Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Rheinisches Braunkohlerevier - Wikipedia

Rheinisches Braunkohlerevier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Rheinische Braunkohlenrevier ist ein durch die Bodenschätze Braunkohle und in geringerem Maße Ton, Quarzsand und Löß und die darauf aufbauende Industrie geprägtes und umgestaltetes Revier oder Gebiet am Nordrand der Eifel, des westlichen Teils des Rheinischen Schiefergebirges in den Landschaften Zülpicher- und Jülicher Börde, Erftniederung und der Ville westlich von Köln.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Grenzen und Einteilung

[Bearbeiten] Das Südrevier

Das Südrevier um Brühl beginnt südlich von Brühl in der Ville nördlich einer Linie Brühl - Eckdorf / Erftstadt-Bliesheim und geht bis zur Luxemburger Straße B 265 Hürth/Erftstadt-Liblar einschließlich der ehemaligen Grube Gewerkschaft Hürtherberg und des jetzigen Naherholungsgebietes Hürtherberg in Hürth. Das Gebiet kleinräumiger Gruben war bis Mitte der 1960er Jahre bereits ausgekohlt und rekultiviert. Es gibt dort keine Braunkohlenindustrie mehr, dafür eine Vielzahl von kleinen und mittelgroßen Seen, die von Wäldern umgeben sind. Dies macht die Gegend zu einem beliebten Naherholungsgebiet für die Bewohner Kölns und Bonns.

Ehemaliger Tagebau Fortuna Garsdorf
vergrößern
Ehemaliger Tagebau Fortuna Garsdorf

[Bearbeiten] Das Mittlere Revier

Das Mittlere Revier umfasst den Villerücken westlich des Frechener Sprungs (Linie Frechen - Oberaußem-Niederaußem) bis zur Linie Bergheim - Oberaußem im Norden. Es ist heute weitgehend ausgekohlt und rekultiviert, die Braunkohlenindustrie mit Großkraftwerken und der Nachfolgeindustrie prägt aber immer noch die Landschaft.

[Bearbeiten] Das Nordrevier

Das Nordrevier schließt nördlich des flözfreien Kasterer Horstes und der Erft-Umbiegung nach Osten an und geht mit den schon recht tiefen Tagebauen Garzweiler I und II bis Jüchen und Erkelenz. Es umfasst aber auch mit dem Tieftagebau Hambach Teile der Erftscholle. Hier wird nur Abraum und Kohle mit Großgeräten wie Schaufelradbaggern abgeräumt und mit ebenso riesigen Bandanlagen und Absetzern werden die Gruben wieder verfüllt. Die Kohle wird durch ein eigenes Bahnnetz (Nord-Süd-Bahn (Garzweiler) und Hambachbahn) zu den Werken im Süden gebracht.

Panoramaaufnahme vom Tagebau Garzweiler mit diversen Baggern im Einsatz und den Kraftwerken in Grevenbroich-Frimmersdorf (links) und -Neurath (rechts) im Hintergrund
vergrößern
Panoramaaufnahme vom Tagebau Garzweiler mit diversen Baggern im Einsatz und den Kraftwerken in Grevenbroich-Frimmersdorf (links) und -Neurath (rechts) im Hintergrund


Schaufelradbagger 288 im Tagebau Garzweiler
vergrößern
Schaufelradbagger 288 im Tagebau Garzweiler

[Bearbeiten] Das Westrevier

Das Westrevier zwischen Düren, Weisweiler, Alsdorf, Eschweiler, Aldenhoven und Jülich mit dem ehemaligen Tagebau Zukunft, der BIAG Zukunft und dem Tagebau Inden nutzt Flöze auf der Rurscholle und versorgt damit das Kraftwerk Weisweiler

Die Braunkohlenlagerstätten reichen über diese Gebiete hinaus. Sie sind aber dort nicht oder noch nicht wirtschaftlich abbauwürdig oder eine Umsiedlung der Städte und Ortschaften wäre nicht zu vertreten. Auch in der Kölner Bucht zwischen Ville und Köln sind dünne, nicht abbauwürdige Flöze eingelagert.

