Kiosk
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Kiosk (entlehnt über französisch kiosque von türkisch köşk, aus mittelpersisch koschk) war ursprünglich ein nach mehreren Seiten geöffneter, freistehender Gartenpavillon. Heute wird unter Kiosk umgangssprachlich im deutschen Sprachraum ein Verkaufsstand für Zeitungen und anderes verstanden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufbau
Der Grundriss ist häufig polygonal oder viereckig mit mehreren Bogenöffnungen. Von Funktion und Form her bestehen mehr oder weniger enge Verwandtschaften zu Pavillon, Pergola, Zelt (vgl. Prunkzelt des Kara Mustafa aus der sog. „Türkenbeute“ im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt).
[Bearbeiten] Geschichte
Kioskartige Gebäude gibt es seit dem 13. Jahrhundert in Persien, Indien und im osmanischen Reich. Im Topkapı-Serail in Istanbul sind einige Beispiele erhalten (Çinili-Kiosk von 1466, Revan- und Bagdad-Kiosk von 1635, Kiosk des Kara Mustafa Pascha aus dem 18. Jahrhundert und Kiosk des Abd ül-Mejid von 1840).
Im Zuge der Vorliebe für alles Asiatisch-Orientalische im 18. Jahrhundert gelangte die Bauform - meist frei auf Säulen stehend und seitlich mit Gitterwerk verschlossen - in die kunstvoll gestalteten herzoglichen Gärten von Stanislaus I. Leszczyński Herzog von Lothringen und Bar in Lunéville und des französischen Königs Ludwigs XV.. Markante Beispiele in Deutschland sind u.a. das 1755 begonnene Chinesisches Haus in Potsdam wie auch die von Ludwigs II. von Bayern bei Schloss Linderhof oder im Wintergarten der Münchner Residenz.
Im 19. Jahrhundert hielt der Kiosk Einzug als Verkaufspavillon in die großen öffentlichen Parks von Paris, später auf die großen Boulevards. Zunächst wurden hier nur Zeitungen und Blumen verkauft, später auch Erfrischungen. Auch die Wortneuschöpfung Boulevardzeitung hat hier ihren Ursprung. Einige dieser berühmten Pariser Kiosques sind noch bis heute erhalten.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wurde der Kiosk auch im Deutschen immer häufiger mit einem kleinen Zeitungsstand gleichgesetzt, an dem auch Tabakwaren, Süßigkeiten, Getränke, Andenken usw. verkauft werden. Im Ruhrgebiet und im Rheinland werden solche Kioske auch Trinkhalle, Bude oder Büdchen genannt.
[Bearbeiten] Altägyptischer Kiosk
In der altägyptischen Architektur werden auch Gebäude, die bei Prozessionen dem vorübergehenden Abstellen von Heiligtümern dienten, fachsprachlich Kiosk genannt (zum Beispiel der Kiosk Sesostris' I. in Karnak).
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
Elisabeth Naumann: Kiosk. Entdeckungen an einem alltäglichen Ort. Vom Lustpavillon zum kleinen Konsum, Jonas Verlag, Marburg 1999, ISBN 3-89445-322-2 (Doktorarbeit)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Kiosk – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- stadtrevue.de/... - "Ich würde nie in eine Stadt ziehen, die keine Büdchen hat" - Interview mit der Autorin Sabine Werz über das Besondere eines Kiosks