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Deutsche Christen

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Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda vor einer Berliner Kirche
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Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda vor einer Berliner Kirche

Die Deutschen Christen (DC) waren eine rassistische und faschistische Gruppierung innerhalb des deutschen Protestantismus zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurden 1932 gegründet und gewannen seit Juni 1933 die Leitung einiger Landeskirchen in der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK). Mit ihrer Gleichschaltungspolitik und dem Versuch, durch die Übernahme des Arierparagraphen in die Kirchenverfassung Christen jüdischer Herkunft auszuschließen, lösten sie den Kirchenkampf mit anderen evangelischen Christen aus. Diese gründeten daraufhin 1934 die Bekennende Kirche, die die Deutschen Christen als Häresie betrachtete und aus der Kirchengemeinschaft ausschloss.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorläufer

Die Wurzeln der DC lassen sich in verschiedenen Gruppen im deutschen Protestantismus des ausgehenden Kaiserreichs und der Weimarer Republik ausmachen, die völkisches, national-konservatives und rassistisches Gedankengut pflegten.

1917, zum 400-jährigen Jubiläum der Reformation, gaben der Flensburger Pastor Friedrich Andersen, der Schriftsteller Adolf Bartels und Hans Paul Freiherr von Wolzogen 95 Thesen heraus, die ein „Deutschchristentum auf evangelischer Grundlage" begründen sollten. Darin hieß es:

Die neuere Rassenforschung endlich hat uns die Augen geöffnet für die verderblichen Wirkungen der Blutsmischung zwischen germanischen und nichtgermanischen Volksangehörigen und mahnt uns, mit allen Kräften dahin zu streben, unser Volkstum möglichst rein und in sich geschlossen zu halten.
Religion ist die innerste Kraft und feinste Blüte im geistigen Leben eines Volkes, kann aber nur in völkischer Ausprägung kulturkräftig wirken... Eine innigere Verbindung zwischen Deutschtum und Christentum ist nur zu erreichen, wenn dieses aus der unnatürlichen Verbindung gelöst wird, in der es nach bloßem Herkommen mit der jüdischen Religion steht.

Der „zornige Gewittergott" Jehova sei ein anderer als der „Vater" und „Geist", den Christus verkündet und die Germanen geahnt hätten. Kindliches Gottvertrauen und selbstlose Liebe sei das Wesen der germanischen „Volksseele" im Kontrast zu jüdischer „knechtischer Furcht vor Gott" und „materialistischer Sittlichkeit". Kirche sei keine „Anstalt zur Verbreitung des Judentums": Darum sollten Religions- und Konfirmandenunterricht keine Stoffe des Alten Testaments wie die Zehn Gebote mehr lehren, und auch das Neue Testament sei von jüdischen Einflüssen zu „reinigen", damit man den Kindern Jesus als Vorbild für „Opfermut" und „männliches Heldentum" darstellen könne.

1921 schrieb Andersen Der deutsche Heiland, in dem er den Gegensatz zum Judentum auf eine apokalyptische Entscheidung zuspitzte:

Wer wird siegen, der sechseckige Stern Judas oder das Kreuz? - Die Frage ist vorläufig noch nicht auszumachen. Der Jude geht jedenfalls zielbewusst seinen Weg... Niederwerfung seines tödlich verhassten Gegners. Wenn die Christenheit Karfreitag feiert, sollte sie sich jedenfalls nicht in Träume wiegen; ... sonst könnte noch einmal ein viel schrecklicheres Golgatha kommen, wo das Judentum der ganzen Welt am Grabe des zu Boden getretenen Christentums seine Jubelgesänge zu Ehren des menschenmordenden, völkerausrottenden Jahu singt.

Gegen die „Verseuchung mit jüdischen Ideen" vornehmlich aus dem Alten Testament sollten sich Kirche und Deutschtum „gegenseitig nützen und stützen". Dann würde das Christentum seinen Ursprungscharakter als „Volks- und Kampfesreligion" zurückgewinnen und sei dann tauglich, dass der große Ausbeuter der Menschheit, der böse Feind unseres Volkes endlich unschädlich gemacht werde.

