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KZ Auschwitz I (Stammlager)

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Auschwitz I, das Stammlager, war neben KZ Auschwitz II–Birkenau und KZ Auschwitz III–Monowitz eines der großen deutschen Konzentrationslager in der polnischen Kleinstadt Oświęcim (dt: Auschwitz), etwa 60 km westlich von Krakau. Teile des Lagers in Oświęcim sind heute Museum und Gedenkstätte.

KZ Auschwitz Ⅰ (Stammlager). Foto aus dem Jahr 2001
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KZ Auschwitz Ⅰ (Stammlager). Foto aus dem Jahr 2001
KZ Auschwitz I (Stammlager). Krematorium (Rekonstruktion)
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KZ Auschwitz I (Stammlager). Krematorium (Rekonstruktion)

Inhaltsverzeichnis

Planung des Lagers

Bereits 1916 errichtete die Stadt Oświęcim ein Barackenlager für Sachsengänger genannte Erntehelfer.

KL Auschwitz I
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KL Auschwitz I
KL Auschwitz I/Häftlings-Lagerbereich
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KL Auschwitz I/Häftlings-Lagerbereich

Nach dem Überfall auf Polen 1939 verschleppten die Nationalsozialisten jüdische Polen im Zuge ihrer Germanisierungspolitik in das nun in Auschwitz umbenannte Lager. Im Folgejahr errichteten die deutschen Besatzer aus den ursprünglichen Unterkünften für die Saisonarbeiter das Konzentrationslager, um in der polnischen Phase bis Mitte 1942, polnische Regimegegner zu internieren und als Zwangsarbeiter einzusetzen. Im Lager selbst fanden sich noch kaum Juden.

Ursprünglich war das KZ Auschwitz wegen seiner „günstigen verkehrstechnischen Lage“ als Quarantäne- und Durchgangslager für verhaftete polnische Staatsangehörige aus Oberschlesien geplant, die als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt werden sollten. Da es in der Nähe Sand- und Kiesgruben gab, wurde der Standort auch als SS-Wirtschaftsbetrieb interessant. Durch Zwangsumsiedlung ließ Heinrich Himmler eine Sicherheitszone von 2000 Hektar räumen, auf der ein landwirtschaftliches Mustergut für Zuchtvieh und Saatgut entstehen sollte.

Pläne für die Errichtung eigener Rüstungsbetriebe stießen auf Widerspruch. Die SS übernahm aber Reparaturaufträge für die Wehrmacht und vermietete „ihre“ Häftlinge an Privatunternehmen, die sie als Zwangsarbeiter in zahlreichen Nebenlagern und Außenkommandos einsetzten.

An der Planung war auch der Vorstand der I.G. Farben, hier besonders das Vorstandsmitglied Otto Ambros, beteiligt, der einen geeigneten Standort für die Buna-Produktion suchte und bereits im Laufe des Jahres 1940 erkannte, dass Auschwitz über genügend geeignetes Gelände verfügte und dass die notwendigen Rohstoffe, Wasser, Kalk, Salz und Kohle in der Nähe von Auschwitz in großen Mengen vorhanden waren. Im Dezember 1940 besichtigte Ambros den in Frage kommenden Bereich. Am 1. März 1941 trafen Himmler und eine Abordnung der I.G. Farben zu einer Ortsbesichtigung in Auschwitz zusammen und am 7. April 1941 fand in Kattowitz die Gründungssitzung des Buna-Werkes statt. Dieses Werk wurde, zusammen mit anderen Produktionsstätten der I.G. Farben, das spätere KZ Auschwitz III–Monowitz.

Aufbau und Ausbau

Auschwitz I wurde im Mai 1940 entgegen der ersten Planung nicht als Durchgangslager, sondern als Konzentrations- und Arbeitslager eingerichtet. Alte polnische Armeekasernen, die teils von einer Mauer umgeben waren, boten sich für diesen Zweck an. 18 Backsteingebäude wurden zum Teil aufgestockt und ein Krankenbau sowie ein Lagergefängnis hergerichtet, das ab August 1941 als Block 11 bezeichnet wurde. Wachtürme und Drahtverhaue wurden hinzugebaut. Außerhalb lagen zwei Gebäude für Verwaltung und zur Unterbringung der Wachmannschaft sowie ein Krematorium, das in einem von Erdmassen abgeschirmten ehemaligen Munitionsbunker eingerichtet wurde.

