Todsünde (Film)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Filmdaten | |
---|---|
Deutscher Titel: | Todsünde |
Originaltitel: | Leave Her to Heaven |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 1945 |
Länge (PAL-DVD): | ca. 105 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 16 |
Stab | |
Regie: | John M. Stahl |
Drehbuch: | Jo Swerling und Ben Ames Williams (Roman) |
Produktion: | William A. Bacher |
Musik: | Alfred Newman |
Kamera: | Leon Shamroy |
Schnitt: | James B. Clark |
Besetzung | |
|
Todsünde ist ein Film des US-amerikanischen Regisseurs John M. Stahl aus dem Jahr 1945. Der Film noir basiert auf einem Roman von Ben Ames Williams und wurde von dem Filmstudio Twentieth Century Fox produziert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Richard Harland, ein ehemals erfolgreicher US-amerikanischer Schriftsteller, kehrt nach zwei Jahren Gefängnis nach Maine zurück. Die Menschen begrüßen den Mann wohlwollend, der sich ein Kajak ausleiht um zu seinem abgelegenen Haus zu gelangen. Beobachter dieser Szene ist u. a. der Rechtsanwalt Glen Robie, ein langjähriger Freund von Richard Harland, der ihn auch als Rechtsbeistand vertrat. Während Harland sich mit dem Kajak vom Anlegesteg entfernt, erzählt Robie einem Freund dessen Geschichte.
Richard Harland war vor Jahren von Glen Robie auf dessen Ranch in Jacinto, New Mexico eingeladen worden. Auf der Zugfahrt lernte er die schöne Ellen Berent kennen, die ebenfalls mit ihrer Mutter und ihrer Adoptivschwester Ruth zu den Gästen Robies zählte. Ellen war in ein Buch von Richard Harland vertieft, als sie ihn im Zugabteil entdeckte und nicht mehr aufhörte ihn anzustarren. Richard erinnerte Ellen vom Aussehen her stark an ihren geliebten Vater, einem Wissenschaftler, der auf einer Expedition ums Leben kam und dessen Asche sie an seinem Lieblingsplatz in New Mexico verstreuen wollte. Richard war hin und hergerissen von der schönen Ellen, der er heimlich beim Verstreuen der Asche ihres Vaters zusah. Auch Ellen war vom ersten Augenblick an in Richard vernarrt. Sie löste wenig später ihre Verlobung mit dem Staatsanwalt Russell Quinton, der ihr noch erfolglos nach Jacinto folgte um die Beziehung zu retten. Nach der Trennung von Quinton machte Ellen Richard einen Heiratsantrag, den er annahm.
Nach ihrer Heirat zog das frisch vermählte Paar nach Warm Springs, Georgia, um Richards gehbehinderten, jüngeren Bruder Danny zu besuchen, der in einem Sanatorium behandelt wurde. Der Besuch dauerte mehrere Wochen an, in denen sich Richard seinem neuen Roman widmete. Ellen kümmerte sich rührend um ihren kränklichen, jungen Schwager, doch tat sie das nur zum Schein, um Richard einen Gefallen zu tun und endlich mit ihrem Ehemann alleine zu seinem abgeschiedenen Haus an einem halbmondförmigen See in Maine, Back of the Moon genannt, weiterzureisen. Als sie von dem Wunsch Dannys erfuhr, mit Richard und ihr in Maine zu leben, versuchte sie bei Dannys Arzt Einspruch zu erheben, jedoch ohne Erfolg, was in einen ersten Wutausbruch mündete.
Still erduldete Ellen die Tatsache, dass Danny mit ihr und Richard in Maine leben würde. In Back of the Moon angekommen, verlor sie sich in krankhafte Eifersucht, die sich noch steigerte, als ihre Mutter und ihre Adoptivschwester Ruth auf Wunsch Richards zu Besuch kamen um seiner Ehefrau eine Freude zu bereiten. Der Besuch wurde zur Farce und Ellen machte ihrer Familie durch Gefühlskälte und einer unschönen Szene deutlich, dass sie sie nicht in ihrem Haus duldete. Bei ihrer Abfahrt boten Mrs. Berent und Ruth an Danny mit zu sich in ihr Anwesen nach Bar Harbour an der Ostküste zu nehmen, doch Danny wollte lieber bei seinem Bruder und dessen Frau bleiben. Kurze Zeit darauf kam es zur Tragödie, als Ellen Danny zu gemeinsamen Schwimmübungen anregte, um Richard von dessen gesundheitlichen Erfolgen zu überraschen. Im Ruderboot folgt sie dem zum gegenüberliegenden Seeufer schwimmenden Jungen. Als Dannys Kräfte schwanden und er einen Krampf erlitt, sah Ellen tatenlos zu wie er unterging. Sie gab den kaltblütigen Mord als Unfall aus, doch bei Richard saß der Schock tief.
