U-Bahnlinie 55 (Berlin)
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Die Kanzler-U-Bahn ist die teilweise in Bau befindliche, teilweise geplante Verlängerung der U-Bahnlinie U5 vom Alexanderplatz zum Hauptbahnhof in Berlin. Das Teilstück zwischen Brandenburger Tor und Hauptbahnhof soll nach Fertigstellung als U55 in Betrieb genommen und erst später mit dem Rest der U5 verbunden werden.
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[Bearbeiten] Planungshistorie
Der Name „Kanzler-U-Bahn“ ist eine Anspielung auf den Altbundeskanzler Helmut Kohl, da der Bau der Linie auf Betreiben der damaligen Bundesregierung im Hauptstadtvertrag geregelt wurde. Die ursprünglichen Planungen stammen allerdings aus dem sogenannten 200-Kilometer-Plan der West-Berliner Verwaltung Mitte der 1950er-Jahre, die bereits damals neben vielen anderen Projekten u. a. eine westliche Verlängerung der U-Bahn-Linie E (heute U5) in der heute projektierten Trassenführung vorsahen.
Im Zuge der Wiedervereinigung sind verschiedene U-Bahn-Linien in Berlin wieder in Betrieb genommen oder ausgebaut worden. Eines der Projekte ist die Verlängerung einer U-Bahn-Strecke, durch welche die Umgebung des neuen Kanzleramts angebunden werden sollte. Dabei wird die vorhandene U-Bahnlinie 5 vom Bahnhof Alexanderplatz zum Hauptbahnhof verlängert. Die Strecke soll über folgende neu zu bauenden Bahnhöfe verlaufen:
- Berliner Rathaus
- Spreeinsel
- Unter den Linden (Übergang zur U6 durch Verschiebung des Bahnhofs Französische Str.)
- Brandenburger Tor (Übergang zur S-Bahn)
- Bundestag (Planungsname Reichstag)
- Hauptbahnhof
Angesichts von ca. 700 Millionen Euro Baukosten[1] und der zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof parallel verkehrenden Stadtbahn wurde die Notwendigkeit dieser Linie in der Vergangenheit oft in Frage gestellt. Beim zu erstellenden Kosten-Nutzen-Vergleich erhielt die Strecke zum Hauptbahnhof nur dadurch einen Wert von größer 1,0, weil bei der Berechnung der Streckenabschnitt zum U-Bahnhof Turmstraße mit einbezogen wurde.
[Bearbeiten] Baustopp und Zwischennutzung
2001 stoppte der Berliner Senat das Projekt aus finanziellen Gründen. Der Bau war inzwischen vom Hauptbahnhof per Tiergartentunnel bis zum Brandenburger Tor vorangeschritten.
Während des Baustopps fungierte der im Rohbau fertige Bahnhof Reichstag als Veranstaltungs- und Filmdrehort. Beispielsweise fanden dort die Uraufführung von Angie, ein Stück über Angela Merkel, Kart-Rennen und eine Party mit Robbie Williams während seiner Tournee statt. Aber auch Teile der amerikanischen Horror-Filmproduktion Resident Evil und des Science-Fiction-Films Æon Flux wurden im U-Bahnhof Reichstag gedreht.
[Bearbeiten] Teilfertigstellung als U55
Als aber der Bund drohte, die schon geleisteten Finanzhilfen wegen des Baustopps zurückzufordern, wurde 2003 beschlossen, den schon fertigen Abschnitt als „Mini-U-Bahnlinie“ zu betreiben. Sie soll, um die Fahrgäste nicht zu verwirren, U55 heißen. Unter der Senatorschaft des SPD-Politikers Peter Strieder sollte der Bahnhof Brandenburger Tor, der noch nicht fertiggestellt war, nur für Kurzzüge mit einem Ausgang errichtet werden. Nach dem Rücktritt des Senators und der Übernahme des Amtes durch Ingeborg Junge-Reyer wurden diese Pläne geändert: So sollte der Bahnhof Brandenburger Tor nun komplett ausgebaut werden. Da dies jedoch wesentlich mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist erst 2007 mit einer Fertiggestellung zu rechnen. Bis Oktober 2005 wurde noch mit einem provisorischen Betrieb während der Fußballweltmeisterschaft 2006 gerechnet. Doch aufgrund von Grundwasserproblemen verzögert sich der Bau, so dass die komplette Einweihung der 1,4 Kilometer langen Linie – dann jedoch mit einem 120 Meter langen Bahnsteig Brandenburger Tor – erst Ende 2007 stattfinden wird. Ein zuvor angekündigter Inselbetrieb zwischen den Stationen Hauptbahnhof und Bundestag ab 28. Mai 2006 fand aufgrund der Inrentabilität nicht statt. Der Bund förderte das Teilstück der U55 mit 170 Millionen Euro.[2]
Die Umbenennung des Bahnhofs Reichstag in Bundestag geht auf eine Initiative des Ältestenrates des Deutschen Bundestages zurück, der den Bahnhof nach dem aktuellen Namen des deutschen Parlamentes bezeichnen wollte. Dieser Name werde auch der Lage des Bahnhofs besser gerecht, da er sich nicht vor dem Reichstagsgebäude, sondern vor dem Paul-Löbe-Haus des Bundestages befinde.
[Bearbeiten] Ausbauplanung ab 2010
Anschließend sollen die Bauarbeiten zum Weiterbau der Strecke Alexanderplatz–Hauptbahnhof beginnen. Die Bauarbeiten für den Tunnel zum Alexanderplatz müssen (laut Hauptstadtvertrag) spätestens ab 2010 fortgeführt werden. Die Fortführung der Kanzler-U-Bahn wird etwa 400 Millionen Euro kosten, von denen das Land Berlin 100 Millionen Euro tragen soll.[2]
Die Planungen sehen weiter vor, dass die Linie vom Hauptbahnhof über Turmstraße (U9) und Jungfernheide (U7) zum Flughafen Tegel und von dort weiter Richtung Reinickendorf verlängert werden soll. Die beiden genannten Bahnhöfe sind dafür bereits zum Zeitpunkt ihres Baus in den frühen 1960er- bzw. 1970er-Jahren als zukünftige Kreuzungsbahnhöfe ausgelegt worden. In Jungfernheide sind die beiden ungenutzten Gleiströge für die Fahrgäste direkt sichtbar; im Bahnhof Turmstraße ragt der ungenutzte Bahnsteig ins Hallendach der U9 und wird als Treppenzugang genutzt. Die Realisierung der Verlängerungspläne ist angesichts der Haushaltsnotlage Berlins ungewiss, zumal der Flughafen zu Gunsten des Großflughafens Berlin-Schönefeld geschlossen werden soll.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Berliner Zeitung vom 8. Juli 2000: Bund und Land einigen sich: U 5 fährt erst 2015
- ↑ a b Berliner Zeitung vom 14. November 2006: Die Wunschliste
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: U55 (Berlin) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |