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Masturbation

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Masturbation (Zeichnung von Gustav Klimt)
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Masturbation (Zeichnung von Gustav Klimt)

Unter Masturbation wird die manuelle Stimulation der Geschlechtsorgane verstanden, die in der Regel zum Orgasmus führt.

Inhaltsverzeichnis

Formen der Masturbation

Im häufigsten Fall handelt es sich bei der Masturbation um eine geschlechtliche Selbstbefriedigung, also eine Form der Autosexualität. Eine Masturbation kann jedoch auch durch andere Personen ausgeführt werden. Neben der normalen Benutzung der Hand als Stimulationswerkzeug gibt es auch verschiedene Sexspielzeuge und Masturbationshilfen, die zur Unterstützung der Masturbation benutzt werden können.

Die Masturbation stellt gemeinsam mit dem Geschlechtsverkehr die häufigste Form der sexuellen Aktivitäten dar. Auch als Sexpraktik gemeinsam mit dem Partner ist sie beliebt, da bei sehr vielen Menschen allein durch die Beobachtung des masturbierenden Partners die sexuelle Erregung gesteigert wird.

Etymologie

Die Etymologie des Wortes ist nicht sicher geklärt. Oftmals wird es vom lateinischen manustupratio (von manus „Hand“ und stuprareUnzucht“) abgeleitet. In dieser Form wird es häufig als „Befleckung/Unzucht mit der Hand“ übersetzt. Eine alternative Herleitung bildet sich aus dem griechischen Wort „mezea“ (μεζεα, „Penisse“) oder der Vorsilbe „mas-“ („männlich“) und dem lateinischen „turbare“ („stören, Aufruhr“).

Andere Bezeichnungen vor allem für die Selbstbefriedigung sind

  • Onanie (von der biblischen Gestalt Onan – dieser führte jedoch einen Coitus interruptus aus und ließ laut Bibel seinen Samen auf die Erde fallen – Bibel, 1. Mose 38, 1–11),
  • Ipsation (lateinisch von ipse „selbst“).

Umgangssprachlich gibt es für die Masturbation von Männern unter anderem die Verben „wichsen“ bzw. „sich einen runterholen“. Diese sind die beiden geläufigsten Ausdrücke und gelten als derb oder vulgär.

Techniken und Statistiken

Masturbation beim Mann
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Masturbation beim Mann

Viele Menschen befriedigen sich in unregelmäßigen Abständen selbst. Statistisch betrachtet masturbieren mehr Männer (ca. 92 %) als Frauen (ca. 60 bis 70 %), und sie tun dies laut Umfragen auch häufiger. Viele davon entdecken die Masturbation und ihren eigenen Körper bereits in der frühen Pubertät, einige erst später und manche schon als Kleinkind oder Säugling.

Masturbiert wird auf ganz unterschiedliche Weise. Mit den Händen bzw. Fingern oder Hilfsmitteln werden die eigenen erogenen Zonen des Körpers stimuliert. Dabei können Gleitmittel (da kein Kondom benötigt wird, ist hier auch einfaches Pflanzenöl beliebt) die Reizung verbessern.

Es gibt auch technische Hilfsmittel wie Vibratoren und Dildos. Im Spezialhandel erhältlich sind auch Puppen mit weiblichen oder männlichen Sexualmerkmalen. Das Masturbieren erfolgt oft unter starker Beteiligung der Phantasie. Durch optische Reize, durch Musik, durch das Betrachten erotischer Fotos oder Filme (beispielsweise Pornofilme), durch ein warmes Bad und durch akustische Reize können die beim Onanieren empfundenen Lustgefühle gesteigert werden.

Gelenkigen Menschen ist auch die orale Selbstbefriedigung möglich; man spricht dann bei Männern von Autofellatio (das Wort Nekrotamie ist viel weniger gebräuchlich). Der Kinsey-Report nennt eine Zahl von 0,2 bis 0,3 % der männlichen Bevölkerung, die dazu in der Lage sind. Hingegen ist die Zahl der Männer, die dies wenigstens ausprobiert haben, wesentlich höher; auch ist dies ein nicht seltener Bestandteil masturbatorischer Traum-Phantasien. Kinsey vermutet hier einen animalischen Hintergrund, denn bei Primaten ist Autofellatio eine normale Form der sexuellen Betätigung.

Bei Frauen wird diese Fähigkeit entsprechend als Autocunnilingus bezeichnet. Eine geeignete Stellung bei Frauen ist jedoch mit extrem wenigen Ausnahmen unmöglich.

Medizingeschichtliche Bewertung

Mittelalter bis 20. Jahrhundert

Korsett zur Verhinderung der Masturbation, aus einem französischen Buch von ca. 1815
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Korsett zur Verhinderung der Masturbation, aus einem französischen Buch von ca. 1815
Titelblatt von Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen (1760)
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Titelblatt von Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen (1760)

Im antiken Griechenland galt die Masturbation als vollständig akzeptierte (aber selten thematisierte) Spielart gesunder Sexualität.

Ab dem späten Mittelalter wurde sie genauso wie alle anderen Formen der Sexualität, die nicht ausschließlich der Fortpflanzung dienten, von der römisch-katholischen Kirche als Sünde betrachtet. Über den späteren französischen König Ludwig XIII. ist dagegen bekannt, dass dessen Leibarzt schrieb, Kindermädchen sollten zur „abendlichen Beruhigung“ Jungen im „Kitzeln des Penis“ unterweisen.

In der Aufklärung erfuhr sie eine Brandmarkung als „soziale Gefahr“ und „unnatürliches Verhalten“ jenseits der rein religiösen Verurteilung.

Im Jahr 1712 erschien in England das vermutlich von dem geschäftstüchtigen Quacksalber und Schriftsteller John Marten geschriebene und anonym veröffentlichte Pamphlet Onania, das nach und nach in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde und große Verbreitung erfuhr. Darin wurde behauptet, dass exzessive Masturbation vielfältige Krankheiten wie Pocken und Tuberkulose verursachen könne. Bezeichnend ist, dass John Marten gleichzeitig zahlreiche kleinere softpornografische Schriften veröffentlichte und in Onania eine von ihm erfundene „Medizin“ gegen die angeblich aus der Masturbation resultierenden Krankheiten anbot. Interessanterweise glaubten selbst die großen Aufklärer der Zeit dem anonym veröffentlichten Werk. Denis Diderot nahm die fragwürdigen Thesen sogar in seine Encyclopédie auf.

Im 18. und 19. Jahrhundert fand in der Folge in ganz Europa geradezu ein „Feldzug gegen die Masturbation“ statt. Es erschienen unzählige pseudowissenschaftliche Schriften, die die angeblichen Gefahren der Masturbation anprangerten und Methoden zu ihrer Verhinderung anboten. Gleichsam als Bibel kann die ab 1760 in unzähligen Auflagen verbreitete Schrift L'Onanisme des Lausanner Arztes Simon-Auguste Tissot gelten.

Erst von jener Zeit an wurde die betreffende Bibelstelle über Onan nicht mehr als Coitus interruptus begriffen.

Falsche Vorstellungen kursierten über Jahrhunderte, dass „Selbstbefleckung” die gesunde geschlechtliche Entwicklung eines Knaben behindere und zur Gehirnerweichung und zum Rückenmarksschwund führe. Auch Krebs, Wahnsinn oder Lepra sollten angeblich die Folge der Masturbation sein. Erst nachdem Robert Koch 1882 den Tuberkelbazillus entdeckte, behaupten die Mediziner nicht mehr, dass Masturbieren Tuberkulose hervorrufe.

Neben gesundheitlichen Gefahren wurden auch moralische Argumente gegen die Masturbation vorgebracht: sie sei egoistisch, verleite zur Disziplinlosigkeit und stelle ein „nutzloses Vergnügen“ dar. Die Masturbation fördere die Abkapselung des Masturbators von der Gesellschaft, da er zu seiner sexuellen Befriedigung keinen Partner benötigt.