Dazu wurde im selben Jahr in Berlin der Bund für deutsche Kirche gegründet. Andersen, Pastor Ernst Bublitz und Studienrat Kurd Joachim Niedlich gaben zweimal monatlich die Zeitschrift Die Deutschkirche heraus, die mit 12.000 Stück Auflage die Ideen des Bundes propagierte. Jesus solle als „tragisch-nordische Gestalt" gegen die „Zweckreligion" gestellt, das Alte Testament durch die „Deutsche Mythe" ersetzt werden. Jede biblische Geschichte sei nach deutschem Empfinden zu messen, damit das semitische Empfinden aus dem deutschen Christentum entweicht wie der Beelzebub vor dem Kreuz.

Daneben entstanden weitere derartige Gruppen wie der Bund für deutsche Kirche. Sie vereinten sich 1925 mit zehn völkischen, germanophilen und antisemitischen Verbänden zur deutschchristlichen Arbeitsgemeinschaft. Die Geistchristliche Religionsgesellschaft, die Artur Dinter 1927 in Nürnberg gründete, sah ihr Wirkungsfeld mehr innerhalb der Kirchen. Sie strebte deren „Entjudung" und Bildung einer konfessionslosen „Volkskirche" an.

Die beabsichtigte Abschaffung des Alten Testaments fand teilweise heftigen Widerspruch auch bei deutschnationalen Christen, die der rassistische Angriff auf die eigenen Glaubensgrundlagen von außen wie innen abstieß. Der Theologe Johannes Schneider, der als Mitglied der DNVP den politischen Zielen der NSDAP ansonsten recht nahe stand, schrieb 1925:

Wer das Alte Testament preisgibt, wird bald auch das Neue verlieren.

1927 reagierte der Evangelische Kirchenbund auf die zunehmende Radikalisierung der deutschchristlichen Gruppen mit einem Kirchentag in Königsberg, wo das Verhältnis des Christentums zu „Vaterland", „Nation", „Volkstum", „Blut", „Rasse" geklärt werden sollte. Viele dortige Referenten versuchten, sich vom Rassismus abzugrenzen, zeigten aber nur, wie weit dieser schon in ihr Denken eingedrungen war. Paul Althaus z.B. erklärte:

Volkstum ist eine geistige Wirklichkeit...niemals freilich wird ein Volkstum ohne die Voraussetzung z.B. der Blutseinheit. Ist aber das Volkstum einmal gezeugt, so kann es als geistige Wirklichkeit...auch fremdes Blut sich an[zu]eignen. Wie groß immer die Bedeutung des Blutes in der Geistesgeschichte sein mag, das Herrschende ist doch, wenn einmal zum Volkstum geboren, der Geist und nicht das Blut.

Auf dieser Basis ließ sich das Sendungsbewusstsein der radikaleren Deutschchristen kaum bremsen. Im Jahr 1928 sammelten sie sich in Thüringen, um die Thüringer Kirchenbewegung Deutsche Christen zu gründen. Diese suchte den Kontakt zur NSDAP. Ihr Mitteilungsblatt trug den Namen Briefe an Deutsche Christen.

Alfred Rosenbergs Buch Der Mythus des 20. Jahrhunderts fand in diesen Kreisen großen Widerhall und gab ihnen neuen Aufschwung. Seine Polemik gegen alles „Undeutsche" und „Artfremde" im Christentum richtete sich gegen dessen Glaubensgrundlagen und seine konfessionellen Organisationen zugleich. Marxistischer und katholischer Internationalismus wurden als zwei Facetten desselben jüdischen Geistes angegriffen. Eine erneuerte Nationalreligion wurde als Vollendung der Reformation ausgegeben. - Auch die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Glaubensbewegung, die von Jakob Wilhelm Hauer 1930 gegründet wurde und die sechs weitere derartige Gruppen unter bekannten Führern wie dem Philosophen Ernst Bergmann, dem Schriftsteller Ernst Graf zu Reventlow und dem Historiker Hermann Felix Wirth vereinte, griff ähnliche Ideen auf.

[Bearbeiten] Gründung und Programm

1932 gründete der Berliner Pfarrer Joachim Hossenfelder die Glaubensbewegung Deutsche Christen als innerevangelische Kirchenpartei für das ganze Reich. In ihren „Richtlinien" hieß es:

Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen. [...] Daher ist der Rassenvermischung entgegenzutreten. [...]
In der Judenmission sehen wir eine schwere Gefahr für unser Volkstum. Sie ist das Eingangstor fremden Blutes in unseren Volkskörper.

