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Technicolor

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Als Technicolor bezeichnet man das erste wirtschaftlich erfolgreiche Farbfilm-Verfahren.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Funktionsweise

Beim Technicolor-Verfahren wird das Licht bereits während der Filmaufnahme durch ein Prisma in die Grundfarben aufgespalten und jeweils auf einem eigenen Film aufgezeichnet; diese Matrizenfilme werden dann für die projektionsfähige Kopie im Dye-Transfer-Verfahren übereinanderkopiert.

Siehe auch: Agfacolor, Eastmancolor, Kodachrome

[Bearbeiten] Geschichte

Das Unternehmen Kalmus, Comstock & Westcott wurde im Jahre 1912 von den jeweiligen Personen gegründet. In den Anfängen erzielte das Unternehmen seinen wirtschaftlichen Erfolg in der Poliermittel-Industrie. Herbert T. Kalmus und seine Partner entwickelten ein Interesse an lebendigen Naturfarb-Film-Prozessen, um ein Filmsystem ohne Flackern zu erzeugen. Nach dem Betrachten einiger kurzer Aufnahmen der neuen Kameratechnik investierte der Unternehmensanwalt und Kapitalanleger William Coolidge 10.000 $ in die Firma. So wurde im November 1915 die Technicolor Film-Vereinigung gegründet. Der Name Technicolor wurde von ihrer Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology abgeleitet.

[Bearbeiten] Technicolor–System 1 (1917–1922)

Das Technicolor–System 1 war der erste Farbprozess des Unternehmens. Es war ein Zweifarb-Additivverfahren ähnlich dem damaligen Kinemacolor, aber mit zwei relativ wichtigen Unterschieden: Zum einen zeichnete die Technicolor-Kamera die roten und blau-grünen Bilder gleichzeitig auf, zum anderen ist die Verwendung des rotierenden Farbrades in der Kamera und im Kinoprojektor nicht mehr notwendig. Aufgezeichnet wird, indem das Licht nach Durchlaufen des Kameraobjektivs in ein spezielles Prisma geführt wird. Das Prisma teilt das Licht in zwei Teile, die zu den einzelnen Farbfiltern weitergeleitet werden. Ein Teil des Lichts durchläuft einen roten, der andere Teil einen blau-grünen Filter, anschließend werden die gefilterten Lichtanteile auf dem Filmstreifen aufgezeichnet. Der Filmdruck war eine herkömmliche schwarz-weiße Aufzeichnung, die einen speziellen Kinoprojektor mit zwei Blendenöffnungen und Objektiven mit den jeweiligen Farbfiltern benötigte, um den Film wiedergeben zu können.

Dank dieses Systems war man nun in der Lage, angenehme Farben auf einer Leinwand zu präsentieren. Neben der gegenüber späteren Dreifarb-Systemen schlechteren Farbtreue war ein großer Nachteil an diesem System, dass man einen speziellen Kinoprojektor benötigte. So wurde die Premiere des ersten Films in Technicolor im Jahre 1917, The Gulf Between, zu einer großen Enttäuschung, da der Kino–Filmvorführer es nicht schaffte, die beiden Kinoprojektor–Prismen so einzustellen, dass die zwei Farbenbilder auf der Leinwand korrekt übereinander lagen.

[Bearbeiten] Technicolor–System 2 (1922–1927)

Im Jahre 1922 brachten Kalmus und sein Team das Technicolor-System 2 auf den Markt. Das System wurde so verbessert, dass die Kamera und das Prismensystem nur wenig Ähnlichkeit mit dem ersten System von Technicolor hatte. Die Kamera nahm nun die Bilder mit 32 Bildern in der Sekunde auf, jedes zweite trug rote oder blau-grüne Bildinformationen. Der wesentlichste Unterschied zum vorherigen System war die Verwendung eines subtraktiven Farbenprozesses. Additive Systeme verwendeten schwarz–weiß-Bilder, die durch Farbfilter hindurch projiziert wurden, was in einer geringen Lichtausbeute bei der Projektion resultierte. Subtraktive Systeme tragen jedoch die Farbinformationen im Filmstreifen selbst, sodass der Gebrauch von Filtern nicht mehr notwendig ist. Bei subtraktiven Systeme werden außerdem Farben genauer reproduziert.