Sigmund Freud befasste sich eingehend mit der Masturbation und führte die Gegenthese, Masturbation sei in der Jugend natürlich und für Kinder förderlich, um die eigene Sexualität zu entdecken. Exzessive Masturbation sah er jedoch als mögliche Ursache für Neurasthenie an.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Glaube weit verbreitet, dass Akne durch Masturbation hervorgerufen werde. Die Hypothese konnte sich wohl deshalb so lange halten, weil Jugendliche in der Pubertät fast immer unter Akne leiden und gleichzeitig in der Pubertät auch häufig masturbieren (siehe auch Cum hoc ergo propter hoc). Bis in die 1980er Jahre wurde Masturbation auch in medizinischen Kreisen gelegentlich als unreife, im Erwachsenenalter pathologische Form der Sexualität betrachtet. [1]

Heutige Bewertung

Heute weiß man, dass Masturbation nicht mit gesundheitlichen Schäden verbunden ist. Beim Mann kann regelmäßiges Masturbieren sogar dem Prostatakrebs vorbeugen.[2] Viele Menschen sind der Auffassung, dass Selbstbefriedigung kein Ersatz für etwas ist, sondern eine eigenständige Form der Sexualität, die dem persönlichen Lustgewinn dient und für die Entwicklung einer gesunden Sexualität hilfreich ist.

Im Zeitalter von Aids und des Internets erlebt das Masturbieren einen zwar immer noch „heimlichen“, dennoch nicht aufzuhaltenden Aufschwung. Hierbei eröffnen sich neue Möglichkeiten der Ausübung wie Telefonsex oder Cybersex. Das gemeinsame Masturbieren („Solo für Zwei“) ist eine Möglichkeit des „Safer Sex“ und kann als besonders intime und damit erregende Spielart der Sexualität empfunden werden, wenn sie in das Liebesspiel einbezogen wird.

Masturbation wird dann als störend oder sogar krankhaft gewertet, wenn sie öffentlich bzw. zwanghaft ausgeübt und zur Sucht wird. Vom psychologischen Standpunkt aus ist Suchtverhalten in jedem Lebensbereich mit Risiken und möglichen Gefährdungen der eigenen Person oder anderer verbunden, daher auch im Hinblick auf die Selbstbefriedigung. Für Menschen, die ihre Masturbationsgewohnheiten als Sucht einschätzen und von ihnen loszukommen versuchen, gibt es inzwischen Selbsthilfegruppen ähnlich den Anonymen Alkoholikern.

Religiöse Positionen

Nach Auffassung der römisch-katholischen Kirche stellt die bewusste und freiwillige Selbstbefriedigung eine „unreife“ und „fehlgeleitete“ Form der Sexualität dar. [3]

In einer bestimmten Interpretation der paulinischen Tradition, die sich unter anderem auf Philo von Alexandria zurückführen lässt, die jedoch ausdrücklich nicht von römisch-katholischer Seite gelehrt wird, gilt ferner allgemein jedes geschlechtliche Tun, das nicht der Fortpflanzung dient, als schwere Sünde der Unzucht.

Die Psychologie ist der Auffassung, dass es in Zusammenhang mit der Rezeption und Umsetzung religiöser Positionen im Hinblick auf die Sexualmoral bei einzelnen zu psychischen Erkrankungen kommen kann. [4] Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die innere Einsicht in entsprechende sittliche Normen fehlt und gewisse Verhaltensanweisungen als bloß aufoktroyiert erfahren und übernommen werden.

Siehe auch

Literatur

  • Caroline Erb/Deborah Klingler: Mysterium Masturbation. Wenn sich Frauen selber lieben. Verlag Peter Lang, Frankfurt a. M. u.a. 2004, ISBN 3-631-52098-0
  • Shere Hite: Das sexuelle Erleben der Frau. 1977, ISBN 3-44211-252-4
  • Arne Hoffmann: Onanieren für Profis, Marterpfahl Verlag, Nehren, 2005, ISBN 3-93670-816-9
  • Wiebke und Axel H. Kunert: Das Handbuch der Onanie, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-89602-402-7
  • Thomas W. Laqueur: Solitary Sex – A Cultural History of Masturbation. Zone Books, 2003, ISBN 1-89095-132-3

Weblinks

Wikisource: Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen. – Quellentexte

Quellen

  1. Vgl. etwa Einträge « Masturbation » und « Perversion » in: André Domart, Jacques Bourneuf (Hrsg.): Nouveau Larousse Médical. Librairie Larousse, Paris 1981, ISBN 2-03-501301-1
  2. Sexual factors and prostate cancer 2003 erschienen im British Journal of Urology (BJU International, Bd. 92, S. 211)
  3. Katechismus der Katholischen Kirche, siehe http://www.clerus.org/clerus/dati/1999-09/24-5/KKK3.rtf.html Nr. 2352
  4. Picker, Richard - Krank durch die Kirche? ISBN 3-205-98952-X
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