Münnerstadt
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Wappen | Karte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Bad Kissingen | |
Koordinaten: | Koordinaten: 50° 15′ N, 10° 10′ O 50° 15′ N, 10° 10′ O | |
Höhe: | 244 m ü. NN | |
Fläche: | 93,11 km² | |
Einwohner: | 8019 (30. Juni 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 97702 | |
Vorwahl: | 09733 | |
Kfz-Kennzeichen: | KG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 72 135 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 97702 Münnerstadt |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Eugen Albert |
Münnerstadt ist eine Stadt im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geologie
Münnerstadt liegt an der Muschelkalk-Schichtstufe, die hier in der südlichen Vorrhön ungefähr in nord-nordöstlicher Richtung verläuft. Diese Schichtstufe wird im Münnerstädter Stadtgebiet vom Flüsschen Lauer durchbrochen, das bei Oberlauringen im Gebiet der Keuper-Sandstein-Schichtstufe (siehe auch Hassberge) bzw. Gips-Keuper Hochfläche entspringt und einige Kilometer flussabwärts von Münnerstadt bei Niederlauer in die Fränkische Saale mündet. Gegen Nordwesten schließt sich die Buntsandstein-Hochfläche an, die durch die Fränkische Saale und ihre Nebenflüsse stark zertalt ist. Die Muschelkalk-Hochfläche erstreckt sich südöstlich von Münnerstadt, wo sie Richtung Osten/Südosten in die Gips-Keuper Hochfläche übergeht, die wiederum von der Keuper-Sandstein-Schichtstufe begrenzt wird.
Kalkhaltige, oft recht fruchtbare Bodentypen in der Umgebung Münnerstadts sind die Folge dieser Geologie. Die anzutreffenden Böden sind v.a. lehmige Auenböden in der Talfüllung, Parabraunerden auf der Muschelkalk-Hochfläche, geringmächtige, steinige Rendzinen an den Steilhängen dieser Schichtstufe und Braunerden in den nordwestlichen Bereichen in denen Buntsandstein ansteht.
Die lokale Geologie ist auch verantwortlich dafür, dass sich hier eines der bedeutendsten Grundwasservorkommen in Nordbayern befindet. Dies ist nur scheinbar ein Gegensatz zu den Trockenbiotopen der Umgebung (Wacholderheiden, Magerrasen), die sich auf den geringmächtigen trockenen Hangböden entwickelt haben.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
- Althausen (Münnerstadt)
- Brünn (Unterfranken)
- Burghausen (Unterfranken)
- Fridritt
- Kleinwenkheim
- Großwenkheim
- Maria-Bildhausen Kloster Bildhausen
- Reichenbach (Unterfranken)
- Seubrigshausen
- Wermerichshausen
- Windheim
[Bearbeiten] Geschichte
Das Gebiet der heutigen Stadt Münnerstadt ist uraltes Siedlungsgebiet. Reiche Funde von der Jungsteinzeit (4500-2100 v. Chr.) bis zur Hallstattzeit (ab 750 v. Chr.) beweisen, dass schon vor Jahrtausenden Menschen hier Wälder rodeten, Felder bestellten und Handel trieben. Gerade im östlichen Stadtgebiet, im Umfeld der Stadtteile Großwenkheim, Maria Bildhausen und Althausen, bearbeiteten die keltischen Siedler die fruchtbaren Böden des hier beginnenden Grabfeldes.
Die Thüringer, nach ihnen die Franken, drängten nach Christi Geburt in den Raum um Münnerstadt. Sie nutzten den Michelsberg östlich von Münnerstadt als Fliehburg für die umwohnende Bevölkerung in Zeiten der Gefahr. Diese „Grapfeldonoburg“ (die Hauptvolksburg der Grabfeldgaubewohner) dürfte im 5. Jahrhundert entstanden sein - und mit ihr ein Dorf zu ihren Füßen an der Lauer. Am 28. Dezember 770 vermachten Egi und Sigihilt ihren Gesamtbesitz (auch Weingärten) zu „Munirihestat“ dem Kloster Fulda - die erste urkundliche Erwähnung der Stadt. Aus den knapp 100 Jahren zwischen 770 und 876 gibt es 18 Urkunden, die Münnerstadt nennen. Dies belegt, dass der Ort in karolingischer Zeit große Bedeutung besaß. Die älteste archivalisch nachweisbare Gaugerichtsverhandlung in ganz Ostfranken fand am 3. Mai 800 in Münnerstadt statt.
1156 stiftete Hermann von Stahleck das bedeutende Zisterzienserkloster Maria Bildhausen im östlichen Stadtgebiet. Die Grafen von Henneberg mehrten ihren Besitz im Raum Münnerstadt. Im 12. Jahrhundert errichteten sie am Zusammenfluss von Lauer und Talbach eine Talburg. Die Bewohner des alten Ortes Münnerstadt verließen ihre wenig geschützten Häuser und siedelten sich im Schatten der Burg an. Um das Jahr 1230 entwickelte sich die befestigte Stadt (oppidum) Münnerstadt mit Stadtmauer (erwähnt 1251) und vier Stadttoren, Markt (1272), Stadtgericht, Stadtrat (1279) und Stadtsiegel (1287). Handel und Handwerk blühten auf. Das Münnerstädter Getreidemaß galt in 38 Orten des nördlichen Unterfrankens. Um 1231 übernahm der Deutsche Orden die Pfarrei Münnerstadt. 1279 gründeten die Augustiner auf Wunsch der Bürger ein Kloster in der Stadt.
Die Grafen von Henneberg förderten Handel und Handwerk. Durch ihren Einfluss verlieh Kaiser Ludwig der Bayer am 3. Juli 1335 dem blühenden Ort das Stadtrecht. Die wehrhafte Stadt wurde zu ihrem wichtigen Stützpunkt gegen die mächtigen Würzburger Fürstbischöfe. Erbschaft und finanzielle Probleme ermöglichten es den geistlichen Herren, ab 1354 Teile der Stadt in ihren Besitz zu bringen. Die Bürger wollten die Herrschaft beider Stadtherren abschütteln und reichsfrei werden. Ein Aufstand scheiterte, eine neue Stadtordnung regelte ab 1385 das Leben innerhalb der Mauern.
34 Urpfarreien zwischen Rhön und Frankenwald gehörten zum Archidiakonat Münnerstadt. Einmal im Jahr trafen sich die Geistlichen in der mächtigen Pfarrkirche zu Münnerstadt. Die Handwerker schlossen sich zu 24 Zünften zusammen. „Münnerstadt hat's Geld“. Die wohlhabenden Bürger beauftragten selbstbewusst bedeutende Künstler mit der Ausgestaltung ihrer Kirche. 1492 errichtete Tilman Riemenschneider hier seinen ersten großen Flügelaltar, ein bedeutendes Werk der Gotik. 1504 bemalte der berühmte Veit Stoß diesen Altar und fertigte die vier Tafelbilder der Kilianslegende.
Die Zeiten änderten sich. Die Gedanken des Wittenberger Augustinermönchs Martin Luther fielen bei den Bauern und Bürgern auf fruchtbaren Boden. Gegen den mächtigen Abt von Maria Bildhausen rotteten sie sich zusammen und brannten 1525 das Kloster nieder. Doch der Aufstand des „Bildhäuser Haufens“ brach wie der gesamte Bauernkrieg unter den harten Schlägen der Fürsten rasch zusammen. Das Jahr 1552 brachte viel Veränderung mit sich: Der erste evangelische Pfarrer zog in die Pfarrkirche ein, die Augustiner mussten die Stadt verlassen, die Söldner des Ansbacher Markgrafen brandschatzten Teile der Stadt.
Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn erwarb 1585 den Teil der Stadt, der bisher noch nicht den geistlichen Herren aus Würzburg gehörte. Als Stadtherr führte er die Gegenreformation in „seiner“ Stadt durch. Etwa 400 Protestanten mussten die Stadt verlassen. Es waren vorrangig Handwerker, die Münnerstadt den Rücken kehrten. Die Kirche wurde aufwendig umgestaltet. Echter hatte viel mit seiner Stadt vor: Ein Gymnasium sollte der Ausbildung des Priesternachwuchses dienen. Doch erst 1660 konnte einer seiner Nachfolger diese Absicht realisieren. Die schrecklichen Jahre des Dreißigjährigen Krieges setzten Stadt und Region hart zu. 1631 eroberten die Schweden die Stadt, 1641 soll ein Wunder die Bürger und ihr Münnerstadt vor großem Unheil bewahrt haben. Jetzt kehrten die Augustiner zurück (1652), bauten ihr Kloster wieder auf und übernahmen 1685 Pfarrei und Gymnasium.
Frankreichs Kaiser Napoleon veränderte die Landkarte Europas und auch Frankens. Münnerstadt wurde 1803 erstmals bayerisch. Die Abtei Maria Bildhausen wurde säkularisiert, die Mönche wurden vertrieben, die Gebäude teilweise abgerissen, andere verkauft. Münnerstadt wurde 1804 Sitz eines Landgerichts. Der Deutsche Orden musste Münnerstadt verlassen, sein Besitz fiel dem Staat zu. Der Wiener Kongress schlug Franken und damit Münnerstadt endgültig dem neuen Königreich Bayern zu. Die Stadt wurde Verwaltungszentrum für die ländliche Umgebung, verlor aber immer mehr von ihrer früheren Bedeutung und wurde im frühen 20. Jahrhundert „nur“ eine kleine Landstadt im neuen Kreis Bad Kissingen.
1874 wurde die Bahnstrecke Würzburg/Schweinfurt-Meiningen/später Erfurt eröffnet, Münnerstadt wurde Bahnstation an der Verbindung Stuttgart-Berlin, zeitweise Haltebahnhof der Schnellzugverbindung Stuttgart-Berlin. Bombardierungen und Beschuss im Zweiten Weltkrieg veränderten das Stadtbild erheblich. Wertvolle Bausubstanz ging verloren (Marienkapelle, Wohnhäuser, Stadttor). Münnerstadt lag nun an der Zonengrenze, alte Verbindungen nach Südthüringen waren auf Jahrzehnte unterbrochen. Betriebe, vor allem aus dem Osten Deutschlands, siedelten sich in der Stadt an. Aus der bürgerlich geprägten Gemeinde wurde ein Standort von Firmen mit bundesweiter Bedeutung. 1972 bildete die Stadt auf freiwilliger Basis mit zehn Gemeinden aus dem Umland die heutige Stadt Münnerstadt mit ca. 95 km² Fläche und etwa 8300 Einwohnern. In die neuen Stadtteile floss Geld für den Bau von Einrichtungen der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung, von Straßen und Gemeindehäusern sowie für Dorferneuerungen (Brünn, Kleinwenkheim, Großwenkheim, Wermerichshausen). Ab 1990 konnte der immer stärker werdende Verkehr über eine Entlastungsstraße um die Altstadt herum geleitet werden, die fast 50 Jahre unterbrochene Bahnstrecke nach Erfurt wurde 1991 wieder eröffnet.
Münnerstadt lag wieder mitten in Deutschland - eine liebenswerte Stadt mit wertvollen Kunstschätzen, einem sehenswerten Stadtbild mit Türmen, Toren und Fachwerk und reicher Geschichte.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Stadtrat
Die 21 Sitze des Stadtrates verteilen sich wie folgt:
- CSU 8 Sitze
- SPD 3 Sitze
- Grüne 1 Sitz
- BGM 6 Sitze
- Forum Aktiv 3 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 3. März 2002)
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Stenay bzw. Stenay (franz.) (Frankreich)
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
- Das ehemalige Deutschordensschloss beherbergt seit 1970 die Sammlungen des Henneberg-Museums.
[Bearbeiten] Bauwerke
- Die Stadtpfarrkirche mit ihrem berühmten Riemenschneider-Altar und Bilder von Veit Stoß.
- Die Klosterkirche St. Michael in Münnerstadt, ein Kleinod fränkischen Rokokos.
- Mittelalterliches Stadtbild mit vielen Fachwerkhäusern.