[Bearbeiten] Vom Filmnegativ bis zum Enddruck

Das Filmnegativ trägt sowohl die roten als auch die blau–grünen Aufzeichnungen der ursprünglichen Szene. Es werden nun zwei verschiedene Drucke auf Halbdicke–Matrixfilme gebildet. Die blau–grüne Aufzeichnung ist das Spiegelbild der roten Aufzeichnung, dies wird deshalb so gedruckt, weil nach der Anwendung des Färbemittelbads die beiden Matrixfilmhälften wieder zusammengesetzt werden. Die Matrizenfilme waren den herkömmlichen schwarz–weiß Filmen sehr ähnlich, enthielten die üblichen Silberhalogenide und eine spezielle Gelatineschicht. Silberhalogenide werden aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit in der Fotografie verwendet. Bei der Entwicklung des Films wird das Silber entfernt, es bleibt nur noch die Gelatineschicht als eine Art Konturabbildung des Bildes. Nach dem Entwickeln werden die Matrizen in ein Färbemittelbad einer Farbe gelegt, die zur ursprünglichen Farbenaufzeichnung gehört. Als letztes werden nun die beiden Matrixfilm-Hälften wieder zu einem Matrixfilm zusammengesetzt, um so den Enddruck zu bilden.

[Bearbeiten] Geschichte des Technicolor–System 2

Das System brachte einige Vorteile mit sich, es löste z.B. Ausrichtungsprobleme, verbesserte die Bildschärfe sowie die Farbwiedergabe, und es war außerdem der erste Naturfarben–Prozess, der die Darstellung des Films auf unmodifizierten Standard-Kinoprojektoren erlaubte. The Toll of the Sea war der erste Film, der im Jahr 1922 von Joseph Schenck mit dem neuen Technicolor–System 2 erzeugt wurde.

1923 konnte Kalmus endlich ein Filmstudio überzeugen, einen seiner Filme mit dem Technicolor–System zu produzieren. Im November unterzeichnete Jesse L. Lasky vom Filmstudio Paramount einen Vertrag, der Kalmus das Drehen von Wanderer of the Wasteland ermöglichte. Obwohl Paramount mit Kalmus vereinbart hatte, den gesamten Film in Technicolor zu drehen, erlaubte der Etat nicht viel mehr Aufwand als für einen Schwarz-Weiß-Film. Der Film verlangte Kalmus und seinem Team außergewöhnliche Bemühungen und viele Arbeitsstunden ab, doch die harte Arbeit lohnte sich: Wanderer of the Wasteland war ein Erfolg und half der Farbfotografie zu mehr Aufmerksamkeit. Doch die Filmstudios waren trotz des Erfolgs noch nicht zu einem Umstieg auf das Technicolor-Verfahren bereit, ihnen waren der Aufwand und die Kosten für die Produktion eines Farbfilms noch zu hoch.

Im Laufe der nächsten Jahre wurde der Cemented Two Color Process in ungefähr zwei dutzend Filmen verwendet. Die bekanntesten Filme sind Das Phantom der Oper (The Phantom of the Opera, 1925) und Ben Hur (Ben-Hur: A Tale of the Christ, 1925) . Dies war aber noch nicht der große Durchbruch, den sich Kalmus erhofft hatte. Douglas Fairbanks, der die Qualität des Technicolor-Systems schätzen gelernt hatte, verpflichtete sich im Jahr 1926 vertraglich, den Stummfilm Der schwarze Pirat (The Black Pirate, 1926) mit dem Technicolor–System 2 zu produzieren. Der Film erforderte als vergrößerter Aufzeichnungsfarbfilm große Anstrengungen, wurde aber für Fairbanks ein Riesenerfolg.

[Bearbeiten] Nachteile des Technicolor–Systems 2

Da es noch keine Erfahrungen mit vergrößerten Aufzeichnungsfarbfilmen gab, entdeckte man nun plötzlich einige Fehler im Technicolor–System. Da der Enddruck aus zwei zusammengeklebten Matrixfilmen bestand, wurde einer der beiden Matrixfilme von der Bogenlampe stärker aufgeheizt als der andere. Der Matrixfilm, der nun aufgeheizt wurde, dehnte sich schneller aus als der andere, der zur Linse zeigte, und so entstand eine Wölbung. Es mussten also ständig Wiedereinbauspulen geliefert werden, um einen Film präsentieren zu können.

[Bearbeiten] Technicolor–System 3 (1927–1933)

Das Technicolor–System 3 war dem zweiten System von Technicolor sehr ähnlich. Die Kamera blieb sogar die gleiche, aber die Matrizenfilme wurden nun optisch von der Kamera erzeugt, um so einen anderen Druck zu bekommen. Das neue Technicolor–System beseitigte nicht nur die Wölbung, die durch das Technicolor–System 2 entstanden war, sondern ermöglichte auch die Übertragung auf einen besonders breiten und klaren Grundfilm. Ein anderer Vorteil dieser Technik war, dass die Filmnegative das Technicolor-Werk nicht mehr verlassen mussten und so eine schnellere Filmproduktion möglich war.

Dieser Farbungsübertragungsprozess gewann nicht nur bei der Theaterkundschaft Anerkennung, sondern auch bei einigen Filmstudios. So nahm die Produktion von Technicolor in den Jahren 1928 bis 1930 deutlich zu, sank aber in den Jahren 1931 und 1932 während der Weltwirtschaftskrise. Die wenigen Zuschauer, die sich einen Kinobesuch leisten konnten, waren mehr als zufrieden, dass ihre Lieblingsfilmstars für sie überhaupt noch sangen und tanzten.

[Bearbeiten] Technicolor–System 4 (1932–1955)

Kalmus und sein Team entwickelten eine neue zuverlässigere Methode zur Farbenaufzeichnung: Sie erlaubte, aufeinander in der Form des Färbemittelübertragungsdrucks gelegt zu werden, um so jede mögliche Anzahl von Farben auf einer Seite des Filmträgers zu erzielen. Im Jahre 1932 brachte Technicolor dann die erste Drei-Streifen-Kamera auf den Markt. Die Drei–Streifen–Kamera war für die damaligen Verhältnisse sehr kostspielig, ihr Preis lag bei über 30.000 $. Der durchschnittliche Lohn lag damals unter 0,50 $ pro Stunde.

[Bearbeiten] Die Funktionsweise der Drei-Streifen-Kamera

Die Drei-Streifen-Kamera verwendet drei Schwarz–Weiß-Filme, die durch ein Prisma mit den jeweiligen Filtern geführt werden. Das Licht, das durch das Kameraobjektiv dringt, durchläuft nun zwei Prismen-Bausteine: Ein Teil des Lichts durchläuft das grüne Filter und trifft auf den grünempfindlichen Film. Um zu verhindern, dass auf ein Filter mehr Licht fällt als auf das andere, wird ein spezieller Spiegel zwischen beiden Prismen befestigt, der eine goldbetupfte Oberfläche hat (das Gold wurde später durch Silber ersetzt). Nun durchläuft der gleiche Lichtstrom das Magenta-Farbfilter und verhindert so, dass grüne Farbanteile auf den rot- bzw. auf den blauempfindlichen Film übermittelt werden können. Die rot- und blauempfindlichen Filme hinter dem Magentafilter sind "Bipacked Emulsion to Emulsion"-Filme. Bei dem vorderen Film ist die Emulsionsoberfläche empfindlich auf den blauen Anteil des Farbspektrums, und der hintere Film ist empfindlich auf den roten Anteil. Da zur Aufzeichnung des rotempfindlichen Films das Licht erst den blauempfindlichen Film durchdringen muss, sind die Bilder auf den roten und blauen Farbauszügen auf den Filmen weniger scharf als die Bilder auf dem grüneempfindlichen Film, der Unterschied ist aber minimal. Der blaue Farbauszugsfilm besitzt außerdem eine rot–orange Färbung auf seiner Emulsionsschicht, die als Filter dient und verhindert, dass die blauen Spektralanteile den rotempfindlichen Film erreichen. Dieser ist nämlich wie der blauempfindliche Film auf das blaue Farbspektrum empfindlich.