Zu ihrem im Sommer 1932 veröffentlichten Programm gehörte ferner

  • die Auflösung der von Synoden regierten 29 Landeskirchen, die in ihrem Bekenntnis frei waren, in einer vom Führerprinzip gelenkten „Reichskirche"
  • der Ausschluss der Judenchristen
  • die „Entjudung“ der kirchlichen Botschaft durch Abkehr vom Alten Testament, Reduktion und Umdeutung des Neuen Testaments
  • die „Reinhaltung der germanischen Rasse“ durch „Schutz vor Untüchtigen“ und „Minderwertígen"
  • die Vernichtung des „volksfeindlichen Marxismus“.

Reichskirche oder Kirchenbund war nicht nur eine Frage der Organisation. 1918 hatten die evangelischen Landeskirchen mit ihrem jeweiligen Landesherrn ihren summus episcopus (obersten Bischof) verloren; die Verfassung der Weimarer Republik sah die Trennung von Kirche und Staat vor. Seit 1919 lag die Kirchengewalt nicht mehr beim Staat, sondern war auf die Kirchen zurückgefallen. Die evangelischen Kirchen hatten sich eigene Verfassungen gegeben, die parlamentarisch-demokratische Elemente enthielten. Im Gegensatz zur einheitlich geführten katholischen Kirche hatten die evangelischen Kirchen unterschiedliche Bekenntnisse. Das war einer der Gründe, warum die Landeskirchen sich bis 1933 nur zu einem lockeren Kirchenbund zusammengeschlossen hatten. Die Deutschen Christen hatten zwar vor, den Parlamentarismus in der Kirche zugunsten des Führerprinzips abzuschaffen. Aber welchem Bekenntnis eine Reichskirche und ihre Führung folgen sollte, ließen sie unbeantwortet.

Nationalismus, Demokratiefeindschaft, Antikommunismus und Rassismus unterschieden die Deutschen Christen nicht wesentlich von anderen kirchlichen Gruppen, die eine Synthese oder Angleichung von Volkstum und Christentum anstrebten. Viele Mitglieder der DC waren in dieser Richtung volksmissionarisch tätig. Sie gaben Gesangbücher, eigene Schriften zur katechetischen Unterweisung heraus und entwarfen eigene Gottesdienstformen.

Am 9. September 1932 erkannte der Berliner Oberkirchenrat die Deutschen Christen mitsamt ihrem Programm als Kirchenpartei offiziell an. Bei den folgenden Kirchenwahlen vom 13. November 1932 traten sie erstmals mit eigenen Listen an und erreichten durchschnittlich ein Drittel aller Sitze in den Presbyterien der Preußischen Landeskirche. Dabei waren sie dort nicht die einzige faschistische Gruppe, sondern standen vor allem mit der deutschnationalen Liste der Rechtsgruppen und der Gruppe Positives Christentum, die sich an Punkt 24 des Parteiprogramms der NSDAP anlehnte, im Konkurrenzkampf. In anderen Landeskirchen gelang es ihnen jedoch damals noch nicht, wesentliche Erfolge zu erzielen.

[Bearbeiten] Aufstieg

Die große Mehrheit der Protestanten begrüßte Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begeistert wie eine Erlösung der Nation und Anbruch einer neuen Zeit, die Gott dem durch das verhasste „Schanddiktat von Versailles“ gedemütigten Deutschland geschenkt habe. Fest- und Dankgottesdienste der Kirchen bestimmten die Landschaft in diesem 'Schicksalsjahr'. Zur Eröffnung des Reichstages beim Tag von Potsdam am 21. März 1933 rechtfertigte Otto Dibelius unverhohlen die Terrormaßnahmen des Regimes zur Ausschaltung politischer Gegner.

In diesem Klima enttäuschte Hitler die hochgespannten Erwartungen der DC zunächst, indem er in seiner Regierungserklärung vom 23. März 1933 keine Unterstützung für eine organisatorische Gleichschaltung der Kirchen signalisierte. Er erklärte, die Rechte der beiden Konfessionen würden nicht angetastet und ihre Stellung zum Staat nicht geändert. Die Deutschen Christen dagegen beschlossen auf ihrer ersten Reichstagung in Berlin vom 3. bis 5. April:

Das Ziel der Glaubensbewegung „Deutsche Christen" ist eine Evangelische Deutsche Reichskirche. Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche, die Kirche hat den Ruf zu hören.