Orte und Industriestandorte rund um dieses Revier, die wegen der Braunkohle und der aus ihr erzeugten Energie dort entstanden oder groß geworden sind, gehören auch zum Revier. So zum Beispiel die 1939 aus einer Kohlehydrierungs-Fabrik entstandene Raffinerie in Wesseling oder das Schaltwerk und Umspannwerk des RWE in Brauweiler.

[Bearbeiten] Geologische Grundlagen

Seit dem Tertiär vor 65 Millionen Jahren bildete das Gebiet ein flaches im Gegensatz zum aufsteigenden Rheinischen Schiefergebirge sich in Staffelbrüchen mit zurückbleibenden Horsten absenkendes Sedimentationsbecken für die Urflüsse Rhein, Rur und Erft mit zeitweisen Meerestransgressionen der Urnordsee. Über abgelagerten Tonen bildeten sich Moore, deren Vegetation sich im Wasser nicht zersetzen konnte und Torf ausbildete. Über diese meist geringmächtigen Schichten wurden weitere Kiese, Sande und Tone abgelagert. Zu Beginn des Miozän vor 20 bis 23 Millionen Jahren wurden die klimatischen Bedingungen für Moorvegetation und Torfbildung günstiger und die Schichten dicker, in der Hauptflözgruppe der Ville sogar bis zu 60 m . In der letzten Phase des Miozäns bildeten sich die im Westrevier zu findenden Flöze der Indener Schichten über der Rurscholle. Unter Luftabschluss und Druck durch die überlagernden Schotter verstärkte sich die Inkohlung und aus dem Torf wurde Braunkohle. Im Pliozän hörte die Flözbildung auf und das Gebiet geriet in verstärkte tektonische Bewegungen, die das Becken entlang zweier Hauptbruchlinien, der Rurrand- und der Erftlinie in drei unterschiedlich abgesenkte und nach Osten gekippte Schollen zerlegte, die ihrerseits kleinere Brüche, Sprünge, und Staffelbrüche ausbildeten und dazu noch nach Norden abdachen. Die Braunkohleschichten der Erftscholle sind dabei mit Sedimentdecken von 100 m (Rurrand) bis 400 m (Erftsprung), in nördliche Richtung zum Teil noch mehr, abgedeckt, die bei einem Abbau besondere technische und ökologische Probleme bereiten. Die Flöze streichen im Südrevier bei Brühl an der Oberfläche des Villehorstes aus oder wurden im Prallhang durch den tertiären Rhein oder die Bäche des Vorgebirges angeschnitten .

[Bearbeiten] Geschichte der Braunkohleindustrie

[Bearbeiten] Erste Nutzungen

Zuerst wurde Braunkohle nur als Grundstoff für die Farbherstellung für die Kölnische Umbra gewonnen. Erst im ausgehenden 17. Jahrhundert entdeckte man, dass das nasse Abfallprodukt, das bei der Tongewinnung für die Keramik-Industrie im Brühler und Frechener Raum über der Tonschicht lagerte und entfernt werden musste, wenn es getrocknet war, brennbar war wie Torf, den man hier nicht kannte. Dieser Turf wurde dann in kleinen Gruben, die den jeweiligen Grundherren gehörten, von den Kleinbauern und Tagelöhnern mit Hand, Hacke und Spaten abgegraben und in Gefäßen wie Blumentöpfen verdichtet und im Sommer an der Luft getrocknet. Diese Klütten (von Niederdeutsch Kluit = Klumpen) wurden dann selbst verbraucht oder in der nahen Stadt als schlecht brennendes Heizmaterial für arme Leute verkauft. Solche Gruben bestanden noch bis in die 1920er Jahre.

Im Westrevier stieß man 1819 beim Brunnenbau in der Ortschaft Lucherberg bei Inden auf Braunkohle. 1826 fing der Grundherr Karl von Goldstein mit dem Abbau des 7,5 m mächtigen Flözes an. Auch beim Bau der Eisenbahnlinie Köln - Aachen stieß man auf Braunkohle.

[Bearbeiten] Beginn der Braunkohleindustrie

Braunkohleabbau in Brühl um 1880
vergrößern
Braunkohleabbau in Brühl um 1880

Mit der Industrialisierung und dem Eisenbahnbau (1859 verband die erste Eisenbahnbrücke in Köln das westliche Rheinland mit dem Ruhrgebiet) ging der Absatz mit der Konkurrenz der billigen Steinkohle zurück und erreichte 1876 ihren Tiefststand. Zu Beginn des allgemeinen Aufschwungs nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871 haben wagemutige Unternehmer in Brühl bis 1877 (Gewerkschaft Roddergrube) und 1878 (Gewerkschaft Brühl) sich bemüht, Kohlegewinnung durch dampfbetriebene Entwässerungspumpen und die Herstellung von Briketts durch maschinelle Pressen zu revolutionieren und konkurrenzfähig zu machen. Solche Pressen waren 1872 im mitteldeutschen Revier entwickelt worden und wurden jetzt auch in Brühl eingesetzt. In rascher Folge wurden nun weitere Brikettfabriken gegründet. Überregionale Eisenbahnlinien und lokale Bahnen (Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn 1893, Hürth-Kalscheuren - Hürth-Knapsack 1901, die Bergheimer Kreisbahn verband die Orte am Westabhang der Ville 1897/1899) erschlossen weitere Kohlefelder oder banden sie an die Nachfrageräume an.

Mechanisierter Abbau mit Hilfe des "Eisernen Manns" im Brühler Gruhlwerk 1907
vergrößern
Mechanisierter Abbau mit Hilfe des "Eisernen Manns" im Brühler Gruhlwerk 1907

Die erste Brikettfabrik im Westen wurde 1888 durch die Gewerkschaft Maria Theresia zu Herzogenrath errichtet. 1913 wurde im Westrevier die Braunkohle-Industrie AG Zukunft als Zusammenschluss verschiedener kleiner Gewerkschaften mit dem Ziel gegründet, ein Kraftwerk zu bauen. 1914 gingen der Tagebau Zukunft und das erste Kraftwerk Weisweiler in Betrieb.

Die Mechanisierung machte weiter Fortschritte: 1895 wurde der erste Abraumbagger, der für den Bau des Nord-Ostsee-Kanals gebaut worden war, in der Grube Donatus bei Liblar eingesetzt, der erste Kohlebagger kam 1907. 1909 waren bereits 4 Kohlebagger in den 29 Gruben im Einsatz, 1913 hatten nur drei Gruben keine Bagger. Die Förderung stieg von 5 Mio. t/a 1905 auf 21,2 Mio t/a im Jahre 1913. Dennoch war der Absatz gegenüber der traditionellen Steinkohle schwer. Dazu machten die Gruben sich auch untereinander Konkurrenz. 1899 schlossen sich deshalb 19 Gruben zu einem Verkaufssyndikat zusammen, um Briketts als Markenartikel unter dem Namen Union-Brikett mit einheitlichen Standards auf den Markt zu bringen.

[Bearbeiten] Beginn der Elektrizitätserzeugung aus Braunkohle

Das erste kleine Kraftwerk zur Elektrizitäts-Versorgung des Ortes Frechen entstand 1892 in der Grube Herbertskaul, das erste Kraftwerk mit einer Leistung von ca. 1 MW entstand 1899 in Verbindung mit der Zuckerfabrik Brühl an der Grube Berggeist. Das Kraftwerk Berggeist wurde 1906 durch die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG, Essen, übernommen. Damals begann die jetzt 100 Jahre dauernde Verbindung von Braunkohle und RWE. 1910 entstand zur Versorgung von Köln und Bergheim das 8 MW-Kraftwerk Fortuna im Nordrevier. 1912 - 1918 wurde dann das Kraftwerk Goldenberg von RWE in Knapsack gebaut, das erste Großkraftwerk auf der Braunkohle. Es hatte 1918: 90 MW (1932: 500 MW). Darüber hinaus erzeugte jede Brikettfabrik seit etwa 1900 ihren eigenen Strom, den sie -wenn nicht benötigt- ins Stromnetz einspeiste (siehe dazu auch Artikel Kohleveredlung). Die preiswerte Energie zog auch erste energieintensive Chemiewerke an, so 1907 das Kalkstickstoffwerk in Knapsack, das seinen Strom anfangs auch selbst erzeugte.

[Bearbeiten] Das Revier zwischen den Weltkriegen

Die Kohleförderung vor dem 1. Weltkrieg von 21,2 Mio. t 1913 wurde erst 1924 wieder erreicht und verdoppelte sich bis 1929 auf 53,1 Mio. t/a. Die Weltwirtschaftskrise hatte auch Auswirkungen auf die Braunkohleförderung. Sie ging um ca. 15 Mio.t zurück und erreichte zwischen 1933 bis 1944 ihren Höchststand mit fast 65 Mio. t. Der Schwerpunkt der Förderung verlagerte sich auf das Nordrevier. Die ersten Gruben im Südrevier schlossen schon 1931 (Maria Glück) und 1933 (Roddergrube). Seit 1920 war RWE das beherrschende Unternehmen, weil Hugo Stinnes die Aktien der Roddergrube übernehmen konnte. Die Konzerngesellschaften stellten 1932 nach Übernahme der später verkürzt so genannten Rheinbraun etwa 60% der Belegschaft von insgesamt 12404 Personen und 70 % der 645 Brikettpressen im Bereich der Ville.

Der größte Zuwachs kam aber über die Steigerung der Elektrizitätserzeugung. Waren auf der Ville 1914 erst 38 MW in den beiden Kraftwerken installiert, so brachte es 1932 das Goldenberg Werk auf 500 MW, Fortuna auf 174 MW und Frimmersdorf auf 90 MW (und die Brikettfabriken noch 11 MW an Überschussenergie).

Die Chemische Industrie entwickelte sich rapide. 1927 entstand in Knapsack das Natrium- , Chlor- und Chlorkalkwerk der Degussa. Das Martinswerk in Bergheim fabrizierte Aluminiumoxid und Tonerdehydrat.

[Bearbeiten] Das Revier heute

Kraftwerk Weisweiler
vergrößern
Kraftwerk Weisweiler

[Bearbeiten] Kraftwerke

Die Kraftwerke werden nun immer größer: Das Kraftwerk Goldenbergwerk wurde von 500 MW bis 1950 auf 830 MW ausgebaut, 1993 aber durch einen Neubau ersetzt, der seine Hauptaufgabe in der Versorgung der nahen Industrie und der Stadt Hürth mit Prozessdampf und Fernwärme hat. Nun hat es eine Leistung von 171 MW. Mit zwei modernen Wirbelschichtkesseln werden jährlich 1,3 Mrd kWh aus 1,6 Mio t Kohle erzeugt.

1953/1955 wurden die ersten drei Blöcke des neuen Kraftwerk Weisweiler (Stadt Eschweiler) mit 350 MW errichtet, das dann bis 1975 auf 2258 MW mit zwei Blöcken von ca. 600 MW erweitert wurde. Kohleeinsatz 2003 20,9 Mio. t für 18,3 Mrd. kWh. Der Tagebau Inden wurde gleichzeitig 1953 nur zur Kohleversorgung dieses Kraftwerks aufgeschlossen.

Das Kraftwerk Frimmersdorf (Stadt Grevenbroich) wurde von 1955 bis 1970 bis zu einer Leistung von 2136 MW netto ausgebaut mit 12 Blöcken von 150 MW und 2 Blöcken von 300 MW und einem Kohleverbrauch 2003 von 22,2 Mio. t für 17,0 Mrd. kWh.

Das Kraftwerk Neurath (Stadt Grevenbroich) wurde 1972 bis 1976 mit 2 Blöcken von 300 MW und 2 Blöcken von je 600 MW errichtet. Es verbraucht 18,9 Mio t Kohle für 16,5 Mrd. kWh. Seit Januar 2006 werden zwei neue Blöcke mit optimierter Anlagetechnik (BoA) mit je 2100 MW errichtet, die 2009 oder 2010 ans Netz gehen sollen. Bei der offiziellen Grundsteinlegung am 23. August 2006 waren auch der Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Bundeskanzlerin Angela Merkel anwesend und machten so die Wichtigkeit des Baus deutlich.

Das Kraftwerk Niederaußem (Stadt Bergheim), geplant in den 1960er Jahren als Kraftwerk Fortuna IV, ersetzte die von 1912 bis 1988 produzierenden Kraftwerke Fortuna I, II und III ab 1963 mit 2 Blöcken von 150 MW, 4 Blöcken mit je 300 MW, 2 Blöcken mit je 600 MW und dem 2003 eingerichteten 1000 MW Block eines Braunkohlekraftwerks mit optimierter Anlagetechnik (BOA) mit aktuell 3864 MW brutto und 3627 MW netto. Kohleverbrauch 2003: 23,7 Mio. t für 24,1 Mrd. kWh noch ohne Berücksichtigung des BOA-Blocks.

[Bearbeiten] Kohleveredlung

Der Höhepunkt der Briketterzeugung war in den 1950er Jahren. Damals wurden pro Jahr über 40 Mio t Rohbraunkohle zu Briketts gepresst. Der Kohleeinsatz in den heute noch bestehenden drei Werken der Kohleveredlung ist demgegenüber gering. Bei einer Kapazität von 17 Mio. t Rohkohle pro Jahr werden zur Zeit durchschnittlich nur 10,6 Mio t eingesetzt. Hauptsächlich wird auch hier nur Kohlenstaub erzeugt für den Einsatz in industriellen Großfeueranlagen. Nur der Kohleveredlungsbetrieb Fortuna-Nord stellt dazu noch Braunkohlekoks her, der Kohleveredlungsbetrieb Frechen stellt als einziger noch zur Hälfte aus seiner 1,7 Mio t Trockenkohlefabrikation wiederum etwa zur Hälfte Hausbrand- und zur Hälfte Industriebrikett her. Dennoch werden auch in den beiden anderen Fabriken noch Brikettpressen vorgehalten. Der Rückgang des Brikettverbrauchs hält auch heute noch an. So gab es beispielsweise im wiedervereinigten Berlin 1990 noch fast eine halbe Million Wohnungen mit Ofenheizung, 2002 waren es noch 60000. Wurden dort 1991 noch 1,8 Millionen Tonnen Braunkohlenbriketts verfeuert, so waren es 2004 nur noch etwa 25000.

[Bearbeiten] Tagebaue

Absetzer im Tagebau Inden
vergrößern
Absetzer im Tagebau Inden
Tagebau Hambach, NASA-Satellitenaufnahme
vergrößern
Tagebau Hambach, NASA-Satellitenaufnahme

Die Rohkohleförderung erreichte in den 1970er Jahren 120 Mio t/a. Nach dem Auslaufen der Tagebaue des Mittleren Reviers und deren Rekultivierung fördern heute nur noch drei Großtagebaue: Garzweiler (Garzweiler II wurde Mitte Juni 2006 in Angriff genommen), Tagebau Hambach und im Westrevier der Tagebau Inden.

[Bearbeiten] Konzentration

1960 übernahm RWE auch die BIAG des Westreviers. Nun gab es bis zur Wiedervereinigung praktisch nur eine Gesellschaft der Braunkohleindustrie. Die Braunkohleförderung und -Verstromung im Mitteldeutschen Braunkohlerevier wird seit der Restrukturierung dort durch Vattenfall betrieben.

[Bearbeiten] Zukünftige Planungen

Die Tagebaue Hambach und Garzweiler II werden nach heutigen Planungen etwa um das Jahr 2040-45 ausgekohlt sein. Der Tagebau Inden wird etwa zehn Jahre früher die Förderung einstellen.

Jedoch wird derzeit eine umfassende Modernisierung der rheinischen Braunkohlekraftwerke durchgeführt. Diese könnte wegen des höheren Wirkungsgrades der neuen Kraftwerksblöcke den Abbau zeitlich in die Länge strecken. Dennoch ist damit zu rechnen, dass die derzeit genehmigten Abbauflächen zwischen 2050 und spätestens 2060 erschöpft sind.

Der Aufschluss eines neuen Tagebaus braucht wegen der langwierigen Genehmigungsverfahren und der umfangreichen Vorarbeiten, einschließlich der erforderlichen Umsiedlungen recht lange. Daher wird im Rheinland damit gerechnet, dass RWE Power bis spätestens 2015 den Antrag auf Errichtung des Tagebaus Erp / Irresheim - in anderen Publikationen auch Tagebau Nörvenich genannt - stellt. In dem Gebiet zwischen Nörvenich, Erftstadt-Lechenich und Zülpich wurden ca. 1,4 Milliarden Tonnen abbauwürdige Braunkohle festgestellt. Dies entspricht etwa der Kohlemenge des Tagebaus Garzweiler II. Das Terrain bietet sich nicht nur wegen der dort befindlichen Kohlevorräte, sondern auch wegen der relativ dünnen Besiedlung an.

[Bearbeiten] Umsiedlung und Ökologie

Probleme des Braunkohleabbaus und damit zusammenhängende Fragen werden im Braunkohleausschuss bei der Bezirksregierung Köln verhandelt, in dem Politik, Industrie und Umweltverbände vertreten sind.

Von den Umweltverbänden wird dabei immer wieder die enge Verbindung zwischen Kommunal- und Landespolitik einerseits und dem RWE andererseits beklagt. Das macht den Braunkohleausschuss in den Augen der Umweltverbände zu einem sehr einseitig entscheidenden Gremium.

Die Problematik des Abbaus ist vielseitig. Hier die wichtigsten Problembereiche:

[Bearbeiten] Wasserhaltung

Um die Tagebaue trocken zu halten, ist ein umfangreiches Abpumpen des Grundwassers bis in Tiefen von mehr als 500m erforderlich. Das führt zum Trockenfallen von Bächen und Feuchtgebieten, welche deshalb künstlich bewässert werden müssen. Zudem entstehen durch die sich verändernden Bodenstrukturen weiträumige Bodensetzungen, teilweise bis in Entfernungen von 15 bis 20km vom Tagebau. Das Grundwasser in solchen Tiefen hat außerdem eine sehr lange Regenerationszeit.

Die Kritiker der Tagebaue werfen dem Betreiber auch vor, dass es nur ein sehr mangelhaftes Wissen über die Grundwasserströme in größerer Tiefe gibt. So kam es im Jahr 2003 zu einem großen Wassereinbruch im Tagebau Hambach, als über mehrere Monate 40°C heißes Wasser in den Tagebau strömte. Befürchtungen, dass dieses Wasser eventuell in Zusammenhang mit den Aachener Thermalquellen stehen könnte, wurden nicht völlig entkräftet.

[Bearbeiten] Feinstaubbelastung

Messungen am Rand der Tagebaue haben ergeben, dass die durch den Abbau hervorgerufenen Feinstäube deutlich über den EU-Grenzwerten liegen. Wäre der Tagebau eine vielbefahrene Strasse, müsste er zwei Drittel des Jahres gesperrt werden. Ob die von RWE Power veranlassten Gegenmaßnahmen entsprechend wirkungsvoll sind, bleibt abzuwarten.

[Bearbeiten] Klimaveränderung

Die hohen Außenkippen haben einen erheblichen Einfluss auf das Lokalklima. Dass ein aus der Ebene herausragender Berg wie die Sophienhöhe Schatten wirft, Wind und Regen beeinflusst, ist leicht zu begreifen. Die Abholzung von Altwäldern wie dem Hambacher Forst soll zwar durch Neuanpflanzungen kompensiert werden, doch dauert es einige Jahrzehnte, bis die Jungbäume eine adäquate Größe erreicht haben.

[Bearbeiten] Restlöcher

Die drei momentan betriebenen Großtagebaue können nicht mehr komplett verfüllt werden. Dazu fehlt zum einen die geförderte Kohle und zum anderen das auf Außenkippen abgelagerte Deckgebirge. Die Sophienhöhe als größte Außenkippe hat ein Volumen von etwa 10 km³. Diese Erdmengen können nicht wieder in das Tagebaurestloch zurückgekippt werden. Daher wird geplant, die Restlöcher mit Wasser zu befüllen. Die Ausmaße dieser Seen wären beträchtlich: Der Restsee des Tagebaus Inden hätte z.B. die Größe des Tegernsees, der Restsee des Tagebaus Hambach würde von der Wassermenge in Deutschland nur vom Bodensee übertroffen. Und dies bei Seen, die keinen natürlichen Zu- und Abfluss haben. Wie diese großen Wassermengen in die Löcher geleitet werden könnten, wird derzeit diskutiert. Wenn man nicht die Flüsse Rur und Erft für Jahrzehnte zu kleinen Rinnsalen machen will, bleibt eigentlich nur der Bau einer Rohrleitung vom Rhein zu den Tagebauen.

Welche Auswirkungen diese großen Wasserflächen auf das Klima des Rheinlands haben werden, ist noch unklar. Bis die geplanten Seen vollständig gefüllt sind, wird es auch noch geraume Zeit dauern. Derzeitige Schätzungen sprechen vom Jahr 2100. RWE Power jedenfalls hebt vor allem den touristischen Effekt hervor, der aber erst in frühestens 70 Jahren beginnen kann.

[Bearbeiten] Archäologische Verluste

Ausgrabungsgelände des LV Rheinland in Otzenrath
vergrößern
Ausgrabungsgelände des LV Rheinland in Otzenrath

Was die Bagger abgraben, ist unwiederbringlich zerstört. Das gilt auch für archäologische Fundstätten. Trotz intensivem Personaleinsatz durch den zuständigen Landschaftsverband Rheinland können mindestens 50% der Fundstellen von der Steinzeit bis ins Spätmittelalter nicht ausgewertet werden.

[Bearbeiten] Umsiedlung

verlassenes Eigenheim in Holz
vergrößern
verlassenes Eigenheim in Holz

Durch die komplette Umsiedlung von über Jahrhunderten gewachsener Dörfer verlieren nicht nur deren Bewohner ihre Heimat und ihre geschichtlichen Wurzeln. Auch die sozialen Bezüge, in denen die Bewohner lebten, brechen teilweise weg. Zwar bemüht sich RWE, die Bewohner wieder in geschlossenen Siedlungsgebieten anzusiedeln, doch gelingt dies nicht vollständig. Pendler z.B., deren täglicher Weg zum Arbeitsplatz deutlich länger wird, siedeln sich in anderen Orten an. Landwirte werden oft über 40km oder mehr hinweg auf frisch rekultivierte Ackerflächen umgesiedelt.

Zudem gibt es immer wieder Streitigkeiten über die Entschädigungssummen. Da RWE Power der Entschädigung den Zeitwert der Gebäude zugrunde legt, reicht dieses Geld häufig nicht aus, ein Haus in etwa vergleichbarer Größe neu zu bauen. Die Größe des umliegenden Gartenlandes wird nur selten wieder erreicht.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

THIS WEB:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2007:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Static Wikipedia 2006:

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - be - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - closed_zh_tw - co - cr - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - haw - he - hi - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - ms - mt - mus - my - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - ru_sib - rw - sa - sc - scn - sco - sd - se - searchcom - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sq - sr - ss - st - su - sv - sw - ta - te - test - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tokipona - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu