Tertiär (Geologie)
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Mit dem Begriff Tertiär bezeichnet man informell den geologischen Zeitabschnitt der Erdneuzeit vor Beginn des Quartärs. Das Tertiär begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren, in deren Folge das Eiszeitalter im Quartär einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten brachte. Das Klima auf der Erde war im Tertiär wesentlich wärmer als heute. Nach dem Massenaussterben der großen Saurier und vieler anderer Tierarten am Ende der Kreidezeit entwickelte sich hauptsächlich im Tertiär die Tier- und Pflanzenwelt, wie wir sie heute kennen.
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[Bearbeiten] Terminologie und Nomenklatur
Der Begriff Tertiär entstammt der Historischen Geologie, also der Beschreibung der Erdgeschichte, und wurde 1760 von Guovanni Arduino eingeführt. Er gliederte aufgrund seiner Beobachtungen an geologischen Schichten in Oberitalien in eine primäre (Basalte, Granite, Schiefer), sekundäre (fossile Kalkablagerungen) und tertiäre (jüngere Sedimentablagerungen) Epoche. Obwohl Arduino diese Dreiteilung ursprünglich nur zur Kennzeichnung unterschiedlicher Gesteinsformationen nutzte, wurde das System bald auch als zeitliches Raster verwendet. 1828 übernahm Charles Lyell den Begriff Tertiär in sein eigenes, deutlich präziseres System. Er unterteilte das Tertiär anhand der prozentualen Anteile von fossilen Muschelschalenfunden in den jeweiligen Schichten in Eozän, Miozän, älteres und jüngeres Pliozän. Da diese Methode jedoch nur für die untersuchte Region der Alpen und der norditalienischen Ebene geeignet war, wurden in der Folgezeit bis heute zahlreiche weitere stratigraphische Kategorien eingeführt (siehe unten).
Das Tertiär wurde allerdings im Jahr 2004 aus der international gültigen und von der Internationalen Kommission für Stratigraphie herausgegebenen Geologischen Zeitskala (Geologic Time Scale 2004) zusammen mit dem Begriff Quartär gestrichen. An die Stelle des Tertiärs und des Quartärs traten das Paläogen (früher: Alttertiär) und das Neogen (früher: Jungtertiär) als Perioden des Känozoikums (Erdneuzeit). Das Neogen wurde bis zur geologischen Gegenwart verlängert und umfasst nun auch die Epochen des Quartärs.
Im Jahre 2005 wurde das Quartär als Unterzeitalter (Subära) der Erdneuzeit (Känozoikum) mit der neuen Dauer von 2,6 Millionen Jahren formell wieder in die Geologische Zeitskala aufgenommen. Das Quartär umfasst nun das gesamte Eiszeitalter bis in die heutige Zeit. Für die verbleibenden Zeitabschnitte des Känozoikums vor dem Beginn der Eiszeit kann nun wieder zusammenfassend der Begriff Tertiär verwendet werden. Der Begriff wird jedoch nicht wieder formell in die Geologische Zeitskala aufgenommen.
[Bearbeiten] Frühere Einteilung des Tertiär als Periode der Erdneuzeit
Tertiär:
Danach: Beginn des Quartär mit Pleistozän und Holozän
[Bearbeiten] Geologie
Die Kontinentalverschiebung verlangsamte sich im Tertiär deutlich. Gondwana brach endgültig auseinander. Der indische Subkontinent stieß mit der eurasischen Platte zusammen. Das bereits eigenständige Antarktika wanderte zu seiner heutigen Position. Gegen Ende des Tertiärs verbanden sich Südamerika und Nordamerika zur heutigen Form. Die vulkanische Aktivität der Periode war hoch. Das globale Klima kühlte sich im Verlauf der Jahrmillionen ab. Die tropisch-gemäßigten Bedingungen, wie sie noch im Paläozen vorherrschten, wandelten sich zum arktischen Klima mit umfangreichen Vergletscherung.
[Bearbeiten] Fauna und Flora
Grob gesagt, umfasst das Tertiär die Zeitspanne zwischen dem Untergang der Dinosaurier und dem Beginn der jüngsten Eiszeit. Zu Beginn der Periode lösten Säugetiere die Reptilien als dominante Klasse ab. Jede Epoche des Tertiärs ist durch charakteristische Entwicklungssprünge unter den Säugetieren gekennzeichnet. Die frühesten erkennbaren Vorfahren des Menschen, die Hominoiden Proconsul und Australopithecus entwickelten sich. Die modernen Formen der Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische und der Wirbellosen waren teils zu Beginn des Tertiärs schon herausgebildet oder entwickelten sich in seinem Verlauf. Die pflanzliche Evolution brachte die ersten Bedecktsamer hervor. Die Meerestiere dagegen unterlagen – abgesehen von den Säugetieren – lediglich geringen evolutionären Veränderungen.
[Bearbeiten] Literatur
- Ernst Probst: Deutschland in der Urzeit, C. Bertelsmann, München 1986
[Bearbeiten] Weblinks
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Paläogen - Neogen