KZ Auschwitz-Birkenau
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Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager in der Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde 1941 drei Kilometer entfernt vom Stammlager Auschwitz I gebaut und befand sich etwa 60 km westlich von Krakau nahe der polnischen Kleinstadt Oświęcim.
Nach Auschwitz-Birkenau wurden insgesamt mehr als 1,3 Millionen Menschen aus ganz Europa deportiert. Davon wurden hier geschätzte 1,1 Millionen Menschen ermordet, eine Million davon Juden. Etwa 900.000 der Deportierten wurden direkt nach ihrer Ankunft in die Gaskammern geschickt oder erschossen. Weitere 200.000 Menschen starben durch Krankheit, Unterernährung, schwerste Misshandlungen, medizinische Versuche oder spätere Vergasung.
Der Name „Auschwitz" ist zum Symbol für den Holocaust an etwa sechs Millionen europäischen Juden sowie weiteren Opfern unter Roma, Sinti und Jenischen, russischen und polnischen Zwangsarbeitern, Homosexuellen und anderen zu Feinden des Nationalsozialismus erklärten Menschen geworden.
Die Überreste beider Hauptlager sind als Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Gedenkstätte des Holocaust und jüdischer Friedhof öffentlich zugänglich. Seit 1979 ist dieser Ort eingetragen in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit.
Lagergliederung
Auschwitz I war das ursprüngliche, 1940 errichtete Konzentrationslager und Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Dort kamen ungefähr 70.000 Menschen, meist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, zu Tode.
Auschwitz-Birkenau wurde 1941 als Arbeits- und Vernichtungslager zugleich konzipiert und besaß später insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien. Unter unvorstellbar grausamen Bedingungen wurden hier viele hunderttausende Häftlinge, die nicht sofort vergast worden waren, gefangen gehalten, gefoltert, durch Zwangsarbeit, Erfrieren, Verhungern lassen, unbehandelte Krankheiten, Erschöpfung, medizinische Experimente, Exekutionen oder späteres Vergasen getötet. Deshalb verbinden heute die meisten Menschen vor allem diesen Teil des Lagerkomplexes mit dem Namen „Auschwitz“.
Hinzu kam das KZ Auschwitz III Monowitz, ein Arbeitslager, sowie 39 Nebenlager, die auf einer Gesamtfläche von insgesamt 40 Quadratkilometern verteilt waren.
Entstehung
Am 26. September 1941 erhielt Rudolf Höß den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für 100.000 russische Kriegsgefangene im Interessengebiet Auschwitz zu errichten. Dieses Lager entstand in dem Ort Brzezinka (Birkenau), ungefähr drei Kilometer vom KZ Auschwitz I entfernt. Als die Nationalsozialisten das Lager errichten ließen, zwangen sie die Bevölkerung des Ortes, ihre Häuser zu verlassen. Häftlingskommandos mussten die Häuser abreißen, um Baumaterialien zu gewinnen.
Das Lager war etwa fünf Quadratkilometer groß. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder gegliedert waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit unter Starkstrom stehendem Stacheldraht umzäunt.
Ursprünglich gedacht als Arbeitslager, in dem Kriegsgefangene und andere Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten mussten, veränderte sich die Funktion des Lagers schon nach wenigen Monaten. Im Frühjahr 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau erstmals russische Kommissare und arbeitsunfähige Häftlinge mit Zyklon B umgebracht, nachdem bereits Ende 1941 Versuche damit im Stammlager stattgefunden hatten. Wenig später wurden Mütter mit Kindern und nicht zur Arbeit taugliche Personen aus den eintreffenden Transporten selektiert und vergast. Ab Juli 1942 oder gar schon ab April (der genaue Zeitpunkt ist umstritten) wurde die überwiegende Mehrzahl der eingelieferten Juden sofort ermordet. Auschwitz-Birkenau hatte damit die Funktion eines Vernichtungslagers übernommen, wurde zugleich aber auch als Konzentrations- und Arbeitslager weiter verwendet.
