Lennep
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Lennep ist mit 26.355 Einwohnern der zweitgrößte Stadtbezirk Remscheids. Als Mitglied der Hanse und preußische Kreisstadt war Lennep lange Zeit eine der wichtigsten Städte des Bergischen Landes.
Heute noch besitzt Lennep eine in der Grundstruktur mittelalterliche Altstadt, die zu den ausgewählten 35 historischen Stadtkernen Nordrhein-Westfalens zählt.[1] 116 Häuser des Stadtkerns, darunter viele Bauwerke des „Bergischen Barock“, die nach dem Stadtbrand von 1756 entstanden, stehen unter Denkmalschutz.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Überlieferung nach liegen die Anfänge der Stadt im 12. Jahrhundert. In der Quellmulde des Baches Linepe (heute: Lennepe-Bach) sollen ein Fronhof und eine dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle bestanden haben. Der Fronhof gelangte um 1200 in den Besitz der Grafen von Berg und später an den Herzog Heinrich von Limburg, der ihn in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dem Kölner Stift St. Kunibert schenkte. Mit der Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche bildete sich eine erste geschlossene Siedlung.
Lennep erhielt 1230 die Stadtrechte und gehört damit zu den ältesten Städten des Bergischen Landes. Neben Wipperfürth (1222), Ratingen (1276) und Düsseldorf (1288) galt Lennep zudem als eine der vier Hauptstädte des Herzogtums Berg. Geografisch günstig, jeweils zwei Tagesreisen von Köln und Dortmund entfernt an der Fernhandelsstraße nach Magdeburg gelegen, entwickelte sich Lennep schnell zu einer bedeutenden Handelsstadt. Im 13. Jahrhundert wurde Lennep Mitglied der Hanse und unterhielt zahlreiche Handelsniederlassungen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erstarkte die Lenneper Tuchindustrie, deren Produkte weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt waren. Spätestens seit dieser Zeit besaß die Stadt Markt- und Münzrecht, ab 1371 auch das Zollrecht.
Die prosperierende Entwicklung der Stadt endete jäh mit dem großen Stadtbrand von 1746, dem nahezu die gesamte Stadt zum Opfer fiel. Viele Handwerker und Kaufleute ließen sich daraufhin in benachbarten Städten nieder. Der barocke Wiederaufbau der Stadt auf dem mittelalterlichen Stadtgrundriss vollzog sich nur schleppend. Bis zur Industrialisierung wuchs die Stadt nicht über die mittelalterliche Wallzone hinaus. Erst danach entwickelte sich die Stadt entlang der Hauptausfallstraßen weiter, vor allem in Richtung Süden und Westen, wo die Lenneper Neustadt mit Amtsgericht, Bahnhof und Kreishaus entstand. Dennoch konnte die Stadt kaum mehr mit den umliegenden neuen Großstädten im Wupperviereck konkurrieren.
Bis 1929 war Lennep Sitz des gleichnamigen preußischen Landkreises. Im Jahre 1929 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Remscheid. Die Auflösung des Kreises und die Eingemeindung führte anfangs zu starken Protesten in der Bevölkerung, die jedoch vergebens waren. Seither bildet Lennep den flächenmäßig größten Remscheider Stadtbezirk, der 1975 im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform um die in Teilen bereits zu Lennep gehörige Ortschaft Bergisch-Born erweitert wurde.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen von Lennep,[2] das an ein Stadtsiegel aus dem Jahr 1363 angelehnt ist, zeigt auf einem silbernen Schild eine rote Stadtmauer mit Tor und einen roten, doppeltürmigen Kirchenbau mit blauem Dach und blauen Turmhauben. Der (heraldisch) rechte Turm ist von einem goldenen Wetterhahn bekrönt. Oberhalb der Kirche befindet sich ein kleiner silberner Schild mit einem nach rechts aufsteigendem roten Löwen, dem Wappentier der jüngeren Linie der Grafen bzw. Herzöge von Berg. Das Lenneper Wappen zeigt eine auffallende Ähnlichkeit zum Wappen der acht Jahre älteren Stadt Wipperfürth: Auch hier zeugt eine befestigte Kirche als Sinnbild für „Stadt“ in unmittelbarem Zusammenhang zum landesherrlichen Wappen von der Bedeutung des Ortes wie auch vom Prestigegewinn, der sich für den hochmittelalterlichen Landesfürsten mit einer Stadterhebung bzw. Stadtgründung verband.
