Wirtschaftsrecht (Studiengang)
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Der Studiengang Wirtschaftsrecht hat das Wirtschaftsrecht zum Gegenstand.
Das Angebot entstand dadurch, dass die Wirtschaft mehr verlangte als Juristen mit der Befähigung zum Richteramt, die ihr Studium an der Universität mit dem 2. Staatsexamen beendet haben; als Reaktion auf den Bedarf der Wirtschaft wurde eine neuer juristischer Studiengang initiiert und mit den Jahren etabliert, in dem die Studenten nicht nur in rechtlichen Fächern, sondern auch speziell in den wirtschaftlichen Disziplinen und Schlüsselqualifikationen unterrichtet werden. Die Ausbildung zum Diplom-Wirtschaftsjuristen erfolgte also als Gegenprogramm zum klassischen Juristen, war aber nie als Konkurrenz gedacht, da diplomierte Wirtschaftsjuristen nicht über die Befähigung zum Richteramt verfügen. Das Einsatzgebiet eines Wirtschaftsjuristen ist die Wirtschaft, nicht das Justizwesen.
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[Bearbeiten] Geschichte des Studiengangs
1993 wurde erstmals der Studiengang Wirtschaftsrecht an einigen Fachhochschulen angeboten. Gestartet wurde der Studiengang aus den oben genannten Gründen. Von Anfang an war geplant, einen interdisziplinären Studiengang zu entwickeln, der die Studenten umfassend in (wirtschafts-)rechtlichen und wirtschaftlichen Fragegestellungen ausbilden sollte. Im Mittelpunkt stand nicht nur eine umfassende Ausbildung der Grundlagen, sondern auch ein stetiger Praxis-Bezug und die Internationalisierung. Im Laufe der Jahre wurden an immer mehr Fachhochschulen und inzwischen auch an Universitäten Studienprogramme in Wirtschaftsrecht mit einem Bachelor- oder Diplom-Abschluss gestartet. Zum Wintersemester 2005/06 folgte die breite Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor-Master-System.
[Bearbeiten] Inhalte
Wirtschaftsrecht ist ein interdisziplinärer Studiengang in den Bereichen Recht und Wirtschaft, der um zusätzliche Qualifikationen wie z.B. Rhetorikkenntnisse und Wirtschaftsenglisch ergänzt wird. Die Wirtschaftjuristische Hochschulvereinigung (WHV), ein Zusammenschluss mehrerer Fachhochschulen, die Wirtschaftsrecht anbieten, stellt folgenden Anforderungs-Mix an Fachhochschulen: mindestens 50 % rechtliche, 25 % betriebs- und volkswirtschaftliche Inhalte sowie die Ergänzung um Zusatzqualifikationen wie EDV-Umgang, Fremdsprachen, Rhetorik, etc. Daneben existieren in der Regel mehrere Vertiefungsrichtungen im Hauptstudium, die von Hochschule zu Hochschule wechseln. In der Regel gibt es Vertiefungen in wirtschaftlichen und rechtlichen Schnittstellen-Bereichen wie z.B. Personal und Arbeit, Steuer- und Wirtschaftsprüfung, Finanzdienstleistungsrecht, Unternehmensführung, Sanierungs- und Insolvenzmanagement oder Internationales Management.
Typische Fächer und Disziplinen während des grundständigen Studiums sind z.B. :
- Juristische Arbeitstechnik
- Wirtschaftsprivatrecht und Zivilprozessrecht
- Wirtschaftsverfassungsrecht
- Wirtschaftsverwaltungsrecht
- Europarecht
- Wettbewerbsrecht
- Kartellrecht
- Gesellschaftsrecht
- Arbeits- und Sozialrecht
- Steuerrecht
- Wirtschaftsstrafrecht
- Insolvenzrecht
- Internationales Wirtschaftsrecht
- Rechnungswesen und Controlling
- Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre
- Grundlagen der Volkswirtschaftslehre
- Produktion
- Finanzmanagement
- Logistik
- Marketing
- Personalmanagement
- Wirtschafts- und Rechtsenglisch
- zusätzliche Fremdsprachen
- Wirtschaftsinformatik
- Schlüsselqualifikationen wie Kommunikation, Rhetorik, Teamtraining, Präsentation, Moderation, Mediation, Verhandlungsführung, Gesprächsführung, Vortrag/Rede u.v.m.
Daneben gibt es oftmals noch praxisnahe Veranstaltungen wie z.B. Seminare, Blockwochen, Exkursionen, Projekte oder Planspiele, die z.T. auch fest im Curriculum vorgeschrieben sind. Zusätzlich zu den Lehrveranstaltungen werden oftmals Übungen und Fallstudien angeboten.
Im Zuge der Umstellung wurden inzwischen auch zahlreiche Studiengänge akkreditiert. So wird sichergestellt, dass bei Auslandsaufenthalten die Leistungen anerkannt werden oder dass Studienortswechsel erleichtert werden; mit der Akkreditierung nehmen die Studiengänge am ECTS-System teil.
[Bearbeiten] Abschlüsse
Der "traditionelle" Abschluss ist das Diplom mit einer Regelstudienzeit von 8 Semestern, die ein Praxissemester und das Semester, in dem die Diplomarbeit geschrieben wird, beinhaltet. Seit dem Wintersemester 2005/06 werden größtenteils nur noch die neuen Studiengänge zum Bachelor of Laws (LL.B.), zum Bachelor of Business Law (BBL) oder zum Bachelor of Science (BSc)(um die Interdisziplinarität zu betonen) angeboten. Die Umstellung erfolgte im Rahmen des Bologna-Prozesses. Es ist geplant, dass ab dem WS 2007/08 sämtliche Studiengänge in Wirtschaftsrecht mit dem Bachelor abschließen. Außerdem werden derzeit konsekutive Master-Studienprogramme entwickelt, die auf akademische Abschlussgrade wie Master of Laws (LL.M.), Master of Business Law (MBL) oder Master of Sciene (MSc) zielen. Erste konsekutive Masterstudiengänge sind bereits gestartet.
[Bearbeiten] Vergleich zum traditionellen Studium der Rechtswissenschaft
Da der Studiengang Wirtschaftsrecht ein auf die Belange der Wirtschaft zugeschnittene juristische Ausbildung ist, werden die wirtschaftlich relevanten Rechtsbereiche mit Inhalten aus der Volks- und Betriebswirtschaftslehre verknüpft und mit vielen weiteren Zusatzqualifikationen vervollständigt. Absolventen sollen damit befähigt werden, in sämtlichen Arbeitsbereichen der Wirtschaft tätig zu werden. Einstellungen im öffentlichen Dienst und im Justizwesen sind für den Wirtschaftsjuristen derzeit nur eingeschränkt möglich, da hierfür - noch - weiterhin die Befähigung zum Richteramt, die durch ein Studium der Rechtswissenschaften an einer Universität und einem anschließenden 2. Staatsexamen nach einem Rechtsreferendariat erworben wird, erforderlich ist. So können Wirtschaftsjuristen beispielsweise unterstützend bei Staatsanwaltschaften eingesetzt werden zur Verfolgung von Straftaten im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Im Studiengang Wirtschaftsrecht bezieht sich die juristische Ausbildung auf eine enge Auswahl von wirtschaftlich relevanten Fächern. Rechtsthemen wie Rechtsgeschichte, Kriminologie, Strafrecht oder Strafprozessrecht werden weitgehend ausgelassen. Einige Rechtsthemen werden nicht so detailliert und fallorientiert betrachtet wie in einem regulären Jurastudium, in dem Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie und auch Kriminologie zwar keine prüfungsrelevanten Fächer des 1. und 2. Staatsexamens sind, aber das Fundament der Rechtswissenschaften bilden.
[Bearbeiten] Zulassungsvoraussetzungen
Zulassungsvoraussetzung ist ein Zeugnis, das zum Studium an einer Hochschule berechtigt. Das ist das Abitur oder ein Zeugnis der Fachhochschulreife. Das Studium ist zulassungsbeschränkt, Studienplätze werden daher zumeist über einen bestimmten Notendurchschnitt (Numerus Clausus) vergeben. In Nordrhein-Westfalen werden die Studienplätze für Fachhochschulen von der ZVS vergeben. Für einen Studienplatz an einer Universität ist zumeist eine Direktbewerbung bei der Universität notwendig. Ansonsten entscheiden die Hochschulen selbst über die Vergabe. Oftmals wird auch vor Studienbeginn ein Vorpraktikum oder eine abgeschlossene Berufsausbildung verlangt.
[Bearbeiten] Hochschulen, die Wirtschaftsrecht anbieten
In der Bundesrepublik Deutschland wird der Studiengang Wirtschaftsrecht inzwischen an über 20 staatlichen und privaten Hochschulen angeboten, erst seit kurzem auch an einigen Universitäten. (In Klammern die Studiengänge)
- Universität Augsburg (Diplomstudiengang Rechts- und Wirtschaftswissenschaften)
- FHW Berlin
- FHTW Berlin
- Hochschule Anhalt, Standort Bernburg
- FH Bielefeld
- Hochschule Bremen
- Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus (Master of Business Law (MBL))
- FOM Essen
- FH Frankfurt am Main
- FH Fresenius Standort Köln
- FH Gelsenkirchen
- Fernuniversität Hagen (Bachelor of Law (LLB))
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Master of Business Law and Economic Law - LL.M. oec.)
- Universität Hamburg (Wirtschaftsrecht)
- Technische Universität Kaiserslautern
- Universität Kassel (Wirtschaftsrecht)
- FH Heidelberg
- FH Köln
- Europa Fachhochschule Fresenius Köln
- RFH Rheinische Fachhochschule Köln
- Universität Lüneburg (LLB Wirtschaftsrecht)
- FH Mainz
- Westfälische Wilhelms-Universität in Münster (Bachelor of Science (BSc) Economics and Law; LL.M Mergers & Acquisitions; LL.M Steuerwissenschaft; LL.M Versicherungsrecht; LL.M Real Estate Law)
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
- FH Osnabrück (LL.B Wirtschaftsrecht, LL.M Wirtschaftsrecht)
- Universität Osnabrück (LLB Wirtschaftsrecht; LLM Wirtschaftsstrafrecht)
- FH Pforzheim
- FH Schmalkalden
- Universität des Saarlandes (Bachelor of Arts Wirtschaft und Recht)
- Universität Siegen (Diplom Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht)
- FH Trier (Standort Birkenfeld)
- FH Wiesbaden
- TFH Wildau (bei Berlin)
- FH Wismar (Bachelor of Law/Master of Law)
- FH Braunschweig/Wolfenbüttel, Standort Wolfenbüttel
- FH Kempten
- Hamburger Fern-Hochschule
Darüber hinaus gibt es den Studiengang Wirtschaftsrecht auch an weiteren Privaten Hochschulen; "verwandte" Studiengänge, wie z.B. Umweltrecht, Informationsrecht oder Sozialrecht werden daneben an anderen Fachhochschulen angeboten.