Selektion und Vergasung
Die meisten Opfer kamen in Auschwitz-Birkenau mit dem Zug an, oft nach tagelangen Reisen im Viehwaggon. Die ankommenden Gefangenen wurden vom Bahnhof Auschwitz zum Lager getrieben; 1944 wurden Gleise direkt bis ins Lager gelegt (siehe Foto). Manchmal wurde der ganze Transport direkt in die Gaskammern geschickt, manchmal wurde erst eine „Selektion“ durchgeführt, bei der die Schwachen, Alten und Kranken von den Arbeitsfähigen getrennt und zur Gaskammer geführt wurden. Der berüchtigte Lagerarzt Josef Mengele leitete oft diese Selektionen.
In Auschwitz-Birkenau gab es in sechs Gebäuden Gaskammern, die aber nicht alle zum gleichen Zeitpunkt nutzbar waren. Im ersten Halbjahr 1943 gingen vier Krematorien in Betrieb, die unterteilbare Gaskammern mit Größen von 100 Quadratmetern und mehr enthielten. Vier Baufirmen waren vor Ort am Bau beteiligt; die Verbrennungsöfen wurden von der Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne konstruiert, eingebaut, gewartet und repariert.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge, die die Selektion überlebten, mussten dann in den an das Lager angrenzenden Industriebetrieben arbeiten, die hauptsächlich mit dem Bau von Industrieanlagen zur Herstellung von synthetischem Benzin oder Synthesekautschuk (sog. Buna) für die I.G. Farben beschäftigt waren. Auch andere deutsche Firmen wie Krupp hatten Werke in direkter Nähe zu Auschwitz; sie zahlten den NS-Stellen "Miete" für jeden überlassenen Arbeitssklaven, von dem auch die SS-Schutzmannschaften profitierten.
Die Zwangsarbeiter waren vollkommen rechtlos und nicht nur der Willkür des SS-Wachpersonals, sondern auch der Zivilangestellten der deutschen Firmen ausgeliefert. Plötzliche Entschlüsse, Personen wegen geringster "Vergehen" oder einfach aus einer Laune heraus zu ermorden, waren an der Tagesordnung; der Tod war allgegenwärtig.
Besondere Lagerbereiche
Die so genannte Zentrale Sauna, offizieller Name: BW.32, war zugleich Aufnahmegebäude und die 'Desinfektions- und Entwesungsanlage' in Auschwitz-Birkenau[1]. In diesem Gebäude lief die Aufnahmeprozedur der neu ins Lager angekommenen Häftlinge ab. Hier wurde ihnen ihre Identität abgenommen, Menschen wurden zu Nummern. In der 'Sauna' wurden ebenfalls Selektionen an jüdischen Häftlingen vorgenommen.
Ein separater Bereich des Lagers war das 'Frauenlager'.
In einem anderen Bereich, 'Kanada' genannt, wurden nach der Aufnahme die Besitztümer der ermordeten Häftlinge sortiert und gesammelt, um dann an die deutsche Regierung weitergeleitet zu werden.
Eskalation der Vernichtung: Die ungarischen Juden
Die deutsche Wehrmacht marschierte im März 1944 in Ungarn ein. Dort lebte noch die größte Gruppe europäischer Juden einer Nation, die bislang vom Holocaust verschont geblieben war. Von diesen etwa 700.000 ungarischen Juden wurden von Mai und Juli 1944 ungefähr 430.000 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.[2] Arbeitsfähige wurden als Zwangsarbeiter in andere Lager überstellt. Insgesamt wurden nach Schätzungen von Wolfgang Benz[3] etwa 502.000 ungarische Juden in Auschwitz ermordet.
Da die Kapazität der Krematorien nicht mehr ausreichte, wurden Leichen nun auch in offenen Gruben verbrannt.
Die Ermordung der Sinti, Jenischen und Roma
Viele Roma, Sinti und Jenische waren im Familienverband in einer speziellen Sektion des Lagers inhaftiert. Sie wurden im Juli 1944 vergast, obwohl sie es noch kurz zuvor geschafft hatten, sich dem Abtransport zu den Gaskammern durch die SS zu widersetzen, da Informationen zu den Häftlingen durchgesickert waren. Doch dies bedeutete für die Familien nur einen kleinen Aufschub bis zu ihrer Ermordung.
