Der unsichtbare Dritte
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Der unsichtbare Dritte |
Originaltitel: | North by Northwest |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 1959 |
Länge (PAL-DVD): | 131 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 12 |
Stab | |
Regie: | Alfred Hitchcock |
Drehbuch: | Ernest Lehman |
Produktion: | Herbert Coleman, Alfred Hitchcock |
Musik: | Bernard Herrmann |
Kamera: | Robert Burks |
Schnitt: | George Tomasini |
Besetzung | |
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Der unsichtbare Dritte ist ein US-amerikanischer Film, der 1959 von Alfred Hitchcock nach einem Drehbuch von Ernest Lehman gedreht wurde. Ein harmloser Werbefachmann wird in mörderische Geheimdienstintrigen verwickelt und flüchtet quer durch die USA. Der unsichtbare Dritte zählt zu den populärsten Filmen von Alfred Hitchcock.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Roger Thornhill, ein erfolgreicher Werbefachmann, wird eines Nachmittags entführt und in eine herrschaftliche Villa gefahren. Es handelt sich ganz offensichtlich um eine Verwechslung, denn man spricht ihn als "Mr. Kaplan" an und fordert ihn auf, mit den Entführern zu kooperieren. Die Beteuerung, ein ganz Anderer zu sein und nichts mit der Sache zu tun zu haben, hilft ihm jedoch nicht weiter, im Gegenteil: Man füllt ihn mit Bourbon ab, steckt ihn in ein Auto und versucht, ihn von einer Klippe zu stürzen.
Thornhill gelingt die Flucht, er macht sich auf die Suche nach den Verantwortlichen, reitet sich jedoch immer tiefer hinein. Einer Spur in das UN-Hauptgebäude folgend, wird dort, vor den Augen unzähliger Gäste und Journalisten, ein UN-Mitarbeiter erstochen und fällt direkt in seine Arme. Nun ist er nicht nur vor den Spionen, sondern auch vor der Polizei auf der Flucht, die ihn quer durch Amerika führt. Es stellt sich heraus, dass der vermeintliche "Mr. Kaplan" eine Erfindung des CIA ist, ein nicht existierender Spion, der die Aufmerksamkeit der Bösewichte von dem eigentlichen Spitzel ablenken soll. Zur Sicherheit dieses Agenten kann die CIA jedoch nicht einschreiten und lässt Thornhill auf seiner Flucht allein.
Im Zug lernt er die selbstsichere Eve Kendall kennen, die ihm scheinbar hilft, ihn aber in einen Hinterhalt lockt. Auf einem einsamen Maisfeld wird Thornhill von einem Flugzeug angegriffen, kann diesem aber entkommen. Nach einer Aussprache mit Eve, die ihn "zum Teufel schickt", erlöst ihn endlich ein CIA-Mitarbeiter und erklärt ihm die wahren Zusammenhänge: Eve Kendall ist eigentlich eine CIA-Agentin, die als Doppelagentin in der Spionagegruppe mitarbeitet.
Thornhill erklärt sich bereit, das Spiel weiter mitzuspielen; und so werden in einem furiosen Showdown am Mount Rushmore National Memorial die Spione besiegt, und Thornhill und Kendall finden sich als Ehepaar im Schlafwagen eines Zuges wieder.
[Bearbeiten] Bewertung
Mit Der unsichtbare Dritte hat der Regisseur Alfred Hitchcock einen seiner leichtesten und humorvollsten Spionagefilme inszeniert. Wie auch in seinen früheren Filmen Die 39 Stufen (1936) und Saboteure (1942) gerät der sympathische männliche Held in eine wilde Fluchtgeschichte, die ihn quer durch die Lande treibt. Ähnlich wie in Saboteure findet auch hier der Showdown an einem der ur-amerikanischsten Symbole statt: War es in dem 1940er-Jahre-Film die Freiheitsstatue, ist es hier nun Mount Rushmore National Memorial.
