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Karl XIV. Johann (Schweden)

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Karl XIV. Johann
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Karl XIV. Johann

Karl XIV. Johann (* 26. Januar 1763 in Pau, Frankreich; † 8. März 1844 in Stockholm) war französischer Kriegsminister, Marschall von Frankreich, Prinz[1] von Pontecorvo, Oberbefehlshaber der alliierten Nordarmee gegen Napoléon sowie König von Schweden und Norwegen (als Karl III. Johann) von 1818 bis 1844. Sein eigentlicher Name war Jean-Baptiste Jules[2] Bernadotte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kurzbiografie

Jean-Baptiste Bernadotte war ein französischer Revolutionsgeneral, der nach der französischen Eroberung Belgiens, Hollands und des linken Rheingebietes unter Napoléon Bonaparte in der Italienarmee kämpfte. Als kurzzeitiger Kriegsminister und angesehener Militär war er Konkurrent Napoléons und einer der wenigen, die den Aufstieg des Korsen vielleicht hätten verhindern können. Seine Frau Desirée Clary, eine ehemalige Verlobte Napoléons, war allerdings die Schwägerin von Joseph Bonaparte. Zwischen Napoléon und ihm herrschte eine Art Hass-Liebe.

In der Kaiserzeit wurde Bernadotte einer der 14 aktiven Marschälle vom 19. Mai 1804, mit denen Napoléon seine Feldzüge führte. Er nahm u.a. an den Schlachten bei Austerlitz und Wagram teil und jagte erfolgreich Blücher nach Lübeck, wo er ihn gefangen nahm.

König Karl XIV. Johann, gemalt von Fredric Westin
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König Karl XIV. Johann, gemalt von Fredric Westin

In seiner Zeit bis 1810 war er Gouverneur des Kurfürstentums Hannover, von Ansbach und der Hansestädte. Vom Kaiser erhielt er den Titel eines Prinzen[1] von Ponte Corvo und weitere Ehrungen. Nach der Schlacht von Wagram hatte er sich mit dem Kaiser zerstritten, führte aber erfolgreich die Verteidigung Frankreichs, als die Engländer in Holland landeten.

1810 wurde er von König Karl XIII. (Schweden) der kinderlos war, als Kronprinz adoptiert. Bernadotte wurde nun als Karl Johann Schwede und trat zum evengelisch-lutherischen Glauben über. Da Schweden mit Norwegen in Personalunion verbunden war wurde er auch norwegischer Kronprinz und später König.

Als in den folgenden französischen Feldzügen Schwedisch-Pommern widerrechtlich besetzt wurde und Schweden immer größeren französischen Repressalien ausgesetzt wurde, begann Karl Johann Napoléons Gegner zu unterstützen. So riet er Zar Alexander I. zu der Rückzugstaktik, die den französischen Russlandfeldzug zur Katastrophe werden ließ. 1813 stellte er sich mit schwedischen Truppen gegen Napoléon und wurde Oberbefehlshaber einer von drei Armeen der Koalition, der sogenannten Nordarmee, bestehend aus Preußen, Russen und Schweden. Unter ihm errang von Bülow den Erfolg bei der Schlacht bei Großbeeren und Dennewitz. Aufgrund seines Plans kam es zur Völkerschlacht bei Leipzig, an der er zwar zögerlich teilnahm, zu deren Erfolg er aber beitrug. Im weiteren Feldzug weigerte er sich, auf französischem Boden zu kämpfen, um Frankreich zu vernichten, obwohl Zar Alexander in ihm Napoléons Nachfolger sah. Stattdessen führte er einen Anschluss Norwegens an Schweden durch.

In der Folgezeit begründete er Schwedens Neutralitätspolitik und beteiligte sich nicht an der Koalition gegen Napoléon während der Herrschaft der hundert Tage. 1818 wurde Bernadotte als Karl XIV. Johann König von Schweden und als Karl III. Johann König von Norwegen. In Schweden regiert die Dynastie Bernadotte noch heute.

[Bearbeiten] Quellenkritik

Bernadottes Leben und Handeln ist umstritten. Wenn er in Veröffentlichungen von Zeitzeugen bis in die heutige Zeit teilweise negativ dargestellt wird, so können vor allem seine Biografen ein besseres Licht auf ihn werfen. Vorhaltungen bei den Schlachten bei Auerstedt und Jena, Wagram, Großbeeren, Dennewitz und Leipzig und in seinem Verhalten Napoleon gegenüber verräterisch gehandelt zu haben, scheinen größtenteils unbegründet. Es ist in einigen Punkten sogar nachgewiesen, dass gezielte Verleumdungskampagnen - schon zu seinen Lebzeiten, aber vor allem auf preußisch/deutscher Seite danach - gegen ihn betrieben wurden, um z.B. Napoléon, Blücher, Bülow und die Preußen besser darzustellen.


[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Als Franzose vor Napoléons Regierungsführung

[Bearbeiten] Die Anfänge bis in die französischen Revolution hinein

Jean-Baptiste Bernadotte war das fünfte Kind des Henri Bernadotte (* 14. Oktober 1711, † 31. März 1780), eines Sachwalters beim Seneschall (heute entspräche dies einem Anwalt am Kreisgericht), und dessen Frau Jeanne de Saint Vincent. Er trat nach einer abgebrochenen Anwaltslehre 1780 in die französische Armee ein, in das eigentlich für Übersee bestimmte Marineinfanterie-Regiment Royal-la-Marine. Er diente u.a. auf Korsika, in Marseille und Grenoble, wo er am 7. Februar 1790 den Rang eines Feldwebels erreichte. Durch die Änderungen der französischen Revolution konnte er - wie viele andere auch - als Nichtadliger auch in die Offiziersränge aufsteigen. Die folgenden Beförderungen zum Hauptmann und Bataillonschef erhielt Bernadotte dank seiner Beliebtheit durch Wahlen bei der Truppe, wie es vorübergehend in der Revolution üblich wurde.

[Bearbeiten] In der Revolutionsarmee

In der französischen Revolutionsarmee kämpfte er im 36. Infantrieregiment anfänglich in der Rheinarmee u.a. bei Mainz (Mai 1793) unter dem Oberkommando von General Custine, der das linke Rheinufer erobern wollte, damit Frankreich mit dem Rhein "seine natürliche Grenze" erhalte. Diesem Gedanken einer "natürlichen Landesgrenze" blieb Bernadotte verhaftet; die spätere Annexion Norwegens zugunsten Schwedens liegt hier begründet.

In der Folge unterstützte Bernadottes Regiment die Nordarmee und er nahm an den Kämpfen von Hondschoote (September 1793) und Wattignies teil, in deren Folge sich der Feind hinter die Grenzen zurückziehen musste. Durch die Hinrichtung führender, in Ungnade gefallener Generäle wie Custine und Beauharnais durch das Terrorregimes des Öffentlichen Wohlfahrtsausschusses stiegen einige Soldaten wie Jourdan, Moreau, Masséna, Desaix, Lannes und Davout auf - so auch Bernadotte, der am 8. Februar 1794 Kommandeur eines Bataillons, am 4. April Kommandeur einer Halbbrigade mit 3.000 Mann wurde.

In den folgenden Offensiven der französischen Armee unter Jourdan, die bald die Sambre-Maas-Armee genannt wurde, tat sich Bernadotte durch besondere Tapferkeit hervor. So drängte er den österreichischen General Kray nach Maastricht zurück. Beim Sieg in der Schlacht bei Fleurus am 26. Juni 1794 hatte er entscheidenden Anteil, als er wankende Truppen aufhielt, mit 6 Bataillonen verlorenes Terrain zurückeroberte und die Österreicher bis an ihr Lager bei Chapelle d'Erlemont zurückjagte. General Kléber, unter dem Bernadotte stand und mit dem er sich im Laufe der Zeit befreundete, schlug ihn zum Brigadegeneral vor. Bernadotte erreichte mit seinen Truppen am 5. Oktober Neuss, musste sich aber auf Befehl Richtung Maastricht zurückziehen. In der Schlacht bei Aldenhoven (auch Schlacht bei Jülich genannt) am 2. Oktober hielt er mit 10.000 Mann einer Übermacht von 25.000 Gegnern stand, so dass die Franzosen unter dem Oberbefehl von Jourdan siegten. Am 22. Oktober 1794, zweieinhalb Jahre nach Erhalt des Unteroffizierrangs, wurde er Divisionsgeneral.

Als am 4. November 1794 Maastricht kapitulierte, wurde Bernadotte Garnisonskommandant bis zum Dezember, dann übernahm er im Januar 1795 in Köln das Kommando über die 4. Division, mit der er zwar Kreuznach eroberte, die sich aber wegen der anderen französischen Misserfolge durch Pichegru und Kléber ebenfalls zurückziehen musste. Auch im Deutschlandfeldzug 1796 war Bernadotte anfänglich erfolgreich und besetzte Würzburg, Bamberg und Nürnberg und schlug bei Montabaur, Hadamar und Limburg a.d. Lahn den Feind zurück, musste aber dem damals 25 jährigen Erzherzog Karl weichen, als dieser ihn durch ein Täuschungsmanöver mit der österreichischen Hauptarmee angriff. Jourdan wurde bei Würzburg geschlagen und dankte Anfang September ab. Letztlich galt die Sambre-Maas-Armee als vernichtet.

[Bearbeiten] Unter Napoléon in der Italienarmee

Bernadotte hoffte nach Indien, Mauritius, Réunion oder Amerika geschickt zu werden, jedoch erbat der unter Druck geratene General der Italien-Armee, Napoléon Bonaparte, Unterstützungstruppen, die ihm das Direktorium durch Bernadotte schickte. Die 20.000 Mann schafften die 1.000 Kilometer in kürzester Zeit und der Alpenübergang galt lange Zeit als vorbildlich. In Italien Anfang Februar angekommen, gab es Streit über die Unterbringung der Soldaten, in dessen Verlauf Bernadotte Berthier, Napoléons Generalstabchef, zum Duell auffordern wollte und seitdem eine Feindschaft zwischen beiden herrschte.

Am 3. März 1797 fand die erste Begegnung zwischen Napoléon und Bernadotte in Mantua statt. Bernadotte erhielt den Befehl über die 4. Division, die auf Wien marschieren sollte und ganz aus seinen zugeführten Truppen der Sambre-Maas-Armee bestand. Auf dem Weg dahin zeigte Bernadotte weiteren Mut, besetzte am 18. Palmanova. Am 19. eroberte er Gradisca, so dass sich Erzherzog Karl nur nach Norden zurückziehen konnte. Anschließend hatte Bernadotte die Aufgabe, Richtung Laibach (Ljubljana) zu marschieren und die dortige Gegend zu besetzen. An den dort eroberten Quecksilberminen von Idria bereicherte sich Napoléon mit 800.000 Francs, behielt die Hälfte und verteilte den Rest an Offiziere - u.a. Berthier 100.000, Bernadotte, Murat, Fraint und Junot jeweils 50.000.

In der Waffenstillstandszeit schickte Napoléon Bernadotte mit restlichen eroberten österreichischen Fahnen und einem Brief, in dem er schrieb, Bernadotte "... gehört heute zu den Offizieren, die am stärksten zum Ruhm der Italienarmee beitragen" nach Paris zum Direktorium. Dort wurde er mit großen Ehren empfangen und ihm wurde das Kommando von vier Divisionen im Süden Frankreichs angeboten, was er aber ablehnte. Am 13. Oktober traf er wieder in Italien ein und erhielt das Kommando über seine Division zurück, am 17. Oktober wurde der Friede von Campo Formio geschlossen.

[Bearbeiten] Botschafter in Wien, Januar bis Mai 1798

Kurzfristig war Bernadotte vom Direktorium als Nachfolger Naploéons, der die Englandarmee kommandieren sollte, für die Italienarmee vorgesehen. Als es jedoch zu einem Volksaufstand in Rom kam und eine militärische Strafexpedition erfolgen sollte, wurde die Italienarmee Berthier übertragen und Bernadotte wurde auf Empfehlung Napoléons Botschafter in Wien. Seit der Vollstreckung des Todesurteils an Marie-Antoinette - einer Tante Kaiser Franz II. des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation - hatte es keine diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich gegeben. Bernadotte empfing in dieser Zeit Künstler, zu denen Rodolphe Kreutzer, Johann Nepomuk Hummel, und Ludwig van Beethoven gehörten.

Als Bernadotte den Wunsch des Direktoriums erhielt, die Botschaft mit republikanischen Farben zu schmücken, ließ er am 13. April 1798 um 8 Uhr abends die Trikolore hissen, was zu einem Volksauflauf von 3.000 Personen führte. Das Hissen der Landesflagge war zu dieser Zeit für Botschaften noch nicht typisch, die Trikolore wie alles Revolutionsfranzösische bei den Österreichern verhasst. Infolge des Tumultes wurde das Erdgeschoss der Botschaft gestürmt und verwüstet und die Fahne verbrannt. Bernadottes Adjutant Gérard rettete ihm hierbei das Leben. Da dieser Auflauf insgesamt fünf Stunden dauerte und trotz dreier Schreiben Bernadottes an den österreichischen Minister Thugut die Polizei bzw. das Militär der nahegelegenen Kaserne erst spät in der Nacht stärker einschritt, sah Bernadotte hierin eine gezielt gesteuerte Verletzung des Völkerrechts und verlangte die Pässe.

Nach diesem Vorfall reiste Bernadotte mit seinem Gefolge aus Österreich ab. Um einen Krieg zwischen beiden Ländern zu vermeiden - Napoléon wollte sich zu seinem Ägyptenfeldzug einschiffen und Außenminister Talleyrand sollte zuvor in die Türkei abreisen, die Türken beschwichtigen - entschuldigten sich sowohl der spätere österreichische Kaiser wie auch Talleyrand für Frankreich für diesen Vorfall und Bernadotte wurde gerügt. Das Direktorium, dem gegenüber er alles aufklären konnte, billigte sein Verhalten und er wurde am 27. Mai zum bevollmächtigten Gesandten in Den Haag ernannt, was er jedoch dankend ablehnte.

Dieser Vorfall fand in ganz Europa Beachtung, da ein hierdurch ausgelöster Krieg nicht ausgeschlossen schien. Zur Erinnerung trägt die Straße in Wien, an der die Botschaft lag, den Namen Fahnengasse.

[Bearbeiten] Heirat und Oberbefehlshaber in Mainz, Ehrendoktor

Am 17. August 1798 heiratete er Désirée Clary, die Tochter eines reichen Händlers aus Marseille. Delikat, dass Désirée seit April 1795 Napoléons Verlobte gewesen war, bis dieser im März 1796 Joséphine de Beauharnais heiratete. Désirées Schwester Julie war mit Joseph Bonaparte verheiratet und Bernadotte somit Schwager von Joseph, des Bruders Napoléons, der später König von Neapel (1806 - 1808) und König von Spanien (1808 - 1813) wurde. Bernadotte verstand sich sowohl mit Joseph, der auch Trauzeuge war, als auch mit Lucien Bonaparte sehr gut. Napoléon schätzte er, lehnte aber den Ägyptenfeldzug ab, weil er mangels französischer Seehoheit an ein Scheitern und damit an die Sinnlosigkeit des Unternehmens glaubte.

Am 10. Oktober wurde Bernadotte zur Mainzer Armee versetzt und hatte sein Hauptquartier in der Universitätsstadt Gießen. Wegen seines Engagements zugunsten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und der Wissenschaft - er verhinderte auf Einschreiten des Rektors Crome, dass Sammlungen der Universität nach Paris gebracht wurden - wurde ihm am 17. Dezember der Ehrendoktor der Philosophie verliehen.

Später vermittelte Crome den Geheimvertrag zwischen den Franzosen unter Bernadotte und dem Landgrafen von Hessen. Die dafür angebotene Belohnung wies Bernadotte mit der brüsken (antisemitischen) Frage ab, ob Crome ihn für einen Juden halte.

Als Joubert sich als unzureichend erwies, ernannte man Bernadotte am 10. Februar 1799 zum Oberbefehlshaber der Italienarmee, der schwere Bedenken aufgrund der mangelnden Truppenstärke hatte. Kriegsminister Schérer übernahm aufgrund Bernadottes Empfehlung an Barras selbst das Oberkommando. Letzterer erhielt am 21. Februar, rückdatiert auf den 5., das Oberkommando der Rheinischen Observationsarmee. Als im erneuten Krieg gegen Österreich diese Armee mit der Helvetien- und der Donauarmee unter Jourdans Kommando zusammengelegt wurde, begab sich Bernadotte wegen "Bluthustens" in Kur.

[Bearbeiten] Kriegsminister und Vaterschaft

Lucien Bonaparte, der mit Bernadotte befreundet war, gemalt von François-Xavier Fabre, nach 1800
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Lucien Bonaparte, der mit Bernadotte befreundet war, gemalt von François-Xavier Fabre, nach 1800

Auf Anraten von Lucien und Joseph Bonaparte schlug Direktor Gohier Bernadotte als Nachfolger des allgemein für unfähig gehaltenen Milet-Mureau zum Kriegsminister vor. Am 2. Juli 1799 wurde Bernadotte einstimmig vom Direktorium gewählt. Zwei Tage später kam sein Sohn Oscar, der spätere Oskar I. von Schweden und Norwegen, auf die Welt. Als Pate kann Désirées ehemaliger Verlobter Napoléon Bonaparte angenommen werden.

Zur Zeit Bernadottes Kriegsminsteramtes gab es 260 000 Soldaten, die von allen Seiten durch äußere Feinde wie im Inneren durch die Royalisten bedroht waren. Er ordnete die Finanzen, ging gegen Korruption vor, richtete neue Rekrutencamps ein und verbesserte die Versorgung der Truppen. Als Jourdan, Augereau und Saliceti versuchten, mit ihm ein Komplott gegen die Regierung zu verabreden, indem Barras, Sieyès und Fouché verhaftet werden sollten, lehnte er dies in seiner Funktion als Kriegsminister mit Truppenunterstützung ab, er müsse dazu zuvor zurücktreten. Das Komplott fand nicht statt. Sieyès, Barras und Roger-Ducos, die gewarnt worden waren, setzten gegen den Widerspruch der anderen beiden Direktoren Bernadotte am 14. September ab, indem sie seinen angeblichen Rücktritt annahmen. Sieyès gewährte Bernadottes gewünschtes Ruhegehalt als Divisionsgeneral. Bernadottes Nachfolger, Edmond Louis Alexis Dubois-Crancé, blieb keinen Monat im Amt und wurde von Berthier beerbt.

Delikat: Bernadotte soll geäußert haben, dass er, als Vorgesetzter, Napoléon verhaften lassen müsse und würde, wenn er sich unerlaubt von seiner Truppe aus Ägypten entfernen würde. Napoléon tat dies durch die Landung in Frankreich genau einen Monat später.

[Bearbeiten] Unter Napoléon

[Bearbeiten] Brumaire 1799

Bernadotte reagierte auf Napoléon zurückhaltend und abweisend, weil er dessen Rückkehr nach Frankreich als Fahnenflucht von den in Ägypten zurückgelassenen Truppen sah. Napoléon suchte den Kontakt über die familiäre Bindung und nutzte die nichtsahnende Désirée als Informantin. Er versuchte sogar, Bernadotte auf seine Seite für den geplanten Staatsstreich zu ziehen, den dieser aber als Republikaner ablehnte. Bernadotte konnte das Versprechen abgerungen werden, von sich aus nichts gegen Napoléon zu unternehmen; würde er aber vom Direktorium oder der gesetzgebenden Körperschaft gerufen, dann ginge er gegen alle Unruhestifter zur Verteidigung der Republik vor. Aufgrund des gegebenen Wortes lehnte Bernadotte eine Zusammenarbeit sowohl mit General Moreau, wie auch Jourdan, Augereau, Saliceti und Ratsmitgliedern am 10. November/19. Brumaire ab.

Direkt nach dem Staatsstreich tauchte Bernadotte kurz mit seiner Frau, die sich als Mann verkleidet hatte, unter, da er wie andere Gegner Repressalien befürchten musste. Ein Brief Joseph Bonapartes brachte ihn dazu, wieder nach Paris zu kommen. Wie vorher Bernadotte aus familiären Gründen nicht offen gegen Napoléon vorgegangen war, so nahm Napoléon ihn aus den gleichen Gründen wieder in den Familienclan auf.

[Bearbeiten] Staatsrat und Kommandeur der Westarmee

Durch die Festigung der Macht, vergab Napoléon einem Teil seiner Gegner und Kritiker wie Moreau, Augereau und auch Bernadotte. Letzterer wurde am 24. Januar 1800 zum Staatsrat ernannt und arbeitete in der Kriegssektion an den Rekrutierungsgesetzen. Am 11. April 1800 wurde Bernadotte zum Oberbefehlshaber der Westarmee mit Hauptquartier in Rennes ernannt, ein Posten der Ruhm versprach, denn eine Landung der Engländer wurde erwartet und die Chouans unter Georges Cadoudal trieben hier ihr Unwesen. Eine englische Landung in Quiberon am 5. Juni von fast 600 Mann wurde durch örtlichen Widerstand vertrieben, ohne dass er eingreifen musste. Weitere geplante Landungen blieben aus, da Bernadotte die Küsten stärkte, wie er auch massiv gegen die Royalisten vorging und weil der Anschlag auf Napoléon durch die "Höllenmaschine" am 24. Dezember 1800 fehlschlug. Es kam zu Friedensvorverträgen am 1. Oktober 1801. In dieser Zeit starb Bernadottes ehemaliger Vorgesetzter und Freund Jean-Baptiste Kléber, Napoléons nachfolgender Oberbefehlshaber der Armee in Ägypten, durch ein Attentat. Gleichzeitig machte er die Bekanntschaft mit Juliette Recamier und mit Anne Germaine de Staël, mit denen er eine lebenslange Freundschaft pflegte.

[Bearbeiten] Gesandter für die USA, Januar 1802 bis April 1804

In der Zeit bei der Westarmee nahm das familliär-vertraute Verhältnis zwischen Bernadotte und Napoléon wieder ab, nachdem letzterer Bernadotte sehr hart bei einer Beförderung scholt. Mehrfach geriet Bernadotte in den Verdacht, gegen Napoleon zu intrigieren. So wetterten bei einer Kutschfahrt die Generäle Augereau, McDonald und Masséna mit Bernadotte gegen Napoléon, aber keiner der drei war bereit mit Bernadotte etwas zu unternehmen. Kurz darauf kamen Schmähschriften gegen Napoléon - wegen seiner diktatorischen Art und wegen der Ablehnung einer Wiederannäherung an die katholische Kirche - aus Reihen der Westarmee in Umlauf, die Bernadotte als Napoléons Nachfolger sehen wollten. Dieser geriet in Verdacht, wobei er hiervon keine Kenntnisse hatte. Bei einer anderen Gelegenheit äußerte Bernadotte über eine Feier Napoléons, dass er diese als langweilig empfunden hätte, was diesem aber zu Ohren kam.

Als sich das Verhältnis arg angespannt hatte, setzte sich u.a. Joseph Bonaparte auf Betreiben Desirées für Bernadotte ein. Napoléon schlug im Frühjahr 1802 Bernadotte vor, Gouverneur von Louisiana, den französischen Besitzungen im Gebiet der heutigen USA zu werden, die fünfmal so groß wie Frankreich und wesentlich größer als der heutige Bundesstaat Louisiana waren. Wegen des zu erwartenden Krieges mit England und der schlechten Verteidigungsmöglichkeit betrieb Napoléon den Verkauf dieses Gebietes an die junge USA - am 30. April 1803 wurde das Gebiet für 40 Millionen Francs (15 Millionen Dollar) verkauft - und so ernannte er Bernadotte am 31. Dezember zum bevollmächtigen Gesandten bei den amerikanischen Bundesstaaten. Die Abfahrt verzögerte sich allerdings so sehr, dass die englische Kriegserklärung dazwischen kam. Bernadotte trug Napoléon erneut seine militärischen Dienste an und dieser nahm ihn als kommandierenden General wieder auf, gab ihm jedoch fast ein Jahr lang kein Kommando.

[Bearbeiten] Gouverneur von Hannover und Reichsmarschall von Frankreich

Die Krönung in Notre Dame (1804); Gemälde von Jacques-Louis David;  Bernadottte ist rechts vom Altar hinter Kardinal Joseph Fesch und neben Caulaincourt, Eugène de Beauharnais, Talleyrand und Berthier zu sehen
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Die Krönung in Notre Dame (1804); Gemälde von Jacques-Louis David; Bernadottte ist rechts vom Altar hinter Kardinal Joseph Fesch und neben Caulaincourt, Eugène de Beauharnais, Talleyrand und Berthier zu sehen

Als Anfang Februar 1804 Bernadottes guter Bekannter Moreau verhaftet wurde, befürchtete er Gleiches. Stattdessen bot Napoléon ihm ein Bündnis an, welches dieser annahm und Julie Recamier gegenüber wie folgt kommentierte: "Ich musste mich entscheiden. Ich habe ihm nicht meine Zuneigung, aber meine loyale Mitarbeit versprochen, und ich werde Wort halten." In einer die Kaiserschaft Napoléons befürwortenden Note der Generäle und Offiziere steht Bernadottes Unterschrift nach Murats und Massenas an dritter Stelle. Am 14. Mai erhielt er das Oberkommando über die Hannoverarmee und wurde, nachdem am 18. Mai Napoléon vom Senat zum Kaiser ernannt worden war, am 23. Mai von diesem mit 18 anderen zum Reichsmarschall ernannt - Bernadotte als Siebter. Wie schon unter der königlichen Herrschaft üblich, wurde er nun als "Mon cousin" vom Kaiser angesprochen. Am 12. Juli wurde er außerdem zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Bei der Kaiser-Krönung Napoléons am 2. Dezember trug er die Halskette voran. Als weitere Anerkennung ließ er Bernadotte und Berthier Anwesen schenken, die zuvor General Moreau gehört hatten. Selbst für fehlende Möbel, die Josephine nach Malmaison hatte bringen lassen, kam Napoléon auf.

Als Gouverneur des Kurfürstentums Hannovers, welches dem englischen König Georg III. gehört hatte, residierte er im königlichen Schloss an der Leine und erwies sich als guter Verwalter. Bei den Hannoveranern und im norddeutschen Raum war er - im Gegensatz zu vielen französischen Gouverneuren - schnell geschätzt, da er sich u.a. für den Handel, billige Brotpreise, geringere Besatzungszahlungen und die Bekämpfung einer Hungersnot einsetzte. In dieser Zeit hatte er mehrere freundschaftliche Kontakte zu führenden Soldaten anderer Nationen, wie z.B. zu Gebhard Leberecht von Blücher, der ihn als Kommandeur von Westfalen am Hofe in Hannover besuchte. Vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. erhielt er am 8. April gleichzeitig mit Napoléon, Murat, Cambacérès, Talleyrand, Berthier, Duroc und dem schwedischen König Gustav IV. Adolf den Schwarzer-Adler-Orden.

Randnotiz: In der Nacht zum Abreisetag in sein Exil versuchte Bernadotte seinen Freund Lucien Bonaparte, der mit Napoléon Streit wegen seiner Heirat mit Alexandrine Jouberthon hatte, erfolglos mit den Worten "Wer sich aus dem Spiel zurückzieht, verliert" zum Bleiben zu bewegen. Lucien antwortete: "Mein Lieber, hier gibt es kein Spiel mehr für mich zu gewinnen, der Einsatz ist mir zu hoch."

[Bearbeiten] Kommandeur des 1. Korps der Grand Armee

Als am 9. August 1805 Österreich dem Abkommen von St. Petersburg vom 11. April beitrat, bildete sich damit eine Koalition von 500.000 Soldaten aus Österreichern, Russen, Engländern, Schweden und Neapolitanern gegen Frankreich. Da Napoléon wegen der fehlenden Seehoheit keine Chance sah, die geplante Invasion Englands durchzuführen, löste er das Lager von Boulogne auf und ließ seine Truppen unauffällig zum Rhein marschieren. Bernadotte erhielt am 23. August den Befehl, seine Regimenter in Göttingen zu sammeln und wurde am 29. zum Kommandanten des 1. Korps von sechsen ernannt. Er marschierte in 10 Tagen 350 Kilometer und erreichte am 27. September Würzburg, wo ihm die 24.000 Mann der bayrischen Armee unterstellt wurden.

Auf Befehl Napoléons verletzte er die Neutralität Ansbachs, indem er hindurchmarschierte und über Eichstätt nach Ingolstadt zog. Hier erhielt er den Befehl, München zu nehmen. Am 12. Oktober zog Bernadotte in München ein, welches vom österreichischen General Kienmayer geräumt war. In der Folge eroberte er in vier Tagen das Salzburger Land. Am 13. November erhielt er den Befehl, Kutosows Russen zu verfolgen, die zuvor Mortier geschlagen hatten. Dies gelang ihm nicht, weil die Brücken zerstört und Mortiers Truppen die Boote zum Überqueren der Donau in Beschlag hatten. Napoléon machte Bernadotte zum Sündenbock dafür, dass Kutusow entkam und dieser konnte die ungerechtfertigte Kritik schlecht akzeptieren.

[Bearbeiten] Austerlitz

Napoléon beim Kartenstudium mit Marschall Berthier
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Napoléon beim Kartenstudium mit Marschall Berthier

Der russische Zar Alexander und der ehemalige deutsche Kaiser Franz II., der am 11. August Franz I., Kaiser von Österreich geworden war, glaubten Napoléons 50.000 Mann mit ihren 80.000 bei Brünn einschließen zu können. Napoléon ließ Davout und Bernadotte in Eilmärschen herbeieilen, wobei Bernadotte die bayrischen Truppen in Iglau lassen sollte, um das Korps von Erzherzog Ferdinand dort festzuhalten. Ohne Unterbrechung marschierte das erste Korps vom 29. morgens bis zum 30. abends 90 Kilometer. Am Vorabend der Schlacht entzog Napoléon Bernadotte die Kavallerie Kellermann mit 2.500 Pferden. Am 2. Dezember 1805 begann die Schlacht am frühen Morgen und endete nach acht Stunden mit einem eisigen Regen. Bernadottes Anteil dabei ist umstritten, Napoléons schmeichelhafte Aussage im Bulletin: "Gleichzeitig rückte das von Marschall Bernadotte befehligte Zentrum des Heeres vor. Drei seiner Regimenter führten einen sehr schönen Kavallerieangriff durch", zeigte aber allen, dass Bernadotte wieder in der Gunst des Kaisers stand. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen im Schloss des Fürsten Kaunitz war er ebenfalls anwesend.

Im Pressburger Frieden erhielt Preußen das ehemalige Königreich Hannover im Austausch für das Markgrafentum Ansbach-Bayreuth, wobei letzteres an Bayern fiel, da Eugène de Beauharnais Prinzessin Auguste von Bayern heiratete. Bernadotte verwaltete Arnsberg vom 23. Februar 1806 bis zum 30. September. Wieder erwies er sich als guter und gerechter Verwalter.

[Bearbeiten] Als Prinz von Ponte Corvo

[Bearbeiten] Prinz Ponte Corvo

Napoléon, der seinen Bruder Joseph am 30. März 1806 zum König von Neapel gemacht hatte, bat diesen, Bernadotte ein Herzogtum zu überlassen und schlug das größte, Tarent, mit einer Rente von vier- bis fünfhunderttausend Livres vor, da Berthier mit Neuchâtel bedacht wurde. Joseph stellte aber wohl finanzielle Interessen über die Freundschaft zu seinem Schwager und reagierte nicht. Als der Papst zwei kleine Enklaven im neapoletanischen Gebiet zurückforderte, löste er das Problem damit, dass er Talleyrand Benevent und Bernadotte Ponte Corvo als souveräne Herrscher gab. Gegenüber Joseph äußerte Napoléon, dass er diesen Titel Bernadotte nur in Rücksicht auf Josephs Frau, Desirées Schwester Julie, gegeben hatte, "dass der Schwager der Königin von Neapel bei Ihnen einen vornehmen Rang hat. ..., denn in meiner Armee gibt es Generäle, die mir weit besser gedient haben und mir weit mehr verbunden sind."

Ponte Corvo war eine Stadt mit umliegendem Gebiet, die ca. 5.600 Einwohner zählte und nur ein Rente von gut 13.000 hervor brachte. Bernadotte scherzte deswegen gern im Kreise der Vertrauten, er wäre vom Kaiser nicht zum Prinz[1], sondern zum Bürgermeister von Ponte Corvo ernannt worden. Im Gegensatz zu Berthier und Murat zeichnete er nicht nur mit seinem Vornamen und nannte sich zum zeitweiligen Missfallen des Kaisers häufig Marschall J. Bernadotte und nicht, wie vom Kaiser gewünscht und später auch gefordert, Prinz von Ponte Corvo. Bernadotte besuchte Ponte Corvo nie.

[Bearbeiten] Schlacht bei Jena und Auerstedt

Als der Krieg erneut ausbrach, Preußen am 6. September in Sachsen eindrang und diese zur Koalition überzeugten, bekam das 1. Korps Marschbefehl Richtung Saalfeld, wo es die Sachsen vertrieb. Napoléon plante seinen Angriff auf die Preußen bei Jena, wobei Bernadotte und Davout in Naumburg dem Feind den Rückzug nach Berlin abschneiden sollten. Die Schlacht war eigentlich für den 15. geplant, fand aber, da Truppenteile zu sehr in Gefechte verwickelt wurden, schon am 14. statt.

Bernadotte, der von Berthier den Befehl erhielt, nach Dornburg zu marschieren, unterrichtete diesen, dass seine Spione Truppen von ca. 50.000 Mann in der Umgebung von Weimar ausgemacht hätten, die sich wohl auf dem Rückzug nach Magdeburg befänden. Diese Nachricht wurde ignoriert. Am 14. Oktober, wenige Stunden nach Mitternacht, kam ein Befehl für Davout, nach Apolda zu marschieren und dem Feind in den Rücken zu fallen. Sollte sich Bernadotte noch bei ihm befinden, könnten sie gemeinsam marschieren, wobei der Kaiser hoffte, Bernadotte befinde sich schon in Dornburg. Bernadotte war nur noch mit restlichen Truppen dort, während die meisten schon auf dem Weg Richtung Dornburg waren. Man beschloss also, getrennt zu marschieren.

Um 11:00 morgens erreichte das 1. Korps Dornburg und Bernadotte hörte Kampfgetöse sowohl aus Auerstedt wie aus Jena. Da er sah, dass Davout in Auerstedt Gefahr lief, auf dem linken Saale-Ufer übergangen zu werden, marschierte er entsprechend den Befehlen des Kaisers Richtung Weimar über Apolda, was er um 16:00 Uhr erreichte. Einem Hilfegesuch Davouts folgte Bernadotte nicht, da er den Befehlen des Kaisers nicht zuwiderhandeln wollte. Die Truppenpräsenz des 1. Korps in der Mitte zwischen Jena und Auerstedt verhinderte aber eine Vereinigung beider preußischen Heere, die statt dessen den Rückzug - besser: die Flucht - antraten. Davout siegte mit seinen drei Divisionen mit 27.300 Mann gegen 50.000 Mann. Um 7:00 Uhr abends erreichte Bernadotte die Ilm, wo er mehr als 1.000 Mann der flüchtenden preußischen Armee gefangen nehmen konnte.

Davout beschwerte sich am 17. Oktober beim Kaiser, gegen das halbe preußische Heer allein gelassen worden zu sein. Napoléon, der eigene Fehler schlecht eingestehen konnte und die Situation falsch eingeschätzt hatte - er war anfänglich davon ausgegangen, die Hauptmacht bei Jena geschlagen zu haben -, machte Bernadotte dafür verantwortlich. Im 5. Bulletin des Kaisers vom 15. Oktober hieß es noch, dass "der Prinz von Ponte Corvo aus Dornburg [hätte] hervorbrechen sollen, um den Feind [der Schlacht bei Jena] in den Rücken zu fallen ...", während ihm am 21. Oktober die mangelende Unterstützung Davouts bei Auerstedt vorgeworfen wurde. Späteren Difamierungskampagnen nach soll Davout Bernadotte sogar den Oberbefehl über die gemeinsamen Truppen angeboten haben, wenn sie gemeinsam nach Apolda gingen, was dieser aber abgelehnt haben solle. Bernadotte hätte als Älterem dies Recht ohnehin zugestanden. Ein angebliches Hilfeersuchen Davouts an Bernadotte, welches dieser ignorierte, ist ebenfalls nach den Recherchen des englischen Biografen Dunbar Plunket Barton erfunden.

[Bearbeiten] Eroberung Halles

Morgens am 15. Oktober erteilte Napoléon den Marschällen Murat, Soult und Bernadotte den Befehl, den Feind zu verfolgen und zu vernichten, wobei Bernadottes frische Truppen am selbigen Tag aufbrachen. Nach einem nächtlichen Gewaltmarsch von 30 Kilometer eroberte Bernadotte am 17. die Stadt Halle an der Saale. Er überraschte die Preußen vom Westen, wo die Stadt aufgrund eines einzigen schmalen Dammes über sumpfige Gebiete - der zudem von 15.000 Soldaten unter dem Kommando des Herzogs Eugen von Württemberg verteidigt wurde - mit Brücke über die Saale als uneinnehmbar galt. Bernadotte vernichtete ein Drittel dieser Truppen und vertrieb den Rest vier Meilen zurück.

Napoléon verglich diese Brücken-Erstürmung mit seiner eigenen bei Lodi und soll Marschall Lefebvre hierzu gesagt haben: "Was? Diese Brücke haben sie genommen? Die hätte ich nicht mit 60.000 Mann anzugreifen gewagt!" Die Eroberung Halles machte für Davouts Truppen den Weg nach Berlin frei.

[Bearbeiten] Verfolgung Blüchers nach Lübeck

Siehe auch: Schlacht bei Lübeck

Am 22. Oktober wurde die Elbe überschritten und das Korps von Bernadotte machte sich an die Verfolgung der flüchtenden Truppen Blüchers, während Soults Truppen die des Herzogs von Weimar und Murats die von Hohenlohe verfolgte. Da teilweise bis zu 50 Kilometer Strecke am Tag zurück gelegt wurden, ließ Bernadotte seine Artillerie außer 6 Kanonen und anderes Behäbige zurück und verfolgte lediglich mit zwölftausend Mann Infanterie und achthundert Reitern den durch den Zusammenschluss mit den Truppen des Herzogs von Weimar auf 21.000 Mann angewachsenen doppelt so starken Gegner. Von Waren an, gab es die folgenden fünf Tage ständig Gefechte mit der preußischen Nachhut, wobei Bernadotte selber mehrfach persönlich "im wildesten Getümmel" steckte und Blücher zwei von Bernadotte angebotene ehrenvolle Kapitulationsforderungen ablehnte.Blücher hatte gehofft, durch seine als mörderisch zu bezeichnende Flucht - es wurden 700 Kilometer in zwanzig Tagen zurückgelegt und unzählige preußische Soldaten starben vor Hunger und Erschöpfung - französische Truppen zu binden, damit die restliche preußische Armee sich in östlichen Preußen zum erneuten Angriff sammeln könne. Aufgrund der Kapitulation Preußens erfüllten sich Blüchers Hoffnungen nicht.

Als sich die Preußen Zugang in die neutrale Stadt Lübeck erzwungen hatten, trafen dort auch Soults und Murats Truppen ein. Bernadotte eröffnete am 6. November 1806 den Sturm auf Lübeck mit zwei Divisionen und es gelang gegen Mittag in die Stadt einzudringen und große Teile der Truppen - Scharnhorst und der schwer verwundete Yorck darunter - gefangen zu nehmen. Die Franzosen verloren 1.000, die Preußen 8.000 Mann. Blücher konnte zwar mit 9.000 Mann entkommen, aber angesichts der auswegslosen Lage und des desolaten Zustandes seiner Truppe, nahm er die erneute Kapitulationforderung Bernadottes mit dem Zusatz, dass er nur mangels Brot und Munition kapituliere, und der Bedingung einer Ehrerbietung für die preußischen Truppen, an. Bernadotte akzeptierte diese Bedingungen erst nicht, aber da Blücher zu keinen weiteren Zugeständnissen zu bewegen war, gab Bernadotte zur Vermeidung weiterer Kämpfe und Toten nach und ließ entsprechend der Kapitulationsbedingungen die französischen Truppe längs der Straße zur Ehrerbietung an den vorbeiziehenden tapferen Feind Aufstellung nehmen. Als persönliche Geste verzichtete er auf die Annahme von Blüchers Degen.

Zurück in Lübeck unterband Bernadotte auf Vermittlung des dort lebenden französischen Gelehrten Charles de Villers Plünderungen durch die ausgehungerten französischen Truppen und zeigte sich schwedischen Kriegsgefangenen sehr entgegenkommend, womit er einen guten Ruf in Schweden bekam, der ihm später hilfreich wurde.

In der Folge verwaltete er die norddeutschen Städte in Hamburg als Gouverneur und nahm u.a. an der Schlacht bei Wagram 1809 teil, nach der er sich mit Napoléon zerstritt. Er verteidigte dennoch Frankreich bei der Landung der Engländer in Walcheren.

[Bearbeiten] Der folgende Polenfeldzug

Da Friedrich Wilhelm insgeheim mit dem Zaren verhandelte, beschloss Napoléon Polen zu besetzen und die Russen anzugreifen. Am 15. Dezember stieß Bernadotte in Thorn zum Kaiser und erhielt das Kommando über den linken Flügel der großen Armee mit Ney und Bessières unter sich. Als die Russen unter Bennigsen einen Ungehorsam Neys, der Königsberg erobern wollte und so eine Bresche in den französischen Truppen geöffnet hatte, ausnutzen wollten, reagierte Bernadotte sehr schnell und konnte die Russen bei Mohrung zurückdrängen, was ihn die Glückwünsche Napoléons einbrachten.

Für Napoléon eröffnete sich die Gelegenheit zum "Eylauer Manöver", aber, da die Kuriere an Bernadotte aber abgefangen wurden, erhielt dieser keine Instruktionen und Bennigsen erfuhr von der Falle, die ihm gestellt wurde. Bernadottes Truppen waren so am 6. und 7. Februar beschäftigt, die preußischen Truppen von General L'Estoque zu verfolgen, dass sie nicht an der Schlacht bei Preußisch-Eylau teilnahmen. Am 5. Juni, als Bennigsen mit einer neuen Offensive begann, wurde Bernadotte am Hals verwundet und musste pausieren. Napoléon lud den frisch Genesenen zu den Festlichkeiten der Friedensfeier in Tilsit ein und beschenkte ihn mit Geld, Gütern und Renten in Millionenhöhe.

[Bearbeiten] Hamburg und Dänemark

Am 14. Juli 1807 wurde Bernadotte zum Gouverneur und Oberbefehlshaber der deutschen Hansestädte mit Hauptsitz in Hamburg ernannt und zeigte wieder seine verwalterischen Fähigkeiten, u.a. trotz einer Hungerszeit in der er viel für die notleidende Bevölkerung tat. Als der russische Zar das zu Schweden gehörende Finnland angriff, gab es die Option, Schweden von Dänemark aus anzugreifen. Bernadotte wurde mit einer Invasion beauftragt und sollte neben seinen eigenen, aus Franzosen, Spaniern und Holländern bestehenden Truppen, die Dänemarks führen. Die Dänen blieben die Truppen schuldig, die Engländer erreichten mit der Bombardierung Kopenhagens die Seeherschaft und machten eine Passage äußerst gefährlich und die spanischen Soldaten desertierten zu den Engländern, als sie von Napoléons Plan erfuhren, seinen Bruder Joseph als spanischen König einzusetzen. Die Invasion erschien unmöglich geworden. Im Frühjahr 1809 endete Bernadottes Statthalterschaft in Hamburg durch den erneuten Krieg.

[Bearbeiten] Wagram

In der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809 führte Bernadotte statt der vorgesehenen 50.000 Mann nur ca. 16.000 Mann, vor allem sächsische Truppen, die schlecht ausgebildet waren. Wagram wurde mehrfach erobert und wieder aufgegeben, die Sachsen wurden von französischen Truppen für Österreicher gehalten und beschossen und, obwohl die meisten Kämpfe gegen Nachmittag und die restlichen gegen 21:00 Uhr eingestellt wurden, mussten Bernadottes Soldaten bis in die Nacht hinein kämpfen. Aufgrund der aussichtslosen Lage - man war fast vom Feind eingeschlossen - und von Berthier irrtümlich abkommandierten Reserven beschloss Bernadotte den Rückzug. Er beschwerte sich bei Napoléon über die Befehlsstruktur, die vermutlich auf Berthier zurückging, und das sinnlose - man würde heute sagen - Verheizen von Menschen. Es kam zum Streit mit Napoléon und Bernadotte gab sein Kommando ab. Tage später erfuhr Napoléon, wie sehr Bernadotte in seinem letzten Tagesbefehl die Sachsen für ihre Tapferkeit gelobt hatte und wies dies als unrichtig zurück. Es wurde sogar behauptet, die Sachsen hätten am 5. keinen Schuss abgegeben und Bernadotte sei wegen schlechter Führerschaft seines Amtes enhoben worden.

[Bearbeiten] Walcheren und Rom

Kaum zu Hause angekommen erfuhr Bernadotte, dass die Engländer mit 40.000 Soldaten eine Invasion unternahmen, mit 20.000 am 30. Juli auf der Insel Walcheren gelandet waren, Vlissingen eroberten und Antwerpen bedrohten. Bernadotte begab sich nach Paris und bot seine Hilfe an. Polizeiminister Fouché befürwortete, Kriegsminister Clarke und Erzkanzler Cambacérès lehnten Bernadotte aufgrund der kaiserlichen Ungnade ab. Naploléons Bruder Louis, König von Holland, war äußerst beunruhigt und so war Napoléon damit einverstanden, dass Bernadotte die Verteidigung übernahm, lobte Fouché und schalt die anderen. Bernadotte ergriff mehrere Maßnahmen zur Verstärkung von Antwerpen und stärkte die Moral der zahlenmäßig unterlegenen und schlecht ausgebildeten Truppen, so dass ein englischer Überraschungsangriff nicht mehr möglich war. Kurzfristig unterstellte Napoléon ihm sogar Marschall Moncey. Da viele englische Soldaten an Typhus starben, war die Gefahr Mitte September bald abgewendet und Napoléon zeigte sich wieder abweisend, als Bernadotte wieder einen übertriebenen Tagesbefehl heraus gab, indem er Bessières die Truppen übergab.

Fouché wurde für sein schnelles Handeln zum Herzog von Otranto ernannt.

Napoléon war es unlieb, dass Bernadotte in Paris, in seinem Haus, bleiben wollte und forderte ihn auf, in sein Fürstentum Pontecorvo zu ziehen. Als dieser ablehnte und lieber seinen Titel zurückgeben wollte, folgte ein Angebot, die französische Armee in Katalonien zu übernehmen, was Bernadotte ebenfalls ausschlug. Napoléon rief ihn nach Wien, wo er gerade weilte, und bot ihm den gut dotierten Posten als Gouverneur von Rom an - Napoléons Sohn führte den Titel "König von Rom" -, den Bernadotte erst annahm, dann als Exil ansah und ablehnte. Bernadotte kehrte nach Paris zurück um seinen "Ruhestand" zu nehmen. Dass das Verhältnis mit Napoléon sich entspannte, zeigt, als dieser nach seiner Hochzeit mit Marie-Luise 1810 Bernadottes Bruder in den Adelsstand erhob.

[Bearbeiten] Kronprinz von Schweden

[Bearbeiten] Wahl zum Kronprinz von Schweden

In Schweden, einer Erbmonarchie, die sich zur Wahlmonarchie wandelte, wenn kein Erbe vorhanden war, wurde 1809 König Gustav IV.Adolf wegen möglichen Wahnsinns enttrohnt und verbannt und ein schon älterer kinderloser Onkel wurde als Karl XIII. neuer König. Als der von ihm adoptierte und zum Nachfolger gewählte Kronprinz, vorzeitig starb, wurde ein neuer Thronerbe gesucht.

Die schwedischen Adeligen setzten sich zuerst für die Kandidatur des älteren Bruders Karl Augusts ein, um eine Kandidatur des dänischen Königs zu verhindern. Da dieser aber als schwächlich angesehen wurde, suchte unter anderem der junge Baron Carl Otto Mörner eine Alternative. Da er wie viele schwedische Militärs glaubten, Frankreich würde bald Russland angreifen, sah er die Gelegenheit, dass eine kriegserfahrene und in der Gunst Napoléons stehende Persönlichkeit als Kronprinz von Schweden Finnland von Russland zurückerobern könnte.

Mörner, der in Frankreich weilte, diskutierte diese Frage in einer kleiner Gruppe schwedischer Adliger und als möglicher Kandidat blieb Bernadotte, der einerseits eine gewisse Unabhängigkeit von Napoléon gezeigt hatte und andererseits in Schweden einen guten Ruf genoss, u.a. als er bei der Einnahme Lübecks Mörners Onkel mit anderen Schweden gefangen nahm und bestens behandelte.

Als Bernadotte gefragt wurde, konnte er alle Zweifel entkräften, machte seine Zustimmung aber abhängig von der von Napoléon, welche auch kam. Am 12. Juli wurde die Kandidatur in Schweden bekannt gegeben. Durch geschickte Propaganda wurde Bernadotte in sehr kurzer Zeit dem gesamten schwedischen Volk bekannt und beliebt und auch König Karl XIII. wurde überzeugt. Der schwedische Reichstag in Örebro wählte am 21. August Bernadotte einstimmig zum Kronprinzen von Schweden. Bernadotte wanderte mit Genehmigung Napoléons nach Schweden aus und führte von nun an den Namen Karl Johann, Kronprinz von Schweden.

[Bearbeiten] Gegen Napoléon in den Befreiungskriegen

Er erwies sich jetzt als loyaler Schwede: Als Napoléon Schweden zur Kriegserklärung gegen England und zum Beitritt in die Kontinentalsperre zwang und Schwedisch-Pommern widerrechtlich besetzte, nahm Bernadotte Kontakte zu Napoléons Gegnern auf. Alexander I. (Russland) riet er zu der erfolgreichen Taktik, die französischen Truppen anzugreifen, solange Napoléon nicht befehligte, vor Napoléon selber aber zurückzuweichen. Diese Taktik wurde auch in den Befreiungskriegen 1813 durchgeführt, in denen Bernadotte die sogenannte Nordarmee befehligte. Er trug durch Planung und seine Truppen wesentlich zum Ausgang der Völkerschlacht bei Leipzig bei. Anschließend erreichte er einen Anschluss Norwegens, welches zu Dänemark gehörte, in Personalunion an Schweden.

Karl XIV. Johann (Denkmal in Oslo)
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Karl XIV. Johann (Denkmal in Oslo)

[Bearbeiten] König von Schweden und Norwegen

Mit dem Tod Karl XIII. (Schweden) am 5. Februar 1818 wurde er als Karl XIV Johann König von Schweden und Norwegen. Er ist der Stammvater des bis heute regierenden schwedischen Königshauses Bernadotte. Innenpolitisch zeigte er sich machtbewusst. Er regierte autokratisch und verzichtete auf jegliche Reform. Allerdings sah er sich gezwungen der Opposition ein Stück entgegenzugehen in dem er die Verfassung von 1809 in einigen Punkten zu deren Gunsten revidieren liess. (Quelle für den letzten Artikel: Chronik des 19. Jahrhunderts, Hardenberg Verlag ISBN 3-611-00312-3, Seite 161.) Als König Karl Johann 1844 in Stockholm starb, fand man auf seinem Körper eine Tätowierung mit der Aufschift "Mort aux rois!" (Tod den Königen) - ein Überbleibsel aus seiner revolutionären Vergangenheit.

[Bearbeiten] Anmerkung

  1. a b c statt "Prinz" ist häufig auch "Fürst" und "Herzog", manchmal "Fürst und Herzog" zu finden. Strenggenommen gibt es keine entsprechende deutsche Übersetzung, da "Fürst" im deutschen Adelsrecht nach einem "Herzog" kommt, im Französischem aber vor ihm rangiert. Der französische Titel ist prince, im Englischen wird ebenfalls prince benutzt (nach Amelunxen).
  2. Der Vorname Jules, der u.a. in der Ernennungsurkunde zum schwedischen Kronprinzen auftaucht, war kein Taufname, sondern ein zugelegter Name; in der Zeit der französischen Revolution zur Ehrung "römischer" Helden nicht unüblich.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Bernadotte-Biografien

  • Clemens Amelunxen: Jean-Baptiste Bernadotte. Marschall Napoleons - König von Schweden, Heymann, Köln 1991, ISBN 3-452-22228-4
  • Dunbar P. Barton: Bernadotte. (1763-1864), Plon, Paris 1983, ISBN 2-228-13320-5
  • Fritz Corsing: Jean Baptiste Bernadotte. Biographie, Neff, Wien 1960
  • Gabriel Girod de l'Ain: Jean Baptiste Bernadotte - Bürger, französischer Revolutionsgeneral, schwedisch-norwegischer König, Verlag des Südkurier, Konstanz 1989, ISBN 3-87799-081-9
  • Torvald T. Höjer: Carl XIV Johan, Norstedt, Stockholm
    • 1. - Den franska tiden, 1939
    • 2. - Kronprinstiden, 1943
    • 3. - Konungstiden, 1960
  • Arthur E. Imhof: Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König, Musterschmidt, Göttingen 1970, ISBN 3-7881-0055-9
  • Hans Klaeber: Marschall Bernadotte, Kronprinz von Schweden, Perthes, Gotha 1910
  • Karl Marx: Bernadotte, in: The New Amercian Encyclopedia, 1857, Bd. 3, http://www.mlwerke.de/me/me14//me14_154.htm
  • Friedrich Wencker-Wildberg: Bernadotte, Soldat, Marschall, König. Der Lebensroman eines Glückskinds der Revolution, Oestergaard, Berlin-Schöneberg, 1935

[Bearbeiten] Andere Werke

  • Carl Bleibtreu: Marschälle, Generäle, Soldaten Napoleons I., Zörb, Hamburg 1999, ISBN 3-931482-63-4 <Repr. d. Ausg. Berlin 1899>
  • Désiré Lacroix: Die Marschälle Napoleon I., Schmidt & Günther, Leipzig 1898

[Bearbeiten] Weblinks

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