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Masern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

ICD-10-Code Masern
B05.0 Masern, kompliziert durch Enzephalitis
B05.1 Masern, kompliziert durch Meningitis
B05.2 Masern, kompliziert durch Pneumonie
B05.3 Masern, kompliziert durch Otitis media
B05.4 Masern mit Darmkomplikationen
B05.8 Masern mit sonstigen Komplikationen
B05.9 Masern ohne Komplikation

Die Krankheit Masern ist eine durch das Masernvirus hervorgerufene, hochansteckende Infektionskrankheit. Neben den typischen roten Hautflecken (Masern-Exanthem) ruft die Erkrankung Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand hervor. Lebensgefährliche Komplikationen sind Lungenentzündung sowie verschiedene Arten der Hirnentzündung. Der Erkrankung und den Komplikationen kann durch Impfung vorgebeugt werden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Erreger

Das Masernvirus ist ein ausschließlich im Menschen vorkommender (humanpathogener), etwa 120 – 140  Nanometer großer Erreger aus der Familie der Paramyxoviren (Genus Morbillivirus). Das bedeutet, dass der Mensch der einzige Reservoirwirt dieses Erregers ist und es allein von Mensch zu Mensch, meist durch direkten Kontakt, übertragen wird. Damit ist es theoretisch ausrottbar. Es existieren mehrere stabile Genotypen, in Mitteleuropa C2 und D6, welches die genaue Nachvollziehbarkeit der weltweiten Infektionswege ermöglichte.[1] Weiterhin existiert nur ein stabiler Serotyp, weshalb auch ein gut wirksamer Impfstoff hergestellt werden konnte. Die Hülle des Masernvirus ist lipidhaltig, was die Ansteckungsfähigkeit (Kontagiosität) erhöht, und sie enthält das Glykoprotein Hämagglutinin, jedoch keine Neuraminidase. Außerdem ist das Virus sehr empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen wie erhöhten Temperaturen, Licht, UV-Strahlen, Fettlösungs- und Desinfektionsmitteln.

[Bearbeiten] Verbreitung

Der Erreger kommt weltweit vor und ist in mehreren Entwicklungsländern noch weit verbreitet. Andererseits wurde er zwischenzeitig durch groß angelegte Impfkampagnen in verschiedenen Ländern bereits ausgerottet. 1984 legte die WHO einen Zeitplan für die Elimination der Masern bis zum Jahr 2000 fest – tatsächlich starben 2003 (2004) jedoch weltweit nach Angaben der WHO noch etwa 530.000 (454.000) Menschen – davon die Mehrzahl Kinder – an Masern. Maserninfektionen sind für ungefähr die Hälfte aller durch Impfung vermeidbaren Todesfälle verantwortlich. Der neue Zeitplan sieht die weltweite Ausrottung des Virus – bei entsprechender Anstrengung – jetzt für das Jahr 2007 vor.

In Deutschland wurden im Jahre 2005 778 Masernfälle gemeldet. 2005 kam es in Deutschland zu zwei größeren Masernausbrüchen, im Februar starb ein 14-jähriges Mädchen in Hessen, im Mai wurden 110 Fälle aus Oberbayern gemeldet. Im ersten Halbjahr 2006 wurden Masernhäufungen insbesondere aus Nordrhein-Westfalen (1.587 Fälle, Schwerpunkte in Duisburg, Mönchengladbach und im Kreis Wesel), weiterhin aus Baden-Württemberg (74 Fälle, Schwerpunkt in Stuttgart und im Kreis Esslingen) gemeldet. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass eine hohe Dunkelziffer existiert und die Zahl der Krankheitsfälle wesentlich höher liegt als die der Meldungen. Es handelt sich um den größten Ausbruch einer Masernepidemie seit Einführung der Meldepflicht für Masern im Jahr 2001.[2]

In Österreich, das für Masern bis 2001 keine Meldepflicht kannte, wurde vom Institut für Virologie des AKH in Wien ein freiwilliges Meldesystem geschaffen, das etwa 8 % der österreichischen Bevölkerung abdeckt. Somit konnten für den Zeitraum von 1993–1997 etwa 28.000 – 30.000 Masernfälle für ganz Österreich hochgerechnet werden, wobei besonders 1996 und 1997 ein beinahe epidemisches Auftreten von Masernerkrankungen zu verzeichnen war. Insgesamt dürfte die Durchimpfungsrate in Österreich somit nur unwesentlich besser sein als in Deutschland. Würden hier jedoch ähnlich strenge Richtlinien wie in den USA angewandt werden, würde man hier schon 2.700 Erkrankungen in fünf Jahren nicht akzeptieren.

Die Anzahl der Masernerkrankungen in den USA sank von 800.000 im Jahre 1958 auf einige wenige Fälle in den letzten Jahren, wobei alle Erreger von ungeimpften Personen aus Europa und Asien importiert worden waren, was durch die Bestimmung des Genotyps nachgewiesen werden konnte. Einen starken Anstieg der Fälle gab es jedoch in den Jahren 1989–1991.[3] In diesen drei Jahren wurden 55.622 Erkrankungsfälle berichtet, von denen 123 tödlich endeten. Hauptsächlich waren Kleinkinder aus hispanoamerikanischen und afroamerikanischen Familien betroffen, wobei die Rate an ungeimpften Kindern dort 4–7x höher war als bei den Betroffenen der übrigen weißen Bevölkerung. Zwischenzeitig treten genuine Masernerkrankungen in allen amerikanischen Staaten von Kanada bis Argentinien mit Einschluss der Karibik kaum noch auf.

Weltweit kommt es immer wieder zu lokalen Masernepidemien.[4]

[Bearbeiten] Diagnose

Die Diagnose anhand des „typischen“ Masernexanthems ist aufgrund des zunehmend selterenen Vorkommens mit einer Fehlerhäufigkeit behaftet. Im Epidemiefall kann die Diagnose dennoch häufig klinisch gestellt werden, insbesondere von erfahrenen Untersuchern. Die Diagnose ist am schnellsten und sichersten über den serologischen Nachweis von IgM-Antikörpern zu führen. Dies wird heute methodisch meist mit Hilfe eines Enzymimmunoassay (ELISA) erreicht, in manchen Labors wird auch noch die Komplementbindungsreaktion (KBR) oder der Hämagglutinationshemmtest (HHT) durchgeführt. Der Nachweis ist im allgemeinen mit dem Ausbruch des Exanthems positiv, kann in den ersten Tagen jedoch auch negativ ausfallen. Da die IgM-Antikörper bis zu sechs Wochen persistieren, ist auch der rückwirkende Nachweis der Erkrankung möglich.[5]

Der direkte Erregernachweis (RT-PCR) aus Virus-RNA oder Virusanzucht in Zellkulturen ist aufwändiger als der indirekte (Antikörpernachweis) und bleibt eher spezielleren Fragestellungen vorbehalten.

[Bearbeiten] Meldepflicht

  • In Deutschland sind durch das 2001 in Kraft getretene Infektionsschutzgesetz Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod ebenso wie der direkte oder indirekte Nachweis des Masernvirus meldepflichtig geworden.[6] Bei Krankheitsverdacht oder Erkrankung besteht Tätigkeits- und Aufenthaltsverbot in Gemeinschaftseinrichtungen.
  • In Österreich besteht Meldepflicht seit Dezember 2001 (BGBl. II Nr. 456/2001 Verordnung: Anzeigepflichtige übertragbare Krankheiten).
  • In der Schweiz besteht seit März 1999 Meldepflicht (Melde-Verordnung, SR 818.141.1).

[Bearbeiten] Symptome und Krankheitsverlauf

Masern-Enanthem am weichen Gaumen
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Masern-Enanthem am weichen Gaumen

Typisch für die Masern ist ein zweiphasiger Krankheitsverlauf: Auf die Inkubationszeit von 10 bis 14 Tagen folgt das 3 – 4 Tage dauernde, uncharakteristische Prodromalstadium, auch Initialstadium genannt. Dieses äußert sich durch eine Entzündung der Schleimhäute des oberen, teilweise auch des mittleren Atemtraktes und der Augenbindehäute. Im einzelnen kann es zu einem Katarr mit Rhinitis, trockener Bronchitis, Konjunktivitis, Fieber bis 41 °C, Übelkeit, Halsschmerzen und Kopfschmerzen kommen.

Erst danach, etwa am 12. – 13. Tag, geht die Krankheit in das typische Exanthemstadium über, in dem ein typisches Schleimhaut-Enanthem am weichen Gaumen auftreten kann. Typisch sind auch die sogenannten Koplikflecken an der Wangenschleimhaut gegenüber den vordenen Backenzähnen (Prämolaren). Auch der Fieberverlauf ist häufig zweigipflig, wobei der erste Gipfel während des Prodromal- , der zweite während des Exanthemstadiums auftritt.

typische Hauterscheinungen bei Masern
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typische Hauterscheinungen bei Masern

Am 14. – 15. Tag breitet sich ein makulopapulöses, zum Teil konfluierendes Exanthem – hinter den Ohren (retroaurikulär) beginnend – innerhalb von 24 Stunden über den ganzen Körper aus. Nach weiteren 4 – 5 Tagen bilden sich die Symptome in der Regel zurück. Als Überbleibsel des Exanthems kann eine kleieförmige Schuppung für kurze Zeit bestehen bleiben. Begleitend treten häufig Lymphknotenschwellungen auf.

Atypische Verläufe kommen in verschiedenen Situationen vor: Säuglinge mit Leihimmunität durch mütterliche Antikörper oder Patienten, die Antikörperpräparate erhalten haben, erkranken an mitigierten (abgeschwächten) Masern. Bei Personen mit Immunschwäche kann der Verlauf ganz anders sein als bei Gesunden, so kann beispielsweise hier der typische Hautausschlag fehlen („weiße Masern“).

Während und nach der Erkrankung an Masern kommt es regelhaft zu einer insgesamt 4 – 6 Wochen dauernden Immunschwäche. Diese kann anderen Infektionserregern den Weg bereiten und stellt daher eine zusätzliche Gefahr für das erkrankte Kind dar.

In unkomplizierten Fällen folgt eine rasche Erholung und eine lebenslang anhaltende Immunität.

[Bearbeiten] Komplikationen

Etwa 20-30 % aller Maserninfektionen gehen mit Komplikationen einher, wobei Mittelohrentzündungen und Lungenentzündungen die häufigsten sind. Das Robert-Koch-Institut gibt an, dass die Letalität bei Masern der Literatur zufolge bei 1:10.000 bis 1:20.000 liege, bei einem Ausbruch in den Niederlanden 1999/2000 starben drei von knapp 3.000 Betroffenen, die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) geben für die USA eine Sterblichkeit von ca. 1:500 bis 1:1.000 an. In Entwicklungsländern liegt die Letalität wesentlich höher (laut Literaturangaben bis zu 25 %). Zusammenfassend ist zur Sterblichkeit zu sagen, dass statistisch unter ungünstigen Umständen jeder vierte, unter günstigen Umständen nur jeder 20.000. Erkrankte durch Komplikationen daran verstirbt. Zum Tode führende Komplikationen sind meist die Masernpneumonie oder -enzephalitis. Weltweit starben im Jahr 2004 laut der Weltgesundheitsorganisation 450.000 Menschen an Masern, davon waren die meisten Kinder.[7]

[Bearbeiten] Masernkrupp

Durch eine Kehlkopfentzündung mit Schwellung der Schleimhaut kommt es zu Heiserkeit und Atemnot bereits im Vorstadium (vgl. Pseudokrupp).

[Bearbeiten] Masernpneumonie

Unter einer primären Masernpneumonie wird eine Lungenentzündung mit dem Verlaufsbild einer interstitiellen (atypischen) Pneumonie mit Bronchiolitis verstanden, die sich hauptsächlich als Atemstörung äußert. Mittels körperlicher Untersuchung ist sie schwer zu diagnostizieren, so dass ein Röntgenbefund erforderlich ist.

Als bakterielle Superinfektion, insbesondere nach oder bei einer interstitiellen Viruspneumonie, tritt eine Bronchopneumonie auf, diese ist aber durch die masernbedingte Abwehrschwäche (Immunsuppression) auch isoliert möglich (s. o.).

Eine seltene Form der Pneumonie ist die Riesenzellpneumonie mit vielkernigen, von den Alveolarepithelien abstammenden Riesenzellen, ie pathognomonisch für Masern (Masernriesenzellen) und Keuchhusten ist, selten jedoch auch bei Diphtherie oder Grippe vorkommt.

[Bearbeiten] Keratitis

Auch eine Entzündung der Hornhaut (Keratitis) mit multiplen, punktförmigen, epithelialen Läsionen kann als Komplikation der Maserninfektion auftreten. In Entwicklungsländern sind die Masern eine der häufigsten Ursache der Erblindungen von Kindern, besonders im Zusammenhang mit Vitamin-A-Mangel.

[Bearbeiten] Meningoenzephalitis

Die Entzündung des Gehirns und seiner Häute wird Meningoenzephalitis genannt und verläuft in 30% der Fälle tödlich. Von den Überlebenden bleibt ein Teil (20 bis 40 %) behindert. Nach Einführung der Masernimpfung sank das Vorkommen kontinuierlich und liegt derzeit in Deutschland bei weniger als zehn Fällen im Jahr.

Die Meningoenzephalitis kann sich 3 bis 10 Tage nach Exanthembeginn entwickeln, bei Patienten über sechs Jahren häufiger als bei Kleinkindern. Fieber, Kopfschmerz, Bewusstseinstrübung, meningeale Reizung (Nackensteifigkeit, Erbrechen unter anderem): Rückgang nach 1 bis 3 Tagen. Bei leichten Formen ist keine Krankenhauseinweisung notwendig. Schwere Verlaufsformen äußern sich in epileptischen Anfällen und neurologischen Funktionsstörungen. Die Ausbreitung erfolgt herdförmig oder diffus.

[Bearbeiten] Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)

Die SSPE ist eine Komplikation nach Maserninfektion, die eine generalisierte Entzündung des Gehirns mit schwersten Schäden nach sich zieht und in jedem Falle tödlich endet.
Die Häufigkeit der SSPE wurde früher mit 1 bis 22 pro 1 Mio. Masernfällen angegeben. Durch eine bessere Surveillance (Überwachung) der Masernerkrankung wird deutlich, dass die SSPE offensichtlich sehr viel häufiger auftritt, als bisher angenommen. Bei Erkrankung von männlichen Säuglingen kann von einer Rate von 1:5000 ausgegangen werden.[8] Andere Quellen gehen von einer Wahrscheinlichkeit von 1:10.000 aus.[9] Die Erkrankung tritt Monate bis zehn Jahre nach einer Maserninfektion auf. Die Häufigkeit der SSPE ist durch die Masernimpfung deutlich reduziert worden.
Der Verlauf ist langsam progredient über 1 – 3 Jahre (Die SSPE zählt zu den sog. Slow Virus Infections), in 10 % tritt ein akuter Verlauf (3 – 6 Monate) auf, in weiteren 10 % ein langsamerer Verlauf (länger als drei Jahre). Im EEG finden sich typische Veränderungen, die nahezu wegweisend für die SSPE sind (Radermecker-Komplex).

  1. Stadium: psychische Störung und Demenz
  2. Stadium: Myoklonien, epileptische Anfälle
  3. Stadium: Dezerebrationssyndrom

[Bearbeiten] weitere Komplikationen

Durchfall, Blinddarmentzündung, generalisierte Lymphadenitis, Thrombozytopenische Purpura

[Bearbeiten] Vorbeugung

[Bearbeiten] Quarantäne

Nach dem deutschen Infektionsschutzgesetz (IfSG) aus dem Jahre 2001 dürfen infizierte Kinder solange nicht zur Schule oder in den Kindergarten gehen, bis sie nach Abklingen der Erkrankung keine Viren mehr ausscheiden und deshalb auch keine weiteren Personen mehr infizieren können (Siehe dazu auch: Masernparty).

[Bearbeiten] Impfung

Die Impfung gegen Masern soll als Masern-Mumps-Röteln-Impfung mit einem Kombinationsimpfstoff (MMR-Impfstoff) durchgeführt werden, in der Regel zwischen dem zwölften und 15. Lebensmonat. Damit ist nach einmaliger Impfung bei 95 % der Kinder ein ausreichender Impfschutz vorhanden. Da bei einer Durchimpfungsrate von weniger als 95 % mit sporadischen Masernepidemien (alle drei bis sieben Jahre) zu rechnen ist, müssen mit einer zweiten Impfung – frühestens vier Wochen nach der ersten – Impflücken geschlossen werden, um Impfversagern den entsprechenden Impfschutz zu gewähren. Nach dem Impfkalender der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut ist die zweite MMR-Impfung bei allen Kindern im Alter von 15 – 23 Monaten vorgesehen.[10]

In Österreich werden zwei Teilimpfungen im zweiten Lebensjahr mit einem Mindestabstand von einem Monat empfohlen. Wiederholungen der Impfung werden bei Schuleintritt im siebten Lebensjahr und im 13. Lebensjahr vom öffentlichen Gesundheitsdienst kostenlos angeboten.[11] Die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit und der Schweizerischen Kommission für Impffragen sehen zwei MMR-Impfungen im Alter von 12 und 15–24 Monaten vor.[12]

Steht bei einem Kind die Aufnahme in eine Kindereinrichtung an, kann die MMR-Impfung auch vor dem zwölften Lebensmonat, jedoch nicht vor dem neunten Lebensmonat erfolgen, da im ersten Lebensjahr im Blut des Säuglings noch vorhandene mütterliche Antikörper die Impfviren neutralisieren können. Diese maternalen Antikörper verlieren jedoch zunehmend an Relevanz, da nur Mütter, die als Kind selber an Masern erkrankten, in der Lage sind, ihr Kind diaplazentar vor Masern zu schützen. Der Anteil der Mütter, die als Kind an Masern erkrankt sind, ist jedoch vor allem durch die zahlreichen Impfkampagnen stark rückläufig und wird sich in der Zukunft auf unter fünf Prozent entwickeln. Dies erklärt auch die Notwendigkeit, die Kinder so früh wie möglich zu impfen, denn gerade bei einer Maserninfektion im frühen Säuglingsalter steigt das Risiko einer späteren SSPE rapide an. Bei der Masernimpfung handelt es sich um eine Lebendimpfung, für deren Erfolg die Vermehrung der Impfviren erforderlich ist. Sofern die Erstimpfung vor dem zwölften Lebensmonat erfolgte, sollte die MMR-Impfung bereits im zweiten Lebensjahr wiederholt werden.

Auch wenn von Eltern oder Impflingen angegeben wird, dass eine Masern-, Mumps- oder Rötelnerkrankung bereits durchgemacht wurde, wird die Durchführung der MMR-Impfung empfohlen. Anamnestische Angaben über eine Masern- oder Rötelnerkrankung sind ohne mikrobiologisch-serologische Dokumentation der Erkrankungen unzuverlässig und nicht verwertbar. Eine serologische Untersuchung auf masernspezifische IgG-Antikörper vor der zweiten Impfung und der Verzicht auf dieselbe bei ausreichendem Titer ist möglich. Alle aktuellen Impfempfehlungen sehen allerdings die zweite Impfung routinemäßig vor. Es gibt keine Hinweise auf ZNS-Nebenwirkungen nach mehrmaligen Masern-, Mumps- oder Rötelnimpfungen, aber auch keine Hinweise auf eine Verbesserung des Impfschutzes durch Mehrfachimpfungen.

Die Eliminierung der Masern ist ein erklärtes Ziel der deutschen Gesundheitspolitik. „Es ist dafür Sorge zu tragen, dass die zweite MMR-Impfung so früh wie möglich, spätestens jedoch bis zum vollendeten 18. Lebensjahr nachgeholt wird; bei Mädchen wird damit auch der unverzichtbare Schutz vor einer Rötelnembryopathie gesichert.“ [10]

[Bearbeiten] Impfkomplikationen

Gegenüberstellung der Komplikationen von Erkrankung mit Masern und nach Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). (Adaptiert nach [13] und [5])
Symptom/Erkrankung  Komplikationsrate  
bei Masern-Erkrankung 
Komplikationsrate
nach MMR-Impfung 
Exanthem 98% 5%, abgeschwächt
Fieber    98%, meist hoch 3 bis 5%, sehr selten hoch
Fieberkrämpfe 7 bis 8% ≤1%
Verminderung der Blutplättchen 1/3000 1/30.000 bis 1/50.000
Enzephalitis 1/1000–10.000 >1/1.000.000 (unsicher)
Letalität 1/1000–20.000 0

Von Impfreaktionen sind die Impfkomplikationen abzugrenzen, die zu vorübergehenden oder anhaltenden Schäden oder gar zum Tod führen können. Prinzipiell ist zu sagen, dass ein direkter Zusammenhang mit einer Masernimpfung schwer zu beweisen ist. Impfkritiker behaupten, dass es bei einer von 200.000 Impfungen zu einem Impfschaden mit bleibenden Folgen und auf ca. 500.000 Impfungen ein Todesfall käme, Beweise für diese Behauptungen stehen jedoch aus.
Da es sich bei der Masernimpfung um eine Impfung mit einem abgeschwächten Lebendimpfstoff handelt, können in 3 – 5 % der Fälle so genannte Impfmasern auftreten. Diese stellen eine abgeschwächte Form der Masern dar: eine Konjunktivitis, eine Tracheitis, ein feiner Hautausschlag und sehr selten eine Otitis media können auftreten. Schwerwiegendere Folgen bei besonders empfänglichen Kindern sind denkbar oder möglich, solange Masernimpfungen durchgeführt werden müssen.

Fieber und lokale Impfreaktionen wie Rötung, Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle können wie bei allen Impfungen vorkommen und sind als harmlose Nebenwirkungen zu betrachten.

Weitere mögliche Nebenwirkungen wurden immer wieder kontrovers diskutiert. Der Artikel MMR-Impfstoff enthält hierzu detailliertere Informationen.

[Bearbeiten] Geschichte

Erste Berichte über die Masern gehen auf das 7. Jahrhundert zurück und werden dem jüdischen Arzt Al-Yehudi zugeschrieben. Die erste ausführliche Beschreibung der Masern verdanken wir dem persischen Arzt Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi, Anfang des 10. Jahrhunderts, der angab, sie würden „mehr gefürchtet als die Pocken“.

Den Namen „Morbilli“, was so viel wie „kleine Pest“ bedeutet, erhielten die Masern während der ausgedehnten Epidemien des Mittelalters, da damals wie heute viele Kinder an den Masern starben.
1882 veröffentlichte der französische Arzt Antoine Louis Gustave Béclère seine Aufsehen erregende Arbeit „Die Ansteckung mit Masern“.

1954 wurde das Virus erstmalig isoliert, ab 1963 war der erste Impfstoff erhältlich. Zuvor bekam aufgrund des hohen Ansteckungspotentials des Erregers beinahe jeder die Masern: es handelte sich um ein Ereignis im Leben, das unweigerlich auftrat und auf das man wartete. Mehr als die Hälfte der Kinder bekam die Masern vor dem 6. und 90 % vor dem 15. Lebensjahr. Hatte man die Krankheit überstanden, war man gegen eine erneute Infektion geschützt. Das Immunsystem bewirkte durch die Produktion von Antikörpern eine lebenslange Immunität.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Bellini WJ, Rota PA.: Genetic diversity of wild-type measles viruses: implications for global measles elimination programs. Emerg Infect Dis. 1998 4(1):29-35. PMID 9452396
  2. Masern: Situationsbericht 2005, Ausbrüche in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen im 1. Halbjahr 2006. Epidemiologisches Bulletin 27 / 2006 des RKI, 7. Juli 2006, PDF
  3. Atkinson WL, Orenstein WA, Krugman S.: The resurgence of measles in the United States, 1989-1990. Annu Rev Med. 1992;43:451-63 PMID 1580601
  4. eine Übersicht bietet: Measles History, Homepage des Center for Disease Control and Prevention (CDC), engl.
  5. a b Masern. RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte. Stand 01/2006
  6. Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen. § 6: Meldepflichtige Krankheiten, online
  7. Measles. In: Epidemiology & Prevention of Vaccine-Preventable Diseases - "The Pink Book", 9te Edition, Public Health Foundation, S. 131-144 PDF
  8. Aussage (pers. Mitteilung) von Prof. Schmitt, STIKO
  9. Bellini WJ et al.: Subacute sclerosing panencephalitis: more cases of this fatal disease are prevented by measles immunization than was previously recognized. J Infect Dis. 2005 192(10):1686-93. PMID 16235165
  10. a b Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), PDF
  11. Österreichischer Impfplan 2006, PDF
  12. Prävention von Masern, Mumps und Röteln. Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Schweizerischen Kommission für Impffragen (SKIF), PDF
  13. R.T. Chen: Vaccine risks: real perceived and unknown. Vaccine 17/1999. S. 41–46 PMID 10559533

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks


Wiktionary: Masern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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