Dieses Kerngebiet wurde von 1942 bis 1944 durch zahlreiche Bauten für Verwaltung, Lagerhallen und Werkstätten sowie 20 Häftlingsunterkünften flächenmäßig vervierfacht. Der ehemalige Haupteingang zum Lager mit dem zynischen Motto Arbeit macht frei befand sich seit 1942 innerhalb des vergrößerten Lagers.

Verwaltung

Das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) der SS steuerte ab 1942 die Konzentrationslager und verwaltete die großteils dazu gehörigen SS-eigenen Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe wie ein gewinnorientiertes Unternehmen.

Bereits im März 1941 ordnete Heinrich Himmler eine Vergrößerung des Lagers an. Im Oktober begann der Bau von Auschwitz II–Birkenau, das nach erster Planung sogar 150.000 sowjetische Kriegsgefangene als Häftlinge fassen sollte. Wie andere Lager bestand auch das KZ Auschwitz schließlich aus mehreren Teilen:

Lagerkommandanten des Stammlagers waren

  • Rudolf Höß (Lagerkommandant von April 1940 bis November 1943, als Standortältester und Koordinator der „Ungarn-Aktion“ von Mai bis Juli 1944 erneut in Auschwitz)
  • Arthur Liebehenschel (Lagerkommandant von November 1943 bis Mai 1944)
  • Richard Baer (Lagerkommandant ab Mai 1944)

Auch die Verantwortung für die Verwaltung von Auschwitz I und II lag in der Regel beim jeweiligen Lagerkommandanten des Stammlagers. Nur im Zeitraum von November 1943 bis November 1944 hatte Auschwitz-Birkenau mit Friedrich Hartjenstein und Josef Kramer eigene Lagerkommandanten. In Auschwitz-Monowitz wurde Heinrich Schwarz ab Ende 1944 als Lagerkommandeur eingesetzt. Einige Verwaltungseinrichtungen, wie beispielsweise die Politische Abteilung mit Karteiführung und Standesamt, blieben stets im Stammlager konzentriert.

Funktionshäftlinge

Die Lagerführung übertrug einige Kontroll- und Verwaltungsaufgaben an ausgewählte Häftlinge. Es gab Lagerälteste, denen sogar eine Art Vorschlagsrecht bei der Auswahl weiterer Funktionshäftlinge zugestanden wurde. Den SS-Blockführern waren Häftlinge als Blockälteste, Stubenälteste und Stubendienste unterstellt. In den Arbeitskommandos gab es Kapos und Vorarbeiter; in der Verwaltung waren Häftlinge in der Schreibstube eingesetzt.

Die Funktionshäftlinge waren durch Armbinden kenntlich und genossen Vorteile, standen aber immer unter dem Druck, ihr Amt zu verlieren, wenn eine Anordnung missachtet oder eine Arbeitsleistung nicht erreicht wurde. Bis zu 5% aller Häftlinge waren mit – meist geringfügigen – Funktionen beauftragt. Ihre Überlebenschancen waren deutlich höher, weil sie nicht bei Wind und Wetter kräftezehrende Schwerstarbeit leisten mussten. In der von der SS eingerichteten "Lagerselbstverwaltung" waren jüdische Häftlinge nur selten mit Funktionsaufgaben beauftragt; Juden hatten in der Lagerhiercharchie den tiefsten Rang inne. Oft waren deutsche Kriminelle als Kapos eingesetzt, die ihre erschöpften Mithäftlinge durch Terror und Misshandlungen antrieben. Opfer wurden zu Tätern.

Unter Arthur Liebehenschel, der ab November 1943 für wenige Monate als neuer Lagerkommandant eingesetzt war, wurden viele Funktionsstellen mit politischen Gefangenen besetzt, außerdem wurden der Strafarrest und das Spitzelwesen abgeschafft, so dass sich die Haftbedingungen für die kurze Dauer seiner Dienstzeit spürbar verbesserten.

Häftlinge

Ihre Herkunft, Haftgründe

Zunächst wurden hauptsächlich polnische Oppositionelle und Intellektuelle interniert. Ursprünglich für 10.000 Personen geplant, waren Anfang 1942 im Stammlager 11.703 Häftlinge untergebracht, unter ihnen 1.510 russische Kriegsgefangene. 1944 wurde mit rund 18.500 eine Höchstzahl der Häftlinge im Stammlager ermittelt.

Russische Kriegsgefangene gab es im Stammlager von Oktober 1941 bis Mai 1942. Vom März 1942 bis August 1942 waren im Stammlager vorübergehend 1.000 Frauen untergebracht, die aus dem KZ Ravensbrück gekommen waren. Ende 1944 wurden 6.000 Frauen aus Auschwitz-Birkenau in die Erweiterungsbauten des Stammlagers überführt.

Die Aufnahmeprozedur

Als „Zugänge“ mussten die Häftlinge im Block 26 des Stammlagers (ab 1944 in einem neu errichteten Gebäudekomplex) ihre Privatsachen abliefern. Die Häftlinge wurden geduscht, geschoren, fotografiert und registriert; ab 1942 wurde ihnen meist auf dem linken Unterarm die Lagernummer eintätowiert. Sie erhielten Holzpantinen und gestreifte Häftlingsanzüge, auf denen sie durch Winkel als politischer Schutzhäftling, jüdischer Schutzhäftling, Krimineller, Asozialer, Emigrant, Zigeuner, Bibelforscher oder Homosexueller gekennzeichnet wurden. In den letzten Kriegsjahren mangelte es an Häftlingskleidung, so dass innerhalb des Lagers auch umgearbeitete Zivilkleidung getragen wurde.

Tötung und Vernichtung

Unter den Inhaftierten war die Sterblichkeit sehr groß. Ursachen waren Unterernährung, mangelhafte Hygiene, Krankheit, Schwerstarbeit und Misshandlungen. In der ersten Periode seines Bestehens von Juli 1940 bis März 1941 verstarben im Stammlager mindestens 2.500 Häftlinge. Zwischen März 1941 bis Januar 1942 starben beim Ausbau des Stammlagers, beim Bau von Buna und bei Errichtung des Lagers in Birkenau rund 18.000 Häftlinge des Stammlagers. Nach Schätzungen sind im Stammlager insgesamt 60.000 bis 70.000 Menschen ums Leben gekommen.

Das Lager diente daneben als Hinrichtungsstätte. Polnische Widerstandskämpfer, Geiseln und angebliche Saboteure aus Oberschlesien wurden dort von einem Standgericht der Gestapo unter Leitung von Rudolf Mildner verhört, verurteilt und hingerichtet. Diese Opfer wurden nicht als Häftlinge registriert, so dass ihre Anzahl nicht aus den Unterlagen von Auschwitz zu ermitteln ist.

Darüber hinaus kam es zu Massentötungen von registrierten Häftlingen, wobei man die verschiedensten Methoden anwandte und erprobte:

  • Im November 1940 wurden erstmals 40 polnische politische Häftlinge in einer Kiesgrube nahe des Lagers erschossen.
  • Ende Juli 1941 wurden im Rahmen der „Aktion 14f13“ etwa 570 Häftlinge selektiert, in die NS-Tötungsanstalt Sonnenstein verbracht und dort mit Kohlenstoffmonoxidgas vergiftet.
  • Im Juli 1941 wurden mehrere Hundert russische Kriegsgefangene in einer Kiesgrube erschlagen.
  • Im August 1941 injizierten Ärzte mehreren Häftlingen Evipan, Äther oder Phenol, um dann ihre tödliche Wirkung vergleichen zu können.
  • Gleichfalls im August 1941 probierte SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch an sowjetischen Kriegsgefangenen die tödliche Wirkung des als Insektizid entwickelten Blausäurepräparats Zyklon B aus.
  • Am 11. November 1941 wurden 151 Häftlinge an einem eigens eingerichteten Schussfang bei Block 11 durch Genickschüsse hingerichtet.
  • Ende des Jahres 1941, möglicherweise sogar schon Anfang September, wurden im Keller von Block 11 etwa 250 selektierte Kranke und 600 sowjetische Kommissare und Offiziere mit Zyklon B vergast.
  • Ende 1941 wurde der Leichenkeller des Krematoriums, der über eine Entlüftungsanlage verfügte, zur Vergasung 900 russischer Kriegsgefangener benutzt.

Die Suche nach Methoden, die – wohlgemerkt: für die Vollstrecker dieser Massentötungen – psychisch „weniger belastend“ sein sollten, werden oft nicht als zwingender Beweis dafür akzeptiert, dass zu diesem Zeitpunkt der Massenmord an Juden bereits beschlossene Sache war. Aufgrund weiterer Indizien sind die meisten Historiker allerdings davon überzeugt, dass der Entschluss zum Holocaust im Spätsommer oder Herbst des Jahres 1941 gefasst wurde.

Die Massenvernichtung von Juden begann vermutlich Ende März oder im Mai 1942 im KZ Auschwitz II–Birkenau. In einem zu Gaskammern umgerüsteten Bauernhaus wurden in einem Transportzug verschleppte polnische Juden aus Oberschlesien und dem Dąbrowa-Gebiet mit Zyklon B umgebracht und ihre Leichen in Massengräbern beseitigt.

Experimente an Häftlingen

Der SS-Ehrenbrigadeführer und SS-Arzt Carl Clauberg führte Experimente zur Massensterilisation von Frauen aus. Er begann seine Versuche im Dezember 1942 im Frauenlager Auschwitz-Birkenau, wechselte im April 1943 in den Block 10 des Stammlagers und setze die Experimente später in einem Bau des Erweiterungsgeländes vom Stammlager fort. Seine Methode bestand darin, durch chemische Substanzen eine Verstopfung der Eileiter hervorzurufen. Die Versuchsperson wurde im Glauben gelassen, es handele sich um eine gynäkologische Untersuchung. Am 1. Oktober 1943 waren bei ihm 394 „weibliche Häftlinge für Versuchszwecke“ notiert. Ein Teil der Versuchspersonen starb oder wurde getötet und seziert.

Der SS-Sturmbannführer und SS-Arzt Horst Schumann experimentierte zunächst in Baracke 30 des Frauenlagers in Birkenau mit Röntgenstrahlen, um Frauen unfruchtbar zu machen. Diese Versuche wurden später im Stammlager in Block 10 fortgeführt und erweitert. Schumann sterilisierte ungefähr 200 jüdische Männer und kastrierte sie später.

Eduard Wirths, vom 1. September 1942 bis zum 18. Januar 1945 SS-Standortarzt, führte im Stammlager pharmazeutische Experimente durch. Weitere sechs Ärzte sind namhaft, die sich an teils tödlichen Erprobungen von neuartigen Medikamenten beteiligten.

Im April 1943 wurde ein Raum des Blocks 10 der Hygiene-Bakteriologischen Untersuchungsstelle der Waffen-SS Südost zugewiesen, die sich mit bakteriologischen, chemischen, pathologisch-anatomischen und anderweitigen Forschungen befassen sollte. Einen Monat später, im Mai 1943, wurde die Untersuchungsstelle nach Rajsko bei Auschwitz verlegt.

SS-Hauptsturmführer Josef Mengele, der Untersuchungen an Zwillingen und Versuche an kleinwüchsigen Menschen vornahm und einige in der Endphase zu Forschungszwecken tötete, war nicht im Stammlager eingesetzt, sondern im Zigeuner-Familienlager tätig.

