Volkspark Wilmersdorf
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Die öffentliche Grün- und Erholungsanlage Volkspark Wilmersdorf liegt im Ortsteil Wilmersdorf des Berliner Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf nahe der Straße „Wilhelmsaue“, dem ehemaligen Ortskern von Alt-Wilmersdorf. Gemeinsam mit dem benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park bildet der Volkspark einen insgesamt rund 2,5 Kilometer langen und rund 150 Meter breiten innerstädtischen Grünzug. Davon beträgt der Wilmersdorfer Anteil rund 1.850 Meter, der sich vom Rudolph-Wilde-Park an der Kufsteiner Straße im Osten bis zum Stadtring im Westen erstreckt. Zum Park gehören der Fennsee am westlichen Ausgang sowie zwei Sportplätze zwischen der Uhlandstraße und der Bundesallee, an deren Stelle sich der Wilmersdorfer See befand, der ab 1915 zugeschüttet wurde. Sanft geschwungene Wiesen, baumbestandene Wege und viele Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen bestimmen den Charakter des Parks.
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[Bearbeiten] Geologie
Geologisch bildet der Volkspark Wilmersdorf einen Teil einer eiszeitlichen Nebenrinne der Glazialen Rinne der Grunewaldseenkette. Die ehemals sumpfige Niederung (Fenn) erstreckt sich vom Rathaus Schöneberg über den Volkspark und Fennsee bis zum Herthasee und trifft am Koenigssee senkrecht auf die Grunewaldrinne. Dabei ist die Niederung heute westlich des Fennsees zwischen dem Stadtring und dem Hubertussee für rund 2.200 Meter durch bebautes Gebiet, verschiedene Sporteinrichtungen und durch das Sommerbad Wilmersdorf unterbrochen. Verschiedene Findlinge im gesamten Parkbereich verdeutlichen die geologisch junge Bodengestaltung in Berlin.
[Bearbeiten] Seebad Wilmersdorf
Der ehemalige Wilmersdorfer See gab dem Park in den ersten Jahren den Namen „Seepark“. Durch Landverkäufe an Bauinvestoren in der Randlage der schnell wachsenden Stadt Berlin waren verschiedene Schöneberger und Wilmersdorfer Bauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Reichtum gekommen, die als „Millionenbauern“ in die Geschichte eingingen.
Einer dieser Millionenbauern war der Wilmersdorfer Otto Schramm (1845-1902), der am See eine Badeanstalt und den berühmten „Tanzpalast Schramm“ anlegte. Gehen wir zu Schramm zählte in den 1880er Jahren zu den Geflügelten Worten der Berliner Ausflügler. Jüngere Offiziere und verarmte Adelige sollen hier gezielt und mit Erfolg nach den Töchtern der Millionenbauern Ausschau gehalten haben. Das „Seebad Wilmersdorf“ nahm sein Ende, als der See ab 1915 zugeschüttet wurde. Der ehemalige Seepark erhielt daraufhin den heutigen Namen „Volkspark Wilmersdorf “.
[Bearbeiten] Gliederung des Parks
Der langgestreckte Park besteht heute aus drei unterschiedlichen und durch Straßenzüge stark getrennten Bereichen, die im folgenden von Ost nach West dargestellt sind.
[Bearbeiten] Östlicher Bereich
Der östliche Bereich reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park bis zur Bundesallee. Unmittelbar neben dem Rudolph-Wilde-Park liegt nahe dem ehemaligen RIAS-Gebäude (heute Deutschlandradio) der größte Spielplatz des Parks, der bereits zum Bezirk Wilmersdorf zählt und mit dem der Volkspark beginnt. Der anschließende Hauptteil besteht aus einem Landschaftspark mit den für die Niederung typischen sanft geschwungenen Liegewiesen, den 1912/1913 der Gartenarchitekt Richard Thieme gestaltet hat. Durch den mehrspurigen Ausbau der Bundesallee (früher Kaiserallee) ist der folgende mittlere Parkbereich deutlich abgetrennt und über den „Volksparksteg“ verbunden, der seit 1971 die Bundesallee für Fußgänger und Radfahrer überspannt. Unterhalb des Stegs steht die Bronzeskulptur „Speerwerfer“ von Karl Möbius aus dem Jahr 1921, die 1944 eingeschmolzen und 1954 neu gegossen wurde. Der östliche Bereich wird von der wenig befahrenen Prinzregentenstraße durchquert, die im Parkbereich mit Schritttempo durchfahren werden muss.
[Bearbeiten] Mittlerer Bereich
Dieser Bereich erstreckt sich von der Bundesallee bis zum Straßenzug Uhlandstraße/Mecklenburgische Straße, der wiederum den westlichen Bereich mit dem Fennsee scharf abtrennt. Der mittlere Parkbereich beginnt mit einem Wiesen- und Gartenteil, an den sich ein weiterer größerer Spielplatz, unter anderem mit einem Basketballplatz, anschließt. Dieser Bereich wird von den Schülern der drei örtlichen Gymnasien auch FEO-Wiese genannt, benannt nach dem Friedrich-Ebert-Gymnasium. Es folgen die Sportanlagen mit zwei Fußballplätzen auf dem Gelände des zugeschütteten Wilmersdorfer Sees. Die baumbestandenen breiten Wege, die den gesamten Park am Nord- und Südrand säumen, führen auch an den Sportplätzen vorbei. Die Gestaltung dieses Teils hatte 1933 der Landschaftsarchitekt Wilhelm Riemann begonnen, die Fertigstellung folgte 1945. 1960 legten Eberhard Fink und Karl Schmid die Sportplätze und einen Blumengarten an und gestalteten die Wiesen.
[Bearbeiten] Westlicher Bereich
Den westlichen Bereich nimmt wiederum ein Landschaftspark ein, der sich am langgestreckten Fennsee mit landschaftlich gestalteten Uferzonen bis zur Rudolstädter Straße unterhalb des Stadtrings hinzieht. Dabei sind See und Park von der kleinen, wenig befahrenen Barstraße beziehungsweise Barbrücke in zwei etwa gleich große Teile getrennt. (Siehe: Fennsee.)
[Bearbeiten] Spiel-, Sport- und Freizeit
Im Gegensatz zum Schöneberger Nachbarn Rudolph-Wilde-Park verfügt der Volkspark Wilmersdorf über eine hohe Zahl an Freizeitanlagen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die landschaftlich ansprechend in die grünen Bereiche eingebunden und, bis auf die Fußballplätze, frei zugänglich sind. Neben den beiden großen Fußballplätzen gibt es sehr viele Tischtennisplatten aus Stein mit Metallnetzen, die zum Teil in die Spielplätze integriert sind. Ein schöner und gepflegter Basketballplatz findet großen Anklang bei den Jugendlichen. Darüberhinaus verfügt der Park über einen Tennisplatz, Boccia und eine Minigolfanlage. Die schattenspendenden Randwege sind bei Joggern beliebt – unter den schönsten Jogging- und Walkingrouten durch die Berliner Innenstadt schlägt der Senat als Route Nr. 9 eine 3,8 Kilometer lange Strecke im Grünzug vor.
Tief im Schatten alter Kastanien liegt ein Platz mit 8 Steintischen für Brett- oder Kartenspiele mit jeweils 4 Sitzen, dabei sind Schach-, Mühle- oder Damemuster bereits im Stein eingelassen. Eine Besonderheit des Parks sind die zahlreichen Spielplätze. Es gibt kleinere Plätze für Kleinkinder, mittlere Plätze mit verschiedenen Klettergerüsten, Schaukeln, Rutschen, Wippen und Sandkästen für alle Altersklassen und insbesondere den ausgedehnten und vielfältigen Spielplatz am RIAS, der zusätzlich über einen Abenteuerbereich verfügt. Für Hundefreunde steht ein kleiner Hundeauslaufplatz zur Verfügung. Kioske und Lokale am Rand des Parks versorgen die Parkgäste mit Getränken und Speisen.
[Bearbeiten] Verweise, Quellen
[Bearbeiten] Siehe ausführlicher
- Siehe ausführlicher zu den „Millionenbauern": Wilmersdorfer See
- Siehe ausführlicher zum Begriff „Fenn": Grunewaldseenkette
[Bearbeiten] Literatur
- Max Kretzer, Der Millionenbauer, 2 Bände, Leipzig 1891 (auch als Theaterstück 1891)
[Bearbeiten] Weblinks
- Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Kiezspaziergang mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen, 10.5.2003
- Senatsverwaltung, Joggingroute Nr. 9
Koordinaten: 52° 29′ 1" n. Br., 13° 19′ 27" ö. L.
Hauptkette von Nordost (Spree) nach Südwest (Havel):
Lietzensee | Halensee | Koenigssee | Dianasee | Hundekehlesee | Hundekehlefenn | Grunewaldsee | Langes Luch | Riemeisterfenn | Krumme Lanke | Schlachtensee | Rehwiese | Nikolassee
Nebenrinne: von Ost (Schöneberg) nach West (Grunewald):
Rudolph-Wilde-Park | Volkspark Wilmersdorf | (ehemaliger) Wilmersdorfer See | Fennsee | Hubertussee | Herthasee
Am Weinberg | Friedrichshain | Glienicke | Hasenheide | Humboldthain | Jungfernheide | Köpenick | Mariendorf | Prenzlauer Berg | Rehberge | Schönholzer Heide | Wilmersdorf | Wuhlheide