Als Hitler den Königsberger Wehrkreispfarrer Ludwig Müller als Sonderbeauftragten für Kirchenfragen ernannte und ihn beauftragte, die Schaffung einer Evangelischen Deutschen Reichskirche zu fördern, machten die DC ihn sofort zu ihrem „Schirmherrn" und Kandidaten für das Reichsbischofsamt.

Die Jungreformatorische Bewegung, die vor allem Christen aus der sogenannten Lutherrenaissance der Weimarer Zeit vereinte, sah darin eine Gefährdung der reformatorischen Botschaft vom Glauben an Jesus Christus allein, der die Alleingeltung in der Kirche haben müsse: Kirche muss Kirche bleiben! Sie versuchten dem Aufschwung der DC zuvorzukommen, indem sie schon am 27. Mai 1933 ihren Favoriten, den reichsweit beliebten Betheler Pastor Friedrich von Bodelschwingh, als Repräsentanten der DEK nominierten. Er wurde zwei Tage darauf von einer Mehrheit der 28 deutschen Landeskirchenleitungen zum „Reichsbischof" gewählt, obwohl dieses Amt in der noch gültigen Kirchenverfassung gar nicht vorgesehen war. Doch nach nur 26 Tagen Amtszeit trat von Bodelschwingh von seinem Amt zurück, da der Druck auf ihn wegen des „Verfassungsbruchs" zu stark wurde.

Am 14. Juli 1933 setzte Hitler - sechs Tage vor Abschluss des Reichskonkordats mit der katholischen Kirche - eine von den Landeskirchenführern vorgeschlagene neue Verfassung der DEK in Kraft, die das Führerprinzip mit einem lutherischen Reichsbischof an der Spitze festschrieb. Sie wurde von allen 28 Landeskirchen anerkannt. Für den 23. Juli 1933 wurden Kirchenwahlen angesetzt. In einem Aufruf dazu nannte Hossenfelder die DC „die SA Jesu". Am Vorabend der Wahl ergriff Hitler in einer Rundfunkrede deutlich für sie Partei. Daraufhin erlangten sie einen Erdrutschsieg über die oppositionelle Liste „Evangelium und Kirche": Sie erzielten im ganzen Reich etwa zwei Drittel der abgegebenen Stimmen, in Frankfurt am Main waren es 78, in Köln 90 Prozent. Sie konnten in nahezu allen Gremien Mehrheiten gewinnen. Von nun an wurde in einzelnen Landeskirchen der Arierparagraph für Geistliche und Beamte im Bereich der Kirche eingeführt.

Am 27. September 1933 fand eine Nationalsynode in der Lutherstadt Wittenberg statt. Hier wurde Ludwig Müller einstimmig - auch von den Vertretern der unterlegenen Jungreformatoren - zum Reichsbischof gewählt. Einfluss, Ansehen und Wirkmöglichkeiten der DC stiegen seitdem enorm an. Sie vereinten nun alle anderen deutsch-christlichen Gruppen. So gehörten im Oktober 1933 ca. eine Million Mitglieder, darunter ein Drittel aller protestantischen Pfarrer in Deutschland – etwa 6000 Personen – zu dieser „Glaubensbewegung".

[Bearbeiten] Niedergang

Die Dynamik der DC und ihr erheblicher Rückhalt unter Pfarrern und Gemeinden kam trotz des Rückenwinds durch Hitlers Unterstützung und ihre Wahlsiege im Herbst überraschend und schlagartig zum Stillstand. Auslöser dafür war der Berliner Sportpalastskandal. Bei einer Massenkundgebung dort am 13. November 1933 sprach der Gauleiter der DC, Dr. Reinhold Krause, in seiner Rede die Ziele seiner Gruppe deutlich aus:

Unsere Religion ist die Ehre der Nation im Sinne eines kämpfenden, heldischen Christentums.

Die Seele des deutschen Volkes gehöre restlos dem neuen Staat. Dessen Totalitätsanspruch könne folgerichtig auch vor der Kirche nicht halt machen. Der Nationalsozialismus wolle diese aus seinem Geist erneuern und neu gestalten [...]. Vereinigung aller Religionen und Konfessionen in einer völkischen Nationalkirche sei das Gebot der Stunde. Dazu bedürfe es umgehend einer

Befreiung von allem Undeutschen in Gottesdienst und im Bekenntnismäßigen, Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral, von diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten.