Erhalten sind Unterlagen, dass die Firma Bayer 150 weibliche Häftlinge für „170 RM je Stück“ anforderte und erhielt. In einem weiteren Schreiben hieß es dann: „Die Experimente sind durchgeführt worden, alle Personen sind gestorben. In Kürze werden wir uns mit Ihnen zwecks weiterer Lieferungen in Verbindung setzen.“ [1]

Einzelne Gebäude

Das Lagerbordell wurde im Sommer 1943 auf Geheiß Himmlers in Block 24 (gegenwärtig Sitz des Museum-Archivs) etabliert. Es wurde von der Wachmannschaft und zur Belohnung privilegierter Insassen benutzt. Frauen für die Arbeit im Bordell wurden aus den anderen Arbeitsgruppen der Frauen ausgesondert.

Lagergefängnis

Im Block 11 (nach alter Nummerierung bis August 1941 Nr. 13) befand sich ein Lagergefängnis. Im Keller des „Bunkers“ befanden sich vier Stehzellen ohne Lichteinlass, deren Grundfläche kaum ein Quadratmeter maß. Stehbunker war eine Bestrafung für so genannte Lagervergehen: Ein Häftling wurde zum Beispiel zu sieben Nächten Stehbunker verurteilt, weil er in seinem Strohsack eine Häftlingsmütze gegen die Kälte versteckt hatte.

Als Repressalie für die Flucht eines Häftlings aus dem Stammlager suchten Höß und Fritzsch erstmals am 23. April 1941 zehn Geiseln unter den Häftlingen des Blocks 2 aus und verurteilten sie zum Hungertod im Bunker. Am 29. Juli 1941 opferte sich Pater Maximilian Kolbe, indem er sich für eine der ausgewählten Geiseln austauschen ließ.

Zwischen den Blöcken 11 und 10 wurde eine Mauer errichtet, die Schwarze Wand, an der Häftlinge hingerichtet wurden. Sie mussten sich zuvor ausziehen, dann wurden Häftlingsnummer, Namen und Geburtsdatum aufgeschrieben und die SS-Männer schossen ihnen in den Hinterkopf.

Krematorium / Gaskammer

Ein ehemaliger Munitionsbunker, der etwas abseits lag, wurde zu einem Krematorium umgebaut. Dort wurden auch Exekutionen durch das Gestapo-Standgericht für Oberschlesien durchgeführt. Im Sommer 1941 war eine Lüftungsanlage installiert worden. Räume des Krematoriums wurden zu einer Gaskammer umgebaut, indem man mehrere Einschüttlöcher in die Decke schlug. Dort wurden im Dezember 1941 in einer Aktion 900 sowjetische Kriegsgefangene mit dem Insektizid Zyklon B umgebracht. Nachweisbar ist auch die Vergasung 400 arbeitsunfähiger jüdischer Zwangsarbeiter, die im Februar 1942 aus Oberschlesien dorthin verbracht wurden. Diese erste und einzige Gaskammer im Stammlager wurde nur bis zum Mai 1942 benutzt.

Das Krematorium selbst war bis Ende Juli 1943 in Betrieb. Seine Kapazität reichte auch nach einer Umrüstung nicht aus. Nach erhaltenen Bauunterlagen für die Erweiterung des Stammlagers vom Juni 1941 und Februar 1942 plante man den Neubau eines größeren Krematorium in Auschwitz I. Doch die vom Oktober 1941 datierte Bestellung für fünf Dreimuffelöfen bei der Firma J. A. Topf und Söhne wurde im Februar 1942 storniert; die Öfen wurden für das Krematorium II in Auschwitz-Birkenau benötigt. Das „Alte Krematorium“ wurde in einen Luftschutzbunker für die SS-Wachmannschaften umgebaut. Dabei wurden die Öffnungen für das Einschütten von Zyklon B mit Beton verschlossen.

