Wanzen-Knabenkraut
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Wanzen-Knabenkraut | ||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Orchis coriophora | ||||||||||||||
L. (1753) |
Das Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Knabenkräuter (Orchis) in der Familie der Orchideengewächse.
Es wurde im Jahr 1753 von Carl von Linné in seinem Werk "Species Plantarum" erstbeschrieben und ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine der am meisten vom Rückgang bedrohten mitteleuropäischen Orchideenarten.
Nach neueren taxonomischen Erkenntnissen wird diese Art der Gattung Hundswurzen (Anacamptis) zugeordnet:
- Anacamptis coriophora (L.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase (1997)
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beschreibung
Das Wanzen-Knabenkraut ist ein sommergrüner, mehrjähriger, perennierender, krautig wachsender Knollengeophyt mit zwei eirunden Knollen als Überdauerungsorgan. Die Höhe des schwach kantigen, hellgrünen Stängels variiert von 20 bis 50 Zentimetern. An seinem Grund sind ein bis zwei bräunliche Schuppenblätter und zwei bis vier rosettenartige Grundblätter angelegt. Diese ungefleckten, breit lanzettlich, zugespitzten Rosettenblätter sind etwa 10 bis 19 Zentimeter lang und 2 bis 5 Zentimeter breit. Im oberen Teil des Stängels befinden sich zwei bis drei weitere Laubblätter, die aber nicht bis zur Blütenähre reichen. Die lanzettlichen, grün bis rot-braun überlaufenen Tragblätter werden 9 bis 11 Millimeter lang und 2 bis 2,5 Millimeter breit.
Der schmal zylindrische Blütenstand besteht aus 15 bis 40 kleinen, dicht beieinander stehenden Blüten. Ihre Farbe ist bräunlich, rot, rosa oder grünlich. Die Perigonblätter bilden einen schnabelartigen Helm. Die eiförmig zugespitzten Kelchblätter (Sepalen) sind etwa 6 bis 10 Millimeter lang und 2 bis 3 Millimeter breit. Die seitlichen Kronblätter (Petalen) sind linealisch, 4 bis 6 Millimeter lang und 1,5 bis 2 Millimeter breit. Die Lippe (Labellum) ist dreilappig, kegelförmig nach unten gebogen, 5 bis 10 Millimeter lang und 5 bis 6 Millimeter breit. Sie ist am Rand dunkler und in der Mitte mit purpurnen Punkten oder Strichen gezeichnet.
Die Blütezeit dieser Art beginnt im Mittelmeergebiet bereits im April, in Mitteleuropa Mitte Mai und endet Mitte Juli.
[Bearbeiten] Genetik und Entwicklung
Das Wanzen-Knabenkraut hat einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 19 Chromosomen (Zytologie: 2n = 38).
Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza).
[Bearbeiten] Ökologie und Verbreitung
Das Wanzen-Knabenkraut hat seinen Lebensraum in mageren, moorigen Feuchtwiesen, lichten Wäldern und Gebüschen, aber auch auf trockenen bis feuchten, basenreichen Humus- und Tonböden.
Es findet sich in den Pflanzengesellschaften
- Verband Molinion caeruleae
- Verband Calthion
(Aufschlüsselung siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer)
In Europa ist das Wanzen-Knabenkraut in der meridional/montanen und temperaten, submediteranen Florenzone verbreitet.
Die obere Grenze der Höhenverbreitung liegt bei etwa 2500m (Marokko).
Das Verbreitungsareal erstreckt sich von Nordafrika über die iberische Halbinsel, die Balearen, Frankreich, Mitteleuropa, Süd- und Südosteuropa bis in Teile von Russland.
- Deutschland
- In Deutschland ist das Wanzen-Knabenkraut nur noch mit einigen Restvorkommen am Bodensee und in Bayern anzutreffen.
- Schweiz
- Österreich
- Selten in den Bundesländern Burgenland, Wien, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Salzburg. Im Alpengebiet stark gefährdet. Im nördlichen und südöstlichen Vorland der Alpen vom Aussterben bedroht.
[Bearbeiten] Naturschutz und Gefährdung
Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch das Wanzen-Knabenkraut unter strengstem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
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- Rote Liste Deutschland: 1 (vom Aussterben bedroht)
- Rote Liste Bundesländer: Baden-Württemberg:1, Bayern:1, Brandenburg:0, Hessen:0, Niedersachsen:0, Mecklenburg-Vorpommern:0, Nordrhein-Westfalen:0, Rheinland-Pfalz:0, Saarland:0, Sachsen:0, Sachsen-Anhalt:0, Thüringen:0.
Das Wanzen-Knabenkraut ist eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten Orchideen Deutschland. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Art noch in ganz Deutschland vertreten. Heute gibt es nur noch einige wenige Restvorkommen in Baden-Württemberg und Bayern, die den allergrößten Schutzstatus genießen.
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- Rote Liste Schweiz: stark gefährdet
- Regionen:
Nordjura: stark gefährdet; Westjura: ausgestorben; Nordostschweiz: ausgestorben; Westliches Mittelland: ausgestorben; Östliches Mittelland: stark gefährdet; Westliche Nordalpen: ausgestorben; Östliche Nordalpen: stark gefährdet; Westliche Zentralalpen: stark gefährdet; Östliche Zentralalpen: stark gefährdet; Südalpen: stark gefährdet.
