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Rita Jolivet

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Rita Jolivet (* 1890 in Paris als Marguerite Lucile Jolivet; † 1971 in Nizza) war eine französische Theater- und Stummfilmschauspielerin, die 1915 die Versenkung der Lusitania überlebte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Familie

Rita Jolivet kam 1890 in Paris als Tochter des amerikanischen Winzers Charles Eugene Jolivet (1840 – 1928) und dessen französischer Frau, der Konzertmusikerin Pauline Hélène Jolivet, geb. Vaillant (1857 – 1957) zur Welt. Sie hatte eine ältere Schwester, Inez Henriette und einen jüngeren Bruder, Alfred Eugene. Rita stammte aus einer alten, ehrenvollen Familie, eine Vorfahrin mütterlicherseits war eine Hofdame Napoléon III. gewesen. Ihr Vater stammte aus Carmansville, New York und ihre Mutter aus Paris. Charles Jolivet und Pauline Vaillant hatten 1879 gegen den Wunsch von Paulines Eltern geheiratet. Ritas Wurzeln lassen sich bis zur französischen Revolution zurückverfolgen, in deren Verlauf viele Mitglieder ihrer Familie guillotiniert wurden. Außerdem hatten sich die meisten ihrer Familienmitglieder durch musische Künste wie Gesang oder das Beherrschen verschiedener Instrumente ausgezeichnet. Ihr genaues Geburtsdatum ist unbekannt, da Rita Jolivet immer ein Geheimnis um ihr Alter gemacht hat.

Als Kind wurde Rita neben ihrer Muttersprache auch Englisch beigebracht und sie hatte schon als Kind Bühnenauftritte in beiden Sprachen. Um ihre Bildung zu fördern, schickte ihre Mutter sie nach London, wo Rita Schauspielunterricht nahm, Pantomime einstudierte und an der Opéra Comique tanzen lernte.

[Bearbeiten] Karriere

1903 bekam Rita ihre erste Rolle als "Beatrice" in William Poels Bühnenstück "Much Ado About Nothing", gefolgt von "The Gentleman of Verona". Zu ihren weiteren frühen Charakteren zählte die weibliche Titelrolle in "Romeo und Julia", die "Lucy" in "Beauty and the Barge" und die "Catharine" in "Jasper Bright". Zwischen 1906 und 1908 trat sie vermehrt in Paris mit dem Komiker Gallipeaux auf und machte gleichzeitig ihren Schulabschluss. 1909 nahm sie ihre Schauspielkarriere wieder auf und spielte die russische Großherzogin "Ina Drovinski" in der Komödie "Eccentric Lord Comberdene".

Nachdem sie sich wieder der Bühnenschauspielerei zugewandt hatte ging sie um 1910 nach New York und bekam 1911 ihre erste Hauptrolle am Broadway (in dem Bühnestück "Kismet" von Edward Knoblauch). Ihr Mentor und Förderer war der damals sehr gefragte Theaterproduzent Charles Frohman, der ihr viele Hauptrollen am Haymarket Theatre verschaffte, u. a. in "Lady Flirt" und "The Cabinet Minister". Zu ihren bedeutendsten Stücken in dieser Zeit zählten "What It Means To A Woman" und "Where Ignorance Is Bliss". Rita war sich ihres Publikums sehr bewusst und sehr bestrebt, den Anforderungen zu genügen und den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Sie sah sich selbst als Perfektionistin. 1914 machte Rita mit "Fata Morgana" ihr Hollywood-Debüt, schaffte aber erst 1915 in der Rolle der "Delight Warren" in Cecil B. DeMilles "The Unafraid" ihren Durchbruch.

Nachdem sie im Mai 1915 den Untergang der Lusitania überlebt hatte, begann sich ihr Leben schnell wieder zu normalisieren. Sie versuchte umgehend an ihre Schauspielkarriere anzuknüpfen und spielte als erste Rolle nach der Katastrophe die "Josie Richards" in "Broadway Jones". Im Herbst 1915 schloss sie in Italien einen neuen Filmvertrag ab und arbeitete von da an an vielen italienischen Filmen wie "Zvani", "Monna Vanna" oder "Cuore ed arte" mit.

Über die Versenkung der Lusitania drehte sie zwei Filme. Der erste, "Her Redemption" von 1916, fand kaum Beachtung, doch "Lest We Forget" (1918) wurde zu einem ihrer erfolgreichsten Filme. Sie ging mit dem Film auf Vorführungstour und gab sehr viele Interviews zum Thema. Sie hatte prinzipiell - und im Gegensatz zu vielen anderen Überlebenden - nie Probleme damit, über ihre Erlebnisse beim Untergang des Schiffes zu sprechen. Danach widmete sie sich wieder anderen Rollen und spielte u. a. die byzantinische Kaiserin Theodora in der gleichnamigen Produktion (1919) und die weibliche Hauptrolle in "The Bride’s Confession" (1921). In den Zwanziger Jahren war Rita nicht mehr so oft auf der Leinwand zu sehen, sie drehte nur noch wenige Filme wie "The Fall Of An Empress" oder "Le Mariage de minuit", die allesamt sehr erfolgreich waren.

Zum Zeitpunkt ihrer zweiten Scheidung beschloss Riza Jolivet, ihre Karriere zu beenden. Einige ihrer letzten großen Filme waren "Phi-Phi" und "Le Marchand de bonheur" (beide 1926). 1927 verabschiedete sie sich endgültig von Bühne und Leinwand.

[Bearbeiten] Lusitania

Am 1. Mai 1915 ging Rita Jolivet in New York an Bord des Luxusdampfers Lusitania, um ihren Bruder in Frankreich noch einmal zu sehen, der als Soldat eingezogen werden sollte. Mit an Bord waren Charles Frohman und andere Bekannte aus der New Yorker Theaterszene wie Justus Forman, Josephine Brandell oder Charles Klein. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihren Schwager George Vernon zu treffen, der geschäftlich nach England fuhr. Er war der Ehemann ihrer Schwester Inez. Ihre Freundin, die Schauspielerin Ellen Terry, wollte sie überreden, mit ihr und Isadora Duncan auf dem Dampfer New York nach England zu reisen, der als sicherer galt als die prestigeträchtige Lusitania, doch Rita ließ sich nicht umstimmen. Um 8 Uhr morgens am Tag der Abfahrt buchte sie eine Überfahrt auf der Lusitania. Als der Ozeanriese am 7. Mai vor der Küste Südirlands von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, schnallte sich Rita nicht nur eine Schwimmweste um, sondern nahm auch ihren perlmuttbesetzten Revolver mit sich, um sich damit notfalls im Wasser zu erschießen. Sie hatte Angst vor dem Ertrinken und wollte auf keinen Fall qualvoll sterben. Mit Charles Frohman und den anderen aus der Gruppe stand sie so lange an der Reling, bis das Schiff unterging und sie weggespült wurden. Rita wurde vom Sog des Schiffes ergriffen, schaffte es, sich an ein gekentertes Rettungsboot zu klammern und wurde schließlich von einem Rettungsschiff nach Queenstown (heute Cobh) gebracht. Sie und die Schauspielerin Josephine Brandell waren die einzigen Überlebenden aus ihrer Gruppe, an ihren Revolver hatte Rita in dem Chaos nicht einmal gedacht. Im Juli 1915 beging Ritas Schwester Inez Vernon Selbstmord, weil sie den Tod ihres Ehemannes nicht verkraftete.

[Bearbeiten] Privat

Am 14. November 1908 heiratete Rita Alfred Charles Stern, lebte aber die meiste Zeit getrennt von ihm und ließ sich kurze Zeit später scheiden.

Am 27. Januar 1916 heiratete Rita den italienischen Adeligen Comte Guiseppe de Cippico in Kew Gardens, Surrey, England und änderte ihren bürgerlichen Vornamen Marguerite in das italienische Margherita. Sie war sich ihres neuen Status als Gräfin sehr bewusst und genoss alle damit verbundenen Annehmlichkeiten. Zudem war Rita Jolivet sehr eitel und auf Jugend getrimmt, bereits im Alter von 26 Jahren machte sich die Schauspielerin jünger, eine Praxis, die sie für den Rest ihres Lebens betreiben sollte. 1924 gab sie ihr Alter mit 28 an, dabei war sie bereits 34.

Ritas Bruder Alfred Jolivet heiratete am 25. November 1919 die 29-jährige Amerikanerin Beatrice Witherbee, die wie Rita den Untergang der Lusitania überlebt hatte und sich für ihn von ihrem ersten Ehemann scheiden ließ. Aus der Ehe ging 1920 der Sohn Lawrence Charles La Touche Jolivet hervor, Ritas einziger Neffe.

Ritas zweite Ehe bröckelte und wurde 1926 geschieden. Am 26. April 1928 heiratete sie den vermögenden Kanadier James Bryce-Allan, einen Cousin von Sir Montagu Allan, dem die kanadische Reederei „Allan Steamship Line“ gehörte. Die Hochzeit wurde mit sehr großem Aufwand in der "Church of Scotland" in Paris gefeiert, das Paar ließ sich anschließend auf einem Schloss in Renfrewshire, Schottland nieder. Rita und James führten ein herrschaftliches Leben und gaben sich wie adelige Großgrundbesitzer. Sie veranstalteten Picknicks und Moorhuhnjagden auf dem Schlossgelände, feierten Partys mit Vertretern aus Adel, Wirtschaft und der Künstlerszene und organisierten jedes Jahr einen großen Weihnachtsumzug in Glasgow. Sie hatten Zweitwohnsitze in Monte Carlo und Paris und besaßen eine Yacht namens "Scotia", mit der sie Mittelmeerkreuzfahrten unternahmen.

Anfang der 30er Jahre verkauften Rita und James ihr Schloss und zogen nach New York, wo James fortan als Direktor des Baumwollverarbeitungsunternehmens "Coates" tätig war. 1961 starb James Bryce-Allan durch eine Stichflamme, Rita zog sich daraufhin noch mehr ins Privatleben zurück.

Rita Jolivet starb am 2. März 1971 in Nizza. Sie hatte im Haus eines Freundes die Gigue getanzt, war dabei schwer gestürzt und erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Noch auf ihrem Totenbett machte sie ein Geheimnis um ihr Alter, das sie mit 77 angab, obwohl sie bereits 81 war. Gemäß ihrem Testament wurde sie nicht beerdigt, sondern ließ ihr Asche verstreuen.

[Bearbeiten] Broadwaystücke

  • Kismet (1911)
  • Where Ignorance Is Bliss (1913)
  • A Thousand Years Ago (1914)
  • What It Means To A Woman (1914)
  • Mrs. Boltay’s Daughters (1915)

[Bearbeiten] Filmographie

  • Fata Morgana (1914)
  • The Unafraid (auch bekannt als The Unexpected) (1915) als "Delight Warren"
  • Zvani (1915)
  • The Masque Of Life (1915)
  • Monna Vanna (1915)
  • La Mano di Fatma (1915)
  • Cuore ed arte (1915)
  • Love’s Sacrifice (1916)
  • The Honour To Die (1916)
  • Her Redemption (1916)
  • An International Marriage (1916) als "Florence Brent"
  • One Law For Both (1917) als "Elga Pulaski"
  • Quello che videro I miei occhi (1917)
  • National Red Cross Pageant (1917) als "France"
  • Lest We Forget (1918) als "Rita Heriot"
  • Theodora (auch bekannt als Theodora The Slave Princess) (1919) als "Theodora"
  • The Bride’s Confession (1921)
  • Roger la Honte (1922)
  • The Fall Of An Empress (auch bekannt als Messalina) (1922)
  • La marriage de minuit (1923)
  • Phi-Phi (1926)
  • Le Marchand de bonheur (1926)
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