Schwereanomalie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Schwereanomalie ist die lokale Abweichung der Schwerkraft vom theoretischen Vergleichswert auf einer Referenzfläche. Letztere ist meist das mittlere Erdellipsoid.
Schwereanomalien können bis zu +/- 200 Milligal oder 0.2 Gal erreichen, was 0.02 Prozent der Schwerkraft bedeutet. Sie geben Aufschluss über Unregelmäßigkeiten im Untergrund, welche durch abweichende Dichte von Gesteinen, durch Rohstoffe oder unterschiedlich tiefen Erdmantel verursacht werden. Sie werden häufig zur Ortung von Lagerstätten genutzt.
Eine andere Anwendung ist die Ermittlung von Niveauflächen des Erdschwerefeldes für die Geoidbestimmung. Das Geoid weicht global um ± 50 Meter (maximal 110 m) vom Erdellipsoid ab und kann durch gut verteilte Schweremessungen mit cm- bis dm-Genauigkeit bestimmt werden.
In flachen Ländern ist diese Methode besonders wirtschaftlich. Im Gebirge jedoch sind die Einflüsse des Geländes auf die Schwerkraft nur schwierig zu erfassen. Daher sind dort astrogeodätische oder seismische Verfahren meist günstiger.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Mögliche Korrekturen
- Gangkorrektur: Korrektur der zeitlich variablen Einflüsse auf gravimetrische Messungen. (z.B. Gezeiten)
- Breitenkorrektur: Korrektur der durch die geographische Breite verursachten Abweichung. Siehe Internationale Schwereformel.
- Höhen- oder Freiluftkorrektur: Korrektur der durch unterschiedliche Höhen der Messungen über NN hervorgerufenen Abweichungen.
- Bouguerplattenkorrektur: Korrektur der verschiedenen Gesteinsdichten und Hohlräume im Gestein unter der Messung
- Topographische Korrektur: Korrektur der zusätzlichen Massenanziehung von Bergen oder Tälern
[Bearbeiten] Auswertung von Schwereanomalien
Es gibt regionale und lokale Schwereanomalien. Die horizontale Ausbreitung einer Schwereanomalie wird häufig als Wellenlänge bezeichnet.
Lokale Schwereanomalien erstrecken sich nur auf kleine Bereiche, sie besitzen kurzwellige Anomalien. Ihr Ursprung sind meist flachliegende Dichteunterschiede. Regionale Schwereanomalien dagegen erstrecken sich über weite Distanzen, sie besitzen langwellige Anomalien.
Diese beiden Anomalien können getrennt werden und ein mathematisches Modell des Untergrundes erzeugen. Jedoch sind diese Modelle nie eindeutig und müssen durch andere Untersuchungen (Bohrungen, seismische Messungen) untermauert werden
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Christoph Reigber, Peter Schwintzer: Das Schwerefeld der Erde. Physik in unserer Zeit 34(5), S. 206 - 212 (2003), ISSN 0031-9252
[Bearbeiten] Siehe auch:
Geophysik, Geodäsie, Geologie; Erdöl, Erzlager, Exploration, Geoid, Gesteinsdichte, Gravimetrie, Isostasie, Kontinente, Schwerebeschleunigung