Nach dem Krieg machten die polnischen Behörden diese Umbauten rückgängig, um ein museales Anschauungsobjekt zu schaffen. Tatsächlich sind also die heute gezeigten Einfüllstutzen erst nach 1945 entstanden. Aus dieser Tatsache ziehen Holocaust-Leugner eines ihrer beliebtesten Argumente. Nach Zeugnis des damals beim Rückbau beteiligten Polen Adam Zlobnicki waren die nachträglich zubetonierten Öffnungen deutlich erkennbar. Fotos aus der Zeit vor der Rekonstruktion belegen diese Aussage.

Man vermutet, dass im Krematorium des Stammlagers insgesamt bis zu 36.000 Tote eingeäschert wurden. Die Anzahl der an diesem Ort vergasten Opfer ist nur ein geringer Bruchteil davon.

Evakuierung und Befreiung

Zwischen dem 17. Januar und dem 23. Januar 1945 wurden ungefähr 60.000 Häftlinge aus den Lagern in Auschwitz evakuiert. Sie wurden auf Teilstrecken in offenen Güterwaggons transportiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. Entkräftete Häftlinge, die nicht in der Marschkolonne Schritt halten konnten, wurden erschossen. Wahrscheinlich haben 9.000 bis 15.000 Menschen diese Evakuierung nicht überlebt.

In den Lagern und Außenstellen blieben etwa 7.500 Häftlinge zurück, die zu schwach oder zu krank zum Marschieren waren. In mehreren Außenstellen hatte die SS vor dem Abrücken etwa 300 entkräftete Häftlinge erschossen. Manche Forscher nehmen an, dass eine Vernichtungsaktion für die zurückgelassenen Gefangenen geplant war, die nur durch das rasche Vorrücken der Roten Armee zunichte gemacht wurde.

Zuerst wurde das Lager Monowitz am Vormittag des 27. Januar 1945 von den Einheiten der 60. Armee der I. Ukrainischen Front befreit. Bei der Befreiung des Stammlagers verloren 232 sowjetische Soldaten im Kampf mit sich zurückziehenden Deutschen ihr Leben. Im Stammlager, das gegen 15 Uhr des 27. Januar erreicht wurde, fanden die Befreier rund 1.200 kranke Häftlinge vor; in Birkenau waren 5.800 verblieben. Trotz aller ärztlicher Bemühung verstarben noch viele der befreiten Häftlinge in den folgenden Tagen.

Auschwitz als Gedenkort

In Auschwitz befindet sich heute das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Es ist als Museum und Gedenkstätte seit 1979 eingetragen in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit und zählt jährlich etwa 700.000 Besucher.

Als der Lagerkomplex von Auschwitz nach dem Krieg zu einer musealen Denkstätte umgewidmet wurde, beschränkte man sich auf das Kerngebiet des Stammlagers wie es vor 1942 bestanden hatte. Große Teile des Geländes mit nationalsozialistischen Steinbauten wurden ausgegrenzt und vom Militär genutzt. Das Häftlingsaufnahmegebäude wurde zum Empfangszentrum umgebaut, wodurch seine ursprüngliche Funktion heute unkenntlich ist. Das Krematorium mit Öfen und Gaskammer wurde rekonstruiert. Dem Besucher wird nicht eindeutig vermittelt, dass die eigentliche Stätte des Völkermords drei Kilometer entfernt in Auschwitz-Birkenau liegt. Bis 1991 gab eine Tafel an der Rampe in Birkenau die Zahl der in Auschwitz Ermordeten mit 4 Millionen an, obgleich diese unmittelbar nach Kriegsende erfolgte sowjetische Schätzung längst von Historikern widerlegt und als um ein Mehrfaches überhöht bezeichnet worden war. Holocaustleugner nutzten solche vermeidbaren Unstimmigkeiten für ihre Argumentation aus.

