My Fair Lady
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My Fair Lady (engl.; „Meine anständige Dame“) ist ein Musical von Frederick Loewe (Musik) und Alan J. Lerner (Buch und Liedertexte).
Die Uraufführung fand am 15. März 1956 im Mark Hellinger Theatre in New York statt. In London wurde das Stück erst zwei Jahre später, am 30. April 1958, im Drury Lane Theatre aufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung in der Übersetzung von Robert Gilbert war am 25. Oktober 1961 im Theater des Westens in Berlin.
Wie viele Musicals hat auch My Fair Lady seine Wurzeln in einem Theaterstück eines „ernsthaften“ Autors, nämlich in der Komödie Pygmalion von George Bernard Shaw, die 1914 uraufgeführt wurde und ihrerseits auf dem antiken Mythos von Pygmalion basiert, einem sagenhaften bildhauernden König, der sich in eine von ihm selbst geschaffene Statue verliebte.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Personen
- Eliza Doolittle, Blumenmädchen
- Professor Henry Higgins, Phonetiker
- Alfred P. Doolittle, Vater von Eliza
- Colonel Hugh Pickering
- Mrs. Higgins, Mutter von Prof. Higgins
- Freddy Eynsford-Hill
- Zoltan Karpathy
- Mrs. Pearce, Hausdame bei Higgins
- Mrs. Eynsford-Hill
[Bearbeiten] Handlung
Professor Higgins, der sich mit Phonetik beschäftigt, trifft nach einem Opernbesuch auf dem Blumenmarkt bei Covent Garden in London auf die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle. Ihre kraftvoll-vulgäre Sprache, die in der englischen Fassung mit starkem Cockney-Akzent, in der deutschen Version oft mit Berlinerisch oder Wienerisch ausgeschmückt ist, nimmt er als Beispiel für die Deformierung der Muttersprache („Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?“). Higgins glaubt, dass der Mensch sich nicht über die Herkunft, sondern seine Sprache definiere; selbst ein Blumenmädchen wie Eliza, so Higgins, könne ihren Stand verbessern und eine anerkannte Dame sein, sogar einen respektablen Blumenladen führen, sofern sie richtiges Englisch sprechen lernen würde. Eliza ist von dieser Vorstellung fasziniert; obwohl ihre Wünsche sehr bescheiden sind („Ein Zimmerchen mit einem Sofa drin, Gasbeleuchtung, Pralinen und nie mehr kalte Beine – Wäre det nich wunderscheen?“), ist sie von ihrer Erfüllung weit entfernt. Jeden Tag kämpft sie um ihren Lebensunterhalt und muss zudem noch ihren alkoholkranken Vater durchbringen, der sich regelmäßig Geld von Eliza leiht. Doolittle Senior hat sich in der Gesellschaft nicht etablieren können und lebt nur noch von Tag zu Tag. Mit diesen finanziellen Belastungen sowie fehlender Schulbildung hat Eliza in der Gesellschaft nahezu keine Chance, je über den Status einer armen Blumenfrau hinauszukommen.
Eliza nimmt den Kommentar des Professors wahr und sucht ihn auf. Doch nun der Lichtblick: dieser seltsame Professor hat gesagt, er könne aus ihr eine feine Dame machen! Eliza wäscht sich Hals und Hände und fährt mit ihrem letzten Groschen mit dem Taxi bei Professor Higgins vor. Die will Unterricht in Phonetik haben! Der Lohn, den sie Higgins bietet, ist für den Professor nur lachhaft, doch sein Freund Colonel Pickering schlägt ihm eine Wette vor: Wenn es Higgins gelingt, innerhalb von 6 Monaten aus Eliza eine Dame zu machen, dann übernimmt er die Kosten der Ausbildung. Elizas „Abschlussprüfung“ soll der Diplomatenball im Buckingham Palace sein. Professor Higgins nimmt die Wette an und für Eliza beginnt eine harte Lehrzeit. Sie muss bei dem eingefleischten Junggesellen Professor Higgins einziehen und von morgens früh bis abends spät üben, üben, üben. Dabei behandelt sie Higgins sehr ruppig und mehr wie ein Tier, das er dressiert, als wie einen Menschen. Die temperamentvolle Eliza kocht vor Wut und träumt von einer Revanche („Wart’s nur ab“).
Doch endlich schafft es Eliza: Sie sagt g statt j, ei statt e und nicht e sondern ü („Es grünt so grün wenn Spaniens Blüten blühen“). Euphorisch wird gefeiert und die völlig aufgedrehte Eliza findet in der Nacht so gut wie keinen Schlaf. („Ich hätt getanzt heut Nacht“) Damit ist aber erst die erste Hürde geschafft. Nun muss Eliza einen Testlauf in der feinen Gesellschaft bestehen. Professor Higgins und Colonel Pickering suchen sich dazu das Pferderennen in Ascot aus. Eliza hat strenge Vorgaben, über was sie reden darf: Das Wetter und die Gesundheit. Doch auch diese scheinbar unverfänglichen Themen bergen ihre Tücken. Denn als Eliza im wunderschönen Englisch berichtet, dass ihre Tante „abgemurkst“ worden ist, sind die feinen Damen und Herren doch recht irritiert. Trotzdem fliegt Elizas Herkunft nicht auf, behauptet Professor Higgins, der angesehene Philologe, „abgemurkst“ sei ein neues Modewort für „ermordet“ und Eliza habe einen ganz besonderen Humor. Allerdings findet auch er keine passende Erklärung dafür, als Eliza später beim Rennen aufgeregt ihr Pferd anfeuert: „Lauf schneller oder ich streu dir Pfeffer in den Arsch!“ Was für ein Skandal! Der junge Freddy Eynsford-Hill hätte ihr wohl keinen Wettschein geben sollen.
Freddy Eynsford-Hill ist ein junger Mann aus besseren Kreisen und sehr angetan von der bildhübschen Eliza, die so herzlich erfrischend ist. Er beginnt in ihrer Straße zu patrouillieren, in der Hoffnung, dass Eliza einmal das Haus verlässt. Außerdem schreibt er ihr zweimal täglich einen Liebesbrief und bombardiert Eliza mit Blumen. Die Angebetete bekommt davon aber nicht viel mit. Sprechen kann sie zwar nun, aber Eliza ist nach wie vor ungebildet wie das Blumenmädchen, das sie im Grunde ja ist. Um beim Diplomatenball zu bestehen, müssen ihre beträchtlichen Wissenslücken gestopft werden. Das ist harte Arbeit; Eliza schafft es beim Diplomatenball im Buckingham Palace zu brillieren. Jeder ist verzaubert von diesem außergewöhnlichen, anmutigen Geschöpf. Überall wird gerätselt, wer die schöne Fremde ist. Ein Kollege und ehemaliger Schüler von Higgins, ein ungarischer Phonetiker soll Licht ins Dunkel bringen. Aufgrund ihrer Sprache soll er herausfinden, woher Eliza kommt. Seine Diagnose: So sauberes Englisch spricht man nur im Ausland. Seiner Meinung nach ist Eliza eine ungarische Prinzessin! Was für ein Triumph für Professor Higgins.
Am gleichen Abend beglückwünschen sich Higgins und Pickering gegenseitig für die gelungene Arbeit. Sie klopfen sich auf die Schultern („Sie sind's, der es geschafft hat.“) und lassen sich vom Personal feiern. Eliza wird schlichtweg übergangen. Man hat sie dressiert, sie hat funktioniert, der Ruhm geht an den Professor – für den sie die Wette gewonnen hat. Als sie später mit Higgins alleine spricht, sagt sie ihm sehr deutlich, wie sehr sie sich vorgeführt und erniedrigt fühlt. Und wie soll es überhaupt für sie weiter gehen? Welche Perspektiven hat sie? Higgins versteht das gar nicht und wirft Eliza vor, undankbar zu sein. Ein bockiges, dummes Kind, das er nicht ernst nehmen muss. Umso erstaunter und entsetzter ist er, als am nächsten Tag Eliza nicht mehr da ist.
Sie hat ihre Sachen gepackt und ist ausgezogen. Zusammen mit Freddy, der mal wieder vor der Tür auf sie gewartet hat, besucht sie das schlechte Viertel Londons, in dem sie vor einem halben Jahr noch zu Hause war. Doch dort passt sie nicht mehr hin. Sie sitzt zwischen allen Stühlen. Für eine Blumenfrau ist sie nun zu fein, für eine feine Dame fehlt ihr das Geld. Eliza fasst den Entschluss, selbst Phonetik zu unterrichten und Freddy zu heiraten.
Als sie Prof. Higgins mit diesem Entschluss konfrontiert, wird er entsetzlich wütend – und erkennt erschrocken, warum er so heftig reagiert: Er vermisst Eliza. Sie ist ihm trotz der großen Unterschiede als Person ans Herz gewachsen („Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“). My Fair Lady endet versöhnlich. Eliza kommt zurück zu Professor Higgins. Offen bleibt, ob sie Freddy heiratet und mit Higgins nur befreundet bleibt oder ob sie den Professor, der doch so gerne Junggeselle ist, den Vorzug gibt.
[Bearbeiten] Musical
Die Musik ist eher konventionell und operettenhaft, enthält aber einige Stücke, die wegen ihres Charmes bis heute zu Ohrwürmern des klassischen Musicals zählen. Das Musical ist relativ textlastig. Die komischen Effekte beruhen weitgehend auf dem unvermittelten Zusammenprall unterschiedlichster Sprachniveaus und auf den Ausspracheübungen Elizas, die in den fremdsprachigen Versionen seltsam schräg wirken, weil in London eben Cockney gesprochen und nicht (z. B.) berlinert wird. Dennoch darf man die Übertragung von „The rain in Spain stays mainly in the plain“ zu „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“ als überaus gelungen bezeichnen.
[Bearbeiten] Bekannte Lieder
- Wouldn't It Be Loverly? (Wäre det nich wundascheen)
- With a Little Bit Of Luck (Mit ‘nem kleenen Stückchen Glück)
- Just You Wait (Wart’s nur ab)
- The Rain in Spain (Es grünt so grün)
- I Could Have Danced all Night (Ich hätt’ getanzt heut’ nacht)
- On the Street Where You Live (In der Straße, mein Schatz, wo du lebst)
- Show Me (Tu’s doch)
- Get Me to the Church on Time (Bringt mich pünktlich zum Altar)
- I've Grown Accustomed to Her Face (Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht)
[Bearbeiten] Orchesterbesetzung / Sound
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Die ursprüngliche Orchestration von Robert Russell Bennett und Philip J. Lang enthielt nachstehendes Instrumentarium: Fl/Pic, Ob/EH, Klar (2), Fag, Hr (2), Trp (3), Pos, Basspos, Tb, Schl (2), Hf, Vi (A-B), Va, Vc, Kb
Nicht nur aus Platz- und Kostengründen, sondern auch wegen des recht altbackenen Sounds beauftragte der Musical Produzent Cameron Mackintosh den Star für Musical Arrangement William David Brohn, für das Revival am Royal National Theatre (London) eine modernere, jedoch weiterhin sinfonische Fassung zu schreiben. Die neue und aktuelle Orchestrierung enthält folgendes Instrumentairum: Fl/Pic/Klar, Klar/Es-Klar/Fl, Ob/EH, Fag/BarSax/BassKlar, Hr (2), Trp/FlgHr/Kornett (2), Pos/Basspos/Euphonium, Schl, Hf, Key, Vi (4), Va, Vc, Kb
[Bearbeiten] Literarische Vorlage
My Fair Lady ist eine Adaption der 1914 uraufgeführten Komödie Pygmalion von George Bernard Shaw. Sowohl die Hauptpersonen als auch die Handlung der beiden Werke sind anfangs sehr ähnlich. Im Gegensatz zu My Fair Lady ist Eliza für Higgins in Shaws Stück jedoch nur ein Versuchsobjekt, das er zu seiner eigenen Erbauung ausnutzt. Während sich in My Fair Lady aus dem Experiment eine Liebesbeziehung zwischen Eliza und Higgins entwickelt, bleibt in Pygmalion Elizas Liebe unerwidert. Nach dem Auftritt in der Oper, der im Musical zum Auftritt bei einem Ball wird, schickt Higgins Eliza aus dem Haus. Er habe jetzt den Grundstein für ihre Zukunft gelegt, und sie solle froh sein, dass er dafür nicht auch noch Geld verlange. Eliza verlässt tränenüberströmt das Haus und heiratet schließlich ihren Freund Freddy, der ihr schon die ganze Zeit Avancen gemacht hat.
[Bearbeiten] Idee und Umsetzung des Musicals
Die Idee zum Musical stammt von Gabriel Pascal, der bereits in den 30er Jahren den Pygmalion-Film produziert hatte. G.B. Shaw gab aber seine Komödie nicht zur Vertonung frei. Erst nach seinem Tod konnte nach langen und zähen Verhandlungen mit den Erben Shaws das Musicalprojekt in Angriff genommen werden. Große Komponisten und Textdichter wie Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II., Leonard Bernstein, Gian Carlo Menotti, Betty Comden und Adolph Green lehnten ihre Mitwirkung an der Musical-Fassung ab, bis man schließlich Alan J. Lerner und Frederick Loewe fragte, die mit My Fair Lady wohl den Höhepunkt ihres kreativen Schaffens erreichten und darüber hinaus durch ihre operettenhafte Umsetzung den Weg für das Musical als solches im deutschsprachigen Raum ebneten.
Die mit einem Kostenaufwand von rund 400 000 Dollar inszenierte Uraufführung mit Julie Andrews und Rex Harrison vom 15. März 1956 am New Yorker Broadway wurde begeistert aufgenommen. Allein 1956 erlebte die Inszenierung 298 ausverkaufte Vorstellungen.
Negative Kritik brachte dem Autorenteam lediglich die Veränderung des Schlusses ein, in dem Eliza und Henry Higgins doch noch ein Paar werden. Dieses Ende empfand man aber unter den Machern als Musical-tauglicher („Heile Welt“). Außerdem äußerte der amerikanische Komponist Rudolf Friml, dass er die My-Fair-Lady-Partitur keinesfalls „Musik“ nennen würde.
[Bearbeiten] Adaptionen
My Fair Lady wurde 1964 mit Audrey Hepburn und Rex Harrison in den Hauptrollen verfilmt, siehe My Fair Lady (Film).
Eine deutsche Fassung war auf zahlreichen Theaterbühnen erfolgreich. Dabei konnten Heidi Brühl, Karin Hübner, Marita Böhme und Cornelia Froboess als Eliza große Erfolge feiern, während Paul Hubschmid, Wolfgang Lukschy, Hans-Joachim Kulenkampff und Ernst Stankovsky als Prof. Higgins glänzten.
Eine sehr originelle Adaption des Stoffes stellt der erfolgreiche französische Actionfilm Nikita von Luc Besson dar.
[Bearbeiten] Literatur
- Alan Jay Lerner: My Fair Lady. Textbuch. Texte und Verse von Alan Jay Lerner. Musik von Frederick Loewe. Nach Shaws Pygmalion. Deutsch von Robert Gilbert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1962.
- George Bernard Shaw: Pygmalion. Romanze in fünf Akten (OT: Pygmalion). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-518-38359-0.
- Wolfgang Jansen: My Fair Lady, Die deutsche Erstaufführung 1961 im Berliner „Theater des Westens“. Kleine Schriften der Gesellschaft für unterhaltende Bühnenkunst, Band 1, Berlin: Weidler Buchverlag 1992, ISBN 3-925191-85-2.
- Günter Bartosch: Die ganze Welt des Musicals, F.-Englisch-Verlag, Wiesbaden, 1981
[Bearbeiten] Weblinks
- My Fair Lady in der Internet Broadway Data Base
- Der Phonetiker Peter Ladefoged und My Fair Lady