[Bearbeiten] Stadtbeschreibung
Die Altstadt Lenneps entstand im Quellmuldental des Linepe-Bachs. Ihr Stadtgrundriss bildet bis heute einen nahezu kreisförmigen Rundling. Die mittelalterliche Haupthandelsstraße Köln-Magdeburg durchschneidet die Stadt von Süd-Südwesten nach Nordosten und bildete in der ehemaligen Stadtmauer ein Kölner und ein Schwelmer Tor. Ein zweiter Straßenzug (heute Wetterauer Straße-Alter Markt-Berliner Straße) entlastete die Fernstraße und führt von den Toren zum Marktplatz der Stadt. Von dort erschließt man auch den Kirchhof mit der Hauptkirche der Stadt. Mit der Lüttringhauser Pforte im Nordwesten und der Mühlenpforte im Osten besaß Lennep zwei weitere Zugänge zur Stadt, die über einen weiteren Straßenzug (heute: Neugasse-Alter Markt-Kronenstraße-Mühlenstraße) miteinander und dem Marktplatz verbunden waren. Der mittelalterliche Befestigungsring, der vermutlich aus Mauer, Wall und Graben bestand, wird noch bis heute von der Wallstraße nachgefahren. Im Norden schlossen sich an die Wallstraße bis zum Thüringsberg verschiedene Lösch- und Trinkwasserteiche an, die heute aber durch eine Grünfläche ersetzt sind.
Von der ursprünglichen mittelalterlichen Bebauung ist ansichtig wenig erhalten. Sie brannte 1746 nahezu vollständig nieder. Nur einige steinerne Bauteile der Stadtkirche, vor allem am Turm, datieren aus der frühen Zeit. Die heutige Bebauung entstand auf Grundlage der alten Parzellenstruktur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im sog. „Bergischen Barock“. Dieser Regionalstil verbindet barocke Schmuckformen mit dem lokalen Lehmfachwerkbau. Für die bergische Bautradition typisch ist der schwarze Anstrich des Ständerwerkes, der weiße Anstrich der Fenster- und Türrahmen, die Kalkung der Gefache, der grüne Anstrich der Fensterläden und Türen und der Einsatz von rheinischem Schiefer zur Wandverkleidung. Oft wurde zunächst nur die Wetterseite der Gebäude verschiefert; wohlhabende Bauherrn leisteten sich allerdings schon früh eine allseitige Verschieferung ihrer Häuser. Besonders imposante Bauwerke stellen das Alte Rathaus (Alter Markt) und das Haupthaus des heutigen Röntgenmuseums (Patrizierhaus von 1803, Schwelmerstraße 41) dar. Bauhistorisches Interesse weckt ebenfalls die evangelische Stadtkirche, die nach 1746 umfassend ausgebaut wurde. Der wuchtige mittelalterliche Turm erhielt eine elegante barocke Turmhaube, die bis heute stadtbildprägend ist. Im Innenraum der neu erbauten Saalkirche verschmelzen die Prinzipalstücke Altar, Kanzel und Orgel, die für die protestantischen Kirchenbauten des Bergischen Landes typisch sind, zu einer eindrucksvollen Einheit.
Glücklicherweise blieb die Lenneper Altstadt vom alliierten Bombardement des Zweiten Weltkriegs nahezu verschont. Allein der verputzte Steinbau des Neuen Rathauses am Alten Markt wurde vollständig zerstört. Hingegen trafen mehrere Spreng- und Brandbomben verschiedene Gebäude in der Neustadt. Ebenfalls kam es zu einem größeren Verlust der historischen Bausubstanz durch die Modernisierung während der Wirtschaftswunderjahre. Ab den 1970er Jahren wurde der Baubestand des 18. Jahrhunderts durchgreifend saniert, so dass das einzigartige städtebauliche Ensemble bis heute erhalten ist.
[Bearbeiten] Bildung
[Bearbeiten] Kindergärten
- Kindergarten Westerholt
- Evangelische Kindertagesstätte Albrecht-Thaer-Straße
- Evangelische Kindertagesstätte Ringstraße
- Evangelische Kindertagesstätte Hackenberg
- Kahtolische Kindertagesstätte st.Bonaventura
[Bearbeiten] Schulen
- Katholische Grundschule Am Stadion
- Gemeinschaftsgrundschule Freiherr-von-Stein
- Gemeinschaftsgrundschule Hackenberg
- Gemeinschaftsgrundschule Hasenberg
- Gemeinschaftshauptschule Hackenberg
- Albert-Schweitzer-Realschule
- Weiterbildungskolleg (Abendrealschule)
- Röntgen-Gymnasium, dem der in Lennep geborene Wilhelm Conrad Röntgen den Namen gab.
- Musik- und Kunstschule, Außenstelle Lennep
- Sonderschule für Geistigbehinderte Hilda-Heinemann
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Museen
[Bearbeiten] Kirchen
- Evangelische Stadtkirche
- Katholische Pfarrkirche St. Bonaventura
- Wald-Kirche, Evangelische Kirchengemeinde Lennep (steht vor dem Verkauf [3])
[Bearbeiten] Kultur
- Klosterkirche: Die Klosterkirche Lennep gilt als der ältester Sakralbau Remscheids. Der Bau wurde 1677 von den Minoriten begonnen und dauerte bis 1696 [4]. Bezogen wurde er bereits 1681. Bei einer Renovierung Mitte der 1980er-Jahre wurde noch die originale Bodenfensterfassung am Nordfenster der Chorapsis freigelegt. Die Sanierungsmaßnahmen konnten erfolgen, nachdem sich der Verein Klosterkirche RS-Lennep e.V. gründete, ein Abriss konnte so verhindert werden. Heute sind hier ein Kulturzentrum und das Restaurant „Klosterschänke“ untergebracht. [5] Das Kulturzentrum Klosterkirche hat in den Jahren seiner Kulturarbeit schon viele große Künstler nach Lennep geholt. So waren Größen wie Ingo Appelt, Ralf Schmitz, die Bläck Föös und viele mehr zu Gast in den alten Gemäuern des ehemaligen Klosters. Klosterkirche Lennep
- Rotationstheater
- Jugendzentrum
- Historische Altstadt
- Talsperren (Wuppertalsperre, Panzertalsperre)
[Bearbeiten] Sonstiges
[Bearbeiten] Bürgermeister von Lennep
- 1808-1824: Franz Hasselkus
- 1825-1832: Peter Carl Moll
- 1832-1845: Carl Wille
- 1846-1872: Rudolf Trip
- 1872-1897: Ferdinand Sauerbronn
- 1897-1921: Rudolf Stosberg
- 1921-1929: Emil Nohl
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Fritz Windgassen
- Martha von Laffert (* 4. Juli 1883 in Lennep; † 11. Juni 1966 in Leutesdorf), Kunstmalerin
- Wilhelm Conrad Röntgen (* 27. März 1845 in Lennep; † 10. Februar 1923 in München), Physiker, Entdecker der Röntgenstrahlen
[Bearbeiten] Ehrenbürger
Lennep
- 1890: Richard von Hardt, Großkaufmann und Rittergutsbesitzer, (* 6. August 1824 in Lennep, † 29. September 1898 in Berlin), Zahlreiche Stiftungen, vorwiegend für soziale Zwecke, Ehrenbürger Lenneps seit 2. Dezember 1890
- 1895: Fürst Otto von Bismarck, Reichskanzler 1871 - 1890, (* 1. April 1815 Schönhausen, † 30. Juli 1898 Friedrichsruh), Ehrenbürger Remscheids, Lenneps und Lüttringhausen seit 1895 (zu seinem 80. Geburtstag)
- 1896: Prof. Dr. Geheimer Rat Wilhelm Conrad Röntgen, Professor für Physik in Gießen, Würzburg und München, (* 27. März 1845 Lennep, † 10. Februar 1923 München), Entdecker der nach ihm benannten X-Strahlen, 1. Nobelpreisträger für Physik 1901, 1923 - Stiftung Studienwerk (Lennep), 1930 Röntgen-Denkmal-Einweihung in Lennep, 1932 Eröffnung des Röntgen-Museum in Lennep, Ehrenbürger Lenneps seit 15. Juni 1896
- 1900: Richard Koenigs, Oberregierungsrat, (* 28. März 1853 Dülken, † 14. Februar 1921 Düsseldorf), Landrat des Kreises Lennep 1882 - 1899, Besondere Verdienste um die Landwirtschaft und Industrie, 1900 bis 1916 Oberregierungsrat in Düsseldorf, Ehrenbürger aller Städte und Landgemeinden des Kreises Lennep seit 1900
- 1910: Johann Daniel Fuhrmann, Großkaufmann, (* 21. Oktober 1839 in Lennep, † 17. Januar 1911 in Antwerpen), Zahlreiche Schenkungen und Stiftungen u.a. 1911 Stiftung für Fürsorge armer Kinder, Ehrenbürgerbrief Lenneps seit 13. Dezember 1910
- 1929: Julius Caesar, Fabrikant, (* 3. Januar 1887 Elberfeld, † vermisst), Papierfabrik Wilhelmstal, 1919 -1929 1. Beigeordneter in Lennep, Ehrenbürger Lenneps seit 26. Juli 1929
- 1929: Hermann Hardt, Kommerzienrat (seit 1906) und Tuchfabrikant, (* 24. Mai 1866 in Lennep, † 10. Dezember 1938 in Lennep), Seniorchef der Fa. Joh. Wülfing & Sohn. War u. a. Stadtverordneter u. Vorsitzender des Gemeinnützigen Bauvereins. Förderte soziale und kulturelle Bestrebungen mannigfacher Art, Ehrenbürger Lenneps seit 26. Juli 1929
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Dowe: Der Arbeitskampf in den Tuchfabriken des Kreises Lennep (Bergisches Land) 1850, in: Streik. Zur Geschichte des Arbeitskampfes in Deutschland währens der Industrialisierung. Hrsg. von Klaus Tenfelde und Heinrich Volkmann. München: Beck 1981, S. 31-51
[Bearbeiten] Weblinks
- Stadtplan
- Artikel des Bergische Zeitgeschichte e.V. zum Vortrag von Sven Neufert und Florian Neuhann: Hände weg von Lennep (über die Zerschlagung des Landkreises Lennep 1929
- „Deutsches Röntgen-Museum“ (mehr zum Thema Röntgen)
- Tuchmuseum Lennep
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ nrw.de: Historische Stadt- uns Ortskerne in NRW
- ↑ ngw.nl: Stadtwappen
- ↑ Internetseite der Klosterkirche Lennep: Klostergründung (http://www.klosterkirche-lennep.de/klogrue.php)
- ↑ Bergische Morgenpost: Klosterruine wurde Kleinod, 26. März 2005
- ↑ Isabel Klaas: Himmlisch wohnen, Bergische Morgenpost, 15. März 2006