Das Ehepaar zog nach Bar Harbour, damit Richard den Tod seines Bruders in einer anderen Umgebung besser verarbeiten konnte. Hier lebten sich die beiden sehr zum Zorn von Ellen auseinander. Um die Ehe zu retten, beschloss Ellen Richard den Wunsch eines gemeinsamen Kindes zu erfüllen, doch die Schwangerschaft verlief kompliziert und Ellen wurde vom Arzt stete Bettruhe verordnet. Voller Eifersucht auf ihre Adoptivschwester Ruth, der Richard sein erstes Buch widmete und voller Angst ein Kind könnte sich zwischen sie und ihren über alles geliebten Ehemann stellen, stürzt sie sich freiwillig die Treppe hinunter. Der Sturz führte zum Verlust des ungeborenen Kindes, eines Jungen, und führt endgültig zum Bruch mit Richard. Von ihrer Familie und ihrem Ehemann gemieden, eröffnet Ellen Richard, dass der Tod von Danny und ihr Treppensturz keine Unfälle waren. Richard flüchtete aus Bar Harbour, wo Ellen kurze Zeit später an einer Arsenik-Vergiftung verstarb. In einem Aufsehen erregenden Prozess wurde Ruth Berent des Mordes an ihrer Schwester angeklagt, die sich im Verhör mit Staatsanwalt Russell Quinton, Ellens Ex-Verlobten, zugeben musste, dass sie Richard vom ersten Augenblick an geliebt hat. Richard konnte jedoch mit den schrecklichen Offenbarungen über seine tote Ehefrau deutlich machen, dass sich Ellen aus Rache selbst umgebracht hat und für Ruths Entlastung sorgen. Richard musste wegen seiner Mitwisserschaft an Ellens Verbrechen eine zweijährige Haftstrafe antreten.
Nach seiner Haftstrafe kehrt Richard nach Back of the Moon zurück, wo er auf Ruth Berent trifft, die in seinem Haus auf ihn wartet.
[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Der Film basiert auf dem 1944 erschienen Roman Leave her to Heaen (dt. Titel: Hol sie der Himmel) des US-amerikanischen Schriftstellers Ben Ames Williams. Den Titel entnahm Williams einer Zeile aus William Shakespeares Hamlet. Schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Bestsellers, wurden die Filmrechte an Williams' Werk von dem Filmstudio Twentieth Century Fox erworben und der russisch-amerikanische Drehbuchautor Jo Swerling adaptierte den Stoff für die Filmleinwand. Der Präsident des Filmstudios, Darryl F. Zanuck, übertrug die Regie dem Regisseur und Filmproduzenten John M. Stahl. Für die Hauptrollen wurden Gene Tierney, Cornel Wilde, Jeanne Crain und Vincent Price verpflichtet. Tierney und Price hatten bereits ein Jahr zuvor an Otto Premingers Laura zusammengearbeitet.
Die Dreharbeiten für den Film entstanden in Monterey (Kalifornien), Granite Dells und Sedona (Arizona), sowie in Maine, New Mexico und Wyoming. Die berühmte Bootsszene in der Gene Tierney als Ellen Berent Harland den Tod des lästigen Schwagers mitansieht, entstand im kalifornischen Bass Lake.
[Bearbeiten] Rezeption
Todsünde feierte seine US-Premiere am 19. Dezember 1945 und startete einen Tag später landesweit in den US-amerikanischen Kinos. Das zwischen Melodram und Psychothriller angesiedelte Werk wurde positiv vom US-Publikum angenommen und entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Filme des Kinojahres 1945. Wegen der in farbenprächtigen Technicolor-Farben aufgenommenen Bilder von Kameramann Leon Shamroy wurde das Werk allgemein als erster farbiger Film noir betitelt. Gelobt wurde neben der Kameraarbeit vor allem die elegante Inszenierung von Regisseur John M. Stahl, sowie die schauspielerische Leistung von Gene Tierney als narzisstische Ehefrau, die noch vor Otto Premingers Laura als eine ihrer besten schauspielerischen Leistungen gilt. Tierney, die in den 1940er Jahren als eine der schönsten Aktricen Hollywoods galt, konnte sich mit Todsünde endgültig als ernstzunehmende Schauspielerin etablieren.
In der BRD startete der Film am 24. November 1950, fast fünf Jahre nach seiner Uraufführung. In Frankreich feierte John M. Stahls vierzigsten Regiearbeit, Jahrzehnte nach dem regulären Kinostart, am 13. April 2005 seine Wiederveröffentlichung.
Heute wird Todsünde oft fälschlicherweise mit den Werken von Douglas Sirk in Verbindung gebracht, was vor allem durch den Umstand zu verdanken ist, dass John M. Stahl in den 1930er die Filme Imitation of Life und Magnificent Obsession drehte, die von Sirk in den 1950er Jahren wiederverfilmt wurden. Ebenfalls werden Parallelen zu Michael Powells Die schwarze Narzisse (1947) gezogen, in dem ähnlich mit Themen und Technicolor-Farbe umgegangen wird. Todsünde wird auch oft als einer der Lieblingsfilme der Regisseure Martin Scorsese und Bertrand Tavernier zitiert. Tavernier erwähnt ihn in seinem 1995 erschienen Buch 50 ans de cinéma américain, während Scorsese die schöne Kameraführung von Leon Shamroy durch Filmausschnitte in seiner ebenfalls im Jahr 1995 entstandenen TV-Dokumentation A Personal Journey Through American Movies demonstriert.
[Bearbeiten] Kritiken
- "Die farbenprächtigste, skandalöseste Soap; Tierney ist fabelhaft." (Kansas City Kansan)
- "Obwohl die Geschichte genug miteinbezieht, um diesen Film zu einen Klassiker zu machen, ist er möglicherweise mit Recht für seine Technicolor-Kamera und die original Filmset- und Kostümdesigns berühmt." (Not Coming To a Theater Near You)
- "Ein wundervolles, absurdes Melodrama." (World Movie Reviews)
- "Die klassische Geschichte der ultimativen Narzisstin." (Yahoo! Movies)
- "Nicht nur der Titel, auch die süßliche Bildgestaltung des Films verdrießt." - 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 435
- "Ein radikaler Film über den Geschlechterkrieg, von Wollust und Besitzgier erfüllt, griechische Tragödie als Hollywood-Mordmelodram." (Wertung: 2½ Sterne = überdurchschnittlich) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 827
[Bearbeiten] Anmerkungen
- Einer der Filmslogans beschrieb Todsünde als "The sum total of all human emotion!" (dt.: "Die Gesamtsumme aller menschlichen Gefühle!")
- Im Gegensatz zur spärlich ausgestatteten deutschen DVD-Version, finden sich auf dem US-amerikanischen Pendant u. a. Audiokommentare von Schauspieler Darryl Hickman, der den verkrüppelten Danny spielte, sowie Richard Schickel, einem bekannten Filmkritiker. Während Hickman u. a. davon berichtet, wie schlecht er auch hinter der Kamera von Gene Tierney und Regisseur John M. Stahl behandelt wurde, gibt Schickel Hintergrundinformationen zum Film preis. Weiteres Bonusmaterial zeigt Filmaufnahmen der Filmpremiere von Todsünde und Filmmaterial von der Academy Award-Verleihung aus dem Jahr 1946.
- Ursprünglich war Rita Hayworth für die weibliche Hauptrolle ausgewählt worden, sie lehnte den Part der Ellen jedoch ab.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Todsünde war bei der Verleihung der Academy Awards im Jahr 1946 für vier Oscars nominiert, darunter auch Hauptdarstellerin Gene Tierney. Preisgekrönt wurde der Film noir für Leon Shamroys Kameraarbeit. Tierney musste sich Joan Crawford geschlagen geben, die für Michael Curtiz' Film noir Solange ein Herz schlägt ausgezeichnet wurde.
[Bearbeiten] Oscar 1946
- Beste Kamera (Farbe)
Nominiert in den Kategorien
- Beste Hauptdarstellerin (Gene Tierney)
- Bestes Produktionsdesign – Innenausstattung (Farbe)
- Bester Ton
[Bearbeiten] Remake
Im Jahr 1988 wurde in den USA der Stoff von Regisseur Christian I. Nyby II unter dem Titel Eine tödliche Affäre (Originaltitel: To Good to Be True) noch einmal verfilmt. Das 120 Minuten lange Remake, mit Loni Anderson als Ellen Berent, Patrick Duffy als Richard Harland und Glynnis O'Connor als Ruth Berent wurde am 14. November 1988 im US-Fernsehen ausgestrahlt. Die von Drehbuchautor Timothy Bradshaw adaptierte Version von Ben Ames Williams Roman konnte jedoch nicht an den großen Erfolg des Originals anknüpfen.
[Bearbeiten] Medien
[Bearbeiten] DVD-Veröffentlichung
- Todsünde. Twentieth Century-Fox Home Entertainment 2006
[Bearbeiten] Literatur
- Ben Ames Williams: Hol sie der Himmel. Diana Verlag, Zürich 1947
- ders: Leave Her to Heaven. Popular Library, New York 1944 (engl. Ausgabe)
- Jo Swerling, Darryl Francis Zanuck, Ben Ames Williams: Leave Her to Heaven. Screenplay. Twentieth Century-Fox, [S.l.] 1944 (engl. Ausgabe)
- Jean-Pierre Corsodon, Bertrand Tavernier: 50 ans de cinéma américain. Nathan, Paris 1995, ISBN 2-25804027-2 (frz. Ausgabe)
[Bearbeiten] Weblinks
- Todsünde in der Internet Movie Database