Thomas (Apostel)
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Der Apostel Thomas ist einer der zwölf Apostel bzw. Jünger, die Jesus drei Jahre lang als Freunde und Schüler begleiteten (vgl. Joh 15,15).
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[Bearbeiten] Etymologie und Beinamen
Der Name Thomas stammt aus dem Aramäischen und bedeutet "Zwilling". Deshalb wird Thomas in der Bibel auch "Didymus" (gr. didymos, δίδυμος) genannt. In der syrischen Tradition erscheint er als Judas Thomas, da Thomas dort als Beiname verstanden wird.
[Bearbeiten] Bibel
Thomas tritt gemäß neutestamentlich-kanonischer Überlieferung zwar nur an drei Stellen des Johannesevangeliums in Erscheinung (Joh 11,16; 14,5; 20,24-29), ist im Rahmen der Osterberichte jedoch von besonderer theologischer Bedeutung, da an ihm auf der Grundlage seiner persönlichen Beziehung zu Jesus der Weg zum bekennenden Glauben an den Sohn Gottes veranschaulicht wird. Im 20. Kapitel des Johannesevangeliums (Einheitsübersetzung) heißt es:
- 19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
- 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen.
- 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
- 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
- 23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
- 24 Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
- 25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
- 26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
- 27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
- 28 Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
- 29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig, die nicht sehen und doch glauben.
Auf diese Überlieferung geht die auch heute noch pejorativ verwendete Bezeichnung "ungläubiger Thomas" zurück, weil dieser an der Auferstehung Jesu zunächst zweifelte, bis er selbst die Wundmale des Auferstandenen sehen und als einziger berühren durfte.
[Bearbeiten] Apokryphen und weitere Überlieferungen
In den apokryphen Thomasakten wird überliefert, dass Thomas zur Verkündigung des Christentums nach Osten ging und bis Indien kam. Damit hätte er sogar weitere Reisen als Paulus gemacht. Die sog. Thomaschristen führen ihre Gemeinschaft auf ihn zurück. Syro-Malabarische Kirche und Malankara Orthodox-Syrische Kirche verehren ihn in besonderer Weise. Nach anderer Tradition, die in Konkurrenz zur Addai-Tradition steht, ist er Gründer der syrischen Kirche in Edessa. In dieser Tradition wurden seine Gebeine aus Parthien oder Indien nach Edessa überführt und dort bestattet. Ibas von Edessa ließ für seine Reliquien eine Kirche erbauen. Sein angeblicher Schädel wird in der Sioni-Kathedrale in Tiflis (Georgien) aufbewahrt und von der Georgisch Orthodoxen Apostelkirche als Reliquie verehrt.
Thomas ist der einzige Apostel, der über eine weitreichende außerkanonische Tradition mit eigenständigem Verfasserprofil verfügt, nicht zuletzt deshalb, weil er nach einigen Traditionslinien, die vor allem in der Gnosis und im Manichäismus zum Ausdruck kommen, als Zwillingsbruder Jesu gilt.
Nach der These von Helmut Köster enthält das apokryphe Thomasevangelium, das auf den Apostel zurückgeführt wird, authentisches Material und ist bereits im 1. Jahrhundert entstanden. Hier seien viele Jesusworte in urtümlicher Fassung ohne Abhängigkeit von den Evangelien überliefert worden. Ähnlich positiv Klaus Berger und Gerhard Marcel Martin.
Die Akten des Apostel Thomas haben sowohl im Manichäismus als auch bei syrischen Kirchenchristen eine bedeutende Rolle gespielt, ebenso wird das in den Nag-Hammadi-Schriften erhaltene Buch des Athleten Thomas auf ihn zurückgeführt. Im Manichäismus wird er schließlich zum Didymos (arabisch at-Taum), zum offenbarenden Engel, der Mani zum Glauben anleitet.
[Bearbeiten] Patronate und Gedenktage
In Europa gilt er u.a. als Schutzpatron der Bau- und Zimmerleute sowie der Theologen. Mit dem Thomastag am 21. Dezember waren und sind viele Volksbräuche verknüpft. Allerdings muss man seit 1970 die konfessionellen Kalender unterscheiden:
[Bearbeiten] Katholischer Liturgiekalender
Das Apostelfest wird seit der Liturgiereform 1970 am 3. Juli gefeiert.
[Bearbeiten] Evangelischer Liturgiekalender
Die lutherische Agende und das Lektionar von 1978 halten den 21. Dezember als Thomastag fest. Tagesevangelium: Jh 20, 19-31 (in Auszügen), liturgische Festfarbe: rot.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
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