Entwicklung

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Das Wort Entwicklung bezeichnet in seiner allgemeinen Bedeutung ein grundlegendes Merkmal der Realität und hat deshalb zahlreiche verschiedene Bedeutungen, die sich auf verschiedene Bereiche der Wirklichkeit beziehen. Die häufigsten sind:

der allgemeine Begriff: Entwicklung als Vorgang, als Wandel; dieser kann Entstehung, Veränderung und Vergehen umfassen, er wird meist relativ neutral verwendet;
der historische Begriff: Entwicklung in langen Zeiträumen (auch: Evolution); kann sich auf die Entwicklung der unbelebten Natur, der belebten Natur und der Menschen beziehen; wird mit den verschiedensten Bewertungen verbunden;
der politische und ökonomische Begriff: Entwicklung als nachholende Entwicklung der sog. Entwicklungsländer, die dem Weg der Industrieländer zu folgen hätten (oder nach der Meinung von Kritikern einen anderen Weg einzuschlagen hätten), mit diesem Begriff sind meist stark positive oder negative Bewertungen verbunden;
der fototechnische Begriff: Entwicklung, ein nasschemisches Verfahren zum Herstellen eines Bildes auf einem belichteten Film, einer Fotoplatte oder einem belichteten Papierbild.

[Bearbeiten] Wortherkunft

Das Substantiv Entwicklung stammt vom Verb "entwickeln" ab, das wiederum eine Bildung zu "wickeln" ist. Noch im 17. Jahrhundert wurde entwickeln als aktives und transitives Verb im Sinne von "aufwickeln" oder "auseinanderwickeln" gebraucht, beispielsweise wurden Schriftrollen "entwickelt"; im gleichen Jahrhundert erfolgte die Bildung des Substantivs. Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff aus der Alltagssprache in die Wissenschaftssprache übernommen. Um 1800 erhielt "entwickeln" die übertragene Bedeutung "(sich) entfalten", ("sich) stufenweise herausbilden" und wurde zunehmend als intransitives Verb verwendet. Aus "A entwickelt B" wird jetzt häufiger "etwas entwickelt sich", d.h. aus einer Handlung wird eine Veränderung, deren Verursacher und Gegenstand ungenannt bleiben können.

Soziolinguistisch wurde die Entstehung dieses Begriffs als Folge des zunehmenden Bewußtseins langfristiger Vorgänge gedeutet, das beispielsweise auch Darwins Evolutionstheorie hervorbrachte. Der Begriff wanderte etwa im 20. Jahrhundert in seiner neuen Bedeutung aus der Wissenschafts- in die Alltagssprache zurück. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche neue Bedeutungen geschaffen.

[Bearbeiten] Zitate

Das begriffliche Problem der menschlichen Identität durch alle Lebensjahre hin bleibt schwierig, in der Tat unlösbar, solange die soziale Begriffsentwicklung dem einzelnen Nachdenkenden nicht einen mehr oder weniger klar ausgearbeiteten Begriff des Prozesses und insbesondere der Entwicklung zur Verfügung stellt. Wenn Hume gelegentlich bemerkte, er könne nicht begreifen, daß das Kind, das er einmal war, und der Erwachsene, der er gegenwärtig ist, ein und dieselbe Person seien, so ist seine Schwierigkeit völlig verständlich. Zu seiner Zeit befanden sich die theoretischen Werkzeuge, die man zur Kommunikation unter Menschen und so auch zur Verständigung über Entwicklungsprozesse benötigt, noch ganz in ihren Kinderschuhen, noch in einem ganz frühen Stadium ihrer Entwicklung. Es bedurfte einer gewaltigen kollektiven Gedankenarbeit, ehe man aus einem Begriff auf einer vergleichsweise niedrigen Stufe der Synthese, aus dem Begriff des Wickelns, des Ein- oder eben auch Entwickelns, einen Begriff höherer Synthesestufe zurechtschleifen und der sozialen Kommunikation zugänglich machen konnte. Der Begriff des Entwickelns bezog sich zunächst auf ganz handgreifliche Vorgänge der sozialen Praxis auf niedrigerer Syntheseebene. Auf ihr bleibt noch heute der photographische Begriff des Entwickelns. Ganz bestimmte Bedürfnisse der menschlichen Verständigung führten zur Weiterentwicklung des Entwicklungsbegriffs als Symbol für Prozeßvorgänge in einer bestimmten Richtung, etwa für den Prozeß des menschlichen Erwachsenwerdens oder den der gerichteten Veränderung der Menschheit. Sie wurden zunächst als eine Art von Entfaltung eines scheinbar identischen Kerns verstanden, vergleichbar dem Wickelkind, das man aus seinen Windeln herauswickelt. Im Laufe der Zeit wurde es möglich, einen kommunizierbaren Begriff zu schaffen, an dem sich arbeiten ließ. Man konnte ihn in einer kollektiven Gedanken- und Beobachtungsarbeit über die Generationen allmählich realitätskongruenter und so auch für die Verwendung in der sozialen Praxis brauchbarer machen. In der Zeit aber, als Hume seine Beobachtungen und Erfahrungen auf dem hohen Syntheseniveau der Philosophie gedanklich zu verarbeiten und darzustellen suchte, gehörte der Begriff der Entwicklung noch nicht in dem gegenwärtig weithin vertrauten Sinne zum sozialen Habitus, zum gedanklichen Rüstzeug eines gebildeten Menschen. Das Problem der Beziehung zwischen verschiedenen Entwicklungsstufen ein und desselben Menschen, der eigentümlichen Verschlungenheit von Identität der Person und Verschiedenheit der Persönlichkeit, war damals noch gar nicht lösbar. (Norbert Elias) ^[1]

[Bearbeiten] Siehe auch

Zum langfristigen Begriff

Kosmologie - die Entwicklung der unbelebten Natur
Biologische Evolution - die Entwicklung der belebten Natur
Phylogenese - die Entwicklung einer Art (Biologie)
Ontogenese - die körperliche Entwicklung von Lebewesen
Soziokulturelle Evolution, Sozialer Wandel

Zum politisch-ökonomischen Begriff

Weitere Begriffe

Entwicklungspsychologie - die Entwicklung einer Persönlichkeit
Entwicklungsmodell (Psychologie, Soziologie)
Entwicklungsroman
Nachhaltige Entwicklung
Entwicklungsachse (Geographie/ Raumordnung: Infrastruktur/ Verkehr/ Siedlung)
Produktentwicklung
Softwareentwicklung
im Schach: Allmähliche Verbesserung der Aufstellung der Figuren von ihren in der Ausgangsstellung unwirksam am Rande befindlichen Standorten in wirksame, häufig zentrale Positionen.