Im Jahr 1997 wurde das Wanzen-Knabenkraut vom Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO) in Deutschland zur "Orchidee des Jahres" erklärt, um auf die hohe Schutzwürdigkeit und die Problematik der Zerstörung der Biotope aufmerksam zu machen.
[Bearbeiten] Unterarten, Varietäten und Hybriden
Vom Wanzen-Knabenkraut sind eine große Anzahl von Unterarten, Varietäten und Formen beschrieben worden, die von verschiedenen Autoren teilweise zu Arten erhoben wurden.
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Das Wanzen-Knabenkraut hybridisiert mit nahe verwandten Arten wie mit der Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis), dem Kleinen Knabenkraut (Orchis morio) oder mit dem Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris).
- ×Anacamptorchis simarrensis E.G. Camus (1908) - (Orchis coriophora × Anacamptis pyramidalis)
- Orchis × olida Bréb. (1835) - (Orchis coriophora × Orchis morio)
- Orchis × timbalii Velen. (1882) - (Orchis coriophora × Orchis palustris)
- Orchis × parvifolia Chaub. (1821) - (Orchis coriophora × Orchis laxiflora)
[Bearbeiten] Systematik
Bei einer Revision der Orchideenarten auf der Basis von genetischen Merkmalen wurde das Wanzen-Knabenkraut gemeinsam mit einigen weiteren Arten in die Gattung Hundswurzen (Anacamptis) als Anacamptis coriophora (L.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase (1997) eingeordnet.[1]. Dieser Name wird heute teilweise bereits als gültiger, neuer Name benutzt, hat sich jedoch bislang nicht vollständig durchgesetzt und ist auch bei Experten nicht unumstritten.
Neben dem gültigen Namen der Erstbeschreibung Orchis coriophora L. (1753) wurde diese Art im Laufe von etwas mehr als hundert Jahren mehrfach beschrieben. Die Namen dieser Beschreibungen gelten als Synonyme.
Es sind dies z. B.:
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[Bearbeiten] Bildergalerie
[Bearbeiten] Quellen und weiterführende Informationen
- ↑ R. M. Bateman, A. M. Pridgeon, M. W. Chase: Phylogenetics of subtribe Orchidinae (Orchidoideae, Orchidaceae) based on nuclear ITS sequences. 2. Infrageneric relationships and reclassification to achieve monophyly of Orchis sensu stricto. in: Lindleyana. The scientific journal of the American Orchid Society. West Palm Beach Fla 12.1997, 113-141. ISSN 0889-258X
[Bearbeiten] Literatur
- Standardliteratur über Orchideen
- AHO (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Verlag AHO Thüringen Uhlstädt - Kirchhasel, 2005, ISBN 3-00-014853-1.
- H. Baumann, S. Künkele, R. Lorenz: Die Orchideen Europas. Ulmer Verlag, 2006, ISBN 978-3-8001-4162-3.
- Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Mosaik Verlag 1986, ISBN 3-5700-4403-3.
- Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
- Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage: 1975, ISBN 3-871-05010-5.
- J. G. Williams: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, ISBN 3-405-11901-4.
- Spezielle Literatur
- R.M. Bateman, A.M. Pridgeon, & M.W. Chase (1997): Phylogenetics of subtribe Orchidinae (Orchidoideae, Orchidaceae) based on nuclear ITS sequences. 2. Infrageneric relationships and reclassification to achieve monophyly of Orchis sensu stricto, Lindleyana 12: 113-141
- R.M. Bateman, P.M. Hollingsworth, J. Preston, Y.-B. Luo, A.M. Pridgeon, & M.W. Chase (2003): Molecular phylogenetics and evolution of Orchidinae and selected Habenariinae (Orchidaceae), Bot. J. Linn. Soc. 142:1-40, 2003.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Verbreitungskarten
- Verbreitungskarte für Deutschland bei Floraweb
- Die Orchideen Deutschlands: Orchis coriophora
- Schweiz (AGEO)
- Regionales
- Die Orchideen der Rhön: Orchis coriophora, Wanzen-Knabenkraut
- www.guenther-blaich.de: Orchis coriophora
- siehe auch
Breitblättriges Knabenkraut (1989) | Pyramiden-Hundswurz (1990) | Kleines Knabenkraut (1991) | Großes Zweiblatt (1992) | Helm-Knabenkraut (1993) | Sumpf-Glanzkraut (1994) | Bienen-Ragwurz (1995) | Gelber Frauenschuh (1996) | Wanzen-Knabenkraut (1997) | Sumpf-Stendelwurz (1998) | Bocks-Riemenzunge (1999) | Rotes Waldvöglein (2000) | Herbst-Drehwurz (2001) | Vogel-Nestwurz (2002) | Fliegen-Ragwurz (2003) | Grüne Hohlzunge (2004) | Brand-Knabenkraut (2005) | Breitblättrige Stendelwurz (2006) | Gewöhnliches Kohlröschen (2007)