SV Sodingen
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Der Sport-Verein von 1912 Sodingen ist ein Fußballverein in der Stadt Herne in Nordrhein-Westfalen, der in den 1950er Jahren erstklassig spielte. Die Vereinsfarben sind Grün-Weiß. Derzeit spielt der Klub in der (fünftklassigen) Verbandsliga Westfalen.
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[Bearbeiten] Entstehung
Gegründet wurde der Verein am 14. September 1912 in dem Bergbaustädtchen Sodingen, das 1926 nach Herne eingemeindet wurde. Er gehörte insbesondere in den 1950er Jahren (wie z.B. auch die SpVgg. Erkenschwick, die Sportfreunde Katernberg oder die SpVg. Herten) zu den Bergarbeitervereinen, denen man nachsagte, beim reputierlichen DFB nicht sonderlich wohl gelitten zu sein. Das Stadion Glück-Auf mit 30.000 Plätzen wurde 1928 auf dem Gelände der Zeche Mont Cenis errichtet und 1975 abgerissen.
[Bearbeiten] Die "große Zeit"
Der SV Sodingen spielte jahrelang nur in unteren Ligen, bis er nach dem 2. Weltkrieg mehrmals in Folge aufstieg, so dass er 1950 in der 2. Liga und ab 1952 in der Oberliga West spielte. Dieser an die frühere Schalker Entwicklung erinnernde Aufstieg trug ebenso dazu bei, dass der Verein nicht nur im Ruhrgebiet außerordentlich beliebt wurde, wie die Tatsache, dass sich hier ein "David" anschickte, nach den Sternen zu greifen. Praktisch sämtliche Spieler arbeiteten auf der Zeche Mont Cenis und stammten ausnahmslos aus der näheren Umgebung. Auch die Konkurrenz zum "bürgerlichen" Lokalrivalen Westfalia Herne nährte das Bild vom "Sodinger Underdog" – und zumindest in den 1950er Jahren hatte dieser auch tatsächlich die Nase vorn. Die Mannschaft spielte einen kompromisslosen Kick and Rush-Stil, gepaart mit unbedingtem Einsatzwillen aller Akteure, verfügte dabei durchaus über technische Qualitäten, was den Bundestrainer Sepp Herberger zu der Aussage veranlasst haben soll, Sodingen sei "die einzige deutsche Elf, die englisch spielt".
Am Ende der Saison 1954/55 belegten die Schützlinge von Trainer Ludwig Tretter den 2. Platz in der Oberliga West und qualifizierten sich damit für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft, wo sie zunächst den SSV Reutlingen in einem Ausscheidungsspiel mit 3:0 besiegten und dann in den Gruppenspielen auf den 1. FC Kaiserslautern, den Hamburger SV und Viktoria 89 Berlin (immerhin auch zweimaliger Deutscher Meister) trafen.
Die Ergebnisse dieser Spiele:
- gegen Kaiserslautern 2:2 und 2:2
- gegen Hamburg 0:1 und 1:1
- gegen Berlin 5:1 und 3:2
Insbesondere das Heimspiel gegen die mit all ihren "Berner Weltmeistern" antretenden Lauterer am 22. Mai 1955 zeigt, wie stark die Unterstützung für diesen Stadtteilverein war (auch wenn Sodingen von Ortsfremden gelegentlich mit Solingen verwechselt wurde und noch heute wird): wegen des erwarteten Besucheransturms war das Heimspiel in die Schalker Glückauf-Kampfbahn verlegt worden, wo es schon Stunden vor Spielbeginn zu chaotischen Zuständen kam, weil etwa 80.000 Menschen in das nur 40.000 Plätze bietende Stadion drängten. Am Ende waren es etwa 55.000, die Einlass gefunden hatten, und das Spiel musste mehrfach unterbrochen werden, weil die Zuschauermassen meterweit auf dem Spielfeld standen.
Nach Abschluss der Runde war Sodingen mit 7:5 Punkten hinter dem 1. FCK (9:3) und dem HSV (8:4) achtbarer Gruppendritter geworden.
In der Folgesaison erreichte der SV Sodingen, der auch mehrere Nationalspieler in seinen Reihen hatte, nochmals einen einstelligen Tabellenplatz. 1956/57 entging man dem Abstieg nur knapp: wegen unerlaubter Bargeldzahlungen an die Spieler wurden dem SV Sodingen sechs Punkte abgezogen.
[Bearbeiten] Ligazugehörigkeit
In der höchsten Spielklasse, der Oberliga West, spielte der SV Sodingen 9 Jahre, und zwar:
- 1952-1959 (Plätze: 11, 14, 2, 9, 14, 13, 15)
- 1960-1962 (Plätze 14 und 15)
In der 2. Liga West war der Klub von 1950 bis 1952, 1959/60 und 1962/63 vertreten.
Seither spielte der Verein nur noch im Amateurbereich, derzeit in der fünfthöchsten Spielklasse, der Fußball-Verbandsliga Westfalen, Staffel 2.
[Bearbeiten] Bekannte Spieler
- Hans Cieslarczyk (* 1937), 5 A-Länderspiele (1957 und 1958; 3 Tore) für Sodingen; WM-Teilnehmer 1958, danach bei Borussia Dortmund
- Gerhard Harpers (* 1928), 6 A- und 4 B-Länderspiele (1952-1956)
- Josef Marx (* 1934), 1 A-Länderspiel (1960; 1 Tor)
- Günter Sawitzki (* 1932), 2 A- und 1 B-Länderspiel (1956) für Sodingen, danach beim VfB Stuttgart, WM-Teilnehmer 1958
- Johann "Hännes" Adamik (1925–2005)
- Leo Konopczinski (1927–2004)
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Dieter Baroth: Jungens, Euch gehört der Himmel! Die Geschichte der Oberliga West 1947-1963, Klartext, Essen 1988 ISBN 3-88474-332-5
- Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. 1890-1963, Agon, Kassel 1996 ISBN 3-928562-85-1
- Hardy Grüne: Enzyklopädie der europäischen Fußballvereine. Die Erstligamannschaften Europas seit 1885, Agon, Kassel 2000 ISBN 3-89784-163-0
- Hartmut Hering (Hg.): Im Land der tausend Derbys. Die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets, Die Werkstatt, Göttingen 2002 ISBN 3-89533-372-7
- Harald Landefeld/Achim Nöllenheidt (Hg.): "Helmut, erzähl mich dat Tor!" Neue Geschichten und Portraits aus der Oberliga West 1947-1963, Klartext, Essen 1993 ISBN 3-88474-043-1