Steinheimer Becken
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Steinheimer Becken ist ein durch einen Meteoriteneinschlag entstandener Impaktkrater im baden-württembergischen Landkreis Heidenheim, in dem die Gemeinde Steinheim am Albuch angesiedelt ist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aussehen
Das Steinheimer Becken ist von nahezu kreisrunder Form, mit einem mittleren Durchmesser von etwa 3,5 Kilometer. Im Zentrum des Beckens ragt ein Hügel, der Klosterberg, rund 50 Meter hoch über den heutigen Kraterboden auf, während der Kraterboden selbst rund 100 Meter unterhalb der umgebenden Hochflächen der Schwäbischen Alb liegt.
[Bearbeiten] Entstehung
Das Steinheimer Becken entstand vor etwa 15 Millionen Jahren beim Einschlag eines schätzungsweise etwa 150 Meter großen Meteoriten mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Sekunde (72.000 km/h). Dabei wurde explosionsartig eine Energie von etwa 1018 Joule (entsprechend etwa 18.000 Hiroshimabomben) frei, was zu einer immensen Verwüstung weiter Teile der Ostalb führte. Es entstand zunächst ein Krater mit einer Tiefe von rund 200 Meter, in dessen Zentrum das zurückfedernde Gestein einen etwa 100 Meter hohen Zentralberg bildeten. (Lit.: Mattmüller, 1994; Stöffler, Artemieva und Pierazzo, 2002)
Nach dem Einschlag bildete sich ein Kratersee, der später verlandete und durch das Wental entwässert wurde. Die in den bis zu 50 Meter mächtigen Seesedimenten gefundenen Fossilien lassen den Schluss zu, dass das Steinheimer Becken zeitgleich mit dem rund 40 Kilometer weiter nordöstlich gelegenen Nördlinger Ries im so genannten Ries-Ereignis entstanden ist. Demnach handelte sich bei dem kosmischen Körper, dessen Einschlag die beiden Krater hinterließ, um einen Asteroiden, der von einem kleineren Satelliten begleitet wurde. (Lit.: Stöffler, Artemieva, und Pierazzo, 2002)
[Bearbeiten] Geologie und Paläontologie
Der Kraterwall besteht aus verschobenen und verkippten Jura-Kalkschollen. Teilweise sind die Kalke auch zertrümmert und bilden eine Brekzie aus unterschiedlich großen, kantigen Bruchstücken. Bohrungen haben gezeigt, dass auch der Kraterboden unterhalb der Seesedimente mit Brekzien gefüllt ist, die aus Gesteinsmaterial bestehen, das beim Einschlag hochgeschleudert wurde, und danach in den Krater zurück gefallen ist (Rückfallbrekzie). Der Zentralberg besteht aus älteren Jura-Kalken, die bei ungestörter Lagerung außerhalb des Kraters erst in etwa 300 Metern Tiefe anzutreffen sind.
Im Kalkgestein des Zentralberges wurden auch sogenannte Strahlenkalke gefunden. Diese Oberflächenstrukturen entstehen beim Durchgang der Druckwelle des Impakts durch das Gestein. Strahlenkalke wurden um 1905 weltweit erstmals im Steinheimer Becken erkannt und beschrieben, allerdings ohne dass ihre Entstehung erklärt werden konnte. Heute sind sie auch aus zahlreichen anderen irdischen Kratern bekannt und gelten als eindeutige Indikatoren für einen Impakt.
Die Seesedimente sind reich an Fossilien aus dem Miozän, so dass das Steinheimer Becken zu den bedeutendsten Fundstellen für dieses Erdzeitalter gilt. Neben zahlreichen Funden von Wirbeltieren (darunter Fische, Reptilien, Vögel und Säugetiere) sind die Sedimente vor allem wegen der massenhaft gefundenen Gehäuse von Schnecken bekannt. Im Jahr 1862 untersuchte der Paläontologe Franz Hilgendorf die im Steinheimer Becken gefundenen fossilen Schnecken und stellte dabei fest, dass sich die Gehäuseform von den älteren Sedimentschichten zu den jüngeren langsam veränderte. Die Schneckenfunde wurden damit zur ersten Bestätigung der 1859 von Charles Darwin postulierten Evolutionstheorie. (Lit.: Heizmann und Reiff, 2002)
Im Steinheimer Ortsteil Sontheim liegt das 1978 eröffnete Meteorkrater-Museum, das auch Ausgangspunkt für einen geologischen Wanderweg durch das Steinheimer Becken ist.
[Bearbeiten] Literatur
- E. P. J. Heizmann, W. Reiff: Der Steinheimer Meteorkrater. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, 2002. ISBN 3-89937-008-2
- C. R. Mattmüller: Ries und Steinheimer Becken. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1994. ISBN 3-432-25991-3
- D. Stöffler, N. A. Artemieva, E. Pierazzo: Modeling the Ries-Steinheim impact event and the formation of the moldavite strewn field., in Meteoritics and Planetary Science, Vol. 37, 2002, S. 1893-1907
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Steinheim Basin – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Informationen zum Steinheimer Becken
- Meteorkratermuseum Steinheim
- Albtraum auf der Alb - Ein kosmischer Irrläufer schuf das Steinheimer Becken
Koordinaten: 48° 41′ 12" N, 10° 3′ 54" O