Beschreibung eines Kampfes
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Beschreibung eines Kampfes ist eine etwa zwischen 1903 und 1907 entstandene dreigliedrige Erzählung Franz Kafkas, die sein erstes erhaltenes Werk darstellt und die postum veröffentlicht wurde. Der 1. und 3. Teil beschreiben das Gesellschafts- und Nachtleben Prags aus der Sicht des Erzählers und seines Bekannten. Den mittleren Teil kann man als fantastische, in sich mehrfach untergliederte Traumsequenz verstehen.
Kafka hat 2 Fassungen dieser Geschichte geschrieben. Nachfolgendes hat die frühere (fantastischere) Fassung zum Gegenstand.
Die Passage in Teil II "Begonnenes Gespräch mit dem Beter" hat Kafka als separate Geschichte Gespräch mit dem Beter bereits 1909 veröffentlicht. Dies gilt auch für das Gespräch mit dem Betrunkenen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inhalt
[Bearbeiten] Teil I
Die Geschichte beginnt mit einem 5-zeiligen Gedicht.
Auf einer abendlichen Gesellschaft in Prag ist der Erzähler zunächst zufrieden und stillvergnügt, bis ihm ein flüchtiger Bekannter seine amourösen Abenteuer dieses Abends mit seiner Liebsten schildert. Der Erzähler veranlasst einen gemeinsamen Spaziergang zum Laurenziberg. Einmal fällt er und verletzt sich dabei das Knie. Die Beziehung zwischen dem Erzähler und dem Bekannten wechselt ständig zwischen freundschaftlich und distanziert. So entkommt der Erzähler dem Kontakt mit dem Begleiter, in dem er sich in die nachfolgende Traumwelt zurückzieht:
[Bearbeiten] Teil II Belustigungen oder Beweis dessen, dass es unmöglich ist, zu leben
- Ritt: Der Erzähler benutzt den Begleiter als Reittier. Als der sich verletzt, wird er den Geiern überlassen.
- Spaziergang: Während eines Phantasiespazierganges werden verschiedene Naturereignisse und -stimmungen und ihre Wirkung auf den Erzähler vorgestellt.
- Der Dicke
- Ansprache an die Landschaft: Ein buddhaartiger dicker Mann tritt auf und referiert darüber, dass ihn die Landschaft stört in seinen Gedanken.
- Begonnenes Gespräch mit dem Beter: Der Dicke fährt fort und spricht nebenher von einem Mädchen, eigentlich aber von einem Beter in der Kirche, der sich auffällig benimmt.
- Geschichte des Beters: Nun wieder eine Geschichte aus dem Gesellschaftsleben, wo es um die Zuwendung einer Frau geht. Der Beter versucht auf einem Fest Klavier zu spielen, um Aufmerksamkeit zu erringen.
- Fortgesetztes Gespräch zwischen dem Dicken und dem Beter: Das Gespräch streift verschiedene Punkte, ohne dass ein Gesprächsfaden erkennbar wird.
- Untergang des Dicken: Der Dicke verschwindet in einem Wasserfall. Der Erzähler kann sich auf seltsame Art selbst körperlich deformieren.
[Bearbeiten] Teil III
Wieder taucht die Szene aus Teil I auf mit Erzähler und Begleiter. Der Begleiter zweifelt nun daran, dass die Liebe zu der Frau sinnvoll ist und erwägt, ob es nicht besser wäre, sie zu beenden. In seiner Irritation verletzt er sich selbst mit einem Messer. Der Erzähler versucht dem verwirrten Verwundeten zu helfen, was nicht gelingt. Das Schicksal des verwundeten Begleiters bleibt am Ende ungewiss. Die Geschichte endet mit dem Bild des Astschattens, der "wie zerbrochen auf dem Abhang lag."
[Bearbeiten] Eine Deutung
Es wird ein Kampf zwischen widerstreitenden Lebenskräften beschrieben.
Teil I und Teil III
Im Erzähler und im Begleiter werden 2 Wesensarten dargestellt, die zunächst diametral entgegengesetzt scheinen. Der Erzähler ist der in sich verkrochene Einsame. Der Begleiter ist lebensfroh und hat Erfolg bei Frauen. Es wird der Zwiespalt zwischen einer asketischen, isolierten, gleichsam religiösen Form der Schriftstellerexistenz und einer vitalen, erotisch-sinnlichen Weltzugewandtheit dargestellt. Im Teil III allerdings kehren sich diese Zuordnungen ins Gegenteil. Der Einsame erzählt nun von seiner Verlobten. Der Begleiter entwickelt unter dem Einfluss des Erzählers selbstzerstörerische Zweifel an seiner Liebe.
Zwischen beiden Personen ist ein ständiges hin und her von Nähe und Abgrenzung, Euphorie und Niedergeschlagenheit. Jeder ist in seiner eigenen Welt und hört dem anderen oft nicht zu. Kafka scheint in beiden personifiziert zu sein. Einerseits ist da der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung und Nähe, andererseits das Bedürfnis nach Einsamkeit als Voraussetzung für die künstlerische Entfaltung.
Teil II
Die auftretenden Personen, der Dicke und der Beter, sind Fantasiefiguren des Erzählers und auch hier erscheint der vorgenannte Dualismus. Der Dicke kann (sozusagen reziprok) dem dünnen Erzähler, der gefallsüchtige Beter dem lebenslustigen Begleiter zugeordnet werden. Gleichzeitig ist der Beter aber auch der verunsicherte dünne Asket, hier wieder der Bezug zu Kafka selbst.
Insbesondere in diesem Teil II mit seinen Fantasiesequenzen werden die Naturgesetze außer Kraft gesetzt. Der Erzähler formt sich seine Umgebung aber auch seinen eigenen Körper nach seinen eigenen Vorstellungen. Die Natur und die Gegenstände entwickeln eine irreale Eigendynamik. Hier zeigt sich die Kraft des Erzählers, die sich entfaltet, wenn er sich auf die Fantasiewelt in sich einlässt.
[Bearbeiten] Theater
Inszenierung Beschreibung eines Kampfes; Christian von Treskow, Premiere 1998 u.a. Berlin
[Bearbeiten] Quellen
- Paul Raabe: Franz Kafka: Sämtliche Erzählungen. Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1970, ISBN 3-596-21078-X.
- Peter-André Alt: Franz Kafka: Der ewige Sohn. Eine Biographie. Verlag C.H. Beck, 2005, ISBN 3-406-53441-4
- Buchbesprechung Literaturkritik.de: Beschreibung eines Kampfes, Thomas Anz, 5. Mai 2000
[Bearbeiten] Weblinks
- Volltext der Geschichte Beschreibung eines Kampfes
Zu Lebzeiten veröffentlicht: Ein Damenbrevier | Gespräch mit dem Beter | Gespräch mit dem Betrunkenen | Die Aeroplane in Brescia | Großer Lärm | Betrachtung | Das Urteil | Der Heizer | Die Verwandlung | Vor dem Gesetz | Der Mord | Ein Brudermord | In der Strafkolonie | Ein Landarzt | Der Kübelreiter | Ein Hungerkünstler
Posthum veröffentlicht (Auswahl): Beschreibung eines Kampfes | Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande | Der Dorfschullehrer | Blumfeld, ein älterer Junggeselle | Der Gruftwächter | Eine Kreuzung | Der Jäger Gracchus | Beim Bau der Chinesischen Mauer | Eine alltägliche Verwirrung | Brief an den Vater | Heimkehr | Das Stadtwappen | Kleine Fabel | Forschungen eines Hundes | Das Ehepaar | Der Bau | Der Process | Das Schloss | Amerika