Paideia
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Paideia (griechisch παιδεία, „Erziehung“, „Bildung“) ist ein Schlüsselbegriff für das Verständnis der antiken Kultur und ein zentraler Wertebegriff. Der Begriff leitet sich von der Erziehung (des Kindes) ab (paideuein), meint aber schon früh die Bildung, die ein Jugendlicher erhält und die ihn sein Leben lang prägt.
In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde der Begriff in den Poleis des antiken Griechenlands sowohl von den Sophisten (im rhetorisch-praktischen Verständnis) als auch von philosophisch-wissenschaftlicher Seite (Sokrates, später vor allem Platon, Aristoteles etc.) benutzt. Platon warf den Sophisten vor, ihre Haltung stelle nur eine Kommerzialisierung ihrer Kenntnisse dar, ihnen mangele es sogar an Bildung.
Im Hellenismus und im römischen Reich erhielt die paideia ihre abendländisch-humanistische Gestalt: Im Zuge der Expansion der griechischen (und später griechisch-römischen) Kultur stellt die klassische Bildung ein wichtiges Bindeglied dar. Für Marcus Tullius Cicero war paideia gleichbedeutend mit humanitas. Für die Griechen diente paideia auch als Abgrenzung zu den „Barbaren“. Später versuchten einige Heiden damit die Christen auszugrenzen, wobei aber in der Spätantike christlich Gebildete wie Gregor von Nyssa die heidnisch geprägte klassische Bildung und das Christentum in Einklang miteinander brachten. Der pepaideumenos (also der "Gebildete") demonstrierte bevorzugt seine Kenntnis der auch nach Jahrhunderten noch als maßgeblich geltenden Autoren (besonders Homer, Thukydides, Herodot, Platon und Aristoteles). Die klassische Bildung blieb zumindest in Ostrom bis in die Zeit um 600 ein wichtiges Zeichen für die Zugehörigkeit zur Oberschicht, erst nach dem Ende der Spätantike änderte sich dies.
Siehe auch: Philosophie der Antike
[Bearbeiten] Literatur
- J. Christes: Paideia. In: Der Neue Pauly 9 (2000), Sp. 151.
- R. Elm: Paideia. In: C. Horn/C. Rapp (Hgg.): Wörterbuch der antiken Philosophie. C.H. Beck, München 2002, S. 325–27.
- W. Jaeger: Paideia. Die Formung des griechischen Menschen. Berlin/New York 1989. (ND der Ausgabe aus den 30er Jahren; nicht unumstritten.)
- K. Robb: Literacy and Paideia in Ancient Greece. Oxford 1994.