Im Gründungstatut für das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau wurde 1947 festgelegt, dass der Ort der Erinnerung „an das Märtyertum des polnischen Volkes und anderer Völker in Oświęcim“ dienen solle. Für die polnische Geschichte ist das Stammlager von herausragender symbolischer Bedeutung: Hier wurden nationalbewusste Polen als Geiseln und Widerstandskämpfer an der “Schwarzen Wand” erschossen, hier erduldeten vorbildhafte Männer wie Maksymilian Rajmund Kolbe im Todesblock den Opfertod. Die offizielle Flagge zeigt symbolhaft das rote Dreieck, die Kennzeichnung des nichtjüdischen politischen Häftlings. Der Holocaust als Tragödie des jüdischen Volkes, die mit dem Ort Auschwitz-Birkenau verknüpft ist, wird allein durch Ausstellungsstücke in Block 4 und Block 5 repräsentiert.

Als „unrechtmäßige Aneignung“ empfanden jüdische Überlebende die Bemerkung des polnischstämmigen Papstes Johannes Paul II. beim Besuch am 7. Juni 1979, der von „sechs Millionen polnischer Opfer des Völkermordes“ sprach. Irritationen, Proteste und handgreifliche Auseinandersetzungen gab es nach der Gründung eines Klosters in unmittelbarer Nachbarschaft des Lagers, bis die Karmeliterinnen 1993 ihr christliches Gebetszentrum in mäßigem Abstand neu errichteten. Erhebliche Auseinandersetzungen gab es vor der 1987 erfolgten Seligsprechung der Karmeliterschwester Theresa Benedicta vom Kreuz, die 1998 sogar kanonisiert wurde. Sie war vom jüdischen Glauben zum Christentum konvertiert, als Jüdin verfolgt und in Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Verehrer setzten ihr dort ein Kreuz; jüdische Besucher fühlten sich provoziert und stellten einen Davidstern auf. Der Streit uferte aus und offenbarte Spannungen zwischen katholischer Kirche und Juden.

Im Herbst 1989 wurde eine Kommission berufen, die eine Umwandlung der Gedenkstätten mit einer für alle Opfergruppen annehmbare Lösung finden sollte. Einer der Vorschläge läuft auf eine Trennung der Gedenkstätten hinaus. Auschwitz I würde als zentraler Ort für Polen und christliche Verfolgte dienen; Auschwitz II sollte würdige Erinnerungsstätte des Holocaust werden. Eine derartige Kompromisslösung, die Empfindlichkeiten berücksichtigen würde, ist bislang nicht umgesetzt worden.

Siehe auch

Quelle

  1. Firma Bayer aus Müller, Auschwitz, Seite 140

Literatur

  • Robert-Jan van Pelt/Debórah Dwork: Auschwitz. Von 1270 bis heute. Pendo Verlag, Zürich und München 1998, ISBN 3858423343.
  • Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945 Rowohlt, Hamburg 1989. ISBN 3-498-00884-6
  • Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma: "Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma". Katalog zur ständigen Ausstellung im Block 13. Heidelberg, 2001.
  • Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz aufgrund der Quellen und der Erträge der Forschung 1945 bis 1990. Verlag Staatliches Museum in Oświęcim 1993, ISBN 8385047174.
  • Jean-Claude Pressac: „Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes.“ Piper Verlag, 1995, ISBN 3-492-12193-4 englische Fassung online
  • Wolfgang Müller (Hrsg.): Auschwitz. Geschichte und Wirklichkeit des Vernichtungslagers. Hamburg 1980 ISBN 3-499-17330-1 (die Originalausgabe erschien 1978 in Warschau)
  • Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Der Auschwitz-Prozess. Tonbandmitschnitte, Protokolle, Dokumente. DVD-ROM, Verlag Directmedia Publishing Berlin 2004, ISBN 3-89853-501-0
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Aufl. Frankfurt/M 2004. ISBN 3-596-14906-1
  • Thomas Geve: Es gibt hier keine Kinder. Auschwitz, Groß-Rosen, Buchenwald. Zeichnungen eines kindlichen Historikers Hrsg. von Volkhard Knigge (deutsch, engl., hebr.), Göttingen 1997; ISBN: 3-89244-220-7

Weblinks

Commons: Bilder zum KZ Auschwitz – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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