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Mundharmonika

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mundharmonika
engl.: Harmonica, ital.: Armonica a bocca, frz.: Harmonica
Klassifikation
Aerophon
verwandte Instrumente
Akkordeon, Sheng, Maultrommel
Musiker
Little Walter, Bob Dylan, Howard Levy
Kategorie:Mundharmonikaspieler

Die Mundharmonika (auch Harp) ist ein Musikinstrument mit Durchschlagzungen aus Metall in Luftkanälen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die Erfindung der Mundharmonika wird zu Unrecht sehr oft dem Thüringer Friedrich Buschmann zugeschrieben. Aufgebracht wurde diese Legende in den 1930er Jahren, in einer Zeit, in der man wohl auch aus politischen Gründen einen Deutschen als Erfinder zu legitimieren versuchte.

„Unausrottbar scheint die Legende, der Thüringer Friedrich Buschmann habe Mund- und Ziehharmonika erfunden. Einer Überprüfung hält diese These nicht stand. Denn der Musiker Buschmann spricht in einem Brief von 1828 von seiner soeben getätigten Erfindung. Jahre zuvor hatte schon die gewerbsmäßige Herstellung in Wien begonnen.“ „Nachweislich wurden „Mundharmonikas [...]“ 1825 in Wien verkauft.“ (s.u. Literatur Conny Restle: In aller Munde, S. 43)

Zur früheren Geschichte und den Vorläufern siehe Harmonium.
diatonische Mundharmonikas
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diatonische Mundharmonikas

Zur Vorgeschichte siehe:

[Bearbeiten] Überblick

Die Mundharmonika hat sich auf Grund ihrer Kompaktheit und des relativ günstigen Preises, verglichen mit anderen Musikinstrumenten, weltweit als Volksinstrument etabliert. Einfache Melodien wie die bekannter deutscher und internationaler Volkslieder sind leicht zu erlernen, jedoch ergeben sich, bedingt durch die Bauart, teilweise Einschränkungen der möglichen Tonfolgen und Akkorde.

Eine besondere Stellung nimmt sie in der Blues-Szene ein, in der sie als Blues Harp bezeichnet wird. Oftmals nur von einer Gitarre begleitet, jedoch auch in größeren Combos, unterstreicht sie hier durch ihren teils lauten und „schreienden“, teils fast schon als „weinend“ zu beschreibenden Ton die typisch düstere Stimmung des Blues.

[Bearbeiten] Bauarten

[Bearbeiten] Chromatische Mundharmonika

Chromatische Mundharmonika
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Chromatische Mundharmonika





Chromatische Mundharmonikas erlauben es, über einen eingebauten Schieber alle Halbtöne der westlichen Musik abzudecken. Somit stehen ihnen alle Musikstile offen.

                       C# F  G# C# C# F  G# C# C# F  G#   C#     <=  Blastöne mit gedrücktem Schieber
                       C  E  G  C  C  E  G  C  C  E   G   C      <=  Blastöne
Kanzelle :     =>     (1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)
(Blasöffnung)          D  F  A  H  D  F  A  H  D  F   A   H      <=  Ziehtöne
                       D# F# A# C  D# F# A# C  D# F#  A#  C      <=  Ziehtöne mit gedrücktem Schieber

Die Zellen 1-4 und 5-8 umfassen demnach bereits eine vollständige C-Dur-Tonleiter.

[Bearbeiten] Diatonische Mundharmonikas

[Bearbeiten] Richter-Mundharmonika

Bluesmundharmonika mit Holzkanzellen
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Bluesmundharmonika mit Holzkanzellen

Eine Diatonische Mundharmonika hat in ihrer Standardausführung 10 Kanzellen (Blasöffnungen). Sie ist nicht chromatisch, sondern in „Richterstimmung” gestimmt. Durch blasen und ziehen lassen sich an jeder Kanzelle zwei unterschiedliche Töne erzeugen. Folgende Grafik veranschaulicht das Tonschema einer diatonischen Harmonika in der Richterstimmung C-Dur:

                       C  E  G  C  E  G  C  E  G  C    <=  Blastöne
Kanzelle :     =>     (1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)
(Blasöffnung)          D  G  H  D  F  A  H  D  F  A    <=  Ziehtöne

Zu bemerken ist hier, dass bei Kanzelle 1-6 der Blaston jeweils niederer ist als der Ziehton. Bei Kanzelle 7- 10 ist das Schema anders herum. Nur mit den Kanzellen 4-7 kann eine vollständige C-Dur-Ganzton-Tonleiter gespielt werden. Bei den Kanzellen 1-4 fehlen dazu die Töne F und A. Bei den Kanzellen 7-10 fehlt dazu der Ton H. Außerdem fehlen auf der diatonischen Mundharmonika alle Halbtöne ihrer Stimmung. Z.B. bei C-Dur: C#/Db, D#/Eb, F#/Gb, G#/Ab, A#/Bb

Das Standard-Tonschema der diatonischen Mundharmonika eignet sich nur für einfache Lieder und wirkt somit unflexibel und langweilig. Aber es gibt Spieltechniken, mit denen man alle fehlenden Töne erreichen kann, sie heißen Bending und Overbend. Diese Spielweisen sind von Bluesspielern erfunden worden, deshalb nennt man die diatonische Mundharmonika auch Bluesharp.


[Bearbeiten] Weitere diatonische Mundharmonikatypen

  • Tremolo-Mundharmonika, auch Wiener Stimmung genannt Bild:Loudspeaker.png Hörbeispiel
  • Oktav-Mundharmonika, auch Knittlinger-Stimmung genannt Bild:Loudspeaker.png Hörbeispiel

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weitere Mundharmonika-Typen

  • Begleiter-Mundharmonika
  • Bass-Mundharmonika

[Bearbeiten] Spieltechnik und Theorie

[Bearbeiten] Bluesharp

Durch die Anordnung von einem Blaston und einem Ziehton pro Kanzelle kann durch Veränderung des Mundraumes beim Spielen die Tonhöhe abweichend von ihrer eigentlichen Stimmung verändert werden. z.B. kann dadurch beim Atem-Ziehen durch die Kanzelle auch die Blaston-Stimmzunge in Bewegung versetzt werden (Überziehen). Daraus ergibt sich eine Tonhöhenveränderung um mindestens einen Halbton.

Somit hat ein geschickter Mundharmonikaspieler auf seiner diatonischen Bluesharp mehr Töne zur Verfügung, die ohne diese Effekte (genannt: blas/zieh Bending und blas/zieh Overbend) in der Richter-Stimmung nicht zur Verfügung ständen.

Das Bending (engl. für Biegen) ist eine besonders bei Blues-Musikern verbreitete Spielweise, da nicht nur mit den von der Tonleiter zu Verfügung stehenden Tönen gespielt werden kann, sondern ein gleitender Ton-zu-Ton-Übergang, wie er beim Blues üblich ist, möglich wird.

[Bearbeiten] Akkorde

Die Beispiele sind auf eine Richter Harp in der Stimmung C-Dur bezogen.

Geblasene Akkorde
Bläst man durch mindestens 3 aneinanderliegende Kanzellen gleichzeitig,
ertönt immer ein Dur Akkord:                                              C    (C E G).
Gezogene Akkorde
Zieht man an Kanzelle 1-4 gleichzeitig, so ertönt der Dur-Akkord:         G    (D G H (D))
Zieht man an Kanzelle 3-5 gleichzeitig, so ertönt der verminderte Akkord: H°   (H D F)
Zieht man an Kanzelle 4-6 gleichzeitig, so ertönt ein Moll Akkord:        dm   (D F A)

Damit ermöglicht die Richterstimmung eingeschränkte Akkordbegleitung. Die oberen Kanzellen eignen sich wegen der Tonhöhe weniger zur Akkordbegleitung. Eine etwas anspruchsvollere Anwendung der Akkorde ist z.B. in einem Lied nach manchen Melodietönen den passenden Akkord anzuspielen und anschließend mit der Melodie fortfahren.

[Bearbeiten] Bending

Das Blas- und Zieh-Bending wird auf die gleiche Weise erzeugt, nur die Luftrichtung ist entgegengesetzt. Um das Bending zu erzeugen muss man die Zunge heben um den Luftstrom am Gaumen einzuengen. Dabei soll die Zunge vorne entspannt bleiben, nur der hintere Teil darf gehoben werden. Das Bending funktioniert nicht auf allen Kanzellen, aber dafür auf manchen um mehrere Halbtöne (siehe Graphik). Der Blaston muss beim Bending um mindestens einen Ganzton höher sein, als der Ziehton. Je größer dieses Verhältnis ist, um so tiefer kann der Spieler benden.

Bild:Loudspeaker.png Hörbeispiel

[Bearbeiten] Overbend

Blastechnisch werden Overbends (Overblows/ Overdraws) mit dem selben Ansatz erzeugt wie das Bending, nur auf anderen Kanzellen (siehe Graphik). Physikalisch unterscheiden sich die Bendings und Overbends grundlegend. Am Beispiel Overblow Kanzelle (6), mit dem man anfangen sollte: Bläst man normal in (6), erklingt wie gewohnt der Blaston G. Hebt man dazu die Zunge wie bei einem starken Bending, schließt zuerst die Blaszunge und bei noch stärkerem Bending fängt die Ziehzunge an zu schwingen. Dies geschieht aber nur, wenn die Stimmzungen recht nahe an den Stimmplatten anliegen, aber nicht zu nahe, sonst spricht die Stimmzunge nicht mehr an. Sowohl die Blasstimmzunge als auch die Ziehstimmzunge müssen dazu optimal eingestellt sein.

[Bearbeiten] Erreichbare Töne einer C-Dur Bluesharp

Unter Anwendung aller Techniken sind jetzt alle Halbtöne erreichbar. Auffallen sollte auch, dass die Trennung der Spieltechniken zwischen der 6. und 7. Kanzelle liegen, wo die Blastöne höher als die Ziehtöne werden.

                          Overblows        Blas-Bendings 
                                                     Bb
                       D#       D# F# A#       Eb Gb H
                       C  E  G  C  E  G     C  E  G  C    <=  Blastöne
Kanzelle :     =>     (1)(2)(3)(4)(5)(6)   (7)(8)(9)(10)
(Blasöffnung)          D  G  H  D  F  A     H  D  F  A    <=  Ziehtöne
                       Db Gb Bb Db    Ab    C#    G# C#
                          F  A
                             Ab
                         Zieh-Bendings       Overdraws

Interessante Zusammenhänge bezüglich des Bendings:

(BT = Blaston; ZT = Ziehton; HTS = Halbtonschritt)

Kanzelle  1: ZT "D" liegt 2 HTS höher als BT "C" => Bending: Db
Kanzelle  2: ZT "G" liegt 3 HTS höher als BT "E" => Bending: Gb, F
Kanzelle  3: ZT "H" liegt 4 HTS höher als BT "G" => Bending: Bb, A, Ab
Kanzelle  4: ZT "D" liegt 2 HTS höher als BT "C" => Bending: Db
Kanzelle  5: ZT "F" liegt 1 HTS höher als BT "E" => Bending: - (da kein Halbton dazwischen)
Kanzelle  6: ZT "A" liegt 2 HTS höher als BT "G" => Bending: Ab
            Schemawechsel: (Ziehbending => Blasbending)
Kanzelle  7: ZT "H" liegt 1 HTS tiefer als BT "C" => Bending: - (da kein Halbton dazwischen)
Kanzelle  8: ZT "D" liegt 2 HTS tiefer als BT "E" => Bending: Eb
Kanzelle  9: ZT "F" liegt 2 HTS tiefer als BT "G" => Bending: Gb
Kanzelle 10: ZT "A" liegt 3 HTS tiefer als BT "C" => Bending: H, Bb

Interessante Zusammenhänge bezüglich des Überblasens:

(OB = Overblow; OD = Overdraw)


Kanzelle  1: OB "D#" liegt 1 HTS höher als ZT "D"
Kanzelle  2: -
Kanzelle  3: -
Kanzelle  4: OB "D#" liegt 1 HTS höher als ZT "D"
Kanzelle  5: OB "F#" liegt 1 HTS höher als ZT "F"
Kanzelle  6: OB "A#" liegt 1 HTS höher als ZT "A"
            Schemawechsel: (Overblow => Overdraw)
Kanzelle  7: OD "C#" liegt 1 HTS höher als BT "C"
Kanzelle  8: -
Kanzelle  9: OD "G#" liegt 1 HTS höher als BT "G"
Kanzelle 10: OD "C#" liegt 1 HTS höher als BT "C"

[Bearbeiten] Bekannte Mundharmonikaspieler

Einen großen Einfluss auf die Entwicklung des elektrisch verstärkten Harpspiels hatte Little Walter, der im Chicago Blues insbesondere der 40er und 50er Jahre als Topspieler galt und bis heute stilbildend für Bluesharpspieler ist.

Ein weltberühmter Jazz-Mundharmonika-Spieler ist Toots Thielemans (geb. 1922 in Brüssel). Er komponierte und spielte viele Filmmelodien wie Midnight Cowboy, The Getaway sowie für TV-Serien wie Sesamstraße.

Zwischen Jazz und Klassik bewegte sich der erste große Virtuose der chromatischen Mundharmonika Larry Adler.

In der klassischen Musik war Tommy Reilly der vielleicht bedeutendste Mundharmonikaspieler. Franz Chmel und Antonie Serrano gelten als die zur Zeit technisch brilliantesten Klassikspieler.

Als derzeit rundherum bester Harpspieler, der auf keinen Stil festlegbar ist, gilt Howard Levy. Er hatte Ende der 60er Jahre die Overblows entwickelt und dadurch die Bluesharp vollchromatisch spielbar gemacht.

In Deutschland sehr bekannt ist der Bluesmundharmonikaspieler Steve Baker durch seine vielen Mundharmonika-Fachbücher und Workshops sowie seine musikalisch großartigen Auftritte mit Gitarristen wie Abi Wallenstein oder Chris Jones. Daneben sind aus deutschen Landen auch Lars Luis Linnek, Mark Breitfelder und Ralf Söchting zu nennen.

Ein berühmter argentinischer Mundharmonikaspieler war Hugo Díaz (1927-1977), der u.a. viele Tangos auf seinem Instrument interpretierte.

Eine wichtige Rolle spielt die Mundharmonika in dem Western Spiel mir das Lied vom Tod von Sergio Leone, in dem Charles Bronson als Mundharmonika spielender Cowboy eine der berühmtesten Melodien der Filmgeschichte intoniert. In den Winnetou-Filmen mit Pierre Brice und Lex Barker spielte René Giessen mit der Mundharmonika die Titelmelodien.

In die Rockmusik hat die Mundharmonika vor allem dank Bob Dylan Eingang gefunden.

[Bearbeiten] Bekannte Mundharmonika-Produzenten

[Bearbeiten] aktuell

[Bearbeiten] historisch


[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

  • Conny Restle: In aller Munde. Mundharmonika, Handharmonika, Harmonium; eine 200jährige Erfolgsgeschichte, Staatl. Institut für Musikforschung, Berlin 2003, ISBN 3-922378-20-X
  • Kim Field: Harmonicas, Harps, and Heavy Breathers. The Evolution of the People's Instrument, Cooper Square Press, New York 2000, ISBN 0-8154-1020-4
  • Christoph Wagner (Hrsg.): Die Mundharmonika. Ein musikalischer Globetrotter, Transit-Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-88747-110-5
  • Robert Lambrecht: Imagination is limitless. Weltreise der Mundharmonika, AbsolutMedien, Berlin 2002 (1 Videokassette, VHS, 60 Min.), ISBN 3-89848-265-0
Dieser Artikel oder Abschnitt weist folgende Lücken auf:

Lemma ist sehr "Bluesharplastig" ;-)

  • Aufbau und Teile einer Muha
  • Geschichte weiter ausbaubar (angefangen bei dem Sheng und Maultrommel)
  • Ergänzung der Muha-Typen (Tremolo, Oktav usw.)
  • Neuentwicklungen und innovative Muhas
  • Spieltechnik, Funktion, Akkordkonzepte, Muha-Physik usw.
  • spezielle bekannte Stimmungen wie Paddy-Richter oder Diminished usw.
  • Muha-Produzenten (darunter Customizing)
  • weitere Verwendungsgebiete (wie z.B. Asthmatraining)
  • einige Klangbeispiele der unterschiedlichen Muhas wären sicher ganz nobel
  • Anregungen können in der englischen Wiki gefunden werden [1]
Hilf Wikipedia bitte, indem du ihn erweiterst und jetzt vervollständigst! Siehe auch:Lückenhaft“.

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