Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Säkularisierung - Wikipedia

Säkularisierung

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Die Säkularisierung, abgeleitet von lat. saeculum, meint allgemein jede Form von Verweltlichung, im engeren Sinn aber die durch den Humanismus und die Aufklärung ausgelösten Prozesse, die die früheren engeren Bindungen an die Religion gelöst und den Lebenswandel zunehmend auf Basis menschlicher Vernunft begründet haben. Bezogen auf die westliche Welt auch ein Synonym für "Entchristlichung", und abzugrenzen von der auf Eigentümer bezogenen Säkularisation.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriffliches

Das saeculum bedeutete ursprünglich "Zeitalter, Jahrhundert", im Kirchenlatein dann "die zeitliche Welt" und damit das Irdische im Gegensatz zum Ewigen. Säkularisierung wurde von daher zur Bezeichnung des Übergangs einer Sache aus dem Eigentum der Kirche (Bistümer und Klöster) in das von (nicht fürstbischöflich regierten) Staaten. Seit der Wende zum 19. Jahrhundert fächerten sich die Bedeutungen weiter auf.

Folgende Unterscheidungen zur Klärung des Säkularisation werden angetroffen:

  • Säkularisierung wird - im weiteren Sinne - verstanden als der institutionelle und mentale Prozess der Trennung von Kirche und Staat (bzw. religiöse Organisationen und Staat). Diesen Prozess charakterisiert Böckenförde als "Ablösung der politischen Ordnung als solcher von ihrer geistlich-religiösen Bestimmung und Durchformung".
  • Mit Säkularisierung wird - denkerisch - auch der Übergang von Begriffen und Vorstellungen aus einem primär religiösen in einen allgemeineren Kontext von Philosophie und Zeitgeist bezeichnet (z.B. Paradies, Sünde, Erlösung, Heilsgeschichte, Apokalypse u.v.a.).
  • In der Soziologie wird Säkularisierung im Rahmen der Theorie des sozialen Wandels begrifflich enger und thematisch allgemeiner gefasst und als sozialer Prozess verstanden, der gegenläufig zur Magisierung auftritt.

Siehe auch: Säkularisation, Säkularismus, Religionssoziologie

[Bearbeiten] Abstrakte Säkularisierung in der Geschichte

Je begrifflich-abstrakter "Säkularisierung" aufgefasst wird, desto eher lässt Säkularisierung sich als sozialer Wandel in vielen historischen Gesellschaften auffinden. So kann man das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert des antiken Griechenlandes als klassische Periode einer Säkularisierung auffassen.
Dem gegenüber wird aber der historisch-europäische, von der Aufklärung geprägte Begriff zumeist vorgezogen.

[Bearbeiten] Historische Entwicklung der abendländischen Säkularisierung

Säkularisierung in der ersten Bedeutung ist die Abschaffung der Staatsreligion und hat einen erheblichen Machtverlust der religiösen Institutionen, vor allem der Kirchen, zugunsten des Staates zur Folge.

[Bearbeiten] Europa

In Europa begann die Säkularisierung mit der Aufklärung und erreichte in der Französischen Revolution und im Sozialismus mit der angestrebten völligen Abschaffung der Religion ihren Höhepunkt (Beispiele: Einführung eines Revolutionskalenders ab dem "Jahr der Revolution", Abschaffung der nichtrevolutionären Feste).

Durch die Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich gingen dortige preußische Gebiete und Erbansprüche verloren. Nach einem Vertrag von 1796 tauschte Frankreich diese mit Preußen durch besetzte Gebiete im rechtsrheinischen, die vorher feindlichen Mächten oder der Kirche zu eigen waren. Ein Folgebeschluß 1803 löst dann alle Klöster und kirchlichen Stiftungen auf, die nicht direkt im Dienste der Armen- und Krankenpflege standen.

[Bearbeiten] USA

Vor der Aufklärung entzogen sich viele Menschen der Monarchie "von Gottes Gnaden" durch Auswanderung in die Neue Welt. Die USA sind seit ihrer Konstitution 1776 ein säkularer Staat. Im Gegensatz zu der Verbreitung des Atheismus in Europa behielt hier die Religiosität einen hohen Stellenwert und führte zur Gründung einer Vielzahl reformierter Kirchengemeinden. Weitgehender Konsens bestand und besteht in der gesellschaftlichen Bedeutung des Christentums, allerdings waren viele der damaligen Führungselite des amerikanischen Staates keine Christen sondern Deisten. Durch die Zersplitterung in einzelne christliche Konfessionen und die allgemein anerkannte Toleranz gegenüber dieser Entwicklung konnte sich jedoch keine monolithische kirchliche Institution mit politischer Macht herausbilden, wie sie bis dahin aus Europa bekannt war. Religiosität und Religionsfreiheit werden heute in den USA als gleichwertig betrachtet.

Durch nachfolgende Einwanderungswellen gelangten weitere Religionsgruppen aus der arabischen und ostasiatischen Welt in die USA, die sich durch die Tradition der religiösen Toleranz im neuen Umfeld etablieren konnten und selten vom weiterhin vorherrschenden Christentum assimiliert wurden. Einzige Ausnahmen sind die indigenen Religionen der Indianer und der afrikanischen Sklaven, die durch die Christianisierung zurückgedrängt wurden.

