New Tribes Mission
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Die New Tribes Mission (NTM) ist eine internationale protestantische Missionsgesellschaft mit Hauptsitz in Sanford (Florida, USA). Sie ist eng mit der Vorfeld- bzw. Hilfsorganisation Friends in Action (vormals Friends of NTM) verbunden. In Deutschland hat NTM hat eine Niederlassung in Hückeswagen, betreibt "christliche Erlebnis-Zeltlager", die Vorfeldorganisation InAktion Wünsdorf e.V. (vormals Soziale Partnerschaft Berlin-Brandenburg e.V.), mehrere Internetseiten unter verschiedenen Namen, die Berliner Glaubenskonferenz, und gibt auf Deutsch die Zeitschrift Gehet hin heraus. Sie arbeitet mit der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Hohenstaufenstraße zusammen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Mission
Nach eigenen Angaben ist das Ziel von NTM darin, "gedrängt durch die Liebe Christi und in der Kraft des Heiligen Geistes [...] den Dienst der örtlichen Gemeinde zu unterstützen. Dies soll durch Aufklärung und Motivation sowie Zurüstung und Begleitung der Missionare geschehen, welche unerreichte Volksgruppen mit dem Evangelium erreichen, die Bibel übersetzen und einheimische Gemeinden nach neutestamentlichen Prinzipien aufbauen, die Gott wahrhaftig verherrlichen."[1]
Derzeit hat NTM etwa 3.200 Missionare in 18 Ländern und liegt damit an zweiter Stelle nach den Wycliff Bibelübersetzern / SIL International.
[Bearbeiten] Anfänge
Die New Tribes Mission wurde 1942 von Paul Fleming gegründet. Fleming stammte aus Los Angeles und hatte in den 1930er Jahren als Missionar in der britischen Kolonie Malaya gearbeitet. Im Jahr 1942 schickte NTM die erste Gruppe von Missionaren nach Bolivien; von den zehn Erwachsenen und sechs Kindern wurden sechs im darauffolgenden Jahr getötet.
Anfangs hatte NTM ihr Hauptquartier in Chicago. 1943 begann sie, die Zeitschrift Brown Gold herauszugeben. 1944/1945 übersiedelte NTM nach Fouts Springs in Kalifornien und errichtete dort ein Ausbildungslager.
Im Juni 1950 stürzte das Flugzeug, das NTM gekauft hatte, in Venezuela ab; alle 15 Insassen wurden getötet. Das zweite Flugzeug, das die Missionsgesellschaft erwarb, stürzte im November gleichen Jahres noch in Wyoming (USA) ab; alle 18 Insassen wurden getötet, darunter Paul Fleming und mehrere Kinder.
[Bearbeiten] Kritik
[Bearbeiten] Vorstellungen und Methoden
Die New Tribes Mission glaubt an die wörtliche Eingabe der Bibel durch Gottes Wort: "Wir sind weder ökumenisch noch charismatisch". Zu ihren Vorstellungen gehört auch, dass "die menschliche Natur durch die Sünde völlig verdorben sei" und dass Ungläubige der "ewigen Verdammnis" anheim fallen werden.[2]
Survival International und andere Organisationen und Individuen werfen der New Tribes Mission vor, in ihrem Missionseifer auch kriminelle Methoden bei der Bekehrung indigener Völker einzusetzen, darunter bewaffnete Menschenjagd, Entführungen, Verkauf als Zwangsarbeiter, Freiheitsberaubung in Missionslagern und selbst Völkermord. (Lewis S. 127 und 177; siehe auch [3])
Der New Tribes Mission wird vorgeworfen, 1979 und 1986 in Paraguay gewaltsam Kontakt mit dem Nomadenvolk der Ayoreo aufgenommen zu haben, was zu mehreren Todesfällen führte. Andere Ayoreo starben bald, nachdem sie Kontakt mit den Missionaren aufgenommen hatten und in deren Lager einzogen.(siehe [4], [5], [6], [7]) NTM soll die Befriedungspolitik des Diktators Stroessner gegen die indigene Bevölkerung unterstützt haben.[8]
Der anglikanische Bischof Trevor Huddleston, der Vorsitzende der Menschenrechtskomission des britischen Parlaments, Lord Avebury, und der Vorsitzende von Survival International, Robin Hanbury-Tenison, unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie die NTM aufforderten, ihre Praktiken einzustellen und indigene Religionen und Kulturen zu akzeptieren. (Lewis 1988, p. 221)
Eco-Action.org behauptet, dass der NTM das Wohlergehen der Völker, die sie missioniert, gleichgültig ist und dass NTM indigene Völker nicht nur zum Christentum "bekehrt", sondern sie auch in feste Siedlungen, Lager oder Reservate zwingt, ihre Lebensgewohnheiten völlig ändert, und sie in marktwirtschaftliche Strukturen integriert, indem NTM Geld, US-amerikanische Konsumgüter und Marktfrüchte (cash crops) einführt.[9]
Paul Gifford wirft NTM vor, Wirtschaftsspionage zu betreiben (S. 202) und in den Ländern, wo sie aktiv sind, Ziele der US-amerikanischen Außenpolitik zu vertreten (S. 205).
Aufgrund der Methoden, welche die Missionsgesellschaft in Lateinamerika praktiziert, wurde in Großbritannien eine Untersuchung durch das überparteiliche Parlamentarische Komitee für Menschenrechte eingeleitet. (Gifford, p. 114)
[Bearbeiten] Jüngste Auseinandersetzung in Venezuela
Im Oktober 2005 berichtete die BBC, dass der venezolanische Präsident Hugo Chávez angekündigt hatte, die New Tribes Mission des Landes zu verweisen. Er warf ihr vor, imperialistische Interessen zu vertreten, die nationale Souveränität Venezuelas sowie venezolanisches Recht zu verletzen, da NTM-Flugzeuge illegale Flüge auf venezolanischem Territorium durchführten. Er griff NTM auch dafür an, luxuriöse Lager für Bekehrte neben bitterarmen Dörfern der indigenen Bevölkerung zu errichten.[10]
NTM wies die Vorwürfe zurück und erklärte, bei allen Flügen die Richtlinien der Regierung zu befolgen und ihren Missionaren bloß einfache Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, die eine Fortsetzung ihres Werks ermöglichen.[11] Laut NTM und Medienberichten demonstrierten am 3. November 2005 fast 3.000 Menschen in Puerto Ayacucho gegen die Ausweisung der Missionare.[12]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- New Tribes Mission (offizielle deutschsprachige Homepage)
- Friends in Action (offizielle Homepage)
- Chávez verweist US-Missionare des Landes Venezuelas Präsident wirft "New Tribes Mission" vor, strategische Informationen für den US-Geheimdienst CIA zu erkunden. Die in Florida ansässige Gruppe wird seit vielen Jahren der Spionage für US-Unternehmen verdächtigt (taz)
- Chávez bleibt sich treu (Freace.de)
- André Scheer: Venezuela weist protestantische Sekte aus "New Tribes Mission" Spionage vorgeworfen (Netzwerk Venezuela)
- Landforderung der Totobiegosode im Departamento Alto Paraguay in Gefahr (Freunde der Naturvölker e. V.)
- New Tribes Mission Kritik von Eco-Action
- Louise Rimmer: Roar of the bulldozer could sound the death knell for tribe of forest-dwellers. (The Independent; January 6th, 2004).
- Nikolas Kozloff: Evangelicals in Venezuela: Robertson Only the Latest Controversy In a Long and Bizarre History Vice President Rangel leads a campaign for anti-evangelical vigilance as the Robertson affair reminds him and the nation of the suspect activities of the New Tribes Mission decades ago (Council On Hemispheric Affairs, 19. September 2005)
[Bearbeiten] Weitere Quellen
- Norman Lewis: The Missionaries. God against the Indians (London, Secker and Warburg 1988; McGraw-Hill Companies 1989; Penguin 1990), ISBN 0070376131 / ISBN 0099599600 / ISBN 0140131752. Äußerst kritische Darstellung der Aktivitäten von NTM.
- Paul Gifford: Christianity and Politics in Doe's Liberia (Cambridge University Press 1993/2002), ISBN 0521420296 / ISBN 052152010X.
- Richard Pettifer, Julian Bradley: Missionaries (BBC Publications 1991), ISBN 0-563-20702-7.
- Kenneth J. Johnston: Aufbruch zu den Unerreichten. Die Geschichte von New Tribes Mission (Bielefeld, Christliche Literatur-Verbreitung 2004), ISBN 3-89397-953-0.