[Bearbeiten] Technicolor–System 4

Im Jahre 1932 nahm Walt Disney ein Angebot für das neue Technicolor–System 4 von Kalmus an. Er stoppte eine schon laufende Produktion des Films Flowers and Trees und fing unter Verwendung des neuen Systems noch einmal neu an. Der Film wurde eine Sensation und erhielt von der Öffentlichkeit und anderen Filmstudios positive Kritiken. Daraufhin einigten sich Kalmus und Disney auf einen Fünfjahresvertrag, der Disney die Verwendung des neuen Systems sicherte. Der Vertrag musste allerdings später auf einen Einjahresvertrag reduziert werden, da die anderen großen Filmstudios nicht damit einverstanden waren, die älteren Technicolor-Systeme verwenden zu müssen.

Das Interesse der Filmstudios am neuen Technicolor-System nahm nun zu, und langsam wurde das System auch in den großen Filmproduktionen verwendet. Auch die Zuschauer reagierten mit zunehmender Begeisterung für das Farbkino, was den Filmstudios ermöglichte, trotz der hohen Kosten noch Gewinne zu erwirtschaften.

[Bearbeiten] Technicolor heute

Technicolor hat sich seit den Anfängen der Farbfilmübertragung zu einer globalen und erfolgreichen Vereinigung der Unterhaltungsindustrie entwickelt. Zusätzlich hat es sich als einer der größten Hersteller und Auslieferer für Videokassetten, DVDs und CD-ROMs auf dem Weltmarkt etabliert. Im Jahr 2001 stellte Technicolor seine ersten Digitalkino-Systeme zur Verfügung. Es dauerte nicht lange, und die ersten 1000 Digitalkino-Systeme waren an ausgewählte Kinobetreiber verkauft. In demselben Jahr wurde die Technicolor–Gesellschaft von Thomson aufgekauft. Im Jahr 2003 eröffnete Technicolor seine eigene digitale Nachbearbeitungseinrichtung in New York. In der Nähe der neuen Einrichtung gibt es ein Nachbearbeitungslabor sowie ein Digitalfarbkorrekturlabor, um Filme wie z.B. Das zauberhafte Land (The Wizard of Oz), Das Fenster zum Hof (Rear Window), Funny Girl und Apocalypse Now Redux nochmals neu, mit einer besseren Bildqualität bearbeiten zu können. Seit dem Jahr 2004 besitzt Technicolor elf Filmlaboratorien und mehr als doppelt so viele Nachbearbeitungseinrichtungen auf der ganzen Welt. Einige der bekanntesten Kunden von Technicolor sind nicht nur Filmstudios wie DreamWorks SKG, Paramount, Sony Pictures Entertainment, Twentieth Century Fox, The Walt Disney Company und Warner Bros. Pictures, sondern auch Spiele- und Softwarehersteller wie Microsoft, Electronic Arts und Atari.

[Bearbeiten] Literatur

  • Joachim Polzer (Hrsg.): Weltwunder der Kinematographie (6. Ausgabe 2002). Polzer Media Group, Potsdam 2002. ISBN 3-934535-20-8 (mit längerem Beitrag von Gert Koshofer über Eastman Kodak und Technicolor).
  • Paul Read: A Short History of Cinema Film Post-Production (1896 - 2006), auf englisch, in: Joachim Polzer (Hrsg.): Zur Geschichte des Filmkopierwerks. Weltwunder der Kinematographie. Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Filmtechnik, 8. Ausgabe April 2006. 336 Seiten. ISBN 3-934535-26-7
  • Gert Koshofer: 90 Jahre Technicolor, in: Joachim Polzer (Hrsg.): Zur Geschichte des Filmkopierwerks. Weltwunder der Kinematographie. Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Filmtechnik. 8. Ausgabe April 2006. 336 Seiten. ISBN 3-934535-26-7

[Bearbeiten] Weblinks

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