InterCityExperimental
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der InterCityExperimental (auch ICE V, „V“ für Vorläuferzug) war der Experimentalzug für die Erprobung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs der Deutschen Bahn und Vorläufer aller ICE-Züge.
1974 begann die damalige Deutsche Bundesbahn ein Hochgeschwindigkeitsnetz zu planen. Nach einigen Versuchszügen startete man mit dem Bau des InterCityExperimental im Jahre 1984. Am 15. März 1985 wurde in Essen der als Baureihe 410 eingereihte Zug der Öffentlichkeit vorgestellt; wenig später erfolgte die Inbetriebnahme. Als technische Basis für die beiden für 350 km/h ausgelegten Triebköpfe (410 001-2 und 410 002-0) verwendete man den in der Leistung etwas gedrosselten Aufbau der Drehstrom-Lokomotive der Baureihe 120. Die Kosten seiner Entwicklung beliefen sich auf 94 Millionen DM und zu 60 Prozent vom Bundesforschungsministerium, sowie der Bundesbahn und den beteiligten Unternehmen getragen.
Zahlreiche neu für den Hochgeschwindigkeitsverkehr entwickelte Komponenten wurden in dem Zug getestet und zur Serienreife geführt. Die Serienfahrzeuge des aus dieser Entwicklung hervorgegangenen ICE 1 wiesen einige Veränderungen in Technik und Design auf. So wurde auf Gehäuse um die Faltenbälge an den Wagenübergängen, die den Luftwiderstand durch eine möglichst einheitliche Oberfläche des Zugäußeren minimieren sollten, aus Kostengründen verzichtet. Auch die Innenraumgestaltung wurde für die Serie verändert. Einige technische Komponenten, beispielsweise die Wirbelstrombremse, wurden erst in späteren ICE-Generationen eingesetzt.
Der Zug wurde auch für zahlreiche Präsentationsfahrten eingesetzt und verkehrte auch als Verstärker im InterCity-Regelverkehr. Im Juni 1989 hatte der InterCityExperimental einen besonderen Auftritt. Der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow bereiste Deutschland bei seinem Staatsbesuch mit diesem Rekordzug. Zu diesem Anlass waren die Flaggen von Nordrhein-Westfalen und der Sowjetunion an den Triebköpfen angebracht.
Im November 1985 stellte der Zug auf einem 28 km langen, ausgebauten Abschnitt zwischen Hamm und Hannover mit 323 km/h einen neuen deutschen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge auf. Nach einigen Hochgeschwindigkeitsversuchen stellte er am 1. Mai 1988 als fünfteilige Einheit auf der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg bei Gemünden am Main einen Weltrekord für Schienenfahrzeuge mit 406,9 km/h auf. Dieser wurde jedoch zwei Jahre später, am 18. Mai 1990, vom französischen TGV-Atlantique Nr. 325 mit 515,3 km/h überboten. Zug und Strecke wurden speziell für den Rekord hergerichtet und sofort danach außer Dienst gestellt.
Nach der Indienststellung des ICE 1 wurde der InterCityExperimental in „ICE V“ umbenannt und für weitere Erprobungen genutzt, beispielsweise 1995 mit der geteilten Bugklappe der ICE 2. Im Sommer 1998, nach über 10 Jahren Dienstzeit, fuhr er zum letzten Mal. Er wurde durch seinen Nachfolger ICE S ersetzt.
Nach seinem Ausscheiden wurde die einzelnen Wagen entkuppelt und in verschiedenen Betriebswerken der DB abgestellt. Ein Triebkopf befindet sich als Denkmal in Minden, der zweite in München. Dieser wurde in der Nacht vom 6. auf den 7. April 2006 von seinem bisherigen Abstellort München-Freimann in das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München überführt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: ICE – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |