Mord – Sir John greift ein!
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Mord – Sir John greift ein! |
Originaltitel: | Murder! |
Produktionsland: | Großbritannien |
Erscheinungsjahr: | 1930 |
Länge (PAL-DVD): | 104 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Stab | |
Regie: | Alfred Hitchcock |
Drehbuch: | Alfred Hitchcock Walter C. Mycroft Alma Reville |
Produktion: | John Maxwell |
Musik: | John Reynders |
Kamera: | Jack E. Cox |
Schnitt: | Rene Marrison |
Besetzung | |
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Mord – Sir John greift ein! ist ein früher Tonfilm des englischen Regisseurs Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1930 nach dem Roman „Enter Sir John“ von Clemence Dane und Helen Simpson. Hitchcock drehte den Film unmittelbar danach in einer deutschen Version (mit unterschiedlichen Schauspielern und etwas geänderter Handlung) mit dem Titel Mary.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Diana Baring ist ein Mitglied in einer wandernden Schauspieltruppe. Als sie eines Tages ohne Gedächtnis neben der Leiche einer Kollegin gefunden wird, deuten alle Umstände darauf hin, dass sie das Verbrechen begangen hat. Beim Mordprozess ist der Theaterproduzent, -autor und -schauspieler Sir John Menier der einzige Geschworene, der bis zum Schluss Zweifel an ihrer Schuld hat. Er beugt sich jedoch dem Druck der übrigen Geschworenen und stimmt schließlich für schuldig.
Durch sein schlechtes Gewissen getrieben macht sich Sir John auf eigene Faust auf die Suche nach dem wahren Täter. Zudem verliebt er sich in Diana und glaubt, sie von früher zu kennen. Mit zwei "Gehilfen", einem Schauspielerehepaar aus Dianas Truppe, forscht er nach und stößt auf Handel Fane, eine Akrobaten mit transvestitischen Neigungen, der mit Diana verlobt war. Er ist ein Mischling (Original: "Halfcaste"), was eine gemeinsame Freundin androhte, Diana zu verraten. Fane brachte sie daher um. Da Sir John keinerlei Beweise hat, möchte er Fane in die Enge treiben. Er lässt ihn zu einem vermeintlichen neuen Theaterstück vorsprechen. Der vorzutragende Text hat eindeutige Bezüge zum Fall Diana Baring. Fane gerät in Panik. Er legt ein schriftliches Geständnis ab und begeht während einer Zirkusvorstellung Selbstmord. Sir John und Diana Baring sind beim Happy End im Leben und auf der Theaterbühne vereint.
[Bearbeiten] Hintergründe
Murder! ist nach Der Mieter und Erpressung Hitchcocks dritter Thriller und einer der wenigen Whodunits in Hitchcocks Karriere - eine Erzählform, die Hitchcock selbst immer als langweilig empfand. Der Film bezieht seine Spannung vor allem aus der Frage, ob es gelingt, die verurteilte angebliche Mörderin vor dem Strick zu retten.
Die Arbeiten am Drehbuch gingen nicht so glatt vonstatten und als die Dreharbeiten begannen, fehlten stellenweise die Dialoge. Hitchcock erlaubte daher den Darstellern, ihre Dialoge zu improvisieren. Mit dem Ergebnis zeigte er sich später unzufrieden: „Das Resultat war nicht gut. Zu viele Pausen. Sie hingen zu sehr an dem, was sie sagen sollten. Die Spontaneität, auf die ich gehofft hatte, stellte sich nicht ein.“, so Hitchcock 1962 gegenüber François Truffaut.
Murder! ist trotz einiger Schwächen ein bereits recht komplex angelegter Thriller mit mehreren Erzählebenen und diversen Mustern und Motiven, die Hitchcocks spätere Karriere durchziehen werden, z. B. das Motiv des unschludig Verfolgten, die Vermischung von Theater bzw. Spiel und Realität, die Unfähigkeit der Polizei, das Ausloten des technisch machbaren (hier: Spiel mit Ton und Toneffekten) oder langen Kameraeinstellungen, die damals noch recht schwierig waren.
Zu dieser frühen Zeit des Tonfilms war eine nachträgliche Ton-Synchronisation nicht möglich - alle Dialoge und Geräusche mussten unmittelbar beim filmen aufgenommen werden. In einer Szene hört sich Sir John beim rasieren in einem Radio Opernmusik (Tristan und Isolde) an, gleichzeitig hört man in dieser Szene seine Gedanken. Dies bewerkstelligte Hitchcock, indem er Herbert Marshall zuvor auf ein Tonbandgerät sprechen ließ, das dann während der laufenden Szene abgespielt wurde. Hinter der Zimmerwand befand sich gleichzeitig eine 30-Mann-Orchester. Der Gesamteindruck der Szene war für damalige Verhältnisse äußerst beeindruckend.
Die Vermischung zwischen Transvestitentum, zwischen vermeintlicher oder tatsächlicher Homosexualität und zwischen rassischen Zugehörigkeiten war (insbesondere als Mordmotiv) aus damaliger Sicht gewagt und ist aus heutiger Sicht sicherlich mehr als fragwürdig. Diese dramaturgische Schwäche war ein Grund, warum Muder! gegenüber anderen Hitchcock-Thrillern im allgemeinen geringer bewertet wird. Eric Rohmer und Claude Chabrol zählen allerdings 1955 in ihrem Hitchcock-Buch Murder! zu den drei besten „britischen“ Hitchcock-Filmen.
Anlässlich einer Wiederaufführung schrieb der New Yorker: „Ein gutgemachter früher Hitchcock-Krimi aus dem Bühnenmillieu, nicht die gleiche Klasse wie seine Filme aus den Mittdreißigern, aber mit einfallsreichen Tricks durchsetzt.“
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
- John Russel Taylor: Die Hitchcock-Biographie, Fischer Cinema 1982, ISBN 3-596-23680-0
- Donald Spoto: Alfred Hitchcock - Die dunkle Seite des Genies. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-55146-X (dt. Übersetzung von Bodo Fründt)
- Bodo Fründt: Alfred Hitchcock und seine Filme. Heyne Filmbibliothek Band Nr. 91, 1986, ISBN 3-453-86091-8
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