Die Menschen stärken, die Sachen klären
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Die Schrift Die Menschen stärken, die Sachen klären von Hartmut von Hentig, ist eine Vortragssammlung aus der Zeit von 1973 bis 1984. Mit diesem Titel hat der Autor in einfachster Form die grundlegende Kritik gegenwärtiger Methodenpädagogik erläutert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Erster Teil
Der erste Vortrag Eine Erziehung des Menschengeschlechts? wurde im Sommer 1984 im Rahmen einer Vortragsreihe zum Thema "Das Elend der Aufklärung" gehalten.
[Bearbeiten] Zweiter Teil
Der zweite Vortrag wurde 1984 zum zehnjährigen Bestehen der Laborschule und des Oberstufenkolleg Bielefeld unter dem Titel Die Menschen stärken, die Sachen klären gehalten. In der Sammlung erscheint er unter dem Titel Ist Vernunft lehrbar?. Darin entwickelt von Hentig dreizehn Lernbedingungen, die er gegen die Lernziele, die er 1968 für den Deutschen Bildungsrat entwickelte, absetzt. Eine zentrale Aussage dieses Vortrags ist: "Autorität haben das Wort und die Wahrheit nur durch eine übermenschliche Macht oder durch menschliche Zustimmung. Uns bleibt, in der weitgehend vom Menschen gemachten, in der nunmehr vom Menschen zerstörbaren, in der einen Welt nur eines: die Bemühung um und die Hoffnung auf Zustimmung für die (sie verändernden) Taten, die (ihr zu setzenden) Ziele, die (ihr unterstellten) Deutungen. Zustimmung fordert Verstehen, Gemeinsamkeit der Erkenntnis, Gemeinverständlichkeit der Sprache."
Mit den Lernbedingungen beschreibt von Hentig genauer, was er mit seinem Motto meint.
Unter Zuversicht ermöglichen warnt er gleichermaßen davor, Kindern eine unechte Zuversicht vorzuspielen, wie davor, immer wieder von beängstigenden Entwicklungen zu sprechen. "Man hat ihnen damit einen doppelt schlechten Dienst erwiesen: ihre Zuversicht abgewertet und ihrer wahren Angst den glaubwürdigen Ausdruck entzogen."
Die Forderung, Schüler brauchten A place to grow up in, übernimmt von Hentig von Paul Goodman, doch hat er denselben Gedanken schon früher auf Deutsch formuliert mit seiner Forderung nach Schule als Erfahrungsraum. Entscheidend sei eine lernfreundliche Umgebung und die bestehe nicht zuletzt in "Menschen, die lernen".
Bezeichnenderweise nennt er bei den Lernbedingungen, die "die Sachen klären", die Einführung in gemeinsame Regeln des Handelns noch vor der Einführung in gemeinsame Formen des Erkennens. Denn die selbstbestimmte Gestaltung gemeinsamen Handelns in der "Polis" ist für ihn Voraussetzung für Erkenntnisinteresse der Schüler in den wichtigen sozialen Fragen. Mit Erkennen meint er dann freilich noch weit mehr als Wissenserwerb, weil er darunter Verstehen als eine "besondere Art von Erkenntnis, eine sokratische, die nämlich die Gründe für das Erkannte weiß" versteht.
Seine Lernbedingung Mit der Ungleichheit leben ist selbstverständlich im Blick auf politische Korrektheit anstößig formuliert, doch zu die Menschen stärken gehört selbstverständlich der Versuch, künstliche Ungleichheiten zu überwinden, doch ihm ist wichtig, dass Kinder erfahren können "verschieden und doch wichtig, in der Minderheit und doch nicht im Abseits, in der Mehrheit und doch nicht die Norm zu sein", also Ungleichheit ohne die üblichen gesellschaftlichen Folgen erleben zu können.
Die Lernbedingung Mit dem Körper leben versteht er nicht nur als bewusste Körpererfahrung, sondern als mit im Sinne von nicht gegen den Körper leben. Das bedeutet z.B. kindlichem Bewegungsdrang auch in der Schule nachgeben dürfen und, so weit es in bestimmten Situationen nicht möglich ist (sich zu bewegen, gesund zu essen, selbstbestimmt seine Zeit einzuteilen), zu lernen, was man dafür tun kann, dass man dennoch genügend dazu kommt.
Die Medien dienstbar halten wirkt zunächst nur wie ein Grundsatz der alten Kulturkritik an neuen Medien, doch die Warnung vor den Nebenwirkungen der Medien schließt auch die Gefahren von Softwarepatenten und anderen Möglichkeiten neuer Form problematischen Eigentums und problematischer Zugangsberechtigung ein.
Als dreizehnte Lernbedingung formuliert er: "Kinder in Ruhe lassen - eher weniger tun als mehr."
[Bearbeiten] Dritter Teil
Der dritte Vortrag wurde 1973 in der Zeit der Studentenbewegung vor der Humanistische Union unter dem Titel Über die Schwierigkeit, eine Gesellschaft aufzuklären, die sich für aufgeklärt hält gehalten.
[Bearbeiten] Quellen
- Hartmut von Hentig: Die Menschen stärken, die Sachen klären. Ein Plädoyer für die Wiederherstellung der Aufklärung. Reclam-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 315008072X
