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Gustaf Gründgens

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Gustaf Heinrich Arnold Gründgens (* 22. Dezember 1899 in Düsseldorf; † 7. Oktober 1963 in Manila), Sohn von Arnold Hubert und Emmy Gründgens, war ein bedeutender deutscher Schauspieler, Regisseur und Intendant.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Werk

[Bearbeiten] Jugend

Seine Schulzeit verbrachte er auf einem Gymnasium in Düsseldorf und in einem katholischen Internat in Mayen und meldet sich nach dem Abitur 1916 als Kriegsfreiwilliger an die Westfront.[1] Auf Wunsch des Vaters begann Gustav (Änderung der Schreibweise des Vornamens 1925) 1917 eine kaufmännische Lehre. Drei Monate später wurde er wirklich zum Militär eingezogen und brach die Lehre ab, auch um sich im Schauspiel zu probieren. Erste Erfahrungen machte er im Fronttheater Saarbrücken, dessen Leiter er 1918 wurde und das auch nach dem Krieg – unter dem Namen Bergtheater Thale – weiter existierte. Schauspielunterricht erhielt er nach dem Krieg bei den Leitern des Düsseldorfer Schauspielhauses Louise Dumont und Gustav Lindemann in der angegliederten Schauspielschule.

[Bearbeiten] Hamburg

Am Beginn von Gründgens' Karriere standen aufeinanderfolgende kurze Engagements an den Städtischen Bühnen Halberstadt (Spielzeit 1920/21), am Vereinigten Städtischen Theater Kiel (Spielzeit 1921/22) und am Berliner Theater in der Kommandantenstraße (Spielzeit 1922/23). 1923 ging er an die Kammerspiele nach Hamburg. In dieser Zeit erweiterte er sein Repertoire an klassischen und zeitgenössischen Stücken und trat 1924 zum ersten Mal publikumswirksam als Regisseur auf, unter anderem mit der Inszenierung des Stückes "Anja und Esther" von Klaus Mann. Klaus Mann und seine Schwester Erika Mann spielten zusammen mit Gründgens und Pamela Wedekind die Hauptrollen. Gründgens heiratete Erika 1926, die Ehe wurde bereits 1929 wieder geschieden.

[Bearbeiten] Berlin

1928 ging Gründgens zu Max Reinhardt ans Deutsche Theater in Berlin, wo er bis 1933 auftrat und oft auch selbst Regie führte. Um sich nicht nur auf das Sprechtheater zu beschränken, versuchte er sich 1929 sowohl in Opernregie als auch gemeinsam mit Erika in Kabarettauftritten. Zu diesem Zeitpunkt übernahm er auch erste Filmrollen. Einer der bekanntesten Auftritte aus dieser Zeit ist die Rolle des Schränkers in M - Eine Stadt sucht einen Mörder. Von dieser Rolle unter der Regie Fritz Langs ist gesagt worden, sie nehme die Auftritte und den Redestil des späteren Reichspropagandaministers Joseph Goebbels vorweg - doch besagen derartige Aussagen mehr über die Zeit und den Regisseur als über den Interpreten einer bestimmten Rolle.

1932 begann Gründgens am Preußischen Staatstheater in Berlin zu arbeiten. Eine seiner ersten Rollen war die des Mephistopheles in Goethes Faust. Hier entwickelt er die klassische schwarz-weiße Maske, die man heutzutage mit dem Begriff "Mephisto" identifiziert.

[Bearbeiten] Generalintendant

Sein Verhältnis zum Nationalsozialismus erscheint zwiespältig. Einerseits blieb Gründgens im Land und wirkte in Propagandafilmen wie "Ohm Krüger" mit, andererseits drehte er aber auch Filme wie "Tanz auf dem Vulkan", der als einer der regimekritischsten Filme der nationalsozialistischen Zeit gilt. Weiterhin ist bezeugt, dass Gründgens für bedrohte Kollegen (zum Beispiel Ernst Busch) erfolgreich eintrat.

Klaus Manns sog. Schlüsselroman Mephisto von 1936 beschreibt die Karriere Gustaf Gründgens' (im Buch als "Hendrik Höfgen" deutlich identifizierbar) im Dritten Reich äußerst kritisch; der Roman blieb deshalb auch auf Einspruch von Gründgens` Adoptivsohns, Peter Gorski, in der Bundesrepublik Deutschland bis in die 1980er Jahre verboten. Erst im Jahre 1981 erschien eine Neuausgabe im Rowohlt-Verlag. Der darauf fußende Film Mephisto wurde 1980 von István Szabó mit Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle gedreht.

Gründgens stieg im NS-Reich auf der Karriereleiter steil nach oben. 1934 wurde er Intendant des Staatlichen Schauspielhauses und zum Staatsschauspieler ernannt.[1] Am Tag der Verhaftung Ernst Röhms, 29. Juni 1934 wendete er sich an seinen obersten Dienstherrn Hermann Göring mit der Bitte um Entlassung als Leiter des Schauspielhauses und verweist dabei auf seine eigene Homosexualität. Göring nahm das Rücktrittsgesuch aber nicht an.[1] Stattdessen war Gründgens von 1937 bis 1945 Generalintendant des Preußischen Staatstheaters und machte sich zu Nutze, dass Hermann Göring als Preußischer Ministerpräsident das Theater dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels, dem alle übrigen Theater unterstellt waren, zu entziehen wusste. Göring ernannte Gründgens zum Preußischen Staatsrat, nach Angaben von Gründgens, um eine Verhaftung - z.B. auf Geheiß von Goebbels - von der Zustimmung des Preußischen Ministerpräsidenten (Göring) abhängig zu machen. Ansonsten war der Titel mit keinerlei Arbeit verbunden, bot jedoch eine erhebliche Aufwandsentschädigung.

Gründgens war außerdem ein viel beachteter Filmregisseur und übernahm 1938 bei der UFA-Tochter Terra die Leitung einer eigenen Herstellungsgruppe, wo unter anderem die Filme Zwei Welten (1939) und Friedemann Bach (1941) entstehen.[1] Als Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 den Totalen Krieg ausrief, meldete Gründgens sich - vermutlich als ironische Geste des Protestes - freiwillig an die Front, wurde von Hermann Göring jedoch schon im Frühjahr 1944 nach Berlin zurückbefohlen.

In zweiter Ehe war Gründgens von 1936 bis 1946 mit der Schauspielerin Marianne Hoppe verheiratet. Seine Homosexualität war damals in der Öffentlichkeit kein Geheimnis, wie auch folgende spöttelnde Auszählreime aus der damaligen Zeit zeigen: „Hoppe, Hoppe, Gründgens, wo bleiben denn die Kindgens“ oder „Hoppe, Hoppe, Gründgens, die kriegen keine Kindgens, und das hat seine Gründgens“. Später erklärte Hoppe, dass die Ehe nie vollzogen wurde und nur dazu dienen sollte, Gründgens Schutz vor Verfolgung zu geben und ihre Karriere zu fördern.[1]

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Haft. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er von vielen Kollegen entlastet (und entlastete seinerseits unter anderem die Frau von Hermann Göring, die Schauspielerin Emmy Sonnemann, sowie Veit Harlan, den Regisseur des Filmes Jud Süß, der als einer der schlimmsten Nazi-Propagandafilme gilt). Ausschlaggebend für seine Entlassung aus der Haft war die intensive Bemühung durch Ernst Busch, den Gründgens während des Zweiten Weltkriegs durch seine Intervention bei Göring vor dem Galgen rettete. Busch konnte sich damit für seine Rettung revanchieren.

Bereits 1946 stand Gründgens wieder auf der Bühne, zunächst noch im russischen Sektor von Berlin. Von 1947 bis 1955 war er Generalintendant in Düsseldorf, zunächst der Städtischen Bühnen, dann des Düsseldorfer Schauspielhauses; die Schallplattenfassung seiner Düsseldorfer Inszenierung des Faust, die 1954 bei der Deutschen Grammophon auf 3 Sprechplatten erschien, gilt vielen als Geburtsstunde des heutigen Hörbuches. Ab 1955 war Gründgens Generalintendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo er viel beachtete klassische und moderne Inszenierungen zeigte, eine hohe Sprechkultur pflegte und bedeutende Schauspielerinnen und Schauspieler prägte und um sich sammelte. 1960 adaptierte er seine Hamburger Faust-Inszenierung (mit der er zum Beispiel auch in Moskau gastierte) für den Film mit Will Quadflieg in der Rolle des Faust und sich selbst in der Rolle des Mephisto, in der Maske, die sich seit den Dreißiger Jahren nicht verändert hatte. Dieser (auch im Fernsehen gezeigte) Film wurde ein großer Publikumserfolg.

[Bearbeiten] Das Ende

Zum Sommer 1963 beendete er überraschend seine Intendanz am Deutschen Schauspielhaus und begab sich auf eine Weltreise. Am 7. Oktober 1963 starb er auf dieser Weltreise in Manila (Philippinen) an einer Überdosis Schlaftabletten; ob es sich um einen Unfall oder um Suizid handelte, wurde nie geklärt.

Sein diesbezügliches Vermächtnis schrieb er auf einen Briefumschlag: „Ich glaube, ich habe zu viele Schlafmittel genommen, ich fühle mich etwas komisch, laß mich ausschlafen.“

Gründgens Grabstätte liegt auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg, ganz in der Nähe des Haupteinganges und in unmittelbarer Nähe zum Grab Ida Ehres, der Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele.

[Bearbeiten] Filmografie

[Bearbeiten] Regisseur

  • Eine Stadt steht Kopf (1932, auch Darsteller, Produktionsleiter und Liedtexter)
  • Die Finanzen des Großherzogs (1933, auch Drehbuch-Mitarbeit)
  • Kapriolen (1937, auch Darsteller)
  • Der Schritt vom Wege (1938/39, auch Herstellungsleiter)
  • Zwei Welten (1939, auch Herstellungsleiter)
  • Friedemann Bach (1940/41; künstlerische Oberleitung; auch Darsteller und Herstellungsleiter)
  • Faust (1960; künstlerische Oberleitung; auch Darsteller)

[Bearbeiten] Darsteller

[Bearbeiten] als Gustaf Gründgens

  • Das gab's nur einmal (Spielfilm mit Dokumentarteilen; Geza von Bolvary, 1958)
  • Jørgen Roos zeigt Hamburg (Dokumentarfilm, Jørgen Roos, 1961)
  • Gustaf Gründgens (TV-Dokumentarfilm, 1963)
  • Joachim Kaiser: "...ich erinnere mich". 2. Gustaf Gründgens (TV-Dokumentarfilm, 1989)
  • Der Prinzipal - Die Legende Gustaf Gründgens (TV-Dokumentarfilm, 1989)

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Bilder

Theaterfotos von Gustaf Gründgens liegen von 1935–1963 ganz überwiegend von der bedeutenden Theaterfotografin Rosemarie Clausen, für 1947 bis 1951 auch von Lieselotte Strelow vor.

[Bearbeiten] Quellen

Gustaf Gründgens, Das komplette Schallarchiv. Theaterstücke Hörspiele Monologe Reden Chansons (20 CDs), Die Audiothek 2004

  1. a b c d e Axel Schock & Karen-Susan Fessel: OUT! - 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle, Querverlag, Berlin 2004, ISBN 3-89656-111-1

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Blubacher, Gustaf Gründgens, Berlin (Edition Colloquium) 1999
  • Heinrich Goertz, Gustaf Gründgens. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek (rororo) 1982 (rororo-Bildmonografie)
  • Carl Zuckmayer: Geheimreport (Dossiers über deutsche Künstler, Journalisten und Verleger im 'Dritten Reich'), hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön, Göttingen: Wallstein 2002, S. 153 f.
  • Carola Stern, Auf den Wassern des Lebens. Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe, (Kiepenheuer & Witsch) 2005, ISBN 3462036041 (Biografie)
  • Dagmar Walach: Aber ich habe nicht mein Gesicht. Gustaf Gründgens - eine deutsche Karriere, Berlin (Henschelverlag)1999.

[Bearbeiten] künstlerische Bearbeitungen der Biographie

  • Klaus Mann: Mephisto. Roman einer Karriere. Amsterdam 1936.
  • Werner Fritsch: Chroma. Farbenlehre für Chamäleons. Frankfurt/Main 2002.
  • Volker Kühn: G wie Gustav, mit F - Ein Leben als Spiel (Theaterstück). Berlin 1999/2000.

[Bearbeiten] Weblinks

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