[Bearbeiten] Albanien und der totalitäre Säkularismus

Zu einer besonders radikalen Entwicklung kam es in Albanien nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter dem Diktator Enver Hoxha wurde eine gewaltsame Säkularisierung vorangetrieben, die immer radikalere Formen annahm. Sie mündete schließlich 1967 in ein totales Religionsverbot, das die Praktizierung jedweder Religion unter Strafe stellte. Hoxha erklärte das Land zum „ersten atheistischen Staat der Welt“, Moscheen und Kirchen wurden systematisch zerstört.

Obwohl eine gewaltsame Forcierung der Säkularisierung in der Geschichte durchaus nicht ungewöhnlich ist, ist dieser Fall besonders bemerkenswert. War Säkularisierung von Befürwortern oft als ein Prozess der „Befreiung“ verstanden worden, verkehrte sie sich hier besonders drastisch in ein Mittel zu Repression und ideologischer Indoktrination. Albanien von 1967 bis 1990 kann sogar in gewisser Hinsicht als das atheistische Gegenstück zu einem religiösen Gottesstaat angesehen werden.

[Bearbeiten] Gegenwartsgeschichte und Globalisierung

Heutzutage ist die Säkularisierung in der gesamten westlichen Welt weit fortgeschritten. So gibt es zwar in Deutschland noch die Kirchensteuer, aber in Ostdeutschland (außer im Eichsfeld) ist inzwischen die statistisch niedrigste Kirchenzugehörigkeit in Europa zu verzeichnen.

In der westlichen Welt gilt die Trennung von Kirche und Staat allgemein als erstrebenswerte und notwendige Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaftsform, da der Aufstieg bürgerlicher Machtstrukturen wesentlich in der Tradition der Aufklärung steht. In der säkularen Demokratie wird das Wählerinteresse ohne Einschränkung, etwa durch religiöse Glaubenssätze, verfolgt. Da aber die Ressourcen (Energie, Wasser, Land usw.) beschränkt sind, ist nach der Meinung einiger fraglich, ob die Förderung der Säkularisierung in anderen Erdteilen tatsächlich im westlichen Interesse liegt und auf Dauer funktioniert, weil ein "westlicher Lebensstandard" nicht jedem Menschen ermöglicht werden könne.

Eine Übertragung der Säkularisierung nach europäischem Vorbild auf andere Kulturkreise, insbesondere die islamische Welt, wie häufig gefordert, ist auch deshalb problematisch, da die Grundhaltungen von (westlichem) Christentum und Islam zu Politik und Staat verschieden sind. Hatte sich im Abendland durch die Polarität von Kaiser und Papst nie eine Identität von Staat und Religionsgemeinschaft entwickeln können (obwohl beide Seiten dies anstrebten), zielte der Islam seinem Wesen nach, auch bei beschränkter Toleranzgewährung, gerade auf diese Identität.

Der Islam postuliert in der Theorie eine der Säkularisierung zuwiderlaufende Untrennbarkeit von religiöser und politischer Herrschaft (siehe auch Kalifat), verfolgte in der Praxis jedoch ein, im direkten Vergleich zur christlichen Inquisition relativ tolerantes Glaubenskonzept, das lange keine religiös motivierten Pogrome wie die europäische Judenverfolgung kannte. Angehörige anderer monotheistischer Religionen, zu denen später auch Buddhisten, Hindus und Zoroastrier gezählt wurden, hatten in islamischen Ländern den rechtlichen Status von Dhimmis, einer geschützten, aber doch untergeordneten Minderheit, denen zwar diskrminierende Beschränkungen (u.a. die Zahlung einer speziellen Steuer, Kleidungsvorschriften, Ausschluss von staatlichen Ämtern) auferlegt waren, die ansonsten jedoch religiöse Autonomie genossen und ihr eigenes Rechtssystem unterhielten, was aber auch von der Gnade der islamischen Machthaber abhing, und Minderheiten, die keine "Schriftbesitzer" sind, wie z.B. Jesiden in der Türkei oder Bahai im Iran, nicht mit einschließt. Daher gilt eine Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten, die eine Säkularisierung als Voraussetzung hätte, in Gesellschaften islamischer Ländern i.d.R. nicht als erstrebenswert.

Bisher gab die Forderung westlicher Industrienationen nach einer Säkularisierung im Sinne einer Verwestlichung eher einer Entwicklung in Richtung Radikalisierung Auftrieb.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hermann Lübbe: Säkularisierung. Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs, Freiburg 1965.
  • Rudolf Schlögl: Glaube und Religion in der Säkularisierung. Die katholische Stadt - Köln, Aachen, Münster -1740-1840, München 1995
  • Hartmut Lehmann: Säkularisierung, Der europäische Sonderweg in Sachen Religion, Wallstein Göttingen 2004, ISBN 3-89244-820-5
  • Detlef Pollack: Säkularisierung – ein moderner Mythos? Studien zum religiösen Wandel in Deutschland, Tübingen 2003.

[Bearbeiten] Siehe auch

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