Philip K. Dick
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Philip Kindred Dick (* 16. Dezember 1928 in Chicago, Illinois; † 2. März 1982 in Santa Ana, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor.
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[Bearbeiten] Leben
Philip K. Dick wurde als Sohn von Joseph Edgar und Dorothy (geborene Kindred) Dick geboren; seine Zwillingsschwester Jane starb sechs Wochen nach ihrer Geburt. Die Familie zog nach Kalifornien und Dicks Eltern trennten sich, als er 5 Jahre alt war. Zeit seines Lebens hatte er ein problematisches Verhältnis zu seinen angepassten, bürgerlichen Eltern, die beide für die Regierung arbeiteten.
Zunächst arbeitete er als Verkäufer in einem Plattenladen und als Moderator einer Radiosendung für klassische Musik in Berkeley, wo er an der dortigen Universität kurze Zeit Germanistik studierte. 1951 verkaufte Dick seine erste Kurzgeschichte und wurde schließlich 1952 hauptberuflicher Schriftsteller.
Er schrieb etwa 120 Kurzgeschichten und über 40 Romane und gilt als einer der historisch bedeutendsten Science-Fiction-Autoren. Er erhielt den Hugo Award für The Man In The High Castle, 1962 (dt. Das Orakel vom Berge) und den John W. Campbell Award für Flow My Tears, The Policeman Said, 1974 (dt. Eine andere Welt).
Philip K. Dick war fünfmal verheiratet. In Vancouver scheiterte in den 1970er Jahren ein Selbstmordversuch, nach welchem er in ein (Drogen-) Rehabilitationszentrum ging. Allgemein bekannt wurde Dick 1981 – ein Jahr vor seinem Tod - mit der Verfilmung von Do Androids Dream Of Electric Sheep (Blade Runner) durch Ridley Scott sowie der Trilogie Valis, The Divine Invasion und The Transmigration Of Timothy Archer (dt. Valis, Die Göttliche Invasion und Die Wiedergeburt des Timothy Archer).
Von Dicks Werken zählen noch heute etliche zu den modernen Klassikern der amerikanischen Literatur. Sein Einfluss in Literatur und Film reicht bis in die heutige Zeit. Filme wie Matrix, eXistenZ - mit dem Hinweis Cookies to Philip K. Dick, Impostor, Truman Show oder Minority Report beruhen auf Dicks Arbeit. Auch wenn Dicks Handschrift nicht immer sofort erkennbar ist, ohne ihn wäre Film und Fernsehen nicht so wie wir es heute kennen.
Er starb am 2. März 1982 in Santa Ana, Kalifornien an den Folgen eines Schlaganfalls. Er hinterließ zwei Töchter (Laura und Isa) und einen Sohn (Christopher).
Ihm zu Ehren wurde der Philip K. Dick Memorial Award benannt.
[Bearbeiten] Werke
Die Werke von Dick sind gekennzeichnet von einem sehr leicht verständlichen, publikumsnahen Schreibstil, transparenten und authentischen Charakteren und einer unergründlich fesselnden Tiefe des Plots. Seine Geschichten sind oft ernüchternd und auf erschütternde Weise demaskierend. Das Erkennen der Wirklichkeit ist immer wieder zugleich Problem als auch Spannungsmoment in seinen Romanen, viel mehr als etwa die Entwicklung einer Story mit dem Leser als passiven Konsumenten dieser. Im Stil des Philip K. Dick wird der Leser szenenweise von der Gedankenwelt des einen Protagonisten in die des nächsten geführt. Auf diese Weise entsteht ein Pluralismus, der eine kategorische Absage an den Ich-Erzähler verkörpert und dennoch die Protagonisten nicht unreflektiert von außen betrachtet, sondern Ihre teilweise gegensinnigen Ansichten aber auch Weltvorstellungen nebeneinander stellt. Viele Geschichten enden weder glücklich noch tragisch sondern lassen den verwirrten Leser am Ende des Buches allein. Er muss sich seine eigene Wirklichkeit aufbauen, nach dem er gewisse Zeit mit Dicks Figuren verbracht hat.
Dick ist gelegentlich als Drogen-Autor beschrieben worden. Damit verbunden ist die Loslösung des Realen von der individuellen Wirklichkeit. Denn im gewissen Sinne – so Dick – verdrängt jeder Mensch Teile der Realität. Aber Dick beschäftigt sich immer wieder mit dem Glauben oder Geist als Bindeglied oder Barriere zwischen den Menschen, im Zusammenhang mit einer der Religionen, mit der Philosophie (Existentialismus) oder der Wissenschaft. Drogen, Konsum, Kapitalismus, Gesellschaft, Medien, Machtmissbrauch, Verfolgungswahn, Psychoanalyse, Überwachungsstaat, und immer wieder der 2. Weltkrieg in alternativen Szenarien (Deutschland gewinnt und besetzt Amerika, z.B. in Das Orakel Vom Berge) mischen sich mit den "klassischen" Themen (Raum- und Zeitreisen, Telepathie, genetische Mutationen, Außerirdische, ...) des Science-Fiction. Das besondere bei Dick ist dabei, dass alle Handlungsstränge einer typischen Dick-Logik folgen, die zur Katastrophe führen, die aber keine Katastrophe ist, sondern nur das Erkennen des ganz normalen Wahnsinns. Die Erkenntnis als Dauerthema in Dicks Werk ist also ein zweischneidiges Schwert. Zum einen das Erwachen aus einem süßen Fiebertraum, zum andern die Vertreibung aus dem Paradies ohne Rückkehr, die aber zugleich mit dem Erlangen ungekannter Hellsichtigkeit eine stärkere Fundamentierung in der Realität bewirkt. Es ist den autobiografischen Zügen seiner Werke zuzurechnen, dass diese Erkenntnis oft gleich wieder relativiert wird, das erhebende Gefühl Erlangens tieferer Einsicht weicht dann sofort der Panik, sich (möglicherweise) erneut in einer "gefälschten" Realität zu befinden. Während diese Haltlosigkeit den Leser beunruhigen mag, teilt Dick auf der anderen Seite mit Ihm doch die inneren Fragen seines Selbst auf eine authentische Art und Weise und macht sich und sein Werk dadurch äußerst interessant und wertvoll.
[Bearbeiten] Romane
- Solar Lottery, 1955 - Hauptgewinn: Die Erde
- The World Jones Made, 1956 - Die seltsame Welt des Mr. Jones
- The Man Who Japed, 1956 - Der heimliche Rebell
- Eye in the Sky, 1957 - ...und die Erde steht still
- The Cosmic Puppets, 1957 - Kosmische Puppen
- Time Out of Joint, 1959 - Zeit aus den Fugen (vorher: Zeitlose Zeit, Zeit ohne Grenzen), ISBN 3453217306
- Dr. Futurity, 1960 - Schachfigur im Zeitspiel
- Vulcan's Hammer, 1960 - Vulkans Hammer (vorher: Vulkan 3)
- The Man in the High Castle, 1962 - Das Orakel vom Berge, ISBN 3453164113
- The Game-Players of Titan, 1963 - Das Globus-Spiel
- The Penultimate Truth, 1964 - Zehn Jahre nach dem Blitz
- Martian Time-Slip, 1964 - Marsianischer Zeitsturz (vorher: Mozart für Marsianer), ISBN 3453217268
- The Simulacra, 1964 - Simulacra, ISBN 3453532112
- Clans of the Alphane Moon, 1964 - Die Clans des Alpha Mondes (vorher: Kleiner Mond für Psychopathen)
- The Three Stigmata of Palmer Eldritch, 1965 - Die drei Stigmata des Palmer Eldritch (vorher: LSD-Astronauten), ISBN 3453217292
- Dr. Bloodmoney or How We Got Along After the Bomb, 1965 - Nach der Bombe (vorher: Kinder des Holocaust, Nach dem Weltuntergang), ISBN 3453530047
- Now Wait for Last Year, 1966 - Warte auf das letzte Jahr, ISBN 3453532104
- The Crack in Space auch: Cantata 140, 1966 - Das Jahr der Krisen
- The Unteleported Man auch: Lies, Inc., 1966 - Der unteleportierte Mann
- The Zap Gun, 1967 - Das Labyrinth der Ratten
- Counter-Clock World, 1967 - Die Zeit läuft zurück (vorher: Die Zeit: Auf Gegenkurs)
- The Ganymede Takeover (with Ray Nelson), 1967 - Die Invasoren von Ganymed (mit Ray Nelson)
- Do Androids Dream of Electric Sheep?, 1968 - Träumen Androiden von elektrischen Schafen? auch: Blade Runner, ISBN 3453217284
- Galactic Pot-Healer, 1969 - Der galaktische Topfheiler (vorher: Joe von der Milchstraße), ISBN 3453530136
- Ubik, 1969 - Ubik, ISBN 345387336X
- A Maze of Death, 1970 - Irrgarten des Todes, ISBN 3453530217
- Our Friends from Frolix 8, 1970 - Die Mehrbegabten
- We Can Build You auch: A. Lincoln, Simulacrum, 1972 - Die rebellischen Roboter
- Flow My Tears, The Policeman Said, 1974 - Eine andere Welt, ISBN 345387403X
- Confessions of a Crap Artist, 1975 - Eine Bande von Verrückten
- Deus Irae (with Roger Zelazny), 1976 - Der Gott des Zorns (mit Roger Zelazny)
- A Scanner Darkly, 1977 - Der dunkle Schirm, ISBN 3453873688
- Valis, 1981 - Valis, enthalten in: Die Valis-Trilogie, ISBN 3453217276
- The Divine Invasion, 1981 - Die göttliche Invasion, enthalten in: Die Valis-Trilogie, ISBN 3453217276
- The Transmigration of Timothy Archer, 1982 - Die Wiedergeburt des Timothy Archer, enthalten in: Die Valis-Trilogie, ISBN 3453217276
- The Man Whose Teeth Were All Exactly Alike, 1982 - Der Mann, dessen Zähne alle exakt gleich waren
- Radio Free Albemuth, 1985 - Radio Freies Albemuth
- Puttering About in a Small Land, 1985
- In Milton Lumky Territory, 1985 - In Milton Lumky Land
- Humpty Dumpty in Oakland, 1986
- Mary and the Giant, 1987
- The Broken Bubble, 1988 - Die kaputte Kugel
- Nick and the Glimmung, 1988 - Nick und der Glimmung
- Gather Yourselves Together, 1994
[Bearbeiten] Kurzgeschichten
(Die Kurzgeschichten sind nach dem Datum ihrer Erstveröffentlichung angeordnet. Die deutschen Titel folgen der Ausgabe Sämtliche Erzählungen in 10 Bänden, Haffmans 1993-2001 für die die Kurzgeschichten neu übersetzt wurden. Diese Ausgabe ist vergriffen. Lieferbar ist der Auswahlband Der unmögliche Planet, Heyne 2002, ISBN 3453217314. Die dort enthaltenen Kurzgeschichten sind mit "[DUP]" gekennzeichnet.)
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[Bearbeiten] Verfilmungen
Die folgenden Filme beruhen auf Erzählungen von Dick oder adaptieren deren Ideen. Keiner der Filme ist eine 1:1 Umsetzung; am ehesten ist dies noch bei Blade Runner und Minority Report der Fall.
- Blade Runner (1982) nach dem Roman Do Androids Dream of Electric Sheep? (Träumen Androiden von elektrischen Schafen?)
- Die totale Erinnerung – Total Recall (1990) nach der Kurzgeschichte We Can Remember It For You Wholesale (Erinnerungen en gros)
- Confessions d'un Barjo (1992) nach dem Roman Confessions of a Crap Artist (Eine Bande von Verrückten)
- Screamers – Tödliche Schreie (1995) nach der Kurzgeschichte Second Variety (Variante Zwei)
- Minority Report (2002) nach der Kurzgeschichte The Minority Report (Der Minderheiten-Bericht)
- Impostor (2002) nach der Kurzgeschichte Impostor (Hochstapler)
- Paycheck (2003) nach der gleichnamigen Kurzgeschichte (Paycheck / Zahltag)
- A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm (2006) nach dem gleichnamigen Roman (A Scanner Darkly / Der dunkle Schirm)
- Next ist für 2007 angekündigt und ist eine Verfilmung der Kurzgeschichte The Golden Man.
[Bearbeiten] Literatur
- Lawrence Sutin: Philip K. Dick. Göttliche Überfälle, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M., 1994, ISBN 3-627-10236-3
- Uwe Anton: Philip K. Dick. Entropie und Hoffnung, Tilsner, München, 1993, ISBN 3-910079-01-6
- Uwe Anton: Die seltsamen Welten des Philip K. Dick, Corian-Verl., Meitingen, 1984, ISBN 3-89048-207-4
- Kim Stanley Robinson: The novels of Philip K. Dick, UMI Research Pr., Ann Arbor, Mich., 1984, ISBN 0-8357-1589-2 (Zugl. San Diego Univ. Pr. 1982) - dt. Ausg.: Die Romane des Philip K. Dick, Berlin: Shayol, 2005, ISBN 3-926126-51-5
- Paul Williams: Only Apparently Real. The World of Philip K. Dick, Arbor House, New York, 1986, ISBN 0-87795-800-9 - dt. Ausg.: Die wahren Geschichten des Philip K. Dick oder die drei Stigmata des Moby K. Dick oder die fünf Einbrüche des Doktor Dick, Piepers MedienXperimente, 1994, ISBN 3-925817-68-9 (Der Grüne Zweig; Bd. 168)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Philip K. Dick im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website von Philip K. Dick
- Philip K. Dick Forum, deutsch
- Philip K. Dick Biographie und Bibliographie mit vielen Rezensionen
- Eintrag Philip K. Dick in der IMDb
- Links zum Thema „Philip K. Dick“ im Open Directory Project
- The Philip K. Dick Bookshelf Bibliographie
Personendaten | |
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NAME | Dick, Philip Kindred |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 16. Dezember 1928 |
GEBURTSORT | Chicago |
STERBEDATUM | 2. März 1982 |
STERBEORT | Santa Ana, Kalifornien |