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Schwabing

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Siegestor Vorderseite
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Siegestor Vorderseite
Siegestor in Schwabing, Rückseite
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Siegestor in Schwabing, Rückseite
St. Sylvester
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St. Sylvester
Die Türkenstraße von der Brienner Straße aus
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Die Türkenstraße von der Brienner Straße aus

Schwabing ist ein Stadtteil im Norden Münchens. Er teilt sich heute auf in den Stadtbezirk 4 Schwabing-West und Stadtbezirk 12 Schwabing-Freimann, wobei eher der Bezirk 4 dem entspricht, was als typisch für Schwabing gilt.

Im Süden wird Schwabing durch die Maxvorstadt begrenzt, im Osten durch den Englischen Garten, im Westen durch Neuhausen und im Norden durch Milbertshofen. Ein erweiterter Schwabing-Begriff ergibt sich dadurch, dass viele Schwabinger Schlüssel-Adressen aus der Zeit der Schwabinger Bohème heute de facto im Stadtteil Maxvorstadt liegen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das Dorf Schwabing (die Gründung "Svapinga" eines Svapo) wurde bereits 782 urkundlich erwähnt und ist damit erheblich älter als München selbst (Stadtgründung im 12. Jahrhundert). Vermutlich hatte sich ein zugereister Schwabe hier niedergelassen und dem Ort seinen Namen gegeben; sein Nachfolger vermachte den verschuldeten Besitz dem Kloster Schäftlarn - gegen die ausdrückliche Erwartung, dafür vom Fegefeuer verschont zu bleiben. Spätere Nachkommen bauten eine kleine Burg, die bald verfiel. 1886 wurde Schwabing zur Stadt erhoben und 1890 nach München eingemeindet.

[Bearbeiten] Wappen der ehemaligen Stadt Schwabing

Im Zuge der Stadterhebung verlieh Prinzregent Luitpold am 29. Dezember 1886, mitgeteilt durch die Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern, ein eigenes Stadtwappen ab dem 8. Januar 1887: Im blauen Schild zwölf goldene Ähren, deren Halme von einem silbernen, zu einer Schleife verschlungenen Band zusammengehalten werden.

Nach der Eingemeindung in die kgl. Haupt- und Residenzstadt München 1890 besitzt der Stadtrat der Landeshauptstadt München sämtliche Rechte zur Verwendung und Führung des Wappens.

[Bearbeiten] Schwabing und seine große Zeit

Mit der Schließung der Universität in Landshut, gleichzeitigen Neugründung der Universität 1826 und der Kunstakademie 1885 durch die bayerischen Könige entwickelte sich München zu einem geistigen Zentrum und schließlich zur "Kunststadt" (die "Malerfürsten" Franz von Lenbach oder Franz von Stuck sind zu erwähnen), im Gefolge davon später Schwabing und die daran angrenzende Maxvorstadt zum Künstlerviertel Münchens. In den Künstlerkneipen verkehrten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Maler wie Ernst Ludwig Kirchner, Lovis Corinth oder Paul Klee und aus der Malervereinigung "Blauer Reiter" Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und Franz Marc. Auch Literaten sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hier besonders zahlreich anzutreffen: Schon Gottfried Keller hatte hier studiert (und beschrieb später ein Schwabinger Faschingsfest in seinem Roman "Der grüne Heinrich"), und König Max II. scharte gar eine ganze Dichterschule um sich, die "Krokodile". Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts lebten und arbeiteten teils vorübergehend, teils ein Leben lang etwa die folgenden Schriftsteller und Dichter in Schwabing: Ludwig Ganghofer, Michael Georg Conrad, Heinrich Mann, Thomas Mann, Oskar Panizza, Rudolf Alexander Schröder, Otto Julius Bierbaum, Alfred Walter Heymel, Friedrich Huch, Kurt Friedrich-Freksa (Pseudonym: Friedrich Freksa), Alexander Moritz Frey, Norbert Jacques, Ricarda Huch, Frank Wedekind, Ernst von Wolzogen, Gustav Meyrink, Rainer Maria Rilke, Isolde Kurz, Ludwig Thoma, Josef Ruederer, Max Halbe, Annette Kolb, Stefan George, Karl Wolfskehl, Ludwig Klages, Franz Hessel, Roda Roda, Rolf von Hoerschelmann, Ina Seidel, Helene Böhlau, Gabriele Reuter, Oskar A. H. Schmitz, Christian Morgenstern, Max Dauthendey, Heinrich Lautensack, Mechtilde Lichnowsky, Fanny Reventlow, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank, Joachim Ringelnatz, Lena Christ, Claire Goll, Oskar Maria Graf, Hugo Ball, Hermann Kesten. Auffällig ist, dass kein einziger von ihnen geborener Schwabinger war, nur vier Münchner (Morgenstern, Kolb, Frey und Feuchtwanger) waren und nur sechs Altbayern (Thoma, Ruederer, Christ, Graf, Lichnowsky und Lautensack); alle anderen kamen aus dem "Reich" oder dem Ausland. Schwabing muss also attraktiv gewesen sein - und es hat beeindruckt: Ausnahmslos alle Genannten haben - entweder in autobiografischer oder in fiktionaler Form - Erinnerungsliteratur an Schwabing hinterlassen, wonach Klima und Wirkung Schwabings gut rekonstruiert werden können.

Viele der bekanntesten Künstlerkneipen werden zwar zu "Schwabing" und dem damit assoziierten Lebensgefühl gezählt, liegen aber in der innenstadtnäheren Maxvorstadt, dem Quartier Latin um die Universität. So etwa die in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg sehr bekannte Kneipe "Simplicissimus" in der Türkenstraße, heute unter dem Namen "Alter Simpl" noch am gleichen Ort - Joachim Ringelnatz war dort der "Hausdichter" - oder das Café Stefanie in der Amalienstraße (heute nicht mehr vorhanden). Das Schwabinger Satire-Blatt Simplicissimus aus dem Albert-Langen-Verlag mit seinem Signet, der roten Bulldogge, wurde zum Symbol für beißende Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, Thomas Theodor Heine, Olaf Gulbransson, Bruno Paul, Eduard Thöny, Rudolf Wilke waren die berühmtesten dort tätigen Künstler. Die Kulturzeitschrift Die Jugend, verlegt von Georg Hirth, gab der deutschen Variante des Art Nouveau, dem Jugendstil, ihren Namen. Mit beiden Blättern (beide seit 1896) war das München der Prinzregentenzeit durch seinen Schwabinger Vorort im Zeitalter autoritärer Zensur mit Abstand der liberalste Ort Deutschlands, vor allem im Vergleich mit Berlin - auch wenn Schwabing zahlreiche Strafprozesse hervorbrachte, sei es wegen Gotteslästerung, Majestätsbeleidigung (des deutschen Kaisers) oder Abweichung von der herrschenden Sexualmoral. Die berühmteste Gestalt des klassischen Schwabing war die "holsteinische Venus", Fanny Gräfin zu Reventlow (1871-1918, ihre Lebensdaten markieren exakt Anfang und Ende des neu errichteten deutschen Kaiserreichs) aus Husum, die 1913 den schönsten Roman über Schwabing veröffentlichte, "Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil". Allerdings haben die Schwabinger Verhältnisse auch sonst zu zahlreichen literarischen Verarbeitungen, oft in der Form des Schlüsselromans, geführt.

Auch die Revolutionäre der 1919 niedergeschlagenen bayerischen Räterepublik, etwa Erich Mühsam und Edgar Jaffé sowie der später als Romanautor B. Traven in Mexico bekannt gewordene Ret Marut wohnten in Schwabing; man sagt, sie hätten die ganze Revolution im Café Stefanie ausgeheckt. Wladimir Iljitsch Uljanow, der sich erstmals in Schwabing literarisch Lenin nannte, tauchte als bürgerlicher Herr Meier hier mit seiner Frau Nadeschda Krupskaja für einige Zeit unter. Mit ihr und einigen Getreuen gründete er die Zeitschrift "Iskra". In Schwabing lebte auch der spätere DDR-Kulturminister Johannes R. Becher. Ebenso versuchte sich Adolf Hitler hier erfolglos als Kunstmaler, nahm als Trauergast am Begräbnis des ermordeten Ministerpräsidenten Kurt Eisner teil und putschte 1923, zunächst erfolglos, als Revolutionär (Marsch auf die Feldherrnhalle). Später errichtete er unweit Schwabings in der Nähe des Königsplatzes die Parteizentrale der NSDAP.

Die Schwabinger Bohème-Szene hatte jedoch schon mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs ein abruptes Ende gefunden. Vgl. dazu auch Joachim Ringelnatz' Autobiografie Mein Leben bis zum Kriege. Ein berühmter Ort blieb der Stadtteil trotzdem - mit zahlreichen Ereignissen; z.B. gab 1929 in der Tonhalle an der Türkenstraße der 13-jährige Yehudi Menuhin in kurzen Hosen sein allererstes Konzert und spielte die bis dahin nie gehörte C-Dur-Solosonate für Violine von Johann Sebastian Bach; nach dem 2. Weltkrieg, 1951, erschien der Gedichtband "In der Traumstadt" von Peter Paul Althaus, der München-Schwabing eine neue poetische Aura verlieh; der inzwischen sehr renommierte Schwabinger Kunstpreis wurde begründet; die "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" im Herzen Altschwabings, mit ihrem bekanntesten Mitglied Dieter Hildebrandt, gehörte zu den zwei/drei berühmtesten Kabaretts der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, und noch das literarische Erstlingswerk des Schriftstellers und Kabarettisten Gerhard Polt, das Hörspiel Als wenn man ein Dachs wär in seinem Bau (1977) ist im Quartier Latin um die Universität entstanden.

Die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende Nostalgie-Welle, die das alte Schwabing zu verklären und zugleich kommerziell auszubeuten versuchte, machte Schwabing vor allem zum Mode-Viertel für die Schickeria, was die Miet- und Gastronomiepreise in horrende Höhen trieb. In den 1960er Jahren lebte und arbeitete die Münchner Künstlergruppe SPUR hier, und unter der studentischen Jugend kam es zu den so genannten "Schwabinger Krawallen" auf der Leopoldstraße, der Hauptachse Schwabings. Sie waren ein erster Auftakt zur europaweiten Jugendrevolte der 1960er Jahre, die sich gegen die herrschenden Polit-Strukturen und wirtschaftswunderliches Geldgeprotze richtete: Ereignisse, die treu dem alten Geist notwendig in Schwabing stattfinden mussten.

[Bearbeiten] Schwabing heute

In den letzten Jahren machen nun andere Stadtteile Münchens (etwa Haidhausen) und im Augenblick vor allem das Glockenbach - und Gärtnerplatzviertel Schwabing als Mode-Viertel den Rang streitig, auch das Westend entwickelt sich neuerdings in diese Richtung, während Schwabing mehr und mehr zum historischen Forschungsgegenstand wird.

Die Leopoldstraße, die neben der Hohenzollern-, Feilitzsch- und Occamstraße als Catwalk der Schönen und als Konsummeile bekannt ist, verwandelt sich meist in den Sommermonaten in eine urbane Bühne. Autocorsos nach Sportereignissen, schicke Cabriolets mit internationalen Kennzeichen und gestylte Flaneure, die dem Volkssport "sehen und gesehen werden" frönen, sind hier zu bestaunen.

An zwei Wochenenden im Jahr findet der sogenannte "Corso Leopold" auf der Leopoldstraße statt. In den letzten Jahren ist die Veranstaltung zu einer der bestbesuchten Münchens geworden. 2005 besuchten annähernd 500.000 Schaulustige die zwei Veranstaltungen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Helmuth Stahleder: Von Allach bis Zamilapark. Namen und historische Grunddaten zur Geschichte Münchens und seiner eingemeindeten Vororte. Stadtarchiv München, ed. München: Buchendorfer Verlag 2001. ISBN 3-934036-46-5

[Bearbeiten] Siehe auch

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