Demokratisierung

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Demokratisierung ist der Prozess der Entstehung demokratischer Strukturen.

Inhaltsverzeichnis

1 Demokratisierung bei Staaten
2 Demokratisierung von Institutionen
3 Kontroverse
4 Siehe auch
5 Weblinks

[Bearbeiten] Demokratisierung bei Staaten

Demokratisierung ist ein langwieriger Prozess und geschieht durch eigenes Handeln der Bürger oder durch Unterstützung von außen in zuvor undemokratischen Staaten, wie den ehemals sozialistischen Ländern des Ostblocks, und anderen vormaligen Diktaturen, jüngstes Beispiel ist der Irak.

Ein weiteres Beispiel findet sich im Nachkriegs-Deutschland (in der US-Doktrin der Modellfall für Nation-Building). Demokratisierung beinhaltet die Anpassung der bestehenden Gesellschaftsform an die Normen und Wertvorstellungen der Demokratie.

Dazu gehört der Entwurf einer entsprechenden Verfassung, einer Exekutive, Legislative und Judikative. Weitere wichtige Bausteine der Demokratie sind individuelle Bürgerrechte, Rechtsstaatlichkeit, freie und geheime Wahlen (Wahlrecht), eine freie Presse und eine interessierte Öffentlichkeit.

Die Macht geht auf den Souverän, also das Staatsvolk, über.

Innerhalb der wissenschaftlichen Diskussion über die Befriedung gewaltsamer Konflikte nimmt man an, dass die Demokratisierung die Entwicklung einer Konfliktkultur, die die gewaltlose Lösung von Konflikten vorsieht, vorantreiben kann (siehe zivilisatorisches Hexagon von Dieter Senghaas).

[Bearbeiten] Demokratisierung von Institutionen

Demokratisierung kann sich aber auch auf Institutionen wie Unternehmen (Mitbestimmung, Wirtschaftsdemokratie) oder Hochschulen (Hochschulrat, AStA) beziehen. Sie steht dann für Autonomie und Selbstverwaltung, für die vermehrte Möglichkeit und Rechte der mit der Institution durch Ausbildung oder beruflich verbundenen Menschen, durch Gremien, Wahlen und Abstimmungen selbst Ideen einzubringen und auf Entscheidungen Einfluss zu nehmen (Gestaltung, Partizipation, Partizipatorische Demokratie, Basisdemokratie).

Die Studentenbewegung von 1968, und zuvor schon die Arbeiterbewegung, die Christliche Soziallehre, und besonders radikal die verschiedenen Strömungen des Anarchismus, vertraten solche Forderungen.

Aktuell ist Demokratisierung weiterhin auch ein Thema bei den Studentenprotesten gegen die Ökonomisierung der Bildung.

[Bearbeiten] Kontroverse

Umstritten ist, ob Demokratisierung "von oben" verordnet werden kann, oder nicht ein individueller Prozess beim Einzelnen ist, der durch Einsicht, Bildung, Moral, eigenes Interesse und Vernunft selbstständig geschieht. So wird als Beispiel für eine erfolgreiche Demokratisierung von oben durch die USA häufig die Bundesrepublik Deutschland angeführt, nach Meinung einiger Kritiker ist diese allerdings erst nach 1968 wirklich demokratisch geworden, indem nun auch von der Jugend selbst die NS-Vergangenheit aufgearbeitet statt verdrängt wurde, und zahllose basisdemokratische Bürgerinitiativen und politische Gruppen entstanden (Zivilgesellschaft, Willy Brandt: Mehr Demokratie wagen!), auch wenn die Befreiung vom Nationalsozialismus und die Etablierung demokratischer Strukturen durch die USA notwendige Voraussetzung dafür war. 1950 untersuchten Theodor W. Adorno und weitere Wissenschaftler die "Autoritäre Persönlichkeit", die ihrer Ansicht nach den Nationalsozialismus ermöglicht hatte, und u.a. durch undemokratisches autoritäres Denken gekennzeichnet ist.

Ebenso wird der Krieg im Irak unter diesen Gesichtspunkten kontrovers diskutiert: Obwohl er die Befreiung von einer Diktatur brachte, wurde die Demokratie eher formal durchgesetzt als in Hearts and Minds (Herzen und Köpfen) der Irakis verankert. Ein propagierter Kampf der Kulturen einiger Neokonservativer und auch westliche Wirtschaftsinteressen führten ebenso wie der radikale islamische Fundamentalismus auf der Gegenseite, der Demokratie und Säkularisierung aus religiösen Gründen ablehnt, auch zu mangelnder Akzeptanz des so importierten Demokratiemodells. Erste Wahlen fanden unter einer angespannten Atmosphäre der terroristischen Attentate statt, es gewannen vor allem islamische Parteien.