Die Zauberflöte
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Die Zauberflöte (KV 620) ist eine Oper in zwei Aufzügen. Das Libretto stammt von Emanuel Schikaneder, die Musik komponierte Wolfgang Amadeus Mozart.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Musikgeschichtliche Bedeutung
Das ca. dreistündige Werk zählt zu den bekanntesten und am häufigsten inszenierten Opern weltweit. Die Arien, zu denen unter anderem Der Vogelfänger bin ich ja, Dies Bildnis ist bezaubernd schön und die Arie der Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen zählen, sind auch vielen von denen vertraut, die die Oper noch nie gesehen haben. Da die Oper leicht zugänglich ist, wird sie gelegentlich so inszeniert, dass sie sich ganz gezielt an jugendliche Zuschauer wendet. Auch als Marionettentheater wird sie bisweilen gezeigt. Durch das umfangreich ausgeführte Kontrastprinzip, verdeutlicht die Oper sehr gut den Zeitgeist der Klassik.
[Bearbeiten] Charakter
Das Bühnenwerk wurde bei der Uraufführung „Eine große Oper in zwei Akten“ genannt. Mozart selbst bezeichnete es als „teutsche Oper“. Tatsächlich vereinigt es aber eine ganze Reihe höchst unterschiedlicher Musik- und Theaterstile. So enthält die Zauberflöte Züge der Opera seria („ernste Oper“, Sarastro - Königin der Nacht), der Opera buffa („komische Oper“, Papageno - Papagena), aber auch des deutschen Singspiels (Tamino – Pamina). Allerdings können die Personen nicht schematisch je einer Gattung zugeordnet werden. So enthält die Partie des Papageno Charakteristika der Opera buffa und des Singspiels, die des Sarastro Charakteristika der Opera seria, der Opera Buffa und der Tragédie lyrique. Inhaltlich steht die Zauberflöte in der Tradition des damals sehr populären Alt-Wiener Zaubertheaters mit märchenhaften Inhalten und spektakulären Bühnenverwandlungen. Dem Singspiel entspricht der teilweise gesprochene, deutsche Text.
„Die Zauberflöte“ ist vor allem ein Singspiel. Dass sie von Mozart und Schikaneder als „Große deutsche Oper“ bezeichnet wird, liegt vor allem daran, dass Ende des 18. Jahrhunderts deutschsprachige Musiktheaterstücke vor allem in der Form des Singspiels auftreten. Die deutschen Opern des 19. Jahrhunderts von Weber, Wagner etc. haben damit nichts zu tun. Von der Form her steht die „Zauberflöte“ also in der Tradition vorangegangener Opern Mozarts wie „Die Entführung aus dem Serail“ oder „Bastien und Bastienne“. Mit der Opera seria und der Opera buffa hat das Singspiel nun wenig gemeinsam. „Opera seria“ und „Opera buffa“ sind Stilbezeichnungen. Nur weil's lustig zugeht oder ernst, liegt noch nicht gleich eine Buffo- oder Seria-Oper vor. Beispielsweise ist der "Don Giovanni" auch eine Opera buffa (oder Drama giocoso), obwohl die Oper doch teils äußerst dramatisch und schicksalhaft ist. Elemente dieser Opernstile sind in der „Zauberflöte“ nur vereinzelt zu finden. Mozart weitet den Stil der Nummernoper aus, wie schon in seinen italienischen Opern, indem er insbesondere in den Aktfinalen größere durchkomponierte Musikstücke schafft, die nicht mehr durch gesprochenen Text oder Seccorezitative unterbrochen werden. In diesen längeren Musikstücken schreitet die Handlung voran. In den „alten“ Nummernopern findet die Handlung vor allem in den Dialogen und Rezitativen statt. In den Arien etc. wird hingegen die momentane Gefühlslage der Akteure ausgedrückt. Durch diese durchkomponierten Teile weist Mozart schon den Weg ins 19. Jahrhundert. Beispielsweise lässt das Rezitativ im Finale des ersten Aktes zwischen Tamino und dem Priester schon die großen Rezitative in den romantischen Opern erkennen.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten] Die Wiener Kasperl- und Zauberopern des 18. Jahrhunderts
In Wien hatte sich im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Singspieltyp etabliert, der als Wiener Kasperl- und Zauberoper bezeichnet wird. Typisch für diese Opern war eine Handlung, bei der die Liebe über mancherlei Gefahren siegte. Handelnde Figuren waren - neben Menschen, Geistern, Zauberern und wilden Tieren - gute und böse Mächte. Eine meist sehr aufwändige Inszenierung sicherte diesen Singspielen, die vor allem durch den Theaterintendanten Karl von Marinelli zunehmend als deutsche Oper betrachtet wurden, einen großen Erfolg beim Publikum. Zu den Komponisten, die auf diesem Gebiet aktiv waren, zählen Wenzel Müller und Ferdinand Kauer[1]. Insbesondere Müllers Singspiel Kaspar, der Fagottist, oder die Zauberzither hat mit seiner Handlung die Entstehung der Zauberflöte zu einem gewissen Grad beeinflusst. Schikaneder hatte einen ersten Erfolg bereits mit der im Jahre 1789 entstandenen Oper Oberon, König der Elfen von Paul Wranitzky gefeiert, einer anderen Oper des Alt-Wiener Zaubertheaters.
[Bearbeiten] Entstehung der Zauberflöte
[Bearbeiten] Das Libretto
Als Textgrundlage des Librettos dienten Schikaneder mehrere unterschiedliche Quellen, vor allem das in Christoph Martin Wielands Sammlung Dschinnistan erschienene Märchen Lulu oder die Zauberflöte von August Jacob Liebeskind von 1789, Wielands Oberon von 1785, der Roman Sethos des Abbé Jean Terrasson von 1731 (Mozart hatte sich bereits bei der Komposition der Bühnenmusik zu einem Heldenspiel von Tobias Philipp Freiherr von Gebler, Thamos, König in Ägypten (1773), mit dem Sethos-Stoff beschäftigt) und Karl Friedrich Henslers Sonnenfest der Brahminen.
Die Handlung und insbesondere die Ausrichtung der Charaktere wurden während der Entstehungszeit der Oper mehrfach umgearbeitet. Schikaneder wollte die Zauberflöte damit vermutlich schärfer gegen Wenzel Müllers gleichzeitig entstehende und auf ähnlichen Vorlagen fußende Zauberoper Kaspar, der Fagottist, oder die Zauberzither abgrenzen.
Die im Laufe der Mozartrezeption geäußerte Vermutung, die sich beispielsweise auch bei Wolfgang Hildesheimer in seinem 1977 erschienen Buch über Mozart findet und die davon ausgeht, dass Karl Ludwig Giesecke einen Einfluss auf die Ausarbeitung des Librettos hatte, gilt nach heutigem Forschungsstand als widerlegt [2]. Mit Gieseckes Eingreifen und den Abgrenzungsbemühungen wurde versucht, die vielfach festgestellten Risse, Brüche und Widersprüchlichkeiten im Libretto zu erklären; so wandelt sich etwa die Rolle der Königin der Nacht von der „guten Fee“, die Tamino und Papageno mit magischen Instrumenten (Zauberflöte, Glockenspiel) ausstattet, zu einer Widersacherin des Guten und der Weisheit. Bis heute ist jedoch nicht belegbar, dass Giesecke einen größeren Einfluss auf die Oper hatte. Der Theaterzettel der Uraufführung nennt nur Schikaneder als Librettist. Es fehlen auch Belege, dass das Libretto eine andere Handlung vorsah, bevor Wenzel Müllers Oper Kaspar, der Fagottist gezeigt wurde. Belegbar ist nur, dass Mozart bei der Uraufführung von Müllers Oper anwesend war:
- ... ich ging dann um mich aufzuheitern zum Kasperl in die neue Oper der 'Fagottist', die so viel Lärm macht - aber gar nichts daran ist[3],
schrieb Mozart in der ihm eigenen Diktion seiner Frau.
[Bearbeiten] Die Musik
Die musikalische Entstehungsgeschichte ist ebenso wie die des Librettos nur lückenhaft dokumentiert. Sicher ist, dass sich Mozart ab April 1791 mit der Komposition beschäftigt hat. Ein angeblicher Brief Schikaneders an Mozart aus dem Jahr 1790, in welchem Schikaneder Mozart sein „Pa-pa-pa zurückschickt“, (der leider auch in der neuesten Literatur für echt gehalten wird), hat sich schon vor Jahren als überaus ungeschickte Fälschung herausgestellt. Mozarts Ehefrau Constanze befand sich ab Ende Mai 1791 zur Kur nahe Wien. Briefe Mozarts an seine Frau nehmen gelegentlich Bezug auf seine Arbeit an der Zauberflöte, so dass die Entstehungsgeschichte der Oper in diesem Zeitraum etwas besser belegt ist. Im Juli 1791 war die Oper mit Ausnahme der Ouvertüre und des Priestermarsches abgeschlossen. Mozart unterbrach dann für mehrere Wochen die weitere Arbeit, um sich auf die Oper La clemenza di Tito zu konzentrieren, die zur Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen fertiggestellt sein sollte. Erst im September 1791 schloss Mozart die Arbeiten an der Oper vollständig ab [4]. Zu den Legenden rund um die Oper zählt, dass Mozart sie schrieb, um dem in Geldnöten befindlichen Theaterintendanten Schikaneder zu helfen. Dies kann jedoch als wenig wahrscheinlich angesehen werden, da Schikaneder zu dieser Zeit mit seinem Theater auf dem Höhepunkt seines Erfolgs war. Möglicherweise war es daher eher umgekehrt, und Schikaneder unterstützte mit diesem Projekt Mozart, dem es zu dieser Zeit finanziell schlecht ging [5].
Die musikalische Umsetzung war - wie zur damaligen Zeit üblich - zu einem weiten Teil davon geprägt, welche Sänger zur Verfügung standen. Schikaneder sollte die Rolle des Papageno singen, und tatsächlich benötigt diese Rolle keinen Sänger mit großem Stimmumfang. Die Rolle profitiert aber anders als die anderen von einem Sänger, der über eine schauspielerische Begabung verfügt.
Das Gedankengut und die Vertonung durch Mozart sind vom Geist der Freimaurerei beeinflusst; Mozart war selbst Freimaurer. Aufgenommen wurde er in der Wiener Loge Zur Wohltätigkeit (später: Zur neugekrönten Hoffnung) auf Veranlassung seines Freundes Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg. Mozart besuchte regelmäßig die Wiener Loge Zur wahren Eintracht, in welcher der Freimaurer und Illuminat Ignaz von Born Stuhlmeister war und die durch Born zum Zentrum der Wiener Illuminaten wurde. Am 7. Januar 1785 wurde Mozart dort durch Born in den Gesellengrad befördert. Einen Monat später war Mozart bei der Initiation seines Freundes Joseph Haydns anwesend. [6]
In der Wiederkehr einer unterschiedlich rhythmisierten Akkordfolge (insbesondere in der Ouvertüre, dem Vorspiel zum zweiten Akt und im Finale) soll Mozart die jeweils für Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad seiner Loge charakteristischen Hammerschlag-Geräusche verarbeitet haben. Es ist jedoch aus musikwissenchaftlicher Sicht völlig unbewiesen, dass die drei Klopfzeichen in der Zauberflöte mit Freimaurerei etwas zu tun haben. Diese drei Zeichen, die aus dem französischen Genre des "merveilleux" stammen, kommen im Musiktheater bereits im frühen 18. Jahrhundert vor. Auch die drei Akkorde der Ouverture findet man in vielen anderen Bühnenwerken (Armida von Traetta, La Circe von Gazzaniga), ohne dass in diesen Fällen ein Bezug zur Freimaurerei herzustellen wäre. [7] Sarastro erscheint als frauenfeindliche Person:
- Das Weib dünkt sich groß zu sein, hofft durch Blendwerk und Aberglauben das Volk zu berücken und unsern festen Tempelbau zu zerstören. Allein, das soll sie nicht.
Unter den Priestern notiert Mozart neben den Bass- und Tenorstimmen auch Alt- und vor allem Sopranstimmen, so dass davon auszugehen ist, dass sich unter ihnen auch Frauen befinden. Die Priester korrigieren Sarastros Position, indem sie den Unterschied unter den Geschlechtern der Menschen aufheben:
„Froh Hand in Hand in Tempel gehn./ Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,/ ist würdig und wird eingeweiht.“
Die Uraufführung fand am 30. September 1791 in Schikaneders Theater im Starhembergschen Freihaus auf der Wieden in Wien statt. Den Papageno spielte Schikaneder selbst. Die Königin der Nacht wurde von Mozarts Schwägerin Josepha Hofer gespielt, Tamino von seinem Freund Benedikt Schak, Pamina von Anna Gottlieb und der Sarastro von Franz Xaver Gerl.
[Bearbeiten] Wirkungsgeschichte
[Bearbeiten] Die Reaktionen auf die Uraufführung
Es gehört zu den Legenden rund um die Zauberflöte, dass die Oper ein sofortiger Erfolg war. Eine Stütze findet sie in dem Brief Mozarts vom 7. Oktober: „(Die Oper) war voll wie allzeit. Das Duetto 'Mann und Weib' und das Glöckchenspiel im ersten Ackt wurde wie gewöhnlich wiederhollet - auch im 2ten Ackt das knaben Terzett - was mich aber am meisten freuet, ist, der stille beifall! (...)“. Allein im Oktober 1791 wurde die Oper in Wien noch zwanzig Mal gespielt. Im November 1792 behauptete Schikaneder, die Zauberflöte bereits das 100. Mal auf die Bühne zu bringen. Belegt sind bis dahin jedoch nur 83 Aufführungen. In dem Wiener Vorstadttheater wurde die Inszenierung bis zum 6. Mai 1801 insgesamt 223 mal zur Aufführung gebracht.
Gleichwohl stieß das Werk beim Publikum zunächst keineswegs auf ungeteilte Zustimmung. Die Oper unterschied sich von den üblichen Vertretern der Wiener Kasperl- und Zaubertheater durch das humanistische Gedankengut, das durch Sarastro und seinen Priesterrat vertreten wird. Die Priesterszenen mit ihrer Ernsthaftigkeit, bei der die Inszenierungsfülle des klassischen Wiener Zaubertheaters fehlte, wurden anfangs nur zögerlich vom Publikum gewürdigt. In einem seiner Briefe an seine Ehefrau berichtet Mozart gar von einem Besucher, der bei allen feierlichen Szenen lachte [8].
Zum Teil wurde dafür auch das Textbuch verantwortlich gemacht. So erschien im Dezember 1791 in der Berliner Zeitung Musikalisches Wochenblatt ein Korrespondentenbericht aus Wien, der vom 9. Oktober 1791 stammte und in dem es hieß:
- Die Zauberflöte, mit Musik von unserm Kapellmeister Mozard, die mit grossen Kosten und vieler Pracht in den Dekorationen gegeben wird, findet den gehoften, Beifall nicht, weil der Inhalt und die Sprache des Stücks gar zu schlecht sind [9]
Die heute weitgehend ungeteilte Wertschätzung des Opus trat nicht zuletzt infolge einer veränderten Erwartungshaltung an die Oper sowie eines Wandels des Publikumsgeschmacks ein. Insbesondere verlor die typische Wiener Zaubertheateroper zunehmend an Bedeutung.
[Bearbeiten] 18. und 19. Jahrhundert
Bereits am 21. September 1792 wurde die Oper das erste Mal in Prag aufgeführt. 1793 war die Oper auf den Bühnen wie denen von Augsburg, Leipzig, Passau, Pest, Graz, München, Warschau, Dresden, Frankfurt am Main, Linz und Hamburg aufgeführt. Besonders erfolgreich war die Aufführung 1794 am Mannheimer Nationaltheater; 1797 gelangte das Stück erstmals nach Sankt Petersburg, 1801 nach Paris. Sehr früh begann auch die Praxis, das Libretto der Oper in die Landessprache zu übersetzen. Eine Ausnahme davon stellt eine Inszenierung im Jahre 1794 in Prag und 1811 eine in London, bei denen man die Oper in italienischer Sprache brachte. 1814 wurde die bisher nur handschriftlich verbreitete Partitur erstmals gedruckt.
Beethoven, Hegel, Herder und Goethe gehörten zu den Bewunderern der Zauberflöte. Von Goethe gibt es eine Fortsetzung der Oper, die aber Fragment blieb, und Dekorationsentwürfe. Schikaneder selbst schrieb einen zweiten Teil unter dem Titel Das Labyrinth oder Der Kampf mit den Elementen, der von Peter von Winter (1754–1825) vertont wurde.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
Bis heute zählt die Zauberflöte zu den weltweit meistgespielten Mozart-Opern. Allerdings wurde sie im nicht-deutschsprachigen Raum bis in die 1980er Jahre zumeist in übersetzten Sprachfassungen gezeigt (ähnlich bei Die Entführung aus dem Serail). Auch in Milos Formans Amadeus werden die Stellen aus der Zauberflöte nicht in deutscher, sondern in englischer Sprache gesungen, wohingegen die Szenen aus Le Nozze di Figaro in Italienisch gehalten sind.
Im Jahr 1974 produzierte der Film- und Theaterregisseur Ingmar Bergman eine vielbeachtete Filmadaption der Zauberflöte für das schwedische Fernsehen unter dem Titel Trollflöjten. Bergman verwendete eine schwedische Textfassung, gruppierte einige Szenen des 2. Aktes um, ließ seine Zauberflöte im Barocktheater von Schloss Drottningholm spielen und zeigte in Zwischenschnitten das Äußere des Theaters sowie das Geschehen hinter der Bühne. Während der Ouvertüre zeigt Bergman immer wieder die Gesichter eines aufmerksam lauschenden Publikums. Im September 1976, einige Tage nach der Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt an den großen schwedischen Regisseur, kam der Film in die deutschen Kinos. Bergman hatte mit einem Ensemble auffallend junger Sänger gearbeitet. Den Tamino sang der Salzburger Tenor Josef Köstlinger, den Papageno Håkan Hagegård. Die musikalische Leitung lag bei Eric Ericsson, der, orientiert an den Erkenntnissen der Originalklangbewegung, einen durchsichtigen Mozart-Klang erzeugte, der sich im Gegensatz zum damals noch vielfach üblichen üppigen Mozart-Stil bewegte. Bemerkenswert: Die Todfeindschaft zwischen Sarastro und der Königin der Nacht sieht Bergman unter dem Aspekt einer gescheiterten Ehe.
Der Musikwissenschaftler Helmut Perl hat umfangreiche Forschungsergebnisse in zwei Werken dargelegt, die neue Interpretationsversuche enthalten und versuchen, Missverständnisse des Werks, in dem oftmals Hanswurstiaden, Kasperliaden und Märchenklischees gesehen würden, aufzuklären. Danach meint das märchenhafte „Ägypten“ der Handlung „Österreich“, wie im Geheimjargon der Illuminaten, deren Mitglied Mozart war. Schon die erste Szene der Oper soll den Schlüssel zum Verständnis enthalten: Prinz Tamino, der Held der Oper, flüchtet vor einer Schlange und fällt in Ohnmacht. Die Schlange ist nach Perl Metapher der Schöpfungsgeschichte, des Sündenfalls, der Vertreibung aus dem Paradies, was das zeitgenössische Publikum sicher verstand: die Szene stellt die Ohnmacht des Menschen vor der Erbsünde dar. Drei schwarz gekleidete Damen (Kirchenvertreter) kommen aus einem kirchenartig aussehenden Tempel und zerteilen die Schlange in drei gleiche Teile. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist: jedem Zuschauer der Uraufführung im Josephinischen Wien war die Abhandlung eines klerikalen Themas klar. Nach Perls Deutung behandelt die Oper das zentrale Thema der Spätaufklärung aus der Perspektive der Illuminaten, die in Wien zu jener Zeit mit großer Wirkung arbeiteten, bis es dem Ancien Régime zu gefährlich wurde. Nach dem Verbot der Illuminatenorden 1785 in Bayern zerschlug auch Joseph II. den Orden gewaltsam. Zu der Zeit, als die Illuminaten in den Untergrund gingen, entsteht die Zauberflöte mit ihren stark kirchenkritischen Zügen. Perl deutet auch zum dubiosen und plötzlichen Tod Mozarts einen möglichen Verdacht an: Mehr noch als sein angeblicher Widersacher Salieri hätte der Klerus stärkstes Interesse daran gehabt, Mozart zum Schweigen zu bringen. Perl wirft die szenischen Missverständnisse einer Tradition bewusster Fehl- und Uminterpretation vor, sogar Textverfälschungen zum Zwecke der Verharmlosung belegt er. Etwa Vulpius, der Schwager von Goethe, erstellte eine 'entschärfte' Textversion, indem er aufklärerische Textintentionen eliminierte.
[Bearbeiten] Die handelnden Personen
- Sarastro (Bass)
- Tamino (lyrischer Tenor) Interpreten dieser Rolle: Anton Dermota, Fritz Wunderlich, Peter Schreier, Francisco Araiza, Michael Schade und andere berühmte Tenöre
- Sprecher (Bass)
- Erster Priester (Tenor)
- Zweiter Priester (Bass)
- Dritter Priester (Sprechrolle)
- Königin der Nacht (dramatischer Koloratursopran)
- Pamina, ihre Tochter (Sopran)
- Erste Dame (Sopran)
- Zweite Dame (Sopran)
- Dritte Dame (Alt)
- Erster Knabe (Sopran)
- Zweiter Knabe (Sopran)
- Dritter Knabe (Alt)
- Papageno (Bariton)
- Papagena (Sopran)
- Monostatos, ein Mohr (Spieltenor)
- Erster Geharnischter (Tenor)
- Zweiter Geharnischter (Bass)
- Drei Sklaven (Sprechrollen)
- Chor (Priester, Sklaven, Gefolge)
[Bearbeiten] Inhalt
Sarastro, weiser Priester der Götter Isis und Osiris, hat Pamina in den Tempel gebracht, um sie vor dem Einfluss ihrer Mutter, der Königin der Nacht, zu schützen. Die Königin veranlasst den Prinzen Tamino, ihre Tochter zu finden und zu befreien. Tamino findet sie, wird aber dabei ein Jünger Sarastros, dessen Weisheit er zu bewundern lernt. Außerdem verlieben sich Tamino und Pamina ineinander. Nach drei Prüfungen finden Tamino und Pamina zueinander und heiraten.
[Bearbeiten] Erster Aufzug
- 1. Szene: In der Wildnis
- Tamino wird in der Wildnis von einer Schlange angegriffen. Er fällt in Ohnmacht, wird aber von drei Damen, Dienerinnen der Königin der Nacht, gerettet, die die Schlange töten. Alle drei verlieben sich in Tamino, sie streiten sich, wer bei ihm bleibt und auf ihn aufpasst, und hoffen, ihn für sich zu gewinnen; sie verlassen voller gegenseitiger Eifersucht den Schauplatz.
- Tamino erwacht und begegnet Papageno. Dessen Prahlerei, die Schlange getötet zu haben, wird von den drei zurückkehrenden Damen bestraft, indem sie seinen Mund mit einem Schloss verschließen und er keinen Wein, sondern Wasser zu trinken bekommt. Tamino bekommt von den Damen ein „bezauberndes Bildnis“ der entführten Pamina.
- 2. Szene: Prächtiges Gemach der Königin der Nacht
- Die Königin der Nacht tritt auf, klagt über das Leid, das ihr als Mutter zugefügt wurde, und bittet Tamino, ihre Tochter Pamina zu befreien. Dafür verspricht sie Tamino ihre Tochter zur Frau.
- 3. Szene: Selbes Bild wie erste Szene
- Die drei Damen befreien Papageno von seinem Mundschloss. Er muss nun gegen seinen Willen Tamino bei seinem Befreiungsversuch begleiten. Zu ihrer Hilfe überreichen die drei Damen Tamino eine goldene Zauberflöte und Papageno ein Glockenspiel. Drei Knaben sollen Tamino und Papageno den Weg weisen.
- 4. Szene: Ein Raum in Sarastros Palast
- Der Mohr Monostatos hat gerade einen Fluchtversuch Paminas vereitelt und bedrängt diese unsittlich. Papageno erscheint im Raum, und sowohl Papageno als auch Monostatos erschrecken vor dem Anblick des jeweilig anderen. Monostatos und Papageno fliehen beide aus dem Raum, Papageno aber ist der erste, der sich fasst und in den Raum zurückkehrt. Pamina erfährt von Papageno von der Rettungsaktion und der Liebe Taminos. Papageno klagt sein Leid, noch keine Geliebte zu haben. Beide fliehen.
- Die drei Knaben führen Tamino in einen Hain, in dem der Tempel der Weisheit, der Tempel der Vernunft und der Tempel der Natur stehen. Die Tempel der Vernunft und der Natur kann Tamino nicht betreten; am Tempel der Weisheit wird ihm durch einen Priester, der der Sprecher von Sarastros Priesterrat ist, Auskunft über Pamina und Sarastro gegeben. Er weist ihn darauf hin, dass Sarasto Pamina entführen ließ, um sie dem bösen Einfluss der Mutter zu entziehen. Beruhigt darüber, dass Pamina noch lebt, beginnt Tamino auf seiner Zauberflöte zu spielen. Dies lockt wilde Tiere an, die sich sanftmütig um ihn versammeln. Gehört wird das Flötenspiel auch von Papageno, der sich mit seinem Pfeifensignal nähert. Als er gemeinsam mit Pamina die Szene entdeckt, werden sie jedoch auch von Monostatos und seinen Sklaven aufgespürt. Der Versuch, sie zu fesseln, scheitert jedoch, da Papageno sein Glockenspiel erklingen lässt und damit Monostatos und seine Sklaven zwingt, zu singen und tanzen und sich damit von der Szene zu entfernen.
- Sarastro tritt auf und bestraft Monostatos Verhalten gegenüber Pamina, gibt ihr aber nicht die Freiheit. Pamina und Tamino erkennen ihre gegenseitige Liebe; Papageno und Tamino müssen im Prüfungstempel gereinigt werden. Die auf der Bühne Versammelten preisen Sarastro mit einem Loblied auf seine Tugend und Gerechtigkeit.
[Bearbeiten] Zweiter Aufzug
- 1. Szene: Ein Palmenhain
- In einem Palmenwald verkünden die Priester Sarastro, dass Tamino der Pamina würdig sei. Pamina solle nicht ihrer Aberglauben verbreitenden Mutter zurückgegeben werden, sondern mit Tamino vereint werden.
- 2. Szene: Der Hof des Prüfungstempels
- Die erste Prüfung Taminos und Papagenos besteht darin, unter der Versuchung schweigsam zu bleiben. Die drei Damen treten auf. Tamino bleibt stumm, aber Papageno bricht sein Schweigen.
- 3. Szene: Ein Garten, Pamina schlafend
- Pamina schläft im Garten, als sich Monostatos ihr nähert. Er ist von Liebe geschlagen. Als Monostatos sich Pamina nähert, erscheint die Königin der Nacht; Pamina erwacht und Monostatos lauscht, als die Königin Pamina einen Dolch gibt, mit dem sie Sarastro ermorden soll. Nach dem Abgang der Königin will Monostatos Paminas Liebe durch Offenlegung des Mordkomplotts erpressen. Sarastro kommt zu Hilfe, als er sie mit dem Dolch bedroht und erteilt ihm einen Verweis, woraufhin Monostatos sich der Königin der Nacht zuwendet.
- 4. Szene: Eine Halle im Prüfungstempel
- Die zweite Prüfung Taminos und Papagenos. Wiederum kann Papageno sein Schweigen nicht einhalten, als ein altes Weib ihm Wasser reicht.
- Die drei Knaben bringen Tamino und Papageno die Zauberflöte und das Glockenspiel. Pamina tritt auf, trotz ihres Schmerzes hält Tamino sein Schweigen ein. Pamina nimmt an, er liebe sie nicht mehr, und trauert.
- 5. Szene: Pyramiden
- Die Priester besingen Taminos Tugend. Sarastro lobt Taminos Standhaftigkeit und kündigt zwei weitere Prüfungen und die Trennung Taminos und Paminas an.
- 6. Szene: Ein Saal im Prüfungstempel
- Papageno ist alleine; ihm wird die Aufhebung seiner Strafe angekündigt. Die Alte erscheint und verwandelt sich in die jugendlich schöne Papagena. Die beiden müssen sich allerdings noch gedulden.
- 7. Szene: Im Garten
- Pamina ist im Garten und beabsichtigt, aufgrund enttäuschter Liebe, ihrem Leben mit dem Dolch ein Ende zu setzen. Die drei Knaben können sie von ihrem Entschluss abbringen.
- 8. Szene: Steine, Wasser, Höhle mit Feuer
- Tamino und Pamina treffen einander. Sie erhalten die Erlaubnis, miteinander zu sprechen und einander zu umarmen. Mit Hilfe der Zauberflöte gelangen sie sicher durch die letzte Prüfung, durch Feuer und Wasser zu schreiten.
- 9. Szene: Offenes Land
- Papageno will sich erhängen, da er Papagena nicht zu gewinnen glaubt. Die drei Knaben raten ihm, das Glockenspiel anzustimmen, um Papagena herbeizubeschwören. Papagena erscheint, und die beiden finden zusammen.
- 10. Szene
- Die Königin der Nacht und Monostatos, der für seine Mithilfe Pamina zur Gattin erhalten soll, dringen in den Tempel ein, um die Priester zu vernichten. Das Unternehmen scheitert und die Königin verliert ihre Macht, als Sarastro mit Tamino, Pamina und seinem Gefolge erscheint (diese Szene wurde früher oft ausgelassen, wird heute aber üblicherweise eingebaut).
- Schlussworte feiern die Geweihten, den Sieg der Sonne und der sittlichen Stärke über die Nacht und den Gewinn von Schönheit und Weisheit.
[Bearbeiten] Musik
[Bearbeiten] Orchester
Das Orchester besteht aus zwei Flöten, wobei die zweite Flöte an einigen Stellen Pikkoloflöte spielt, zwei Oboen, zwei Klarinetten oder auch Bassethörnern, zwei Fagotten, zwei Hörnern, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken, Glockenspiel und Streichern.
[Bearbeiten] Berühmte Arien der einzelnen Szenen
- 1. Akt, 1. Szene: Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren (Tamino); Du Jüngling schön (Drei Damen); Der Vogelfänger bin ich ja (Papageno); Dies Bildnis ist bezaubernd schön (Tamino); O zittre nicht, mein lieber Sohn! (Königin der Nacht); Quintett: Hm Hm Hm (Tamino, Papageno, Drei Damen); Bekämen doch (Papageno, Tamino, Drei Damen); Oh, so eine Flöte (Tamino, Papageno, Drei Damen); Silberglöckchen (Tamino, Papageno, Drei Damen); Drei Knäbchen (Tamino, Papageno, Drei Damen, Drei Knaben)
- 1. Akt, 2. Szene: Du feines Täubchen, nur herein! (Monostatos). Bei Männern, welche Liebe fühlen (Pamina, Papageno)
- 1. Akt, 3. Szene: Zum Ziele führt dich diese Bahn (Drei Knaben); Wie stark ist nicht Dein Zauberton (Tamino); Das klinget so herrlich (Monostatos, Sklaven); Es lebe Sarastro (Chor); Wenn Tugend und Gerechtigkeit (ALLE)
- 2. Akt, 1. Szene: Marsch der Priester und O Isis und Osiris (Priester, Sarastro)
- 2. Akt, 2. Szene: Bewahret euch vor Weibertücken (Tamino und Papageno); (Wie? Ihr an diesem Schreckensort? (Die drei Damen)
- 2. Akt, 3. Szene: Alles fühlt der Liebe Freuden (Monostatos); Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen (Königin der Nacht) Hörbeispiel ? / i; In diesen heil'gen Hallen (Sarastro)
- 2. Akt, 4. Szene: Seid uns zum zweitenmal willkommen (Drei Knaben); Ach, ich fühl's, es ist verschwunden (Pamina)
- 2. Akt, 5. Szene: O Isis und Osiris, welche Wonne! (Priester); Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh'n? (Sarastro, Tamino, Pamina)
- 2. Akt, 6. Szene: Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich! (Papageno)
- 2. Akt, 7. Szene: Bald prangt, den Morgen zu verkünden (Drei Knaben)
- 2. Akt, 8. Szene: Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden (Die zwei Geharnischten)
- 2. Akt, 9. Szene: Pa-Pa-Pa-Pa (Papageno, Papagena)
- 2. Akt, 10. Szene: Heil sei euch Geweihten! (Priesterchor); Die Strahlen der Sonne (Sarastro); Es siegte die Stärke (ALLE)
[Bearbeiten] Literatur
- Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth: Mozarts Opern - Alles von 'Apollo und Hyacinth' bis zur 'Zauberflöte'
- Attila Csampai/Dietmar Holland (Hg.): Die Zauberflöte. Rowohlt, Reinbek 1982. ISBN 3-49917476-6 (vergriffen)
- Helmut Perl: Der Fall „Zauberflöte“ WBG Darmstadt 2000
- Helmut Perl: Der Fall Mozart ISBN 3-254-00266-0
- Jan Assmann: Die Zauberflöte. Oper und Mysterium, München 2005.
[Bearbeiten] Quellenangaben
- ↑ Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 273 in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste
- ↑ Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 276ff in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste
- ↑ Mozart an seine Ehefrau Constanze, Brief vom 12. Juni 1791, zitiert nach Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 260 in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste
- ↑ Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 263 in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste
- ↑ Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 275 in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste
- ↑ Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurer Lexikon. Herbig Verlag, 5. Auflage, ISBN 978-3-7766-2478-6
- ↑ David J. Buch: Die Zauberflöte, Masonic Opera, and other-fairy tales in Acta musicologica, ISSN 0001-6241, 2004, vol. 76, no2, S. 193-219
- ↑ Brief Mozarts vom 8./ 9. Oktober 1791 an seine Ehefrau Constanze
- ↑ zitiert nach Christopher Mahling: Die Zauberflöte, S. 282 in Mozarts Opern, hrsg. vom Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth, siehe Literaturliste. Es handelt sich um die Originalschreibweise. Mozart wurde tatsächlich Mozard geschrieben
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Opernführer – Synopsis - Libretto - Highlights
- Libretto
- Oper „in nuce“ Tonbeispiele (MIDI)
- internetloge.de: Die Zauberflöte – die Freimaureroper
- Grand Lodge of British Columbia and Yukon: Mozart’s Magic Flute – Freimaurer (Englisch)
- Artikel „Zauberflöte - Märchen und Mysterium“ - pdf
- Kefk Network: Die Zauberflöte – Mitschnitt einer Vorstellung (als MP3, RealAudio und ASF)
- Gesamtfassung des Librettos 'Die Zauberflöte' von Emanuel Schikaneder