Der unsichtbare Dritte ist mit 136 Minuten Kinolänge Hitchcocks längster Spielfilm. Er gilt als die Zusammenfassung der amerikanischen Filme Hitchcocks, in dem der Regisseur mit den typischen Elementen seiner früheren Filme mit leichter Hand jongliert. Der Film enthält eine ganze Reihe inzwischen klassischer und oft kopierter oder zitierter Szenen.
Die berühmteste hiervon ist sicherlich die Maisfeldszene, die zum Beispiel von Vincent Gallo in Arizona Dream von Emir Kusturica halb ernst, halb komödiantisch nachgestellt wird: Von Eve Kendall in eine Falle gelockt, steht Thornhill auf einer einsamen Landstraße inmitten der Prärie und wartet auf eine angebliche Verabredung. In dieser knapp zehnminütigen Szene steigert sich die Spannung bis zum fulminanten Ende. Zuerst passiert fünf Minuten lang praktisch nichts, durch Wahl der Perspektiven und des Schnittes nimmt der Zuschauer direkt teil an der gespannten Erwartung und leichten Skepsis Thornhills. Ein harmloses Schädlingsbekämpfungsflugzeug entpuppt sich dann als Mordwaffe, indem es nicht nur äußerst knapp über Thornhill hinwegfliegt, sondern sogar damit beginnt, mit einer Maschinenpistole auf ihn zu schießen. Mehrfach muss sich Thornhill der Länge nach hinwerfen um den Angriffen zu entgehen, er flüchtet dann zunächst in ein naheliegendes Maisfeld. Der Doppeldecker wirft sein Schädlingsbekämpfungsmittel über ihm ab, daraufhin flüchtet Thornhill wieder zur Straße und versucht dort, einen Laster anzuhalten. Knapp entgeht er, von diesem überfahren zu werden, der Doppeldecker jedoch rast in den Tanklaster und verbrennt in einer gewaltigen Explosion.
Hitchcock konterkariert mit dieser Szene ein bis dato gängiges Filmklischee: Soll eine Hauptperson ermordet werden, so wird sie an einen düsteren Ort gelockt; es ist Nacht und es regnet; die Szenerie ist unübersichtlich und hinter jeder Ecke könnte ein Attentäter sich verstecken. Hier ist es in jedem Punkt das genaue Gegenteil: es ist Tag und heller Sonnenschein. (Ein Jahr später, 1960, setzte er mit dem düsteren Horrorfilm Psycho einen starken Gegensatz zu dem hellen North by Northwest.)
Die Maisfeldszene wird oftmals als besonders exemplarisch für Hitchcocks präzise Arbeitsweise mit Storyboards genannt. Tatsächlich wurde sie jedoch ohne ein solches gedreht. Die Zeichnungen, die aus dem Storyboard für North by Northwest bekannt sind, wurden erst nachträglich für Werbezwecke angefertigt.
Der Originaltitel North By Northwest nimmt möglicherweise Bezug auf eine Zeile aus Shakespeares Hamlet. Dort sagt er: "I am but mad north-northwest, when the wind blows southerly I know a hawk from a handsaw", was in etwa heißt, dass er, Hamlet, nur dann verrückt ist, wenn der Wind aus einer ganz bestimmten Richtung weht, ansonsten aber bei überaus klarem Verstand ist. Damit möchte er seine zweifelnde Umgebung davon überzeugen, dass er nicht verrückt ist.
Der Film enthält einen originellen Filmfehler: Als Eve Kendall in der Cafeteria am Mt. Rushmore auf Thornhill schießt, hält sich ein kleiner Junge im Hintergrund vorher schon mal die Ohren zu, weil dies offensichtlich nicht der erste Dreh dieser Szene war und er daher den lauten Knall bereits erwartete.
Der bekannte amerikanische Filmkritiker Leonard Maltin gab "Der Unsichtbare Dritte" 4 von 4 möglichen Sternen.
[Bearbeiten] Cameo
Alfred Hitchcock verpasst – kurz nach dem Vorspann – einen Bus (siehe Cameo-Auftritt).
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Der unsichtbare Dritte – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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