Kapuziner
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Die Kapuziner (OFMCap), eigtl. Orden der Minderen Brüder Kapuziner, lat. Ordo Fratrum minorum Cappucinorum, sind ein franziskanischer Reformorden. Sie bilden heute – neben den Franziskanern (OFM) und den Minoriten (OFMConv) – einen der drei Zweige des ersten Ordens des Hl. Franziskus.
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[Bearbeiten] Geschichte
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es verschiedene Reformbestrebungen innerhalb des Franziskanerordens. Es gab Brüder, die in großen Stadtkonventen fest in pastorale Aufgaben eingebunden waren (Konventualen), Brüder, die sich zurückbesinnen wollten auf die ursprünglichen Ideale des hl. Franziskus (Observanten), und viele Bewegungen zwischen diesen Polen.
Der Franziskaner Matteo da Bascio verließ im Frühjahr 1525 sein Kloster in Mittelitalien ohne die Erlaubnis der Vorgesetzten, um nach dem Beispiel Franz von Assisi arm durch die Welt zu ziehen. Sein Vorgesetzter (Oberer) ließ ihn daraufhin festnehmen und einsperren. Der Klosterflüchtling fand jedoch in Katharina von Cibo, einer Nichte Clemens VII., eine Fürsprecherin und wurde daraufhin freigelassen.
Im Herbst des gleichen Jahres schlossen sich ihm zwei andere Franziskaner an. Daraufhin griff der Provinzobere, Giovanni da Fano, hart durch und versuchte, die drei Brüder mit Waffengewalt zurückzuholen. Diese jedoch versteckten sich bei den Kamaldulenser-Eremiten in den Bergen und entkamen verkleidet in den weißen Kutten ihrer Gastgeber. Daraufhin wurden sie im Frühjahr offiziell aus der Kirche ausgeschlossen. Auf die Fürsprache von Katharina von Cibo nimmt der zuständige Ortsbischof die Verfolgten in seine Obhut und gestattet ihnen, ihre Wanderpredigt fortzuführen.
Im Jahre 1527 wütete im Herzogtum Camerino erneut die Pest. Der furchtlose Einsatz der drei Brüder für die Sterbenden veranlasst Katharina von Cibo, zugunsten der Gruppe von ihrem Onkel, dem Papst, 1528 ein Schutzschreiben zu erwirken. Dieses gilt als Gründungsurkunde einer neuen Reformbewegung, wonach ihnen das Tragen einer kastanienbraunen Kutte mit einer spitzen Kapuze als Zeichen ihres radikalen Lebens nach dem Beispiel des Franz von Assisi gewährt wurde. Die Ordensgemeinschaft war hiermit anerkannt. Sie durften die Wanderpredigt ausüben, eigene Obere wählen und weitere Brüder in ihre Niederlassung aufnehmen. Wegen der Kapuze wurden die Reformer vom Volk Kapuziner genannt.
Der neuen Bewegung folgen bald mehr und mehr reformwillige Brüder. Im Jahr 1534 schloss sich auch jener Obere, der die ersten Brüder mit Waffengewalt verfolgt hatte, selbst den Kapuzinern an.
Die "Minderbrüder vom eremitischen Leben", wie die Kapuziner offiziell hießen, legten besonderen Wert auf die Predigt und das eremitische Leben in kleinen Einsiedeleien, etwas abseits der Städte und Dörfer, um so besser in Kontemplation leben zu können. Dennoch waren sie volksverbunden und setzten sich für die Menschen ein, anfänglich besonders in der Pflege der Pestkranken, wodurch sie schnell einen großen Rückhalt beim Volk gewannen. Den Namen haben die Kapuziner von ihren spitzen Kapuzen, die Eigenheit, in der sich der Habit von dem der anderen Franziskaner unterscheidet. Als sie in die Städte kamen, rannten die Kinder um sie herum und riefen "cappucini, cappucini".
Heute gibt es weltweit etwa 11.000 Kapuziner, die nach der Regel des hl. Franz von Assisi leben. Ihr besonderes Charisma sehen die Kapuziner in der Betonung des kontemplativen Gebetslebens gepaart mit der Nähe zu den Menschen, insbesondere Armen, Schwachen und Kranken.
[Bearbeiten] Organisation
Der Kapuzinerorden ist in Provinzen aufgeteilt.
Die höchste Instanz ist das Generalkapitel, das sich aus Vertretern aller Provinzen zusammensetzt.
Geleitet wird der Orden von der Generalkurie in Rom an deren Spitze der vom Generalkapitel gewählte Generalminister steht. Der Generalminister wird unterstützt durch die ebenfalls vom Generalkapitel gewählten Generaldefinitoren, die jeweils für eines von acht Gebieten zuständig sind. Da es bei den Kapuzinern nur Brüder gibt, werden auch die obersten Verantwortlichen mit Bruder angeredet und haben keinen besonderen Titel.
[Bearbeiten] Kapuzinerprovinzen im deutschsprachigen Raum
[Bearbeiten] Deutschland
- die Rheinisch-Westfälische Provinz mit dem Provinzialat in Koblenz
- die Bayrische Kapuzinerprovinz mit dem Provinzialat in München
[Bearbeiten] Österreich
- die Nordtiroler Provinz mit dem Provinzialat in Innsbruck
- die Wiener Provinz mit dem Provinzialat in Wien, ungefähr 60 Brüder
außerdem gibt es noch Kapuziner der Provinz Krakau, Polen, in Österreich
[Bearbeiten] Italien
- die Südtiroler Provinz mit dem Provinzialat in Brixen
[Bearbeiten] Schweiz
- die Schweizer Kapuzinerprovinz
Der Kapuzinerorden in der Schweiz kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. In Altdorf, Kanton Uri, entstand das erste Kapuzinerkloster nördlich der Alpen. Nach und nach verbreitete sich der Orden in allen katholischen Gebieten der Schweiz. Im 19. Jahrhundert übernahmen die Schweizer Kapuziner Missionsgebiete in Tansania, welche bis heute teilweise von Schweizern begleitet werden. Schweizer Kapuziner gründeten die Schwesterngemeinschaften von Menzingen und Ingenbohl. Seit Jahren kämpft der Orden allerdings mit Nachwuchsschwierigkeiten. So sank der Mitgliederbestand von über 700 auf ca. 300. Mehrere Niederlassungen mussten geschlossen werden. Mutige Neuaufbrüche wie zum Beispiel das "offene Kloster" Rapperswil zeigen allerdings, dass der Orden nicht in Auflösungs- sondern in Aufbruchstimmung ist. Hauptaufgaben der Brüder im Jahre 2005 sind Seelsorge in verschiedenen Kategorien und Mission. Seit 2004 ist ein Schweizer Kapuziner, Paul Hinder OFMCap, Bischof von Arabien, einem der größten Bistümer der Erde und seit 2006 ist Mauro Jöhri der Generalminister des Ordens.
[Bearbeiten] Bedeutende Kapuziner
- Felix von Cantalice (* 1515; † 18. Mai 1587 in Rom)
- Henri de Joyeuse (1563–1608), Marschall von Frankreich
- Père Joseph (1577–1638), Berater des Kardinals Richelieu
- Marco d’Aviano (1631–1699), päpstlicher Legat bei der Belagerung von Wien
- Konrad von Parzham (1818–1894)
- Pater Pio (Francesco Forgione) (1887–1968)
Siehe auch:
[Bearbeiten] Tagesablauf
- 06.30 Uhr - Betchor: Morgenlob, stilles Gebet
- 07.00 Uhr - Frühstück, dann Zeit für sich selber
- 08.00 Uhr - Meditation, Studium, Lesen
- 09.00 Uhr - Eucharistiefeier mit der Gemeinde
- 09.30 Uhr - Arbeit: Seelsorge, Haus, Küche, Garten (nach Vereinbarung)
- 12.00 Uhr - Mittagessen; Mittagsruhe
- 14.30 Uhr - Arbeit, auch Zeit für sich selber (nach Vereinbarung)
- 18.00 Uhr - Chor: Abendlob, Meditation, Komplet
- 19.00 Uhr - Abendessen, Zeit für sich selber
- 20.30 Uhr - Refektorium (Sonntag, Dienstag, Donnerstag): Rekreation ("Wieder-Erschaffung" - gemeinsame Erholung)
- 21.00 Uhr - Nachtgebet privat, Nachtruhe
- Freitag = Tag der Stille ("Wüstentag")
- ein freier Tag pro Woche für Erholung, Hobbys, etc.
[Bearbeiten] Literatur
- Hillard von Thiessen: Die Kapuziner zwischen Konfessionalisierung und Alltagskultur: vergleichende Fallstudie am Beispiel Freiburgs und Hildesheims, 1599 - 1750 Freiburg im Breisgau, Rombach 2002, 541 S.