Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens. - Wikipedia

Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Filmdaten
Originaltitel: Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens.
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1922
Länge (PAL-DVD): 94 Minuten
Originalsprache: Deutsch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Drehbuch: Henrik Galeen
Produktion: Enrico Dieckmann, Albin Grau
Musik: Hans Erdmann
Kamera: Fritz Arno Wagner
Besetzung

Nosferatu, Eine Symphonie des Grauens. ist ein expressionistischer deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1922. Der Horrorfilm von Friedrich Wilhelm Murnau war eine seinerzeit nicht autorisierte Verfilmung des Romans Dracula von Bram Stoker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Der Film ist eine retrospektive Erzählung der Notizen des Stadtschreibers von Wisborg über eine Pestepidemie in der Stadt im Jahre 1838 in fünf Akten.

Der Immobilienmakler Knock bekommt den Auftrag, für den in den Karpaten lebenden Grafen Orlok ein Haus in seiner Stadt zu suchen. Er entscheidet sich für das schnelle Geld und will ihm das verfallene Haus genau gegenüber seinem verkaufen. Er schickt seinen Mitarbeiter Thomas Hutter zu Graf Orlok, um jenem das Angebot zu unterbreiten. Schon kurz bevor Hutter das Schloss erreicht, bemerkt er, dass die Einwohner des Ortes sich fürchten. Sie stecken ihm heimlich ein Buch über Vampire zu, was ihn zunächst eher amüsiert.

Graf Orlok ist ein düsterer, schmächtiger, eingefallener Mann. Als er ein Foto von Hutters Frau Ellen sieht, ist er sofort angetan von deren Schönheit und unterschreibt den Vertrag für das alte Haus. Doch in dieser Nacht erkennt Hutter, was er getan hat: Er hat das Grauen einen Vertrag unterschreiben lassen und ihm damit zum Einzug in seine Stadt verholfen. Er erkennt, dass er am nächsten Morgen zwei Bissmale am Hals hat und Orlok ein Vampir ist. Tatsächlich erscheint der Graf des Nachts in seinem Zimmer und will sein Blut trinken, doch im fernen Wisborg erwacht Ellen aus dem Schlaf, merkt, dass etwas nicht stimmt und ruft den Namen ihres Mannes. Orlok scheint dies zu hören und lässt ab. Er macht sich auf einem Schiff auf den Weg von Varna nach Wisborg; Hutter ebenfalls. Auf dem Schiff stirbt nach und nach die gesamte Besatzung an der Pest. Knock, inzwischen dem Wahnsinn verfallen, wartet auf die Ankunft seines „Meisters“. Fast zeitgleich kommen Hutter und das steuerlose Schiff in der Stadt an, in der vom gleichen Augenblick an die Pest ausbricht. Auffälliges Merkmal aller Opfer: Wundmale am Hals. Ellen liest entgegen der Warnung Hutters das Vampir-Buch und kann daraus entnehmen, wie man dem Treiben von Vampyren ein Ende bereiten kann. Eine unschuldige Frau muss sich opfern und Ellen beschließt, selbst diese Rolle zu übernehmen. Kurz vor dem Morgengrauen schickt sie Hutter aus dem Haus. Sie öffnet das Fenster und lässt den Vampyr ein, der den ersten Hahnenschrei verpasst und sich im Sonnenlicht auflöst. Sie stirbt, doch die Stadt ist von der Plage befreit.

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Obwohl „Nosferatu“ direkt auf Dracula basiert, taucht dessen Name nicht auf, da der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau die Rechte an Stokers Buch nicht bekam. Also benannte er den Vampir einfach in „Graf Orlok“ um, veränderte die Geschichte leicht und drehte seinen Film ohne Erlaubnis von Bram Stokers Erben. Die Vorstellung, dass Vampire lichtscheu sind, was in allen Vampirgeschichten eine Rolle spielt, geht auf diesen Film zurück. In der Originalvorlage war dies nämlich nicht der Fall.

Obwohl Bram Stokers Witwe (Florence Stoker) 1924 vor einem Berliner Gericht die endgültige Vernichtung aller Negative und Positive von "Nosferatu" gerichtlich erwirkte, konnten einige Kopien auf abenteuerliche Weise gerettet werden, und er existiert heute in verschiedenen Versionen. 1929 erzwang Florence Stoker schließlich nocheinmal die Vernichtung. Mittlerweile waren jedoch Kopien nach Frankreich und Amerika gelangt. 1930 konnte das Hollywood-Studio Universal die Blockade der Stoker-Witwe überwinden.

Die ausgeklügelte Bildkomposition und die schauspielerische Leistung von Max Schreck machten Nosferatu zu einem vielbeachteten Klassiker des Horrorfilms und – neben Metropolis und Das Cabinet des Dr. Caligari – zu einem der einflussreichsten deutschen Filme seiner Zeit. Murnau verwendet Techniken des Spannungsaufbaus, die Jahrzehnte später in 2001: Odyssee im Weltraum, Halloween oder Signs Verwendung finden.

Das "Wisborg" des Filmes ist im Wesentlichen die mecklenburgische Hafenstadt Wismar, die im Film gut wiederzuerkennen ist, da sich viele Kulissen des Filmes bis heute unverändert erhalten haben. Außer in Wismar drehte Murnau auch in Rostock und Lübeck. Die Aufnahmen der Burg des Grafen Orlok entstanden auf Schloss Oravský.

[Bearbeiten] Bearbeitungen

Der Film hat keine Tonspur. Er wurde im Nadeltonverfahren vertont. Parallel zum Film lief – kompliziert gekoppelt – eine Schallplatte ab. Die Musik stammt von Georg Fiebiger.

1930 entstand mit dem Titel Die zwölfte Stunde – Eine Nacht des Grauens eine vom Regisseur nicht autorisierte Tonfilmversion des Films. Sie wurde für die Deutsch-Film-Produktion von Waldemar Roger bearbeitet. Er änderte die Namen aller Rollen, fügte von ihm selbst gedrehte Szenen hinzu und arbeitete von Murnau aussortiertes Filmmaterial ein, das er von dem Filmausstatter und Nosferatu-Produzenten Albin Grau erhielt. Der Anfang des Filmes wurde an das Ende montiert und damit das ursprünglich offene Ende zu einem Happy-End abgeändert. Zusätzlich drehte Roger eine Totenmesse mit Hans Behal als Priester. Auch wurden Folkloreszenen aus einem Kulturfilm mit hineingenommen.

Im Archiv der Stiftung Deutsche Kinemathek befindet sich ein illustriertes Programm zu Die zwölfte Stunde mit Inhaltsangabe und Fotos, die vor allem jene Szenen dokumentieren, die in diese Fassung neu aufgenommen wurden.

Am 29. Dezember 1988 wurde eine restaurierte und mit Musik von Hans Posegga neuvertonte Fassung des Films im ZDF erstaufgeführt, die auch die ursprünglichen Farb-Viragen wieder herstellte.

[Bearbeiten] Randnotizen

  • Im amerikanisch-luxemburgischen Spielfilm Shadow of the Vampire (2000) von Regisseur E. Elias Merhige ist Max Schreck tatsächlich ein Vampir und kann daher seine Rolle in Nosferatu so überzeugend spielen. Schreck wurde von Willem Dafoe (Oscar-Nominierung), Murnau von John Malkovich dargestellt.
  • 2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
  • 2004 produzierte der Deutschlandfunk ein Hörspiel, das auf Murnaus Film basiert. Ursendung war am 15. Januar 2005 im Rahmen der Reihe „Dämonen der Leinwand“. Zahlreiche Passagen erinnern dabei an deskriptive Regieanweisungen („Schnitt, Einstellung nahe“, etc.) und scheinen den Film selbst vor dem geistigen Auge entstehen lassen zu wollen. Diese mischen sich mit im Studio eingesprochenen Szenen und ergeben so auch einen Kommentar zur Mediengeschichte des Dracula-Stoffes.
  • Für das Jahr 2006 ist von Transit Film und der Murnau-Stiftung eine DVD angekündigt, die den Film musikalisch erstmals mit der Originalkomposition begleiten wird.

[Bearbeiten] Kritiken

  • "Filmmagier Murnau [...] inszenierte das Grauen über die verworrene Zeit der Weimarer Republik in Gestalt des Vampirs als subtiles Kammerspiel des Terrors." (Höchstwertung: überragend) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in: Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 614
  • "‚Nosferatu‘, der einmal von einem Kritiker treffend als ‚ein kühler Windstoß am Jüngsten Tag‘ bezeichnet wurde, ist höchstwahrscheinlich der erste wahre Horrorfilm, wenn man den zwei Jahre früher entstandenen ‚Dr. Jekyll and Mr. Hyde‘ mit John Barrymore einmal nicht berücksichtigt. [...] Die Bilder sind abwechselnd furchterregend und romantisch, und der Film – eine beachtliche Leistung, besonders im Hinblick auf die vorherrschenden Maßstäbe im damaligen Deutschland – ist nach wie vor eine der besten Vampir-Bearbeitungen und leidet lediglich unter dem extrovertierten und reichlich überzogenen Spiel von Alexander Granach [...] sowie praktisch allen anderen Mitgliedern der Besetzung außer Schreck." - William K. Everson: Klassiker des Horrorfilms (OT: Classics of the Horror Film). Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-10205-7, S. 202-207
  • "Ein Meisterwerk des deutschen Stummfilmexpressionismus [...]; genialer Vorläufer und Maßstab späterer ‚Dracula‘-Verfilmungen. Murnau nutzt virtuos die technischen, poetischen und emotionalen Effekte des Mediums und entwirft - indem er den Einbruch des Dämonischen in die bürgerliche Idylle schildert - ein düsteres Spiegelbild kollektiver Ängste in der Weimarer Republik." - „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
  • "In dieser Form, mit diesen Farben und Titeln, mit einer Einspielung der Musik möge der Film auf Reisen geschickt werden." - tz, München, zur rekonstruierten Fassung aus dem Jahr 1988

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh der Produktion das Prädikat wertvoll.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Bram Stoker: Dracula (OT: Dracula). Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 2004, ISBN 3-458-34803-4
  • William K. Everson: Klassiker des Horrorfilms (OT: Classics of the Horror Film). Goldmann, München 1982, ISBN 3-442-10205-7
  • Loy Arnold, Michael Farin, Hans Schmid: Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens. München 2000 (Filmhandbuch mit zahlreichen Zusatzinformationen u. Szenenbildern) ISBN 3933510422
  • Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910 - 1930.Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X

[Bearbeiten] Weblinks

Commons: Nosferatu – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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