Radegast (Anhalt)
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Wappen | Karte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Köthen / Anhalt | |
Verwaltungsge- meinschaft: |
Südliches Anhalt | |
Koordinaten: | Koordinaten: 51° 39′ N, 12° 6′ O 51° 39′ N, 12° 6′ O | |
Höhe: | 81 m ü. NN | |
Fläche: | 3,95 km² | |
Einwohner: | 1236 (30. Juni 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 313 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 06369 (alt: 4375) | |
Vorwahl: | 034978 | |
Kfz-Kennzeichen: | KÖT | |
Gemeindeschlüssel: | 15 1 59 035 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: |
VWG Südliches Anhalt Hauptstraße 31 06369 Weißandt-Gölzau |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Michael Graf (SPD) | |
Radegast liegt zwischen den Städten Köthen (Anhalt), Bitterfeld, Wolfen und Dessau. Hier grenzt auch der Landkreis Köthen an den Landkreis Bitterfeld. | ||
Radegast ist eine Kleinstadt in der Verwaltungsgemeinschaft Südliches Anhalt in Sachsen-Anhalt im Landkreis Köthen. Sie ist die kleinste Stadt in Sachsen-Anhalt und liegt rund 13 km südöstlich der Kreisstadt Köthen (Anhalt).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Die Gemarkung Radegast grenzt im Südosten an das Naturschutzgebiet "Cösitzer Teich" und im Süden an das Landschaftsschutzgebiet Fuhneaue.
[Bearbeiten] Geologie
Radegast liegt am Rand der Köthener Kulturebene. Dieser Rand steigt unvermittelt aus der Fuhneniederung auf, so dass der Höhenunterschied in Radegast zwischen Wiesengrund und höchstem Punkt auf kurzer Entfernung etwa 6 m beträgt. Die Stadt liegt inmitten einer weitläufigen früheren Moor- und Sumpflandschaft, deren Oberland bereits früher sehr fruchtbar war. In der Radegaster Chronik ist dazu vermerkt: "Der Unterboden dieser Gegend ist nicht schlecht, aber sein Wert wird durch die große Nässe herabgemindert. Die obere, etwa fußtiefe Schicht ist ein Wiesenmergel, der durch die üppige Gras- und Sumpfvegetation sehr humos und durch die Kalkabscheidungen des stehenden Wassers stark kalkhaltig geworden ist. Dann folgen Moor und vielfach Torf, der früher weiter nach Osten zu, in der Vogtei, in großen Mengen zur Verwendung als Heizmaterial gestochen wurde. Den Abschluss der Oberschicht nach unten bildet wasserundurchlässiger Ton. Starke Gerölleinmischungen, die sich schon in geringer Tiefe finden, sind die Hinterlassenschaft eines Urstromes, der sich zur Eiszeit hier breit, seicht und träge am Südrand der abschmelzenden Gletscher hinschob. Die Bodenverhältnisse sind auch bis heute noch so, obwohl die Kulturarbeit den Boden im Fuhnetal wesentlich verbessert haben. Der tief liegende Lößboden trägt Zuckerrüben und Weizen in reicher Fülle. Unten ist das Land moorig, kiesig, feucht." [1]
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Nachbargemeinden von Radegast sind die Gemeinde Weißandt-Gölzau im Norden, die Gemeinde Zehbitz im Osten, die Stadt Zörbig im Süden und der Ortsteil Cösitz der Stadt Zörbig im Westen.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Neben dem historischen Ortskern umfasst die Stadt Radegast die in den 1930er Jahren errichtete Siedlung (früher "Siedlung Heimat"), die - abgetrennt durch den Sportplatz und den Reitplatz - in östlicher Richtung an den historischen Stadtkern anschließt. Sie erstreckt sich bis zum Bürgerpark und umfasst etwa die Hälfte des Stadtgebietes.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Ort Radegast wurde 1244 erstmals als Besitz der "Frates de Radegiz" (Gebrüder von Radegast) urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Ort mehrmals den Besitzer, was urkundliche Erwähnung fand. Im Jahr 1612 wurde Radegast fürstliches Amt. Die Stadt- und Marktrechte wurden dem Ort im Jahr 1727 verliehen. Das Stadtrecht wird jedoch erst seit 1852 wahrgenommen. Mit der Sanierung des alten Dammes durch die Fuhneniederung in den Jahren 1686 bis 1688 zwischen Radegast und der Nachbarstadt Zörbig wurde eine wichtige Handelsstraße zwischen Magdeburg und Leipzig geschaffen. 1688 wurde als Grenzstein zwischen den damaligen Ländern Sachsen und Anhalt-Dessau der "Theure Christian" errichtet. 1702 ist Radegast zum Marktflecken erhoben worden. Im selben Jahr begann der Bau der ersten Radegaster Kirche. Der Kirchturm stürzte jedoch bereits im Jahr 1752 wieder ein und wurde noch im selben Jahr neu aufgebaut. Aus dieser Zeit stammen die beiden historischen Gasthöfe der Stadt, die noch heute existieren.
In den Jahren um 1780 trieb ein Falschmünzer - der Apotheker Ziervogel - in der Gemeinde sein Unwesen, bis er schließlich im Jahr 1786 verhaftet wurde. Während der Befreiungskriege (1813 bis 1815) hatte der schwedische Kronprinz und Oberbefehlshaber der Nordarmee, Karl-Johann, in Radegast im Oktober 1813 vor der Völkerschlacht bei Leipzig kurzzeitig sein Hauptquartier. 1820 bekam der Ort eine Postanstalt, die zunächst in einem Gasthof untergebracht war. Das heute noch existierende "Kaiserliche Postamt" in der Bahnhofstraße wurde zwischen 1871 und 1874 eröffnet und wickelte die Postgeschäfte für die Orte Radegast, Wehlau, Lennewitz (heute beide zu Zehbitz), Riesdorf, Cosa, Fernsdorf (heute beide zu Prosigk), die Station Weißandt (heute zu Görzig), Priesdorf (Ortsteil von Cösitz) und Cösitz (heute Stadtteil von Zörbig) ab. 1929 wurde im Postgebäude ein Fernmelde-Selbstanschlussamt errichtet und das Postamt in eine Postagentur umgewandelt. Die für die Stadt und ihre Umgebung wichtige Institution wurde am 6. April 1999 geschlossen.
Radegast wuchs in den folgenden Jahren immer weiter an. 1867 lebten in der Stadt laut Kirchenregister 885 Einwohner. Bereits seit 1859 gab es die Likörfabrik H. Kahleyß & Co. die mit ihren "Kalcora"-Produkten zeitweise den anhaltischen Hof belieferte. 1864 wurde eine Zuckerfabrik gegründet und 1865 eröffnet. In ihr arbeiteten zeitweilig bis zu 160 Menschen. Ein 120 m hoher Schornstein der Fabrik stürzte noch vor seiner Fertigstellung im September 1865 ein. Die Zuckerfabrik wurde im Jahr 1930 abgebrochen, einige der alten Bauten sind aber heute noch erhalten.
1874 wurde das Kirchenschiff neu gebaut. Auch der Kirchturm wurde erheblich aufgestockt. Seine Höhe beträgt seitdem etwa 35 m.
Die Teilstrecke Köthen-Radegast der Eisenbahnstrecke wurde am 28. November 1896 eingeweiht, am 9. Dezember 1897 folgte der Abschnitt Radegast-Dessau. Mit der Eröffnung der Strecke zwischen Radegast und Zörbig am 8. August 1898 war das Netz komplett in Betrieb. Ihr Ende fand die Radegaster Eisenbahngeschichte mit der Demontage der Bahnstrecke nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 21. März 1946 wurde der Bahnbetrieb eingestellt; die Bahn musste als Reparationszahlung an die Sowjetunion abgetreten werden.
Auch das kulturelle Leben der Stadt gedieh: 1859 wurde der Gesangsverein "Concordia" gegründet, 1863 der Verein "Harmonie". Ein "Krieger- und Landwehrverein" folgte 1873, ebenso die Freiwillige Feuerwehr. 1911 wurde der Fußballverein "Britannia" gegründet, 1919 der Gartenverein für Arbeiter und 1923 eine weitere Kleingartensparte, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges den Handwerkern und dem Mittelstand vorbehalten blieb. 1925 hatte die Stadt bereits 911 Einwohner. Auch wurde in diesem Jahr ein neues Rathaus eingerichtet, welches zwischen 1931 und 1933 grundlegend saniert wurde. Im Jahr 1934 wurde der Bau des neuen Schulgebäudes begonnen, im darauf folgenden Jahr wurde er fertig gestellt und eingeweiht. Bis weit in die 1990er Jahre hinein wurden hier noch Schüler unterrichtet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - im Jahr 1951 - begann die Pferdezucht auf der Domäne in Radegast. Viele erfolgreiche Sport- und Reitpferde hat das Radegaster Gestüt in seiner traditionsreichen Geschichte hervorgebracht. Das "Landgestüt des Landes Sachsen-Anhalt" befand sich von 1991 bis zur Verlegung nach Prussendorf im Jahre 1997 in Radegast. 1999 wurde das Gestüt privatisiert.
Seit 1. April 1994 gehört Radegast einer Verwaltungsgemeinschaft an. Diese hieß zunächst "Gölzau-Görzig-Radegast", später dann "Anhalt-Süd". Seit 1. Januar 2005 bilden die ehemaligen Verwaltungsgemeinschaften "Anhalt-Süd", "Oberes Ziethetal" und "Fuhneaue" nun die Verwaltungsgemeinschaft Südliches Anhalt|Verwaltungsgemeinschaft "Südliches Anhalt".
[Bearbeiten] Historische Gebäude in der Stadt
[Bearbeiten] Religionen
Erst seit dem Jahr 1702 gibt es in Radegast eine eigenständige Kirchengemeinde. Zuvor war Radegast Teil der Kirchengemeinde Großweißandt (heute Weißandt-Gölzau). Der erste Radegaster Pfarrer hieß Ephraim Gottlieb Bobbe und wirkte zwischen 1703 und 1715 im Ort.
Heute besitzt Radegast eine evangelische Kirche. Seit 1945 besitzen Anhänger des katholischen Glaubens in der Kirche ein Gastrecht. Der Großteil der Bevölkerung ist jedoch entweder evangelisch oder konfessionslos. Die Radegaster Kirchengemeinde pflegt seit 1987 eine Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Billigheim-Ingenheim.
Pfarrer in Radegast
- Friedrich Herbst (1870 - 1878)
- August Schönemann (1878 - 1882)
- Andreas E. Fritsche (1882 - 1885)
- Friedrich Lohse (1886 - 1898)
- Ernst Hennigs (1898 - 1905)
- Heinrich Rohden (1905 - 1917)
- Walter Heide (1917 - 1920)
- Kurt Laute (1920 - 1932)
- Alfred Göhler (1932 - 1934)
- Otto Rose (1934 - 1936)
- Martin Eschebach (1936 - 1938)
- Heinrich Wenzel (1938 - 1949)
- Hans-Joachim Kirchert (1950 - 1978)
Die Pfarrstelle wurde nach dem Ausscheiden Kircherts nicht wieder besetzt. Die Kirchengemeinde wurde stattdessen wieder vom Nachbarort Weißandt-Gölzau aus mit betreut. Seitdem waren als Pfarrer für Radegast zuständig:
- Dr. Andreas Lischke (1978 - 1984)
- Joachim Hegner (1984 - 1985)
- Andreas Müller (1987 - 2001)
- Gemeindepädagogin Anke Zimmermann (seit 2001)
Heute wird die Kirchengemeinde von Görzig aus mit betreut. Pfarrer ist zur Zeit Dr. Andreas Karras.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
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¹ Die Chronik der Stadt Radegast (veröffentlicht 1989) gibt zwei unterschiedliche Zahlen ohne ein genaues Datum an.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Stadtrat
Der Stadtrat wurde zuletzt gewählt im Jahr 2004. Stimmberechtigt waren 1135 Personen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,58 % (540 Personen). Nach der Gemeindeordnung des Landes Sachsen-Anhalt beträgt die Amtsdauer der Gemeinderäte fünf Jahre. Die nächsten Stadtratswahlen finden im Jahr 2009 statt.
Wahlergebnisse
- CDU: 35,07 % (544 von 1551 Stimmen) = 4 Sitze
- SPD: 61,64 % (956 von 1551 Stimmen) = 8 Sitze
- FDP: 3,29% (51 von 1551 Stimmen) = 0 Sitze
Stadträte
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