg" erreichen. Selbst die atomare Aufrüstung wurde von den Kirchenleitungen nicht konsequent abgelehnt.

Der Irakkrieg der USA 2003 war der erste Krieg mit internationaler Beteiligung, den sowohl die dem ÖRK angeschlossenen Kirchen wie auch der Vatikan einhellig ablehnten.

[Bearbeiten] Bedeutung im neuzeitlichen Pazifismus

Nicht die Kirchen, sondern die Philosophie der Aufklärung begann mit Überlegungen, wie der Traum vom „ewigen Frieden“ politisch zu realisieren sei. Immanuel Kant entwarf 1795 eine internationale Vertragsordnung souveräner republikanischer Staaten, die den friedlichen Interessenausgleich der Völker nachhaltig regeln sollte. Ihre Prinzipien können als politische Übersetzung der biblischen Vision aufgefasst werden:

  • Ein Friedensvertrag unter Völkern muss versteckte kriegerische Absichten und künftige Kriegsursachen ausschließen.
  • Er muss die Souveränität jedes Staates und sein Gebiet anerkennen.
  • Stehende Heere ... sollen mit der Zeit ganz aufhören.

Die sonst fortbestehende Kriegsdrohung würde Wettrüsten und Angriffskriege erzeugen. Sie degradiere Menschen zu Sachen und Kriegsmaschinen, sei also mit der Idee des universalen Menschenrechts unvereinbar.

Im 19. Jahrhundert entstand mit dem Pazifismus eine Bewegung, die diese aufgeklärten Ideen zu realisieren versuchte. Umfassende Abrüstung und Ausschluss des Angriffskrieges wurden nun erstmals als politische Ziele angestrebt. Dabei wurde die biblische Vision aus ihrem religiösen Kontext gelöst und säkularisiert: Das Gebot des Gottes Israels wurde in einen moralischen Appell an die Gewissen und die ethische Entscheidung des Einzelnen für einen Verzicht auf bewaffnete Selbstverteidigung transformiert (vgl. Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!).

Erst nach dem 1. Weltkrieg gewann diese Bewegung in Deutschland an Zulauf und etablierte u.a. den Antikriegstag (1. August) als Datum einer jährlich wiederkehrenden Großdemonstration. Doch die Pazifisten blieben eine gesellschaftliche Minderheit: zum einen weil das Verhältnis von eigenem Gewaltverzicht zu politischer Macht und nationaler Souveränität ungelöst blieb, zum anderen weil sei untereinander zerstritten waren in Vertreter einer prinzipiellen Gewaltlosigkeit, Antimilitaristen („Krieg dem Kriege!“) und Sozialisten, die sich die Überwindung des Krieges erst von der Abschaffung aller Klassenherrschaft erhofften und dazu bedingte revolutionäre Gewalt rechtfertigten.

Der „Militärisch-industrielle Komplex“ - die Abhängigkeiten und Verflechtungen von Rüstungsindustrie, Militär und Staatsführungen - blieb in vielen gesinnungsethischen Appellen unzureichend berücksichtigt. Rüstungskonversion stand in den meisten Abrüstungsforderungen erst ganz am Ende eines internationalen Verständigungsprozesses.

Das Ziel eines nachhaltigen Völkerfriedens wurde gleichwohl im modernen Völkerrecht festgeschrieben. Mit der UN-Charta haben die meisten Staaten das Verbot jedes Angriffskriegs seit 1945 theoretisch anerkannt (Kapitel I, Absatz 4):

„Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“

Schwerter zu Pflugscharen, Skulptur vor dem UNO-Gebäude
vergrößern
Schwerter zu Pflugscharen, Skulptur vor dem UNO-Gebäude

[Bearbeiten] Sowjetunion

Die Sowjetunion schenkte der UNO zu ihrer Aufnahme eine Skulptur von Jewgeni Wutschetitsch, die das Motiv „Schwerter zu Pflugscharen" bildlich-plastisch darstellt. Das Original steht auch in der Tretjakow-Galerie in Moskau, eine Kopie steht seit 1959 auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York City.

Die Skulptur zeigt einen muskulösen Heros, der im Sinne der Rüstungskonversion ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Sie ist im Stil des Sozialistischen Realismus gestaltet und hebt die Schöpferkraft des arbeitenden Menschen hervor. Zugleich appelliert sie an das Friedensziel der UN-Charta und die jüdisch-christlichen Wurzeln des Abendlands, dessen Führungsmacht, die USA, sich bis heute als God's own country (Gottes eigenes Land) versteht.

Damit bekräftigte die sowjetische Staats- und Parteiführung das Ziel des Völkerfriedens auf ihre Weise im Sinne einer friedlichen Koexistenz mit dem „Klassenfeind“. Die Sowjetunion hat sich stets als Friedensmacht dargestellt und ihre Hochrüstung nicht für offensive, sondern defensive Ziele einzusetzen beansprucht - ebenso wie die USA und die NATO-Staaten. Sie hat dies zwar mit eigenen Abrüstungsinitiativen unterstrichen, dies aber durch aggressive Kriegshandlungen, Hegemonie-Interessen und fortgesetzte Militarisierung im Innern konterkariert.

Abrüstungsvorleistungen ohne multilaterale Vertragsbindung wurden von den Staatsführungen in Ost wie West im Kalten Krieg überwiegend als Gefährdung des Gleichgewichts und damit Destabilisierung des Nichtkriegszustands betrachtet. Zeitweise Bevölkerungsmehrheiten für auch einseitige Abrüstungsschritte wurden erst seit den Abrüstungsofferten Gorbatschows 1985 in politisches Handeln umgesetzt.

[Bearbeiten] Ost- und westdeutsche Friedensbewegung

[Bearbeiten] Erste Friedensdekade

1978 hatte die SED das Pflichtfach „Wehrerziehung“ an DDR-Schulen eingeführt. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR legte dagegen erfolglos Widerspruch ein und stellte ein Alternativprogramm „Erziehung zum Frieden“ vor. Daraufhin entstanden in vielen Kirchengemeinden staatskritische, unabhängige Friedensinitiativen. Regelmäßige Seminare, etwa in Königswalde (Ortsteil von Werdau in Sachsen), zogen Jugendliche aus der ganzen DDR an.

Das Abbild der sowjetischen Skulptur zusammen mit dem Schriftzug „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde erstmals als Lesezeichen für eine Einladung zum Gottesdienst am Buß- und Bettag des Jahres 1980 von evangelischen Jugendgruppen in der DDR verwendet. Dieser Feiertag war als Abschluss einer ersten zehntägigen „Friedensdekade“ mit dem DDR-Kirchenbund verabredet worden. Die Anregung dazu kam vom überkonfessionellen „Interkirchlichen Friedensrat“ in den Niederlanden, der als erste kirchliche Vereinigung einen Totalabbau aller Atomwaffen in Europa forderte und dies mit dem Votum der Reformde Kerk begründete, wonach Friedenssicherung durch atomare Abschreckung mit dem Christsein völlig unvereinbar sei.

Die erste Friedensdekade ging aus der intensiven Vorbereitungsarbeit des Evangelischen Jungmännerwerks (Ostwerk) und einer Arbeitsgruppe des CVJM (Westwerk) im Oktober 1979 hervor. Ein weiteres Arbeitstreffen musste wegen des Überwachungsdrucks der Stasi zum Teil nächtlich in privaten Wohnungen in Berlin stattfinden (siehe WDR-Dokumentation Im Auge der Macht vom 3. Oktober 2005). Die Initiatoren teilten die starke Sorge über die Aufrüstung in der Mitte Europas beiderseits der innerdeutschen Grenze. Sie versuchten, dazu einen klaren gemeinsamen Standpunkt zu finden. So forderten sie folgerichtig die vollständige Entmilitarisierung beider deutscher Staaten. Das erarbeitete Material wurde als Auftrag an die Konferenz der evangelischen Landesjugendpfarrer in der DDR weitergeleitet, eine gemeinsame Friedensaktion zu realisieren: die erste Friedensdekade. Diese sollte zeitgleich in allen Gliedkirchen beider deutscher Kirchenbünde stattfinden und wurde diesen daher vorgeschlagen.

Die Einladung gestaltete der damalige Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider; die Grafikerin Ingeborg Geißler schuf eine druckfähige Zeichnung dafür. Das Lesezeichen wurde in einer Auflage von 120.000 Stück in der Druckerei Abraham Dürninger der Herrnhuter Brüdergemeine auf Vliesstoff gedruckt, da dies als „Textiloberflächenveredlung“ galt und keine staatliche Druckgenehmigung erforderte. Der Einladungstext wies auf Gottesdienste, Jugend- und Gemeindeabende und eine »Friedensminute« hin: Am Bußtag um 13 Uhr sollten landesweit die Kirchenglocken gleichzeitig mit der staatlichen Sirenenübung zum Gebet mahnen. Nachdem die DDR-Regierung dies als Gefährdung des Zivilschutzes und Aufruf zur Arbeitsniederlegung untersagte, wurde das Läuten auf 13:15 verlegt.

Das Motto der Dekade lautete Frieden schaffen ohne Waffen. Dasselbe Motto verwendete unabhängig davon auch die westdeutsche Aktion Sühnezeichen unter Volkmar Deile. Es ging auf ein weltweites Treffen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zurück: Er hatte 1975 in Nairobi allen Mitgliedskirchen empfohlen, gegenüber den je eigenen Regierungen ihre Bereitschaft zu erklären, „ohne den Schutz von Waffen zu leben“. Dies blieb den meisten Kirchengemeinden zunächst unbekannt und wurde von kaum einer Kirchenleitung publik gemacht. Die EKD sprach in ihren offiziellen Erklärungen stets vom „Friedensdienst mit und ohne Waffen“ und rechtfertigte die Abschreckung sogar mit Atomwaffen 1982 wie schon 1959 weiterhin als „christlich mögliche Handlungsweise“.

Im Juni 1980 griff die Evangelische Studentengemeinde Dresden als erste Gruppe in der DDR die Empfehlung des ÖRK auf, um einen Diskussionsprozess in den Gemeinden auszulösen. Unter dem wachsenden Druck der kirchlichen Jugend beschloss die Konferenz der Kirchenleitungen daraufhin die erste Friedensdekade. Nach Gesprächen mit dem Sekretariat des DDR-Kirchenbundes, Manfred Stolpe, wurde die Einladung dazu mitsamt der Grafik des Lesezeichens genehmigt. Der Aufnäher traf die Friedenssehnsucht der Jugendlichen: Sie trugen ihn nun spontan überall auf ihrer Straßenkleidung, an Mänteln, Taschen und Mützen in Schulen und Betrieben und machten so ihren Friedenswunsch öffentlich.

[Bearbeiten] Zweite Friedensdekade und andere Initiativen

Aufnäher
vergrößern
Aufnäher

Im Frühjahr 1981 schlugen einige Kirchengemeinden ihren Synoden vor, einen zweijährigen „Sozialen Friedensdienst“ als gleichberechtigte Alternative zum staatlichen Wehrdienst in der NVA und zu den Bausoldaten einzuführen. Einige Landessynoden stellten sich bis zum Jahresende öffentlich hinter diese Forderung, andere lehnten ab. Ein Treffen der Kirchenleitungen mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen Klaus Gysi im September endete mit der strikten staatlichen Ablehnung der Idee.

Am 10. Oktober 1981 fand auf der Hofgartenwiese in Bonn mit etwa 300.000 Teilnehmern die bislang größte Demonstration gegen die „Nachrüstung“ in der alten Bundesrepublik statt. Während die traditionellen, häufig der DKP nahestehenden Gruppen meist das bekannte Symbol der blauen Friedenstaube von Pablo Picasso verwendeten, zeigten vor allem christliche Friedensgruppen aus Solidarität mit den staatsunabhängigen Friedensgruppen der DDR das Motiv „Schwerter zu Pflugscharen“. Vielfach wurden diese Plakate auch mit Hinweisen auf die Solidarność-Gewerkschaft in Polen verbunden, um

  • eine von sowjetischen oder großdeutschen Interessen unabhängige, blockübergreifende Friedensbewegung anzumahnen,
  • auf das gemeinsame Abrüstungsinteresse von Arbeiterbewegung und Friedensbewegung hinzuweisen,
  • das Friedensthema mit dem Thema der Demokratisierung und sozialen Gerechtigkeit zu verbinden.

Als Vertreter der ostdeutschen Friedensgruppen durfte der Erfurter Propst Heino Falcke vor den Bonner Demonstranten sprechen.

Die folgende Friedensdekade vom 8. bis 18. November 1981 wurde erstmals zeitgleich auch innerhalb der westdeutschen EKD durchgeführt und stand unter dem Thema „Gerechtigkeit - Abrüstung - Frieden“. Da nicht mit einer Druckgenehmigung der DDR-Behörden für Aufkleber oder Anstecker zu rechnen war, wurde das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ mit nochmals 100.000 Stück auf Vliesstoff gedruckt und als Aufnäher weiterverwendet. In der Nikolaikirche (Leipzig) wurde wenig später eine große Schautafel mit dem Symbol aufgestellt.

Während zahlreiche Schullehrer, Volkspolizei und Betriebsfunktionäre nun die Entfernung der Aufnäher forderten, nahmen Kirchenvertreter die Träger in Schutz, wiesen auf die Herkunft des abgebildeten Symbols und die offizielle Propaganda hin. So war das sowjetische Denkmal auch im DDR-Geschichtsbuch für die 6. Klasse abgebildet, und das Lehrbuch für die Jugendweihe von 1975 erläuterte: Wir schmieden Schwerter zu Pflugscharen um. Die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“ der DDR zitierte zum Jahresbeginn 1982 die Jesajastelle und schrieb dazu:

Welcher Marxist würde behaupten wollen, dass religiöser Glaube in dieser Form reaktionär sei und, obwohl er selbst noch kein wissenschaftlich fundiertes Bewusstsein darstellen konnte, unvereinbar mit Wissenschaftlichkeit sei? Dieser [...] Glaube ahnt gewissermaßen die wissenschaftliche Erkenntnis von einer klassenlosen Gesellschaft, in der es keine Kriege mehr gibt, voraus.

Unter Berufung darauf gelang es den Kirchenbehörden zunächst, ein Verbot des Aufnähers abzuwenden. Doch ab November 1981 erhielt der sächsische Landesbischof Johannes Hempel die amtliche Mitteilung: Wegen Missbrauchs dürfen diese Aufnäher in Schule und Öffentlichkeit nicht mehr getragen werden. Dahinter stand das Bemühen der SED, Akzeptanz für das neue Wehrdienstgesetz zu organisieren. Die Aufnäherträger wurden nun mit massiven Vorwürfen konfrontiert: Der undifferenzierte Pazifismus sei friedensfeindlich, die Aufnäher seien westliche Importe und schulfremdes Material, wer sie trage, übe Wehrkraftzersetzung aus und untergrabe die staatliche und gesellschaftliche Tätigkeit zum Schutz des Friedens. Sie seien zum Zeichen einer unabhängigen Friedensbewegung geworden, die nicht geduldet werden könne.

Viele, die die Aufnäher nicht entfernten, wurden aus Hochschulen und Erweiterten Oberschulen entlassen, erfuhren Strafversetzung, Nichtzulassung zum Abitur, Verweigerung der gewünschten Lehrstelle, Schulverbot oder Hinderung beim Betreten seines Betriebs. Pädagogen und Polizisten schnitten die Aufnäher aus Jacken heraus, wenn Jugendliche dies nicht freiwillig taten, oder beschlagnahmten die Kleidungsstücke. Anfang 1982 reagierte eine wachsende Zahl von Jugendlichen, indem sie sich runde weiße Flecken auf die Jacken nähten oder mit Filzstift auf den Ärmel schrieben: Hier war ein Schmied.

Am 25. Januar 1982 veröffentliche Rainer Eppelmann, damals Pastor in Ost-Berlin, seinen „Berliner Appell“: Darin forderte er den Abzug aller Atomwaffen aus der DDR, der Bundesrepublik und Mitteleuropa. Prominente DDR-Dissidenten wie Stefan Heym und Robert Havemann unterstützten den Aufruf und forderten öffentlich eine autonome Friedensbewegung in der DDR. Damit war der Versuch der SED-Führung vorerst gescheitert, die westeuropäische Opposition gegen den NATO-Doppelbeschluss zu fördern, aber eigenständige ostdeutsche Abrüstungsinitiativen als Gefahr für den „sozialistischen Friedensstaat“ zu unterdrücken.

Sie reagierte darauf mit einer FDJ-Aktion unter dem Titel: Der Friede muss verteidigt werden - der Friede muss bewaffnet sein. Dabei wurde die Initiative für den Sozialen Friedensdienst als verfassungsfeindlich dargestellt. Damit zeigte die SED dem Kirchenbund seine Grenze: Zum Staatsvertrag gehörte, dass er sich nicht als politische Opposition betätigte. Die Bischöfe wollten diese Grenze achten, verteidigten aber Recht und Pflicht der Christen auf selbständiges Nachdenken über eigene Friedensbeiträge und Kritik an Militarisierungstendenzen im Rahmen des DDR-Systems.

Am 13. Februar 1982 riefen private Christengruppen aus Anlass des 37. Jahrestags der Luftangriffe auf Dresden zu einem Schweigemarsch für Frieden und Abrüstung auf. Um die befürchteten Zusammenstöße zwischen Demonstranten, Stasi-Beamten und Volkspolizei zu vermeiden, bot die Dresdner Kreuzkirche ein „Forum Frieden“ als Alternative zur Demonstration an. Dies gestattete die SED-Bezirksregierung. 5000 Besucher diskutierten im Kirchenraum dann offen über die außen- und innenpolitische Lage. Die Ablehnung der NATO-Aufrüstung war ebenso einhellig wie die Ablehnung der fortgesetzten DDR-Militarisierung und Knebelung eigener friedenspolitischer Betätigung. Bischof Hempel erfuhr viel Kritik, weil er vom Tragen des Aufnähers abriet, da dies den Staat provoziere, die Handlungspielräume der Kirche verenge und diese die Jugend nicht vor Strafverfolgung schützen könne. - Unmittelbar nach der Veranstaltung zogen einige hundert Menschen zur Ruine der Frauenkirche (Dresden), um dort schweigend zu verharren, Lieder zu singen und Kerzen anzuzünden. Das offene Forum und folgende Schweigegebet werden seither jährlich am 13. Februar in Dresden begangen.

Zwischen dem Aufruf Eppelmanns und dem Dresdner Forum bestand kein direkter Zusammenhang. Ostdeutsche unabhängige Friedensinitiativen waren nicht landesweit organisiert und bildeten gerade so eine echte Alternative zu staatlich verordneten, seit langem stagnierenden Vereinigungen wie dem „Friedensrat der DDR“. Die westdeutschen Medien versuchten zwar, eine flächendeckende Systemopposition als Pendant zur westlichen Friedensbewegung herbeizuschreiben: Doch die meisten kirchlichen Jugendgruppen der DDR lehnten damals weitreichende Forderungen nach Abzug der Besatzungstruppen und Austritt der deutschen Teilstaaten aus den Militärbündnissen ab. Sie wollten zunächst die Spielräume für Eigeninitiative und soziales Engagement erweitern.

Bei einem weiteren Gespräch mit Klaus Gysi am 7. April 1982 protestierten die Kirchenvertreter gegen die Angriffe und Verdächtigungen, denen die Träger des Aufnähers ausgesetzt wurden. Das Symbol sei ein christliches Friedenszeugnis, sein Verbot eine Einschränkung der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die Kirche sei nicht bloß Verstärker der staatlichen Außenpolitik, sondern betreibe eine eigenständige Friedensarbeit, die als „Abrüstungsimpuls“ nötig bleibe. Das Symbol dürfe nicht als Gegensatz zur staatlichen Friedenspolitik aufgefasst werden. - Damit versuchte der Kirchenbund die Jugendlichen und kirchliche Freiräume zu schützen. Zugleich schloss er weitergehende, die staatliche Militärpolitik angreifende Konzepte aus der Debatte zunächst aus.

[Bearbeiten] Wurzeln der gewaltfreien Revolution von 1989

Am 24. September 1983 fand während eines evangelischen Kirchentages in Wittenberg auf dem Lutherhof vor etwa 4000 Teilnehmern eine symbolische Aktion statt: Der örtliche Schmied Stefan Nau schmiedete ein Schwert zu einem Pflugschar um. Wegen der internationalen Präsenz auch von westlichen Medienvertretern griffen die Staatsorgane nicht ein. Die Initiative zu der Aktion ging von Friedrich Schorlemmer, damals Pastor an der Schlosskirche Wittenberg, aus. Dieser hatte bereits 1980 einen Friedenskreis gegründet, der sich auch nach dem Verbot des Aufnähers und dem Abklingen der westdeutschen Friedensbewegung hielt.

Im Juli 1989 ging daraus eine Bürgerrechtsgruppe hervor, die sich mit anderen Vorläufern zur Initiative Demokratischer Aufbruch verband. Auch in der Nikolaikirche Leipzig entwickelte sich unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ein regelmäßiges offenes Montagsgebet, das zur Keimzelle der späteren Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989 wurde. Dabei blieb das biblische Symbol zunächst Ausdruck für alternative Friedensaktivitäten im Rahmen der DDR. Es eignete sich ein sowjetisches Bildmotiv an und kehrte es gegen die staatliche Propaganda, wonach die DDR die Einheit von Volk, Staat und Partei realisiert habe und daher per definitionem eine „Friedensmacht“ sei. Es drückte den Wunsch aus, das Christen und Marxisten gemeinsame Ziel einer befriedeten Welt zur Beendung des Wettrüstens und der gesellschaftlichen Militarisierung zu nutzen. Militärische Sicherheitskonzepte sollten von politischer Friedensfähigkeit abgelöst werden. Eine direkte Konfrontation mit den jeweiligen Systemen war darin nicht vorgesehen.

Gerade so verband das Symbol christliche Friedensgruppen in West und Ost und wurde zum ersten sichtbaren Zeichen einer Bürgerrechtsbewegung, die über die blockübergreifende Verhinderung von Aufrüstung und Krieg hinaus einen Systemwandel anvisierte und schließlich bewirkte. Dabei war das pazifistische Erbe ein wesentlicher Faktor für die Gewaltlosigkeit der Revolution von 1989.

Die Perspektive von sozialer Gerechtigkeit und Überwindung des Welthungers, die durch umfassende Abrüstung ermöglicht werden sollte und in der biblischen Herkunft des Symbols angelegt ist, ging dagegen weitgehend verloren. Die Friedensdekaden, die seit 1994 in der gesamtdeutschen EKD durchgeführt werden, mahnen diese Perspektive an und verwenden dazu nach wie vor das Bild des Stoffaufnähers.

[Bearbeiten] Pflugscharbewegung in den USA und Großbritannien

Auch in den USA und Großbritannien entstand in den 1980er Jahren eine breite außerparlamentarische Protestbewegung gegen die Hochrüstung unter Ronald Reagan. Sie griff vielfach auf Formen des von Mahatma Gandhi und Martin Luther King inspirierten „gewaltfreien Widerstands“ und „zivilen Ungehorsams“ zurück und richtete sich vor allem gegen atomare Rüstungsprojekte.

Eine Reihe von pazifistischen und antimilitaristischen Gruppen bezogen sich dabei ausdrücklich auf das Bibelzitat. Sie wollten u.a. mit Blockaden und Besetzungen von militärischem Firmengelände zeigen, dass nicht nur öffentlicher Druck, sondern direkter risikobereiter Widerstand gegen die Atomrüstung notwendig und möglich sei. Dabei unterschieden sie strikt Gewalt gegen Sachen von Gewalt gegen Personen.

Eine dieser Gruppen nannte sich Plowshare Eight („Pflugschar Acht“): Sie bestand aus acht Personen, einer davon der katholische Priester Daniel Berrigan. Am 9. September 1980 drangen sie in eine Fabrik für Atomwaffen in Pennsylvania ein und schlugen mit Hämmern auf Nuklearsprengköpfe ein. Sie machten Konstruktionspläne für Atomwaffen mit ihrem eigenen Blut unbrauchbar und beteten in der Fabrikhalle für den Frieden, bis sie verhaftet wurden. Es folgten Prozesse mit Hafturteilen von fünf bis zehn Jahren wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“. Diese Urteile wurden später auf knapp zwei Jahre Haft reduziert. Nach der Freilassung blieben die Mitglieder der Gruppe zusammen und setzten ähnliche Aktionen fort. Der Priester Carl Kabat feierte den 25. Jahrestag seiner Priesterweihe mit einem Hammer auf einem Atomwaffengelände.

Andere Gruppen wie die Trident Ploughshares in Großbritannien griffen die Idee auf; diese Gruppe erhielt 2001 für ihre gewaltfreien Aktionen gegen ein Atomunterseeboot den Alternativen Friedensnobelpreis. Man kennt weltweit bis heute rund 70 derartige Aktionen, meist in westlichen Staaten, die über Atomwaffen verfügen. Sie alle berufen sich auf die biblische Friedensvision und begehen gezielte, auf Rüstungsobjekte bezogene Gewalt, beanspruchen aber ansonsten strikte Gewaltfreiheit. Die Täter bleiben meist am Ort der Tat bis zur Verhaftung und verteidigen ihr Vorgehen vor Gericht mit Bezug auf Gott, das eigene Gewissen und das Widerstandsrecht.

[Bearbeiten] Ökumenische Abrüstungsinitiativen

Seit Mitte der 1970er Jahre hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf ein Antimilitarismus-Programm eingeführt, das sich mit der weltweiten Aufrüstung, kriegerischen Konflikten und Alternativen dazu befasst. Unter seinem Dach finden sich zahlreiche nationale und internationale Initiativen, die sich unter dem Stichwort „Schwerter zu Pflugscharen“ für Abrüstung einsetzen. Eins ihrer Ziele ist die Abschaffung der Atomwaffen, auf die der ÖRK seine Mitgliedskirchen verpflichtet; ein anderes ein weltweites Verbot von Landminen. Vertreter des ÖRK versuchen im Verbund mit anderen Nichtregierungsorganisationen auf NATO-Staaten einzuwirken, die im Atomwaffensperrvertrag eingegangene Verpflichtung zur atomaren Abrüstung umzusetzen.

Ein Beispiel für eine solche Gruppe ist Ploughshares („Pflugscharen“) in Kanada: Die Gruppe gibt u.a. einen detaillierten jährlichen Bericht über Kriege, bewaffnete Konflikte und Aufrüstung heraus, der deren Ursachen benennt und sie in Beziehung zu den Ausgaben für Entwicklungshilfe setzt.

[Bearbeiten] Literatur

zur biblischen Vision:

  • Hans Walter Wolff: Dodekapropheton 4. Micha. Biblischer Kommentar Altes Testament. Neukirchener Verlag 2004, ISBN 3788720255
  • Bertold Klappert, Ulrich Weidner: Schritte zum Frieden. Theologische Texte zu Frieden und Abrüstung. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vlyn 1983, ISBN 3761546629

zur DDR-Friedensbewegung und ihren Folgen:

  • Anke Silomon: "Schwerter zu Pflugscharen" und die DDR. Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR im Rahmen der Friedensdekaden 1980-1982. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3525557337
  • Uwe Koch (Hrsg.): 20 Jahre Friedensdekade. Arbeitsgemeinschaft Christliche Kirchen in Deutschland, Frankfurt/Main 2001
  • Klaus Ehring, Martin Dallwitz: Schwerter zu Pflugscharen: Friedensbewegung in der DDR. rororo aktuell, 1986, ISBN 3499150190

zu Abrüstung und Rüstungskonversion:

  • Christoph Butterwegge, Martin Grundmann (Hrsg.): Zivilmacht Europa. Friedenspolitik und Rüstungskonversion in Ost und West. Bund-Verlag, Köln 1996, ISBN 3766325779

[Bearbeiten] Weblinks

Das Symbol im Bild:

Bibelauslegung:

DDR-Friedensbewegung:

Pflugscharbewegung:

Beispiele für Rüstungskonversion:

Dieser Artikel wurde in die Liste der Lesenswerten Artikel aufgenommen.
THIS WEB:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2007:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Static Wikipedia 2006:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu