Stift St. Alban vor Mainz
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Das Stift St. Alban vor Mainz ging aus einem Benediktiner-Kloster hervor, das 787 oder 796 durch den Mainzer Erzbischof Richulf (787-813) zu Ehren von Alban von Mainz südlich der Stadt Mainz auf dem Albansberg gegründet wurde. Die Abtei entstand im Rahmen der karolingischen Renaissance bei der 413 erbauten Albans-Basilika.
Das Kloster war bekannt durch seine Schulen pietate doctrinaque inclinitum und durch seine prachtvolle Kirche. Die Schule war Ausgangspunkt der karolingischen Hofschule, zu der auch der um 780 in Mainz geborene Hrabanus Maurus gehörte. Die Bedeutung des Ortes spiegelte sich in der außergewöhnlichen Größe des Saalbaus wieder. Die am 1. Dezember 805 von Richulf eingeweihte Klosterkirche war bis zum Bau des Domes St. Martin durch Erzbischof Willigis die größte Kirche in Mainz.
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[Bearbeiten] Baustil
Aus spätrömischer Zeit stammt die älteste Kirche, ein einschiffiger Bau, mit einer Grundfläche von genau 50:100 römischen Fuß. Im Jahr 805 wurde die karolingische Basilika eingeweiht. Diese war dreischiffig, eventuell zunächst noch ohne Querhaus und die beiden Seitenapsiden. Im Westen befand sich eine Vorhalle in der Breite des Mittelschiffs, darüber die Michaelskapelle, aber noch ohne Turm. Die aus späteren Abbildungen bekannten zwei Westtürme wurden erst in romanischer Zeit hinzugefügt. Der gotische Chor, errichtet um 1300 und 1500, war von außergewöhnlicher Größe.
[Bearbeiten] Im achten Jahrhundert
Die Existenz einer klösterlichen Gemeinschaft seit dem siebten Jahrhundert ist durch Grabsteinfunde belegt. Noch vor der Vollendung des St. Alban Klosters fand im Jahr 794 Fastrada, die dritte Gemahlin Karls des Großen, der den Bau mitfinanzierte, und später eine Vielzahl Mainzer Erzbischöfe ihre letzte Ruhestätte. Vor der Fertigstellung des Klosters, bzw. vor Bonifatius, diente St. Hilarius den Mainzer Bischöfen als Grabeskirche.
Aber auch bereits in römischer Zeit und der Spätantike existierte hier ein Friedhof mit Kirche, was Ausgrabungen in den Jahren 1907 bis 1911 zu Tage förderten. Unter den freigelegten Gräbern kann auch das Grab Albans vermutet werden. Bei einem Erdbeben im Jahr 858 wurden Teile der Kirche zerstört.
[Bearbeiten] Imperialer Einfluss
Das Ansehen von St. Alban im karolingischen Reich wurde unter anderem in den zahlreichen Kirchen- und Reichversammlungen sichtbar, die dort 813, 847, 1084 und 1182 stattfanden. Im zehnten Jahrhundert wurde St. Alban zum bedeutendsten Zentrum ottonischer Liturgie. Das Mainzer Pontifikale schrieb unter anderem Regelungen über die Königserhebung, -salbung und -krönung fest. In St. Alban fand bis 1419, dem Jahr in dem das Kloster zum Ritterstift umgewandelt wurde, ein wichtiger zeremonieller Akt statt. Im Rahmen der Amtseinführung des neu erwählten Erzbischofs streifte dieser das ihm vom Papst übersandte Pallium zum ersten Mal über, nachdem es eine Nacht auf dem Grab des Heiligen Alban geruht hatte.
Das Mainzer Domkapitel pflegte enge Beziehungen zu St. Alban. Die Mainzer Erzbischöfe des neunten und zehnten Jahrhunderts wählten das Kloster als Grablege aus. Unter Erzbischof Hildebert wurden 935 aus der verfallenen St. Hilariusbasilika die Gebeine von zehn Bischöfen aus der Zeit vor Bonifatius nach St. Alban überführt. Der Abt von Alban nahm bei festlichen Gottesdiensten den ersten Sitz nach dem Erzbischof ein. Bei den Stationsgottesdiensten am Palmsonntag wurde die Palmweihe obligatorisch in St. Alban vorgenommen. So gelangte der Esel nicht nur auf die Rückseite der später geprägten Albansgulden, sondern auch in das Ortswappen von Bodenheim, wo St. Alban über erheblichen Landbesitz verfügte und noch heute die Lage Reichsritterstift bekannt ist.
Im elften Jahrhundert wuchs das Interesse an ausführlichen Lebensbeschreibungen des Klosterpatrons St. Alban. Der Domscholastiker Gozwin schrieb um 1060 im Auftrag von Abt Bardo eine Vita des Heiligen St. Alban, die Passio sancti Albani Martyris Moguntini, um das Ansehen des Klosters zu fördern. Ein anderer Mönch, Sigehard von St. Alban, verfasste auf Basis des Gozwin-Textes eine weitere Albans-Vita, bei der er den geköpften Heiligen als Motiv besonders herausstellte. In der bildlichen Darstellung hatte sich dies bis dahin noch nicht ausgewirkt. Ein Siegel des Klosters aus dem Jahr 1083 zeigt Alban noch mit Kopf, die linke Hand auf der Brust und in der Rechten die Märtyrerpalme. Durch das Werk Sigehards motiviert wechselte das Kloster gegen Ende des 13. Jahrhunderts sein Siegel, auf dem nun der Heilige seinen Kopf in den Händen hält.
[Bearbeiten] Befestigung
Der spätere Erzbischof (1328-1336) Balduin von Luxemburg ließ die außerhalb der Stadtmauern gelegenen Klöster St. Alban und St. Jakob sowie das Stift St. Viktor verstärken. St. Alban und St. Viktor verfügten bereits über Türme und starke Ringmauern, die noch aus römischer Zeit stammten oder in späterer Zeit hinzugefügt worden waren. Der Mainzer Klerus stand auf Seiten Balduins, was bedeutete, dass die befestigten Kirchen im Vorfeld der Stadt eine ernste Gefahr für die Stadt bildeten, was die Bürger befürchteten. Das Kloster St. Jakob auf dem Jakobsberg (siehe: Zitadelle Mainz) lag unmittelbar vor dem Stadtgraben und einem Tor und bot bestes Schussfeld auf die Stadtmauer. St. Alban auf dem Albansberg und St. Viktor am Nordrand der Weisenauer Gemarkung riegelten zusammen mit Burg Weisenau Mainz von Süden her regelrecht ab.
[Bearbeiten] Gewaltsame Entfestigung
Am 10. August 1329 wurden die von starken Mauern umgebene Kirche und die Abtei im Streit zwischen den Bürgern der Stadt Mainz und dem Administrator von Mainz, Balduin von Luxemburg, zerstört. Damals wurde der nördliche Westturm der Westfassade vollständig gesprengt und niedergelegt. Die Abtei wurde zwar wieder aufgebaut, aber bei weitem nicht mehr so prächtig und ohne Defensivbauten. Abt Herrmann musste 1354 auf jegliche Schadenersatzforderungen gegenüber der Stadt Mainz verzichten.
1419 erfolgte die Umwandlung der Abtei in ein Kollegiatsstift (Ritterstift) durch Erzbischof Johann II von Nassau. Ausschließlich ritterbürtige Mitglieder wurden im Stift aufgenommen. In der Fehde zwischen Erzbischof Diether von Isenburg und dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz blieben 1460 die Stiftsgebäude nur deshalb verschont, weil man sich mit Geld freikaufte. Im Jahr 1518 erteilte Kaiser Maximilian I. dem Ritterstift das Recht, Münzen zu prägen, den Albansgulden.
St. Alban wurde am Abend des 28. August 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg durch Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach ausgeplündert und zerstört. Das Stift wurde danach nicht wieder aufgebaut. Aus den Trümmern der Kirche (ipsius templi quae superant ruderibus), erhob sich eine Kapelle, die im 30jährigen Krieg wiederholt schwer beschädigt und während der Belagerung von Mainz (1793) ganz zerstört wurde. 1802 wurde das Stift St. Alban unter Napoleon letztendlich förmlich aufgehoben.
[Bearbeiten] Besitzungen
Karl der Große richtete 794 die ersten Kirchenprovinzen ein. Das damalige Bistum Mainz reichte an der unteren Nahe bis weit in den Hunsrück hinein. Dies geht aus ersten urkundlichen Erwähnung von Münster-Sarmsheim hervor. Lehnsherr war das Kloster St. Alban. Um 900 wurden dem Kloster Nießbrauch aus dem Hof zu Sarmundesheim zugewiesen. Mit der Vogtei Sarmundesheim waren die Wild- und Rheingrafen, später Kurmainz, belehnt. 1184 bestätigte Papst Lucius III. (1181-85) dem Abt Heinrich alle Besitzungen, darunter 22 dem Kloster einverleibte Kirchen und 2 Kapellen. In dieser Bulle bestätigte der Papst der Abtei St. Alban alle Besitzungen, Rechte und Privilegien und nennt dabei auch die Kirche in Ebersheim mit einer Kapelle. Die Kapelle gehörte vermutlich zum sogenannten Töngeshof. Dies ist die älteste schriftliche Erwähnung einer Kirche in Ebersheim.
Die Rechte des St. Albanklosters wurden auf Bitten des Abtes 1213 von den Mainzer Erzbischöfen Siegfried II. von Eppstein (1200-1230) und 1325 Matthias von Bucheck (1321-1328) aus dem Mainzer Domkapitel bestätigt.
Papst Bonifaz IX. (1389-1404) bestätigte 1402 dem Kloster erneut seinen Besitz.
[Bearbeiten] Heute
130 Jahre nach der Aufhebung erfuhr die Verehrung des Heiligen durch die Errichtung der neuen Pfarrei St. Alban (Mainz), dem ersten Kirchenbau im Bistum Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg eine Wiederbelebung. Die Benediktinerabtei St. Alban lag innerhalb der heutigen Oberstadt auf dem Albansberg. Die Grundmauern seiner Kirche fallen heute etwa mit der Straße Auf dem Albansberg zusammen.
Im Priesterseminar von Mainz wird das kostbare Sacramentarium aus der so genannten Mainzer Schreibstube der Abtei aufbewahrt.
[Bearbeiten] Literatur
- Reinhard Schmidt: Die Abtei St. Alban vor Mainz im hohen und späten Mittelalter. Geschichte, Verfassung und Besitz eines Klosters im Spannungsfeld zwischen Erzbischof, Stadt, Kurie und Reich. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz) (Mainz 1996)
- Brigitte Oberle: Das Stift St. Alban vor Mainz. Aspekte der Umwandlung des Benediktinerklosters St. Alban in ein Ritterstift im 15. Jahrhundert. (2005)