Fluchtversuche und Aufstand des Sonderkommandos
Insgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. Versuchte Flucht wurde mit Verhungern bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt. Eine andere Strafe war, Mitgefangene für die Flucht büßen zu lassen.
Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando (die Häftlinge, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und von den anderen Häftlingen getrennt gehalten wurden) einen Aufstand durch. Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört. Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf gefasst und getötet.
Kenntnisse der Alliierten
Die Deutschland bekämpfenden Alliierten besaßen detaillierte Luftaufnahmen aller Lager seit dem 31. Mai 1944. 2003 veröffentlichte die Royal Air Force erstmals Bilder von Aufklärungsflügen über Auschwitz, auf denen auch brennende Leichenberge zu sehen sind. Zwei entkommene Häftlinge (Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler) hatten zudem genaue Beschreibungen und Lagekarten erstellt, welche die Alliierten im Sommer 1944 erreichten. Witold Pilecki, der als einziger Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des Lagers ging, schickte mehrere Berichte an die westlichen Alliierten (Aufenthalt zwischen 19. September 1940 und 27. April 1943). Die ZOW lieferte zunächst dem polnischen Untergrund Informationen über das Lager und die dortigen Aktivitäten der Deutschen. Ab Oktober 1940 schickte die ZOW Berichte nach Warschau und ab März 1941 wurden Pileckis Berichte über die polnische Widerstandsbewegung zur britischen Regierung in London geschickt, die den westlichen Alliierten als wichtigste Informationsquelle über Auschwitz dienten. Spätere ausführliche Berichte stammen von den geflohenen Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler (April 1944).
Am 13. September 1944 flogen amerikanische Bomber einen Angriff auf die Buna-Werke und richteten beträchtlichen Schaden an. Die Frage, ob die alliierten Luftstreitkräfte auch das Lager oder die Schienen dorthin hätten bombardieren sollen, wird bis heute kontrovers diskutiert.
Vertuschungsmanöver
Einige Krematorien und Gaskammern des KZ Birkenau wurden schon ab November 1944 abgerissen. Die Verbrennungsöfen wurden demontiert und sollten jüngsten Studien zu Folge in dem noch als sicher geltenden KZ Mauthausen wiederaufgebaut werden. Das letzte Krematorium sprengten die Nationalsozialisten kurz vor der Befreiung des Lagers im Januar 1945, um die Spuren ihrer Taten vor den anrückenden sowjetischen Truppen zu verbergen.
Todesmärsche und Befreiung
Zwischen dem 17. Januar 1945 und dem 23. Januar wurden etwa 60.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. In den Lagern und Außenstellen blieben etwa 7500 Häftlinge zurück, die zu schwach oder zu krank zum Marschieren waren. Mehr als 300 wurden erschossen; man nimmt an, dass eine geplante Vernichtungsaktion nur durch das rasche Vorrücken der Roten Armee verhindert wurde.
Zuerst wurde das Hauptlager Monowitz am Vormittag des 27. Januar 1945 von den Einheiten der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Kurotschkin befreit. Von den dort zurückgelassenen Gefangenen - die Angaben reichen von 600 bis 850 Personen - starben trotz medizinischer Hilfe 200 in den Folgetagen an Entkräftung.
Das Stammlager und Auschwitz-Birkenau wurden schließlich am frühen Nachmittag des 27. Januar befreit. In Birkenau waren fast 5800 entkräftete und kranke Häftlinge, darunter fast 4000 Frauen, unversorgt zurück geblieben. In den desinfizierten Baracken wurden Feldlazarette eingerichtet, in denen die an Unterernährung und Infektionen leidenden und traumatisierten Häftlinge versorgt wurden.
Einige Tage später wurde die Weltöffentlichkeit über die Greueltaten informiert. Die Ermittler fanden über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von der SS zurückgelassen wurden.
Opferzahlen
Franziszek Piper geht in seiner Studie Die Zahl der Opfer von Auschwitz (aufgrund der Quellen und der Einträge der Forschung 1945 bis 1990) von 1.100.000 Toten im Vernichtungslager Auschwitz aus.
Jean-Claude Pressac hat in seinem Buch Die Krematorien von Auschwitz 1993 dargelegt, dass man anhand der Quellenlage 631.000-711.000 Tote direkt nachweisen kann. Er geht dabei von 470.000-550.000 nicht registrierten getöteten Juden (die nach Auschwitz deportiert wurden und deren Spuren dort enden), 126.000 registrierten Häftlingen, 15.000 ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen und 20.000 weiteren Toten (wie „Zigeunern“) aus. Hierzu bemerkt er, dass diese Zählung klar vorbehaltlich der aktuellen Forschung sei; zu bemerken ist dabei:
- einerseits ist die Zahl der deportierten Juden aus Ungarn mittlerweile nach oben korrigiert worden
- andererseits sei diese Zahl analog zur divergierenden Minoranten in der Analysis zu sehen: selbst wenn die geringere Zahl, die Pressac liefert, zutrifft, schmälere das nicht den Umfang des Verbrechens, dem – mehrere Tausend Tote mehr oder weniger – zwei Drittel der europäischen Juden, ein großer Anteil der Zigeuner und viele weitere Menschen zum Opfer fielen; die Opferzahlen selbst seien in diesem Fall nur für die historische Forschung von Bedeutung, nicht aber für Buchhaltungsspiele der Schuldrelativierer.
Im Jahre 2002 löste ein Artikel von Fritjof Meyer in der Zeitschrift Osteuropa erneut eine Kontroverse um die Zahl der Opfer von Auschwitz aus. Fachhistoriker halten die dort angegebene Zahl von 510.000 Ermordeten aufgrund methodischer Mängel für erheblich zu niedrig.
Bekannte Gefangene und Opfer
- Jean Améry, österreichischer Schriftsteller, Überlebender von Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen
- Victor Aronstein, deutscher Arzt, wurde vermutlich am 13. Januar 1945 in Auschwitz vergast
- Władysław Bartoszewski, der ehemalige Außenminister Polens
- Esther Bejarano, neben Anita Lasker-Wallfisch letzte noch lebende Überlebende des Mädchenorchesters von Auschwitz
- Hana Brady jüdisches Mädchen, bekannt geworden durch den Inhalt ihres erhalten gebliebenen Koffers (Hanas Koffer).
- Wilhelm Brasse, polnischer Lagerfotograf, Überlebender
- Anne Frank war zwischen September und Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau inhaftiert. Sie wurde dann in das KZ Bergen-Belsen gebracht, wo sie an Typhus starb.
- Edith Frank, Mutter von Anne Frank, war von September 1944 bis Januar 1945 in Auschwitz-Birkenau inhaftiert, und starb am 6. Januar 1945 in der Krankenbaracke an Unterernährung.
- Adolf Frankl überlebte Todesmarsch des KZ Auschwitz-Birkenau, Maler Bilder aus dem Inferno
- Viktor Frankl wurde vom Ghetto Theresienstadt hierher deportiert, von dort nach Dachau, wo er befreit wurde.
- Kurt Gerron, Schauspieler (Der blaue Engel) und Regisseur, kam im Oktober 1944 in Auschwitz um.
- Peter Hammerschlag, österreichischer Dichter, ermordet 1942
- Julius Hirsch, Fußballspieler, kam am 1. März 1943 nach Auschwitz. Das genaue Todesdatum ist unbekannt.
- Celine van der Hoek Überlebende Niederländerin [1]
- Regina Jonas, erste Rabbinerin, am 12. Dezember 1944 vergast
- Imre Kertész, ungarischer Schriftsteller, Überlebender von Auschwitz und Buchenwald
- Gertrud Kolmar, deutsche Schriftstellerin
- Hans Krása, tschechisch-deutscher Komponist
- Primo Levi, italienischer Schriftsteller, überlebte Auschwitz III Monowitz und schrieb später über seine Erlebnisse.
- Henryk Mandelbaum, Überlebender
- Felix Nussbaum, deutscher Maler, verheiratet mit der Malerin Felka Platek, ermordet im August 1944.
- Felka Platek, polnische Malerin, verheiratet mit dem Maler Felix Nussbaum, ermordet im August 1944.
- Nico Richter, niederländischer Komponist, wurde 1944 von hier nach Dachau und später nach Kaufering deportiert. Er stirbt wenige Wochen nach der Befreiung an den Folgen der 3½-jährigen KZ-Haft.
- Erich Salomon, deutscher Bildjournalist, wurde mit seiner Frau von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und dort vermutlich am 7. Juli 1944 ermordet.
- Edith Stein, katholische Nonne und Heilige jüdischer Abstammung, wurde in Auschwitz-Birkenau vergast.
- Viktor Ullmann, Komponist, wurde aus Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und vergast.
- Else Ury, deutsche Kinderbuchautorin ("Nesthäkchen"), kurz nach dem 12. Januar 1943 vergast.
- Simone Veil war 13 Monate als Jüdin in Bergen-Belsen und Auschwitz inhaftiert und wurde am 27. Januar 1945 befreit.
- Elie Wiesel überlebte Auschwitz III Monowitz und schrieb später über seine Erlebnisse.
- Sioma Zubicky, Wunderkind jüdischer Zirkusartisten (spielte u. a. mit Edith Piaf und Josephine Baker), Schriftsteller (Spiel, Zirkuskind, spiel), überlebte
Täter
Lagerkommandanten
Wie alle nationalsozialistischen Konzentrationslager wurden auch die Lager in Auschwitz von Heinrich Himmlers SS geleitet und der Massenmord insbesondere durch Adolf Eichmann koordiniert. Die Verwaltung wurde vom Lagerkommandanten des KZ Auschwitz I (Stammlager) gesteuert. Eine größere Selbständigkeit mit eigenen Lagerkommandanten hatte das KZ Auschwitz-Birkenau nur zwischen November 1943 und Ende 1944.
- Rudolf Höß (Mai 1940 bis November 1943)
- sowie erneut in Auschwitz als Standortältester von Mai bis Juli 1944 zur "Ungarn-Aktion"
- Friedrich Hartjenstein (November 1943 bis 15. Mai 1944)
- Josef Kramer (Mai 1944 bis Ende 1944)
- Richard Baer (ab Mai 1944 im Stammlager, ab Ende 1944 bis Januar 1945 auch für Birkenau)
Höß wurde 1947 vor dem Eingang des Krematoriums von Auschwitz I gehängt. Hartjenstein wurde zum Tode verurteilt; er verstarb 1954 in Paris in Haft. Kramer wurde 1945 in Hameln hingerichtet. Baer verstarb 1963 in Frankfurt vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft.
Weitere Einzelheiten
- Dr. Dr. Josef Mengele führte vorgeblich „medizinische Forschungen“ an Kleinwüchsigen und Zwillingen durch. Für Vergleichsanalysen der inneren Organe wurden einige Zwillingspaare durch Phenolspritzen getötet.
- Prof. Dr. Carl Clauberg führte Sterilisationsexperimente an weiblichen Lagerinsassen durch.
- Der Münsteraner Anatom und Chriurg Prof. Dr. Dr. Johann Paul Kremer war während der verlängerten Semesterferien 1942 als stellvertretender Lagerarzt tätig. Er führte Menschenversuche durch und ließ seine Opfer anschließend töten, um sie zu sezieren. Wenn sie bereits auf dem Seziertisch lagen, fragte er sie noch kurz vor ihrer Ermordung nach Besonderheiten, wie zum Beispiel Krankheiten aus.
- Die Inhaber der Firmen Degesch und Tesch & Stabenow wurden angeklagt, das Insektizid Zyklon B wissentlich zur Massenvergasung geliefert zu haben.
- Neben mehr als 1000 Männern der SS taten auch rund 200 weibliche Aufseherinnen in Auschwitz I, Auschwitz Birkenau und Auschwitz III Monowitz Dienst, darunter Maria Mandel, Johanna Bormann, Margot Drechsel, Irma Grese, Hildegard Lächert, Friederike Schneider, Elisabeth Volkenrath und Emma Zimmer.
Versuche der Aufarbeitung nach 1945
Gedenktage und Museumseinrichtung
Nach dem Krieg wurden die Buna-Werke von der polnischen Regierung übernommen und bildeten den Beginn der Chemieindustrie in der Region. Die Konzentrationslager verfielen langsam. Später entschied die polnische Regierung, Auschwitz I wiederherzustellen und in ein Museum umzuwandeln; Auschwitz II mit den gesprengten Gaskammern kann man heute auch besichtigen. Das KZ Auschwitz gehört heute zur UNESCO-Liste des Welterbes.
Eine juristische Aufarbeitung fand in Deutschland erst in den Auschwitz-Prozessen der 1960er Jahre statt. Nur 800 der 8 000 in Auschwitz dienenden Personen wurden vor Gericht angeklagt, davon nur 40 vor deutschen Gerichten.
Am 1. September 1992 hat der erste österreichische Gedenkdiener seinen Dienst im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau und dem Auschwitz Jewish Center angetreten.
Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, ist seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Seit 1988 findet einmal jährlich der Marsch der Lebenden zur Erinnerung an den Holocaust statt.
60. Jahrestag 2005
Am sechzigsten Jahrestag der Befreiung wurde in zahlreichen Veranstaltungen der Opfer der industriellen Massenvernichtung gedacht.
- Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder rief auf der Gedenkveranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees in Berlin da auf, der widerlichen Hetze der Neonazis und den immer neuen Versuchen, Nazi-Verbrechen zu verharmlosen entschieden entgegenzutreten.
- Die Deutsche Bischofskonferenz gab eine Stellungsnahme heraus, dass Auschwitz auch möglich geworden sei, weil zu wenige Deutsche den Mut zu Widerstand gehabt hätten. Auch die katholische Kirche müsse sich nach ihrer Mitverantwortung für den Holocaust fragen lassen.
- Bei einer Gedenkfeier im Sächsischen Landtag zieht die rechts-extreme NPD demonstrativ aus dem Parlamentssaal aus.
- Ingo Stawitz, der NPD-Kandidat für den Kieler Landtag (Wahl Februar 2005) erklärte, dass man am 8. Mai nur der deutschen Kriegsopfer gedenken werde.
- Der Europarat gedachte in Straßburg der Opfer. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung, René van der Linden, rief dazu auf in Europa weiter für Menschlichkeit und Demokratie zu kämpfen, dies sei man jedem einzelnen Holocaust-Opfer schuldig.
- Das größte europäische Holocaust-Museum in Paris wurde zum Gedenktag eingeweiht. Der französische Präsident Chirac betonte, es müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen die Leugnung des Holocaust vorgegangen werden.
- Der französische Opferverband „Fils et Filles des Déportés Juifs de France“ FFDJF zeigte in Zusammenarbeit mit der französischen Bahn SNCF eine Ausstellung über die Deportation von 11000 jüdischen Kindern in das Vernichtungslager über das Streckennetz der Reichsbahn. Die Deutsche Bahn hat mit Hinweis auf die personellen und finanziellen Ressourcen abgelehnt, die Ausstellung in den deutschen Bahnhöfen Saarbrücken, Kaiserslautern, Mannheim, Frankfurt am Main, Fulda, Erfurt, Görlitz zu zeigen.
- Am 24. Januar 2005 sprachen auf der Sondersitzung der UN-Generalversammlung die Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel und Bronisław Geremek, wie auch der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Joschka Fischer.
Zitate
- „Was sind das für Zeiten, wo
ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“
Bertolt Brecht 1938: „An die Nachgeborenen“ - „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“
Paul Celan 1947: „Todesfuge“ - „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“
Theodor W. Adorno 1949: „Kulturkritik und Gesellschaft“ - „Das perennierende Leiden hat so viel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben.“
Theodor W. Adorno 1966: „Negative Dialektik“ - "Wer nicht in Auschwitz war, kommt nie hinein. Wer dort war, kommt nie heraus."
Primo Levi ?? - "Wusstet ihr, ... dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?"
Charlotte Delbo (Mitglied der Résistance, wurde nach Auschwitz deportiert)
Siehe auch
- Zeit des Nationalsozialismus
- Nürnberger Gesetze
- Nürnberger Prozesse
- Nürnberger Ärzteprozess
- Holocaustleugnung
- Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich
- Maus – Die Geschichte eines Überlebenden
- Europäische Holocaustgedenkstätte
- Vergangenheitsbewältigung
Literatur
- Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 1989 (1958 1. A.), ISBN 3498008846.
- Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz aufgrund der Quellen und der Erträge der Forschung 1945 bis 1990. Verlag Staatliches Museum in Oświęcim 1993, ISBN 8385047174.
- Robert Jan van Pelt/Debórah Dwork: Auschwitz. Von 1270 bis heute. Pendo Verlag, Zürich und München 1998, ISBN 3858423343.
- Robert Jan van Pelt: The Case for Auschwitz. Bloomington/Indiana 2002 (oft als maßgeblich zitiert, nicht eingesehen)
- Otto Schwerdt und Mascha Schwerdt-Schneller: Als Gott und die Welt schliefen ISBN 3929517272.
- Theodor W. Adorno: Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse. Ein philosophisches Lesebuch, hrsg. von Rolf Tiedemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3518118447.
- Ka-Tzetnik 135633: Shivitti. Löhrbach 2005. ISBN 3922708501.
- Weitere Literaturangaben und Weblinks auf der Seite Stammlager Auschwitz. Ebenfalls viele Angaben auf den Seiten mit Publikationen des Staatl. Museums.
Filme
- Birkenau und Rosenfeld, 2002, Regie Marceline Loridan-Ivens (Spielfilm)
- Nacht und Nebel, 1956, Regie Alain Resnais (frz. wikipedia: Nuit et brouillard)
- Shoa, 1985, Regie Claude Lanzmann
- Aus einem deutschen Leben,1977 , Regie Theodor Kotulla, (über Höß; Info-Seite)
Quellen
- ↑ Franciszek Piper: Architektur des Verbrechens. Das Gebäude der sog. Zentralen Sauna im KL Auschwitz II-Birkenau.
- ↑ Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden, 2004, ISBN 3-596-15772-2, S.274
- ↑ Wolfgang Benz: Der Holocaust. München, C.H. Beck, 1999, 4. Aufl. ISBN 3406398227
- Y. Gutman und M. Berenbaum (Hrsg.): „Anatomy of the Auschwitz Death Camp“, Indiana University Press, 1994
- Alfred Kantor (Vorw. Friedrich Heer) Das Buch des Alfred Kantor, Athenäum Verlag Frankfurt a.M.1987/ Mc Graw-Hill Company New York 1971
- Fritjof Meyer, Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde. Osteuropa, 52. Jahrgang, Nr. 5/2002, S. 631-641. ISSN 0030-6428
- Franciszek Piper: Fritjof Meyer, „Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde”. Osteuropa, 5/2002 ( Jg. 52), S. 631-641 (Rezensionsbeitrag - 2.XII.2003 online)
- Jean-Claude Pressac: „Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes.“ Piper Verlag, 1995, ISBN 3-492-12193-4 englische Fassung online
Weblinks
Commons: Auschwitz-Birkenau – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Offizielle Webpräsenz der Gedenkstätte
- Deutsches Historisches Museum (DHM) Berlin
- Webpräsenz der Auschwitz-Foundation und des Dokumentationszentrums Mémoire d'Auschwitz
- Das Ende des Schweigens (Hessischer Rundfunk 2005)
- jüdisches Sonderkommando,
- Ausführlicher Artikel bei Shoa.de
- dem „Sonderkommando-Aufstand“ in Auschwitz-Birkenau
- Gefangene aus Auschwitz erinnern sich
- Sport im KZ Auschwitz
- Online Ausstellung mit SS-Fotos und Luftaufnahmen der Alliierten von 1944
- Foto-Galerie
- Polen im Zweiten Weltkrieg: Auschwitz
- Brigitte Bailer-Galanda: Die Verbrechen von Auschwitz (aus: Wahrheit und "Auschwitzlüge". Zur Bekämpfung "revisionistischer" Propaganda, Wien 1995, S. 68-87; pdf)
Holocaust-Referenz, Argumente gegen Auschwitzleugner
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Koordinaten: 50° 2' 9" N, 19° 10' 42" O