- Weitgehend erhaltene Stadtbefestigung (große Teile der Stadtmauer und drei von ehemals vier Stadttoren).
- Deutschordensschloss, ehemaliges Wasserschloss des Deutschherrenordens, jetzt Stadtmuseum
- Rathaus mit Windfahne und Richtungsbezeichnung „WOSN“ (Wir Ochsen Sieden Nägel), bekannt aus der Geschichte von den Münnerstädter Nägelsiedern
[Bearbeiten] Sport
Münnerstadt ist seit 1991 der Sitz der ersten Hornussergesellschaft außerhalb der Schweiz.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
Die Schutzfrau von Münnerstadt - ein fränkische Heimatspiel aus der Schwedenzeit:
Die vor 300 Jahren entstandene Legende von der wunderbaren Rettung der Stadt wird jährlich Ende August und Anfang September wieder lebendig. Mehr als 200 Bürger stellen in farbenprächtigen Kostümen die packende Geschichte dar.
Seit 1855 findet (mit kurzen Unterbrechungen) inzwischen alle fünf Jahre das Studiengenossenfest des Münnerstädter Gymnasiums statt (Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium).
[Bearbeiten] Verkehr
Münnerstadt liegt an der Bundesstraße B 19 (Eisenach - Mellrichstadt - Würzburg - Ulm - Oberstdorf), sowie an der Autobahn A 71 (Erfurt - Schweinfurt) mit der 2 km östlich liegenden Lauertalbrücke. Die Autobahn wurde am 13. Dezember 2005 in der gesamten Länge von Schweinfurt bis Erfurt dem Verkehr freigegeben. Die Stadt hat eine nach ihr benannte Ausfahrt nördlich der Altstadt angeschlossen an die B 19. Diese liegt 200 Meter östlich der historischen Spitalmühle an der Lauer.
Die wegen der deutschen Teilung unterbrochene ehemals zweigleisige Bahnstrecke Schweinfurt–Mellrichstadt-Erfurt wurde 1991 wieder eingleisig eröffnet.
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
Zu den größten Arbeitgebern Münnerstadts und des Landkreises Bad Kissingen zählt die MGlas AG, Hersteller von Primärpackmitteln, Primärpackmittelsystemen und Spritzensystemen aus Glasröhren für die pharmazeutische Industrie, weltweit. Daneben sind auch die Textilindustrie, sowie Firmen im Bereich der Luftfahrttechnik und des Maschinenbaus ansässig.Auch einer der größten Arbeitgeber ist die Firma Kurt Seger Omnibusbetrieb.
[Bearbeiten] Bildung
Neben dem Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium, das 1660 vom gleichnamigen Würzburger Fürstbischof gegründet wurde, sind eine Grund- und Hauptschule, sowie ein Berufsbildungszentrum und eine Musikschule in Münnerstadt ansässig.
Im Februar 2005 wurde außerdem das Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt eröffnet. Diese Einrichtung, die durch die Neuschaffung des Ausbildungsberufs "Bestattungsfachkraft" 2003 notwendig wurde, ist zusammen mit dem Lehrfriedhof, der bereits 1994 angelegt wurde, weltweit einzigartig.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Friedrich Philipp von Abert (* 1852), Theologe, Erzbischof von Bamberg (1905 bis 1912)
- Wolfgang Amling (* 1542), Theologe
- Lutz Kretschmann-Johannsen (* 1960), Politiker (SPD), Hamburg
- Dr. Anton Schlembach (* 1932), Theologe, Bischof von Speyer (seit 1983)
[Bearbeiten] Weblinks
- Webseite der Stadt Münnerstadt
- Informative Webpage über Münnerstadt
- Volksschauspiel aus dem Dreißigjährigen Krieg
- private Homepage über Münnerstadt
- Hornusser Gesellschaft Münnerstadt
- Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium
- Homepage über das seit 1855 stattfindende Studiengenossenfest
- "Türmerverein" -Verein zur Rettung des Oberen Tores, einer der höchsten Tortürme Deutschlands
- Altstadtverein Münnerstadt
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