Riccardo Chailly

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Riccardo Chailly (* 20. Februar 1953 in Mailand, Italien) ist ein italienischer Dirigent.

[Bearbeiten] Künstlerischer Werdegang

Sein Vater war der Komponist Luciano Chailly und so wurde der Junge auf selbstverständliche Weise in die Welt der Musik eingeführt. Die klanggestalterische Grundausbildung bekam er im elterlichen Hause, bevor er am ortsansässigen Konservatorium in die Klasse von Franco Caracciolo eintrat. Meisterkurse bei Piero Guarino in Perugia und Franco Ferrara an der Accademia Musicale Chigiana in Siena sorgten bis 1972 für den nötigen stilistischen Feinschliff, so dass Chailly sich in den frühen Siebzigern der Konkurrenz stellen konnte. Sein Debüt gab er bereits 1970 in Mailand, wichtig wurde aber vor allem ein Zusammentreffen mit Claudio Abbado, der den 21jährigen als seinen Assistenten und zweiten Dirigenten an die Mailänder Scala holte.

Von da an ging es stetig voran. Opernhäuser aus aller Welt luden den Newcomer von 1974 an ein. Er dirigierte regelmäßig in Chicago (”Madama Butterfly”, Giacomo Puccini; “Rigoletto”, Giuseppe Verdi; “Pagliacci”, Ruggero Leoncavallo; “Cavalleria Rusticana”, Pietro Mascagni) und 1977 San Francisco. Sein offizielles Debüt als Dirigent an der Scala gab Chailly 1978 mit Verdis „Il Masnadieri“ und trat bald darauf an der Wiener Staatsoper - u. a. Andrea Chénier von Umberto Giordano, 1983 - ebenso auf wie an der New Yorker Metropolitan Opera, im Londoner Covent Garden wie an der Bayerischen Staatsoper in München ans Pult. Von 1982 bis 1988 wirkte Ricardo Chailly als Chefdirigent beim Radio-Symphonie-Orchester Berlin (heute Deutsches Symphonie-Orchester Berlin) und von 1982 bis 1985 als erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra. Anno 1986 berief man ihn außerdem für drei Jahre zum musikalischen Leiter der Oper von Bologna.

Doch am wichtigsten für die folgenden Jahre wurde seine Ernennung 1988 zum Chefdirigenten des Concertgebouw-Orchesters in Amsterdam. Mit herausragenden Konzerten und aufwändigen Projekten festigte er dessen Ruf als internationales Spitzenensemble und erweiterte darüber hinaus dessen Repertoire um viele Werke des 20. Jahrhunderts. Besondere Aufmerksamkeit erregten zum Beispiel seine Aufführungen beim Mahler-Festival 1995 anlässlich des hundertsten Jahrestages des ersten Konzerts des Komponisten im damals schon existierenden Concertgebouw. Er konnte auf 15 Amsterdamer Jahre zurückblicken, die viele spannende und faszinierende Zeugnisse auf CD hervorgebracht haben wie den Mahler-Zyklus, den er 2004 mit der „9. Sinfonie“ eindrucksvoll abgeschlossen hatte, und Bruckner-Dirigate wie etwa der „8. Sinfonie“, das 2002 mit dem Concertgebouw Orchestra entstand. Seit September 2005 ist er in Leipzig, um sowohl dem dortigen Opernhaus wie auch dem Gewandhausorchester vorzustehen.

[Bearbeiten] Künstlerische Bedeutung

Riccardo Chailly ist ein dynamischer, gleichzeitig aber auch detailbesessener Dirigent. Mehr als zwei Jahrzehnte Zusammenarbeit mit der Decca haben dabei rund neunzig Aufnahmen hervorgebracht. Rossinis „Gugliemo Tell“ zum Beispiel mit Luciano Pavarotti (1978), Giordanos „Andrea Chénier“ mit Pavarotti und Caballé (1982), Schönbergs „Gurrelieder“ (1990), Strawinskis „Leben eines Wüstlings“ mit dem London Sinfonietta, Puccinis „Manon Lescaut“ mit José Carreras und Kiri Te Kanawa (1988) und Rossinis „Cenerentola“ mit Cecilia Bartoli sind nur einige hochgelobte Beispiele für diese erfolgreiche Kooperation. Das „Jazz“ und das „Dance“ Album von Schostakowitsch mit dem Concertgebouw verkauften sich über 250.000 Mal. Und zu seinen bemerkenswerten Orchester- und Instrumentalaufnahmen gehören Messiaens Turangalîla-Sinfonie (1993), Hindemiths Kammermusik, Rossini-Ouvertüren mit den Philharmonikern der Scala wie eben die herausragenden Einspielungen der Symphonien Mahlers und Bruckners.

Angesichts der künstlerischen Hingabe und Energie, mit der Riccardo Chailly sich allen seinen Engagements widmet, überrascht es nicht, dass er im Oktober 1998 vom Präsidenten der Republik Italien den "Cavaliere di Gran' Croce" überreicht bekam. Zuvor war er bereits von der Londoner Royal Academy of Music zum Ehrenmitglied ernannt worden. Anlässlich des Konzerts zu seinem zehnjährigen Dienstjubiläum im November 1998 in Amsterdam wurde Riccardo Chaillys Portrait in die Galerie seiner angesehenen Concertgebouw-Vorgänger eingereiht. Zu den zahlreichen Preisen, die er über die Jahre hinweg erhielt, gehört unter anderem auch zweimal der Preis der deutschen Schallplattenkritik zunächst für „Lieder“ zusammen mit Barbara Bonney (2000), außerdem für das Arien-Album mit Juan Diego Flórez (2002).

Im Dezember 2006 leitete Chailly erstmals seit einigen Jahren wieder eine Opernaufführung an der Mailänder Scala leiten, in derm er mit Verdis Aida die Saison eröffnete.