Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Reinhard Gehlen - Wikipedia

Reinhard Gehlen

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Reinhard Gehlen (* 3. April 1902 in Erfurt; † 8. Juni 1979 in Berg am Starnberger See) war General der Wehrmacht, Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) des deutschen Generalstabs, Leiter der Organisation Gehlen und erster Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Gehlen wurde als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren. Sein Vater war Buchhändler. 1920 trat Reinhard Gehlen in die Reichswehr ein und absolvierte ab 1933 eine Generalstabsausbildung. 1936 gelangte er in die Operationsabteilung, wo er Franz Halder, dem späteren Generalstabschef des Heeres, auffiel. Oberst Adolf Heusinger war sein Abteilungsleiter.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg

Reinhard Gehlen war an den Vorbereitungen für die Operation Barbarossa, den Überfall auf die Sowjetunion beteiligt. Mit dem Stocken des Russlandfeldzuges 1942 (Stalingrad) suchte der Generalstab nach einer neuen Führung für seinen militärischen Nachrichtendienst. Obwohl Gehlen sich nie mit Geheimdienstarbeit beschäftigt hatte, überdies keine Fremdsprache sprach und keine Kenntnisse über Russland vorweisen konnte, wurde er zum Chef der "Abteilung Fremde Heere Ost" ernannt und war somit auch Chef der Ostspionage. Deutlicher konnte die Geringschätzung der Generalstabsoffiziere für nachrichtendienstliche Belange nicht gezeigt werden. Gehlen systematisierte als erstes die Arbeit seines Dienstes stärker, ohne jedoch die Qualität der Analysen bedeutend zu verbessern. Dennoch wurde er 1944 zum Generalmajor befördert. Reichlich spät schloss er sich der Ansicht des Russlandkenners Heinz Herre an, der gefordert hatte, die Bürger der Sowjetunion nicht länger als Untermenschen, sondern endlich als Menschen anzuerkennen. In Teilen der besetzten Gebiete waren die deutschen Truppen zunächst als Befreier begrüßt worden. Die deutsche Nationalitätenpolitik zerstörte jedoch schnell alle Hoffnungen auf nationale Unabhängigkeit, stattdessen trieb die brutale Behandlung durch die SS und andere militärische Einheiten immer mehr Bewohner in den Widerstand gegen die Besatzer. Gehlen war wohl bewusst, dass seine Forderung völlig gegen Hitlers Rassenkonzept gerichtet war. Anfang März 1945, rechtzeitig vor Kriegsende, ließ Gehlen die gesamten nachrichtendienstlichem Materialien von wenigen handverlesenen Mitarbeitern auf Mikrofilm vervielfältigen und in wasserdichten Fässern verpackt, verteilt auf mehrere Bergwiesen in den österreichischen Alpen vergraben.[1] Historische Untersuchungen über seine Tätigkeit an der Ostfront verstand er später zu vereiteln.

[Bearbeiten] Nachkriegszeit

1945 sammelten die Amerikaner Wehrmachtsoffiziere in besonderen Lagern und unterzogen sie ausführlicher Befragung, da sie anfangs heftigen deutschen Widerstand und Nazi-Verschwörungen befürchteten. Umgekehrt hofften viele Deutsche auf eine Fortsetzung des Krieges gegen die Sowjetunion mit angloamerikanischer Unterstützung und lieferten den Westalliierten deshalb wichtige Informationen. Gehlen ergab sich am 22. Mai 1945 den Amerikanern, und wurde zusammen mit anderen nach Camp King in der Nähe von Oberursel gebracht und dort verhört. Mit Hilfe des für die Verhöre beauftragen Captain John Bokor gelang es Gehlen und einer kleinen Gruppe seiner engsten Mitarbeiter von der Liste der in den Händen der USA befindlichen Kriegsgefangenen gestrichen zu werden.[1] Im Juli 1946 wurde das Lager nach Frankfurt am Main verlegt. Durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse musste jedem Deutschen klar sein, dass die Alliierten, auch die Amerikaner, die NS-Verbrechen nicht vergeben und vergessen würden. Im beginnenden Kalten Krieg zwischen den Großmächten USA und Sowjetunion bestand erstmals für die Amerikaner Bedarf an präzisen Informationen über militärische Ziele wie Flugplätze, Kraftwerke, Ölraffinerien, Rüstungsfabriken, etc. und denkbare Anflugrouten für kernwaffentragende Fernbomber, die die Deutschen liefern konnten. Alle Besatzungsmächte begannen eifrig Menschen mit nachrichtendienstlicher Erfahrung unter den ehemaligen Feinden zu rekrutieren und lieferten sich einen Wettbewerb um Talente mit Osterfahrung und möglichst eigenem Informantennetz. Da die meisten der Umworbenen keine lupenreine Vergangenheit besaßen, beruhte ihre Rekrutierung meist auf einer Kombination von Locken und Erpressen. Je dunkler die Vergangenheit war, um so erpressbarer waren sie. Dies galt nicht nur für die amerikanischen Besatzer, die auf diese Weise Kriegsverbrecher wie Klaus Barbie freikauften und/oder ihnen die Flucht ermöglichten, sondern für alle Besatzungsmächte.

Auf Grund der guten Zusammenarbeit zwischen Gehlen und dem Geheimdienst der US-Armee wurde im Juli 1946 die Organisation Gehlen gegründet und ab Dezember 1947 in der ehemaligen Rudolf-Hess-Siedlung in Pullach untergebracht, wo sich noch heute die Zentrale des BND befindet. Ab 1949 übernahm die CIA die Organisation Gehlen. Die Organisation Gehlen nahm eine Doppelfunktion für die CIA und die noch junge BRD wahr. Reinhard Gehlen selbst verstand seine Organisation von Anfang an als eine Vorform eines irgendwann eigenständigen deutschen Nachrichtendienstes. Konrad Adenauer wurde von den Alliierten keine große Wahl bei der Berufung des eigenen Sicherheitsapparats gelassen. Daher war ihm klar, dass ein völlig unabhängiger westdeutscher Auslandsnachrichtendienst genauso undenkbar wie eine unabhängige westdeutsche Armee war. So akzeptierte er die Umwandlung der Organisation Gehlen, in der eine Reihe ehemaliger Wehrmachtsoffiziere, RSHA- und SS-Mitglieder als Personalreserve "geparkt" waren. Auf "Empfehlung" der Briten berief Adenauer den ehemaligen General der Panzertruppe Gerhard Graf von Schwerin zu seinem "Berater in Sicherheitsfragen". Dieser gründete eine Art Nachrichtendienst, die "Zentrale für Heimatdienst", die mit Joachim Oster und Wilhelm Heinz als Prominente aus der ehemaligen Abwehr besetzt war. Im Gegensatz zu Gehlen unterhielt Heinz gute Kontakte zur französischen Besatzungsmacht.

Gehlen verstand es, in den ersten zehn Jahren nach Ende des Krieges durch die Anwerbung auch vieler Geheimdienstler mit zweifelhafter NS-Vergangenheit, wie Heinz Felfe, schnell einen professionellen Nachrichtendienst aufzubauen. Dieser war aber auch eben wegen dieser Belasteten von potentiellen Verrätern durchsetzt. Hunderte von Agenten, Funkcodes und Kommunikationswege wurden verraten. Doch angesichts der zahlreichen "Maulwürfe" im britischen Geheimdienst war dies keine Gehlen-spezifische Erscheinung. So verstand Gehlen es, seine Rivalen um von Schwerin in Bonn ebenso als Auslandsgeheimdienst auszumanövrieren, wie ihm die Beschränkung des Militärischen Abschirmdienstes auf die Spionageabwehr der Bundeswehr und die Sicherheitsüberprüfung ihres Personals gelang. Auch mit Otto John, dem ersten Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, kam es zu Auseinandersetzungen. Gehlen war nicht ungeschickt darin, sich aus allen politischen Lagern Zustimmung für seinen Nachrichtendienst zu beschaffen. Dabei spielte seine Neigung, sich mit der Aura des Undurchschaubaren, Rätselhaften und Geheimnisvollen zu umgeben ebenso eine Rolle, wie sein Zusammenspiel mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", zu dem er enge Kontakte unterhielt. Auch dies war nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass dort in den frühen 1950er Jahren ehemalige Wehrmachtsoffiziere arbeiteten.

Am 1. April 1956 ging aus der "Organisation Gehlen" der Bundesnachrichtendienst hervor, dessen Präsident er bis 1968 war. Sein Deckname war "Dr. Schneider". Mit dem technischen Wandel der Geheimdienstarbeit und unter dem Vorbild des großen Bruders USA verlagerte sich die Informationsbeschaffung zusehends von menschlichen Zuträgern zu leistungsstarken, technischen Mitteln. Mit der Gründung der Bundeswehr wechselten nicht wenige ehemaligen Wehrmachtsoffiziere aus der "Personalreserve" in die neue, reguläre Armee. Damit schrumpfte die Bedeutung der alten Seilschaften aus den Tagen der "Fremde Heere Ost" und zivile, besser ausgebildete Leute stießen zum BND. Schließlich wurde Gehlen selbst zu einem Relikt aus einer vergangenen Epoche. Mit seinem Buch "Verschlusssache" kanzelte er seinen Nachfolger Gerhard Wessel ab und vergiftete für längere Zeit die notwendige Geheimdienstdebatte.

Reinhard Gehlen war ein Cousin des Philosophen Arnold Gehlen.

Reinhard Gehlen gilt als einer der Kontaktleute von Alois Brunner.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Reinhard Gehlen: Zeichen der Zeit, v.Hase & Koehler Verlag, Mainz 1973.
  • Reinhard Gehlen: Der Dienst. Erinnerungen 1942-1971, Droemer, München 1971. 329 Seiten, ISBN 3-920324-01-3
  • Reinhard Gehlen: Verschlußsache, v. Hase & Koehler Verlag, Mainz 1980. 168 Seiten

[Bearbeiten] Weblinks


[Bearbeiten] Quellen

  1. a b Christopher Simpson: Blowback - The first full account of America's recruitment of nazis, and its disastrous effect on our domestic and foreign policy. Collier Books, New York 1989, ISBN 0-02-044995-X, S.41
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