Zudem sei notwendig,

daß alle offenbar entstellten und abergläubischen Berichte des Neuen Testaments entfernt werden und daß ein grundsätzlicher Verzicht auf die ganze Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie des Rabbiners Paulus ausgesprochen wird...Hierbei gehört auch, daß unsere Kirche keine Menschen judenblütiger Art mehr in ihren Reihen aufnehmen darf.

Für Judenchristen seien abgesonderte Gemeinden einzurichten.

Diese Forderungen waren zwar zuvor offizielle Programmpunkte der DC gewesen, vielen Pfarrern und Gemeindegliedern bis dahin aber trotz des zurückliegenden Wahlkampfs nicht voll bewusst geworden. Sie drückten die zuvor außerhalb und parallel, nun auch innerhalb der DC zur Macht drängende Strömung des Neuheidentums aus, die faktisch eine Auflösung und Ersetzung des bekenntnisgebundenen Christentums durch eine faschistische Nationalreligion anstrebte. Aufgrund der Bejahung des „positiven Christentums" im Parteiprogramm der NSDAP war diese Strömung zuvor nicht in den Vordergrund getreten. Sie hatte aber ebenfalls seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten enorm an Zulauf gewonnen. Ihre Vertreter sahen in den DC die Chance, ihre antijüdische und antichristliche „deutsch-germanische Weltanschauung" mit ihren endzeitlich geprägten Ideologien von „Blut und Boden“, Führerkult und Rassenlehre in breiten protestantischen Bevölkerungskreisen zu verankern.

Vielen Kirchengemeinden und Mitgliedern der DC, denen eher eine christliche Nationalreligion vorgeschwebt hatte, gingen diese Konsequenzen nun zu weit und sie traten zu Tausenden wieder aus. Fast alle Teilorganisationen der evangelischen Kirche distanzierten sich danach von den DC. Ludwig Müller, der zwei Monate zuvor einstimmig gewählt worden war und die kirchliche Einheit nicht gefährdet sehen wollte, enthob Krause aller seiner kirchlichen Ämter und legte selbst die „Schirmherrschaft" über die DC nieder.

Deren Einheit zerbrach von nun an in Flügelkämpfen und Abspaltungen. Aus den DC ging nach dem Sportpalasteklat eine Reichsbewegung Deutsche Christen, 1937 unter neuer Führung eine national-kirchliche Bewegung Deutsche Christen hervor. Hossenfelder, der aufgrund der Spaltungen von seinem Posten als Reichsleiter der DC zurücktreten musste, gründete später die Kampf- und Glaubensbewegung DC. Reinhold Krause formierte eine Glaubensbewegung Deutsche Volkskirche. Radikalere Kräfte sammelten sich in der Nationalkirchlichen Bewegung DC. Der Bund für deutsches Christentum war ihnen gegenüber relativ gemäßigt. 1934 gab es 32 verschiedene deutsche Glaubensbewegungen.

Paradoxerweise hatte Hitler selbst in Mein Kampf genau diese Entwicklung befürchtet und vor den sogenannten religiösen Reformatoren auf altgermanischer Grundlage gewarnt:

Führt doch ihre ganze Tätigkeit das Volk vom gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind, den Juden, weg, um es statt dessen seine Kräfte in ebenso unsinnigen wie unseligen inneren Religionsstreitigkeiten verzehren zu lassen.

So beriefen sich auch Bekennende Christen und Jungreformatoren häufig auf Hitler und betonten ihre Staatstreue, um im Kampf gegen die DC und Neuheidengruppen Punkte zu sammeln.

[Bearbeiten] Offizielle Wiederbelebungsversuche um 1939/40

1939 wurde unter Zustimmung von Dreivierteln der deutschen Evangelischen Landeskirchen das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben" gegründet. Die Leitung hatte Walter Grundmann.

Eine der Hauptaufgaben dieses Institutes war die Zusammenstellung eines neuen "Volkstestamentes" im Sinne des im "Mythos des 20. Jahrhunderts" von Alfred Rosenberg geforderten "Fünften Evangeliums", das den Mythos des "arischen Jesus", verkünden sollte. Die dichterische Wortfassung stammte - dies wurde erst 1994 bekannt - von der bekannten Balladendichterin und Inhaberin des Eugen Diederichs-Verlages Lulu von Strauß und Torney. Diese neuartige Bibel hatte nicht den von Dreivierteln der damaligen Evangelischen Landeskirchen (zum Teil auch von Bekenntnis-Christen) erhofften und geförderten Erfolg. In der Bearbeitung dieses Volkstestamentes wurde auch auf viel Bibelkritik der damaligen Zeit Rücksicht genommen. (Herausnahme einer Lohn-Straf-Moral und anderes mehr.) Es handelt sich um ein religionsgeschichtliches Dokument sehr eigener Art. Diese Aspekte und diese Phase der evangelischen Kirchengeschichte sind geschichtlich noch wenig aufgearbeitet.

Auch viele Bekenntnis-Christen befürworteten offenbar ein solches Vorgehen in der Hoffnung, daß wenigsten noch durch ein solches Vorgehen der Kirchenaustrittsbewegung der Jahre von 1937 bis 1940 das Wasser abgegraben werden könne und die Menschen zum Verbleiben in den Kirchen bewegt werden könnten.

[Bearbeiten] Nachwirkungen

Nach 1945 bildeten die verbliebenen DC-Strömungen kleinere Gemeinschaften und Zirkel in Distanz zur neu gegründeten EKD. Auf die Geschichtsschreibung des Kirchenkampfes, die bis in die 1970er Jahre hinein großenteils hagiographischen Charakter trug, suchten der DC nahestehende Personen in einer sog. Kirchengeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft Einfluss zu nehmen. Für die Theologie und Politik blieben sie jedoch fortan bedeutungslos.

Andere ehemalige Mitglieder der DC riefen nach 1945 mit der Freien Christlichen Volkskirche und der Volkskirchenbewegung Freie Christen zahlenmäßig unbedeutende, eigenständige Religionsgemeinschaften ins Leben, deren theologische Positionen denjenigen der Freireligiöse Bewegung ähnelten.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Friedrich Baumgärtel: Wider die Kirchenkampflegenden. Freimund Verlag 1976 (1. Auflage 1959), ISBN 3-86540-076-0
  • Otto Diem: Der Kirchenkampf. Evangelische Kirche und Nationalsozialismus. 2. Auflage, Hamburg 1970
  • Heiner Faulenbach: Deutsche Christen. Artikel in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), 4. Auflage, 1999
  • Rainer Lächele: Ein Volk, ein Reich, ein Glaube. Die "Deutschen Christen" in Württemberg 1925-1960. Stuttgart 1994
  • Kurt Meier: Die Deutschen Christen. Halle 1964 [Standardwerk]
  • Kurt Meier: Kreuz und Hakenkreuz. Die evangelische Kirche im Dritten Reich. 2. Auflage, München 2001
  • Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich.
    • Band 1: Vorgeschichte und Zeit der Illusionen, 1918–1934. Berlin 1977
    • Band 2: Das Jahr der Ernüchterung 1934. Berlin 1985
  • Günther van Norden u.a. (Hrsg.): Wir verwerfen die falsche Lehre. Arbeits- und Lesebuch zur Barmer Theologischen Erklärung.
  • Marikje Smid: Deutscher Protestantismus und Judentum 1932-33. Christian Kaiser, München 1990, ISBN 3-459-01808-9
  • Hans Prolingheuer: Kleine politische Kirchengeschichte. 50 Jahre evangelischer Kirchenkampf. Pahl-Rugenstein, Köln 1984, ISBN 3-7609-0870-5
  • Joachim Beckmann (Hrsg.): Kirchliches Jahrbuch für die evangelische Kirche in Deutschland 1933-1945. Darin: Evangelische Kirche im Dritten Reich, Gütersloh 1948
  • Leonore Siegle-Wenschkewitz (Hrsg.): Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus. Theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen. Arnoldshainer Texte Band 85, Haag + Herchen Verlag, ISBN 3-86137-187-1
  • Jerke, Birgit: Wie wurde das Neue Testament zu einem sogenannten Volkstestament „entjudet“? Aus der Arbeit des Eisenacher „Instituts zur Erforschung und Beseitung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben“. In: Leonore Siegele-Wenschkewitz (Hg.): Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus. Theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen. Haag + Herchen Verlag, Frankfurt/M. 1994, S. 201 – 234

[Bearbeiten] Weblinks

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