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Luftangriffe auf Ingolstadt

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Die Luftangriffe auf Ingolstadt während des Zweiten Weltkriegs fanden vom Januar bis April 1945 statt.

Als in den Kriegsjahren 1943/44 die bayerischen Großstädte (München, Nürnberg oder Würzburg) nahezu täglich bomardiert wurden, blieb Ingolstadt zunächst verschont. Erst zu Beginn des Jahres 1945 traf das Luftkriegsgeschehen auch die Stadt an der Donau und veränderte ihr Stadtbild. Mindestens 650 Menschen fanden dabei den Tod.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Nach den Landungen in der Normandie im Juni 1944 und der Operation Dragoon in Südfrankreich im August 1944 drangen die Armeen der Alliierten innerhalb von wenigen Wochen quer durch Frankreich bis in die Nähe der deutschen Reichsgrenzen vor. Die sowjetische Sommeroffensive drängte die deutschen Truppen bis ins Weichselgebiet, sowie an die Grenze Ostpreußens zurück. Der Luftraum über dem gesamten Reichsgebiet wurde zu Beginn des Jahres 1945 nahezu uneingeschränkt von den Alliierten kontrolliert und dies hatte wiederum die Folge, dass die unsicheren Nachtangriffe zugunsten der zuvor verlustreichen Tagesangriffe eingestellt werden konnten.

Bis Anfang Januar 1945 war die Ingolstädter Gegend von Kampfhandlungen noch verschont geblieben, doch der „Krieg an der Heimatfront“ begann nun auch dramatische Formen anzunehmen.

[Bearbeiten] 15. Januar 1945

Der zerstörte Dorfplatz des heutigen Ingolstädter Ortsteiles Feldkirchen nach dem Luftangriff vom 15.Januar 1945
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Der zerstörte Dorfplatz des heutigen Ingolstädter Ortsteiles Feldkirchen nach dem Luftangriff vom 15.Januar 1945

Am 15. Januar 1945 erlebte Ingolstadt den ersten größeren Luftangriff auf das Stadtgebiet. Bereits in den frühen Morgenstunden wurde auf den Fliegerhorsten der im Süden von Großbritannien stationierten 8. US-Air Force 640 Langstreckenbomber und 782 Jagdflugzeuge startklar gemacht. Der Tageseinsatz sah Luftangriffe auf Rangierbahnhöfe im süddeutschen Raum vor. Für das Angriffsziel Ingolstadt setzte die 1.Fliegerdivision 111 Bomber der B-17 „Flying Fortress“ (Fliegende Festung) ein.

Um 11.55 Uhr gab die Luftwarnstelle für den Großraum Ingolstadt Fliegeralarm, der jedoch wegen einer Vielzahl vorhergehender Fehlalarme von der Bevölkerung weitgehend ignoriert wurde.

Die äußerst schlechten Sichtverhältnisse im Donauraum beeinflussten die geplanten Bombardierungen der süddeutschen Rangierbahnhöfe entscheidend, weshalb kurz entschlossen vor Ort Ausweichziele gewählt werden mussten. In Ingolstadt sollte dies die Munitionsfabrik bei Desching (heute Esso-Raffineriezentrum) sein. Der Leitbomber (Pfadfinder) hatte über der dichten Wolkendecke die Zielmarkierungsbombe („Christbaum“) nach dem H2S Navigations-Radar gesetzt, worauf nur wenige Sekunden später die erste Welle mit dem Abwurf von 480 Sprengbomben und 330 Brandbomben begann. Der Umstand, dass die Markierungsbombe um nur wenige Sekundenbruchteile zu früh gesetzt wurde, hatte für das Dorf Feldkirchen verheerende Folgen. Der größte Teil der Bombenlast fiel auf den alten Ortskern in der Umgebung des Marienplatzes, wobei 70 % der Gebäude als Totalschäden verzeichnet werden mussten. Infolge dieses Angriffes auf Feldkirchen fanden 22 Menschen den Tod. Das eigentliche Ziel, die „Muna“ bei Desching - etwa 2 km weiter nördlich - wurde verfehlt. Die zweite Welle warf anschließend 1278 Stck. Splitterbomben über dem südlichen Teil der Stadt, zwischen Haunwöhr und dem Hochwasserdamm, sowie auf unbebautes Gebiet bei der Gaststätte „Bonschab“ ab. Eine weitere Welle traf die Gegend am Nordbahnhof, Ober- und Unterhaunstadt, wobei auch die Flugblattzeitung „Nachrichten für die Truppe“, Ausgabe vom 12. 1. 1945 abgeworfen wurde.

Der Abschlußbericht des örtlichen Luftschutzleiters verzeichnete 28 Tote und 29 Verwundete im Stadtgebiet, sowie 22 Tote und 7 Schwerverletzte in Feldkirchen. Am darauf folgenden Freitag, den 19. Januar fand am Vormittag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Totenfeier für die ersten Ingolstädter Luftkriegsopfer statt. Vor der Aussegnungshalle des städtischen Friedhofes waren die mit Hakenkreuzfahnen bedeckten Särge aufgebahrt. Die NSDAP inszenierte diese Trauerfeier mit großem propagandistischem Aufwand nach einem festen Ritual und Vertreter der Partei, des Staates, der Wehrmacht, der Stadt und sogar eine zufällig in Ingolstadt verweilende ungarische Abordnung säumten zusammen mit den Angehörigen den Platz vor der Aussegnungshalle.

Hasserfüllte Ansprachen der Ingolstädter NS-Größen gegen die „angloamerikanischen Mordflieger“ und Treuebekenntnisse zu „Führer, Volk und Vaterland“ sollten den Hinterbliebenen Trost und Beistand vermitteln. Unter Begleitung von leisen Trommelwirbeln erfolgte die Namensverlesung der Ingolstädter Opfer. Nach den zahlreichen Kranzniederlegungen ging der Trauerakt mit den Liedern der Nation zu Ende.

[Bearbeiten] 1. März 1945

Die Altstadt von Ingolstadt im Bereich der St.Sebastiankirche nach dem Bombenabwurf vom 1.März 1945
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Die Altstadt von Ingolstadt im Bereich der St.Sebastiankirche nach dem Bombenabwurf vom 1.März 1945

Für den 1.März 1945 plante die 8. US-Air Force ursprünglich die strategische Zerstörung deutscher Fliegerhorste mit stationierten Messerschmitt Me 262-Strahlflugzeugen. Da die Meteorologen jedoch für diesen Donnerstag sch1echtes Wetter ankündigten, mussten die geplanten Angriffsziele abgeändert werden. Der 2. US-Fliegerdivision mit 253 Consolidated B-24 „Liberator“-Bombern wurde als Hauptangriffsziel die Ingolstädter Bahnhofsanlagen mit dem Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) zugewiesen.

Um 12.56 Uhr gab die Luftschutzwarnstelle für den Raum Ingolstadt den 183. Fliegeralarm. Um auch bei der völlig geschlossenen Wolkendecke die geplanten Ziele über Ingolstadt zu finden, setzten die Navigatoren des Bombergeschwaders ihre H2X-Radargeräte ein. Die dicht geschlossene Formation der viermotorigen B-24 Bomber, wegen ihrer roten Seitenruder im Volksmund „Rotschwänzchen“ genannt, flog im Westeinflug den Ingolstädter Hauptbahnhof an. Eine deutsche Luftabwehr bestand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, da die Ingolstädter Flak-Stellungen bereits im Jahre 1944 in besonders gefährdete „Luftschutzorte 1. Ordnung“ wie München, Nürnberg oder Augsburg verlegt worden waren. In der Zeit von 13.31 Uhr bis 13.35 Uhr, also in nur 4 Minuten, lösten die feindlichen Flugzeuge weit über der Wolkendecke aus einer Höhe aus etwa 5.500 Metern, in drei kurz aufeinander folgenden Wellen teppichartig 603,3 Tonnen Spreng- (1860 Stck.) und Brandbomben (565 Stck.) aus. Zudem kam eine größere Anzahl von Flugblättern, gefälschten Lebensmittelkarten (Reisefleischmarken) und auf roten Karton geklebte Brandstiftungsmittel (Sabotagemittel) zum Abwurf. Der Großangriff erfolgte in einer Ausdehnung von etwa 14 km entlang der Bahnlinie ab Reichertshofen bis Oberhaunstadt, wobei sich der Angriffsschwerpunkt auf das nördliche Altstadtgebiet konzentrierte.

Seit Kriegsausbruch lagen nun erstmals weite Teile der historischen Altstadt in Trümmern, weshalb von den Rettungseinheiten völlig neue und ungewohnte Aufgaben zu bewältigen waren. An insgesamt 32 Schadensstellen waren Verschüttete zu bergen - für 133 Personen kamen die Retter zu spät, nur 35 Personen konnten noch lebend geborgen werden. Im Altstadtgebiet wurde, neben zahlreichen Wohnhäusern, der Sitz des Kulturbauamtes (Wasserwirtschaftsamt) im 1593 erbauten Ballhaus am Paradeplatz total zerstört.

Das Parkcafe im Luitpoldpark nach dem Angriff vom 1.März 1945 (Heute dritte Donaubrücke)
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Das Parkcafe im Luitpoldpark nach dem Angriff vom 1.März 1945 (Heute dritte Donaubrücke)

Aus den Trümmern des schwer zerstörten städtischen Krankenhaus an der Sebastianstraße mussten unter den schwierigsten Bedingungen über 100 Personen, meist Schwerstkranke und Verwundete, geborgen werden. Der Luftschutzbunker an der Rechbergstraße, ein unterirdischer Verbindungsgang zwischen dem Kavalier Elbracht und der Fronte Rechberg, wurde ebenfalls durch einen Volltreffer heimgesucht.

Im gesamten Altstadtbereich dauerten die Lösch- und Bergungsarbeiten noch die ganze Nacht hindurch an. Dabei mussten von den Sicherheitskräften neben der Versorgung der Verletzten und Obdachlosen, die Einsturzgefährdeten Gebäude gesichert, Möbel aus beschädigten Häusern geborgen, Straßen von Trümmern befreit, sowie Blindgängerfundorte markiert und abgesperrt werden.

Der von der US-Air Force als S. A. 3306 registrierte Angriff auf Ingolstadt forderte neben 107 Verwundeten, insgesamt 197 Menschenleben. An den Gebäuden wurden im gesamten Stadtgebiet 147 Totalschäden und über 200 mittlere bis schwere Schäden registriert.

Bei jenem Angriff auf Ingolstadt war der amerikanische Schauspieler James Stewart im 2. Geschwader als Einsatzoffizier eingesetzt. Außerdem befand sich unter den Besatzungsmitgliedern auch sein Hollywoodkollege Walter Matthau. Am darauf folgenden Tag gab das Oberkommando der deutschen Wehrmacht (OKW), im Reichssender München in lapidaren Sätzen den Wehrmachtsbericht bekannt: „Nordamerikanische Bomberverbände zerstörten bei ihren gestrigen Terrorangriffen in Süd-, Südwest- und Südost Deutschland wieder vorwiegend Wohnstätten der Bevölkerung. Schwere Schäden entstanden vor allem in den Stadtgebieten von Ulm, Ingolstadt und Reutlingen“.

[Bearbeiten] 4. März 1945

Aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse konnte auch am 4. März 1945 der Plan, deutsche Fliegerhorste oder Industrieanlagen zu bombardieren, nicht realisiert werden. Aus diesem Grund änderte die 8. US-Air Force den geplanten Einsatz auf Ausweichziele im Raum Ingolstein ab. Um 9.44 Uhr verkündete die Luftschutzwarnstelle für das Ingolstädter Gebiet zunächst „Kleinalarm“ und bereits eine Minute später den 184. Fliegeralarm seit Kriegsausbruch. Gegen 10.12 Uhr flogen 69 Langstreckenbomber des Typs B-17 „Flying Fortress“ aus westlicher und südöstlicher Richtung das Stadtgebiet an. Im Bereich der Altstadt war die Sicht an jenem Tag zwar gut, doch in Donaunähe wurde es sehr dunstig und bewölkt, weshalb für die Bomberbesatzung ein Angriff nach Sicht auch nur bedingt möglich war. Ohne Radarhilfe warf dann die erste Welle um 10.13 Uhr an der Stadtgrenze bei Kothau, die zweite Welle um 10.14 Uhr beim Luitpoldpark, die dritte Welle um 10.17 Uhr entlang der Neuburger Bahnlinie, die vierte Welle um 10.24 Uhr an der Stadtgrenze bei Haunwöhr und schließlich die fünfte Welle um 10.25 Uhr bei Friedrichshofen ihre Bombenlasten von insgesamt 175,5 Tonnen ab. Das Hauptziel des Angriffes konzentrierte sich auf die Bahnlinie Ingolstadt - Neuburg.

Weshalb gerade die Gegend bei Haunwöhr diesem massiven Angriff ausgesetzt war, dokumentiert die US-Zielkarte „Ingolstadt # 4416“ vom 4. März 1945. Auf dem verwendeten Aufklärerfoto mit dem Bahnhofsanlagen waren die Eisenbahnlinien falsch ausgewiesen. So ist die Donauwörther Strecke im Foto als zweigleisige Hauptstrecke nach Eichstätt bezeichnet. Die eigentliche Eichstätter Linie dagegen weist die Zielkarte als Riedenburger Nebenstrecke aus.

[Bearbeiten] 5. April 1945

Während der Angriffe am 5. April 1945 dokumentierte eine US-Abwurfkamera den Verlauf der Bombenabwürfe mit 20 Luftaufnahmen. Dies ist ein Zielfoto der 8.US Air Force während der Bombenabwürfe auf den Ingolstädter Exerzierplatz (heute AUDI-Werksgelände)
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Während der Angriffe am 5. April 1945 dokumentierte eine US-Abwurfkamera den Verlauf der Bombenabwürfe mit 20 Luftaufnahmen. Dies ist ein Zielfoto der 8.US Air Force während der Bombenabwürfe auf den Ingolstädter Exerzierplatz (heute AUDI-Werksgelände)

Die 8. amerikanische Luftflotte sah im Tagesbefehl Nr. 928 für den 5. April 1945 die strategische Bomberoffensive auf militärische Einrichtungen in Süddeutschland vor. Zur empfindlichen Störung der deutschen Kriegslogistik, sollten insgesamt 1.358 Langstreckenbomber und 662 Jagdflugzeuge eingesetzt werden. Das Heereszeugamt in Ingolstadt, eines der umfangreichsten Wehrmachtsmagazine im Wehrkreis VII (Bayern), war der 1. US-Fliegerdivision zugewiesen die mit 211 B-17 „Flying Fortress“ Bombern und 201 P-51 „Mustang“ Jägern als Begleitschutz den Angriff zu bewerkstelligen hatte.

Der Zielanflug auf Ingolstadt erfolgte an diesem sonnigen und wolkenlosen Tag nach Sicht, jedoch mit zusätzlicher Radarnavigation. Um 11.11 Uhr war der Bomberverband nahe Ingolstadt und in einer gezielten Angriffstaktik warf dieser Bomberpulk drei Minuten später in drei Wellen über dem Exerzierplatz zwischen der Ringler- und der Ettingerstrasse seine Last ab. In dieser Gegend kamen am insgesamt 1.575 Sprengbomben mit einer Gesamtlast von 621,4 Tonnen sowie zahlreiche Flugblätter mit den Hinweisen „Zwei Lehren - eine Entscheidung“ und „Ich kann den Weltkrieg nicht beenden“ zum Abwurf.

Nach diesem Großangriff glich das Gebiet, vor allem im nördlichen Bereich, einer einzigen Kraterlandschaft. Von den ausgedehnten Anlagen und Hallengebäuden des Heereszeugamtes an der Ringlerstraße, sowie dem angrenzenden Exerzierplatz an der Ettingerstraße (heute AUDI) waren etwa 70 % vernichtet. Ein Volltreffer zerstörte einen der drei neu errichteten Kasernenblöcke der Max-Emanuel-Kaserne an der Hindenburgstraße vollständig. Zwangsläufig geriet auch die angrenzende Wohnbebauung in den Sog dieser gezielten Flächenbombardierungen. Im Bereich zwischen Spreti- und Ettingerstraße entstanden 19 Wohnhaustotalschäden, sowie 31 schwere Gebäudeschäden. Bei diesem Luftangriff kamen insgesamt 52 Menschen ums Leben, wobei allein in den umliegenden Wohngebieten des Exerzierplatzes 39 Zivilpersonen ihr Leben verloren hatten. Zudem wurden 56 Personen schwer verwundet und 170 Menschen waren obdachlos geworden.

[Bearbeiten] 9. April 1945

Die Ruine der Augustinerkirche nach dem 9. April 1945. Im Bild rechts unten ist der Schutzkeller, in dem 73 Menschen ums Leben kamen. Die Kirchenruine wurde in der Nachkriegszeit abgetragen, der Platz wird heute als Viktualienmarkt genutzt.
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Die Ruine der Augustinerkirche nach dem 9. April 1945. Im Bild rechts unten ist der Schutzkeller, in dem 73 Menschen ums Leben kamen. Die Kirchenruine wurde in der Nachkriegszeit abgetragen, der Platz wird heute als Viktualienmarkt genutzt.

Offiziell war für den 9. April 1945 kein alliierter Luftangriff auf Ingolstadt geplant und dennoch war dieser Tag zweifelsohne der schicksalhafteste Tag in der Stadtgeschichte von Ingolstadt.

Am Nachmittag überflogen zunächst dicht geschlossene Bomberformationen das Stadtgebiet, um Einsätze auf den Neuburger Fliegerhorst, das WIFO-Tanklager bei Unterhausen den Flughafen München-Riem zu fliegen. Dort war der deutsche Luftwaffenjagdverband 44 unter Generalleutnant Adolf Galland mit den aus damaliger Sicht flugtechnisch hochmodernen Me-262 Strahlflugzeugen stationiert und auf diesen Fliegerhorst war der Angriff eines Verbandes aus 212 B-17 Bombern gerichtet. Beim Rückflug zu ihren südenglischen Standorten führte die Flugroute dieser 212 „Fliegenden Festungen“ in einer Höhe von etwa 7000 Metern abermals über Ingolstadt. Ein um 17.09 Uhr ausgelöster Fliegeralarm veranlasste die wenigen Passanten in der Stadt fluchtartig den nächst gelegenen Luftschutzkeller aufzusuchen. Nachdem der feindliche Bomberverband den Stadtbereich nahezu überflogen hatte, scherten um 17.15 Uhr plötzlich zehn B-17 Bomber aus der Formation aus und flogen in einer Kehrtwende zurück. Aus einer Höhe von etwa 2500 Metern setzte eines dieser Flugzeuge über dem Altstadtgebiet ein Rauchmarkierungszeichen. Die übrigen aus südwestlicher Richtung einfliegenden neun Bomber lösten daraufhin in nur einer Minute, von 17.17 Uhr bis 17.18 Uhr völlig planlos ihre verhältnismäßig geringe Restlast von nur 29 Tonnen Spreng- und Brandbomben aus.

Weite Gebiete mit Schwerpunkt um den „Adolf Hitler Platz“, wie der Rathausplatz damals hieß, verwandelte dieser Luftangriff in eine Trümmerlandschaft. Mehrere Volltreffer auf die im Jahre 1736 von Johann Michael Fischer erbaute Augustinerkirche mit dem angrenzenden Franziskanerkloster an der Schutterstrasse waren besonders schwerwiegend. Im Keller dieser Rokokokirche fanden 73 Schutzsuchende, überwiegend Flüchtlinge aus Pommern, den Tod. Nur eine junge Frau, die erst nach zehn Stunden aus dem zerborstenen Klosterkeller geborgen werden konnte, überlebte.

Ähnlich schwerwiegend war die Zerstörung des Hl. Geistspitals, denn da kaum ein Heimbewohner den Schutzraum aufgesucht hatte, harrten diese während des Bombardements überwiegend in ihren Zimmern oder im Treppenhaus aus. Von den knapp 100 betagten Menschen kamen bei diesem Bombenangriff 16 Personen um. Weitere Sprengkörper zerstörten das ehemalige Gouverenementsgebäude mit dem historischen Salzstadel, das Stadttheater am Rathausplatz, das neue städtische Verwaltungsgebäude an der Schäffbräustraße, die neu erbaute Donauhalle an der Tränktorstraße, das Roli-Kino, sowie zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser im Bereich des Rathausplatzes, Donaustraße, Münzbergstraße und Schäffbräustraße.

Etwa 100 Personen trugen bei Verschüttungen schwere Verletzungen davon und mehr als 1000 Bürger waren infolge der enormen Gebäudeschäden obdachlos geworden. Der Alarmzustand endete an diesem Tag um 19.42 Uhr mit der „Entwarnung“.

Dass jener Angriff auf Ingolstadt nicht geplant war, ist aus den Unterlagen der US-Airforce ersichtlich und erst mehrere Tage später stellte das Oberkommando fest, dass für diesen planlosen Angriff die 390. Bombergruppe des 13.Fliegergeschwaders verantwortlich war. Der Grund liegt darin, dass Flugzeuge, die beim Rückflug noch Restbombenladungen an Bord führten, sich ihres Ballastes zu entledigen hatten, da andernfalls infolge des höheren Treibstoffverbrauches eine Rückkehr zum Stützpunkt fraglich gewesen wäre.

Für die 8.US-Air Force war dieser Montag ein ebenso verlustreicher Tag. Nachdem die Flugzeuge der 3. Fliegerdivision wieder auf ihren englischen Fliegerhorsten landeten, fehlten sechs B-17-Bomber und 42 waren beschädigt. Zudem waren 56 Besatzungsmitglieder vermisst und 2 Mann wurden als gefallen gemeldet.

[Bearbeiten] 10. April 1945

Acht Jagdbomber vom Typ P-47 „Thunderbold“ attackierten am 10. April 1945 mit ihren Bordwaffen weite Gebiete um Ingolstadt. Aus Richtung Neuburg kommend nahmen diese JABO,s um 13.36 Uhr im Sturzflug einen am Güterbahnhof abgestellten vollbeladenen Munitionszug unter Beschuß. Infolge dieses Angriffes explodierten 4 Waggons, was an den Bahnanlagen schwerste Schäden verursachte und 4 Menschenleben und mehr als 70 Verletzte forderte.

[Bearbeiten] 11. April 1945

Für den nächsten Tag hatten insgesamt 1.303 Bomber mit 913 Jagdflugzeugen die Order, süddeutsche Versorgungs- und Munitionsdepots, sowie Rangierbahnhöfe und Fliegerhorste anzugreifen. Der Einsatz # 941 sah am 11. April 1945 für die 3.US-Fliegerdivision als Hauptangriffsziel den Rangierbahnhof Ingolstadt, sowie den Fliegerhort Manching vor. Bei wolkenlosen Himmel fanden die Bomber ihre Ziele aus 6000 Metern Höhe nach Sicht. Um 13.13 Uhr kündeten die Sirenen mit dem 216. Fliegeralarm das drohende Unheil an. Der feindliche Bomberverband flog aus Donauwörth kommend in einer Stärke von 21 Wellen mit je zehn B-17 „Flying Fortress“ in den Ingolstädter Luftraum ein. 13 Wellen des 4.Bombergeschwaders griffen zunächst in der Zeit von 12.42 bis 13.05 Uhr den Manchinger Fliegerhorst an. Diese Attacke, bei der 369 Tonnen Spreng-, Brand- und Splitterbomben zum Abwurf kamen, zerstörte weite Teile der Fliegerhorstanlagen einschließlich der Rollbahn und den zahlreich wegen Treibstoffmangels abgestellten Flugzeugen der deutschen Luftwaffe. Unmittelbar nach jenem Angriffsbeginn, ertönte in Ingolstadt um 12.53 Uhr das Sirenenwarnsignal „Akute Luftgefahr“. Doch genau zu diesem Zeitpunkt hatte die Spitze von 79 Stck. B-17 Bombern das Zielgebiet um den Ingolstädter Hauptbahnhof bereits erreicht. In acht Wellen legten 5 Bombergruppen mit einem Bombenhagel von insgesamt 237 Tonnen Spreng- und Brandbomben die Bahnhofsgegend in Schutt und Asche. Bei diesem bis 13.41 Uhr andauernden Angriff wurde neben zahlreichen Wohnhäusern in Ringsee und an der Münchenerstraße, unter anderem die Volksschule St.Anton, die Schulbaracke an der Tillystraße, sowie das Verwaltungsgebäude der Bayerischen Versicherungskammer total zerstört.

Die zerstörte St.Anton Kirche an der Münchenerstrasse nach dem Luftangriff vom 11.April 1945 (im Vordergrund der auf der Straße liegende Kirchturm)
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Die zerstörte St.Anton Kirche an der Münchenerstrasse nach dem Luftangriff vom 11.April 1945 (im Vordergrund der auf der Straße liegende Kirchturm)
US-Aufkläreraufnahme der Bahnanlagen mit dem brennenden Munitionszug im Hauptbahnhof am 11.April 1945
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US-Aufkläreraufnahme der Bahnanlagen mit dem brennenden Munitionszug im Hauptbahnhof am 11.April 1945

Infolge eines Volltreffers stürzte der auf einem mangelhaften Fundament gebaute Turm der St.Anton Kirche um. Unter den Trümmern wurde der allseits beliebte Stadtpfarrer Maximilian Königer, sein Kaplan Franz-Xaver Mader, die zwei Ordensschwestern Eugenie Lehle und Theodolinde Häckl, sowie ein Soldat verschüttet. Durch nachfolgend abgeworfene Brandbomben wurde der Rest der Schwerbeschädigten Kirche ein Raub der Flammen. Die fünf Leichen der Verschütteten konnten erst 10 Wochen später aus den Trümmern der Kirche geborgen werden – ein riesiger Steinblock hatte sie erdrückt. An der Laderampe der Güterabfertigung befand sich immer noch der vom Vortag beschädigte Munitionszug. Beim erneuten Angriff auf die Bahnanlagen wurde dieser Munitionszug abermals schwer getroffen, worauf nun Stunde um Stunde ein Waggon nach dem anderen zu explodieren begann. Unzählige Achsen, Räder und andere Waggonteile flogen teilweise auf die Häuser des angrenzenden „Prinzenviertels“ und sogar bis hinüber zur Straße „Am Pulverl“. Die enormen Gleisschäden hatten den Durchgangsverkehr vollständig unterbrochen und erlaubten deshalb auch keinen Abzug des Zuges aus dem Gefahrenbereich. Zu allem Übel verbreitete sich wie ein Lauffeuer das Gerücht, dass die Ladung des in Brand geratenen Zuges aus „V-2 Waffen“ bestünde, deren Explosionsauswirkungen ganz Ingolstadt in Trümmern legen könnte. In der weiteren Umgebung des Bahnhofes brauch daraufhin eine furchtbare Panik aus, worauf unter den betroffenen Anwohnern eine unbeschreibliche Massenflucht einsetzte. Tausende von Frauen, Kindern, Greisen, Kranken und Gebrechlichen strömten im Schutze der Dunkelheit mit dem nötigsten Handgebäck auf freie Felder, Kiesgruben oder in die Auwälder weit abseits der Stadt. Zu dem gesellte sich noch eine weitere Schreckensnachricht hinzu, auf dem Nebengleis des brennenden Munitionszuges solle sich ein mit Schwerverletzten vollbesetzter Lazarettzug befinden, der ebenfalls nicht mehr aus dem Gefahrenbereich herausgezogen werden kann. Sämtliche verfügbaren Sanitätskräfte wurden daraufhin sofort von ihren Einsatzorten abgezogen und begaben sich zusammen mit dem Oberbürgermeister zum Hauptbahnhof. Zum Schrecken aller Beteiligten befand sich unmittelbar neben dem ständig explodierenden Munitionszug auch tatsächlich ein Lazarettzug. Unter allergrößter Lebensgefahr erkundeten die Einsatzkräfte Waggon für Waggon und stellten erleichtert fest, dass dieser Zug völlig leer war. Da infolge dieses Luftangriffes auch sämtliche Fernsprechleitungen unterbrochen waren, begab sich OB Listl zur Feststellung der geladenen Munition persönlich zur Munitionsfabrik nach Desching, wo der Zug einige Tage zuvor beladen wurde. Dort versicherte man ihm, dass es sich bei der Ladung nicht um V-2 Waffen handele, sondern um Luftminen und Flakmunition. Daraufhin konnte gegen Mitternacht die bereits vorbereitete Evakuierung des gesamten südlichen Stadtgebietes widerrufen und die Bevölkerung wieder beruhigt werden. Da die Detonationen des allmählich ausbrennenden Zuges die ganze Nacht hindurch andauerten, vermuteten viele Bewohner aus der Altstadt und dem nördlichen Stadtgebiet einen Nachtangriff und verbrachten trotz der „Entwarnung“ um 20.57 Uhr die Nacht über in den Kellern. Eine vorläufige Schadensübersicht war erst am übernächsten Tag möglich. So fanden am 11.April 1945 im Bahnhofsgebiet 18 Menschen, und in Ringsee/Kothau 17 Menschen den Tod. Nach Schätzungen des Polizeireviers Süd, waren infolge der Vielzahl an Wohnhaustotalschäden etwa 300 bis 400 Personen obdachlos geworden. Allein die Reichsbahn verzeichnete nach diesem in den US-Dokumenten als S.A.3566 ausgewiesenen Angriff, im Hauptbahnhof 60%, im Bahnbetriebswerk 80% und im Reichsbahnausbesserungswerk ebenfalls 60% Totalschäden an Gebäuden und Gleisanlagen. Das gesamte Bahnhofsgelände war mit 170 Bombentrichtern übersäht.

[Bearbeiten] 16. und 20.April 1945

Am 16.April 1945 fand der kleinste Luftangriff auf Ingolstadt statt. Gegen 14.10 Uhr verkündeten die Luftschutzsirenen „Fliegeralarm“ und eine Stunde später erfolgte das Alarmsignal „Akute Luftgefahr“. In der Folgezeit überflogen etwa 400 viermotorige Langstreckenbomber aus östlicher Richtung kommend unsere Stadt. Ohne eine Zielmarkierungsbombe zu setzen, warfen zwei Flugzeuge aus diesem zurückfliegenden US-Bombergeschwader wahllos insgesamt 8 Sprengbomben zu je 500 Pfund am östlichen und westlichen Stadtrand ab. Im westlichen Stadtteil wurden einige Grabstätten des städtischen Friedhofes (Westfriedhof) getroffen, wobei mehrere bestattete Leichen aus ihren Gräbern geschleudert wurden. Außerdem verursachte dieser Bombenabwurf in der Neuburger Straße an einem Wohnhaus, sowie an zwei Scheunen leichte Sachschäden. Die Bombenlast des zweiten Flugzeuges traf das Mauerwerk der östlichen Festungsumwallung am Brückenkopf (nähe des heutigen KIK), dabei wurde ein Wehrmachtsangehöriger leicht verletzt. Wie den Eintragungen des Luftschutztagebuches zu entnehmen ist, nahm in den darauf folgenden Tagen bis zum letzten Angriff am 21. April 1945, die Länge, sowie die Zeiten der Tagesalarme merklich zu. Das Stadtgebiet befand sich fortwährend in Alarmzustand, nur die Alarmstufen waren unterschiedlich. 20. April 1945 – Hitlers letzter Geburtstag, doch kaum jemand aus der Bevölkerung wünschte ihm in diesen Tagen noch etwas gutes, man war kriegsmüde geworden und sehnte sich in der Schlussphase nur noch den Frieden herbei. Die Alliierten dagegen bereiteten dem „Führer“ neben ihren strategischen Flächenbombardierungen auf das süddeutsche Reichsgebiet auch noch weitere „Geburtstagsgeschenke“. So hissten am Abend des 20. April die siegreichen Streitkräfte der 7.Armee in Nürnberg die US-Flagge, was zugleich für Ingolstadt ein empfindliches Näherrücken der Hauptkampflinie bedeutete. Der am 2. April 1945 für die Munitionsfabrik im benachbarten Desching (heute Esso-Raffinerie) ausgearbeitete Angriffsplan, sollte an diesem Tag von der in Italien stationierten 9.US-Air Force realisiert werden. In breiter Front überflogen gegen 14.00 Uhr etwa 80 US-Jagdflugzeuge vom Typ B-25 „Marauder“ das Stadtgebiet und setzten im Bereich der Autobahn bei Unterhaunstadt zum Angriff auf die Munitionsfabrik (MUNA) an. Im Sturzflug klickten die einzelnen Wellen ihre Bombenlast aus, wobei gezielt Rüstungswichtige Anlagen der Munitionsanstalt getroffen wurden. Die letzte Welle versetzte der Hauptmunitionskammer einen Volltreffer, die dabei entstandene Kettenexplosion glich einer Atomexplosion, dessen Rauchpilz den ganzen Nachmittag über mehrere Kilometer hinweg sichtbar war. Nach dem Angriff erfolgten noch längere Zeit etliche Nachexplosionen. Trotz der schwerwiegenden Zerstörungen forderte dieser Angriff keinerlei Todesopfer aus der Munitionsanstalt, auf einem angrenzenden Feld dagegen verloren zwei landwirtschaftliche Zwangsarbeiter, ein Ukrainer und eine Polin, ihr Leben.

[Bearbeiten] 21. April 1945

Nach der Kapitulation Nürnbergs am 20. April 1945 befand sich der größte Teil des ehemaligen deutschen Reiches in alliierter Hand. Die Masse der US-Bodentruppen bewegte sich im südlichen Vorstoß im Frontverlauf von etwa 80 km parallel zur Donau. Deshalb konzentrierten sich die Einsatzziele der US-Luftstreitkräfte mit unverminderter Härte vermehrt auf den Donauabschnitt. Der Befehlshaber der US-Air Force in Europa, General Carl A. Spaaz, setzte auf einen verstärkten Luftkrieg und erklärte, dass sich die künftigen Bombenangriffe unter Berufung auf die Grundsätze des „totalen Krieges“ nicht nur auf strategische Ziele richten werden, sondern zunehmend auf die Untergrabung der seelischen Widerstandskraft der deutschen Bevölkerung. Und in der Tat, noch nie hatte Ingolstadt einen Luftangriff solcher Heftigkeit erlebt, wie am 21.April 1945. Bereits während der Nacht zum 21. fertigten vier B-17 Bomber über Regensburg und Ingolstadt Aufkläreraufnahmen, wobei auch gleichzeitig deutschsprachige US-Flugblätter mit der aktuellen Nachricht: „Nürnberg hat kapituliert“ zum Abwurf kamen. Am frühen Vormittag des 21. April 1945 wurde erstmals die Annäherung feindlicher Panzer gemeldet, weshalb die Ingolstädter Luftschutzsirenen zum ersten Mal Alarmstufe III „Panzeralarm“ verkündeten. Kurze Zeit später hatte sich diese Schreckensnachricht jedoch als völlig falsch erwiesen. Die Alliierten sahen für diesen Tag die Zerstörung der letzten noch intakten Fliegerhorste und Eisenbahnanlagen vor. Aus diesem Grunde sollte die 3.Fliegerdivision ursprünglich den Fliegerhorst in Landsberg am Lech bombardieren, infolge der dortigen schlechten Wetterlage entschieden sich die Angreifer jedoch für Ingolstadt als Ausweichziel. Über dem Stadtgebiet herrschten gute Sichtverhältnisse, in den Außenbezirken dagegen war es, wie im gesamten südlichen Donauraum, extrem dunstig. Nachdem im Raum Aichach etwa 50 feindliche Flugzeuge gesichtet wurden, meldete um 10.10 Uhr die Luftschutzwarnstelle für Ingolstadt „Akute Luftgefahr“. Ohne jedoch anzugreifen, überflog um 11.30 Uhr ein Verband von etwa 30 Bombern die Stadt. Um 11.41 Uhr erreichte die Spitze von 212 Stck. B-17 Bombern mit 144 Stck. P-51 Jägern als Begleitschutz aus südwestlicher Richtung kommend das Stadtgebiet. Bemerkenswert war die breit gefächerte Bombenladung, was darauf schließen lässt, dass auch tatsächlich ein Angriff auf Fliegerhorstanlagen geplant war. So befanden sich insgesamt 348 Stck. 500 Pfund und 35 Stck. 300 Pfund schwere Sprengbomben, sowie 1682 Stck. Brandbomben von je 250 Pfund, 2423 Stck. 120 Pfund und 1178 Stck. 100 Pfund Gewicht, an Bord dieser „Fliegenden Festungen“. Das 4. US-Bombergeschwader griff dann in fünf Wellen das Ingolstädter Stadtgebiet und die Gegend am Hauptbahnhof an.

Die zerstörte Altstadt im Bereich des Ingolstädter Rathausplatzes nach dem 21.April 1945
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Die zerstörte Altstadt im Bereich des Ingolstädter Rathausplatzes nach dem 21.April 1945

Die ersten drei Wellen dieses unter der Nummer S.A.3619 dokumentierten Angriffs legten über dem Altstadtgebiet einen für US-Luftangriffe charakteristischen „Bombenteppich“. Dabei entstanden auf beiden Seiten der Ludwigstrasse an zahlreichen Wohn- und Geschäftshäusern, darunter auch das ehemalige Landratsamt, schwerste Schäden. Das Zollamtsgebäude in der Mauthstrasse und das Rathaus mussten mittlere Brandschäden hinnehmen. Vom Holzmarkt bis zum nordöstlichen Stadtrand wurden ebenfalls schwere Gebäudeschäden verzeichnet. Weite Teile der bereits am 1.März zerstörten Umgebung der Sebastiankirche, wie das städtische Krankenhaus und der Schule an der Beckerstrasse wurden nun erneut heimgesucht. Zudem zerstörten die Bomben von den damals insgesamt drei ansässigen Ingolstädter Krankenhäusern, auch die Klinik Dr.Maul an der Östlichen Ringstrasse. Aus diesem Grunde konnte in der Folgezeit die medizinische Versorgung nur noch notdürftig aufrecht erhalten werden. Auch die Ruine der bereits am 9.April zerstörten Augustinerkirche wurde ebenfalls ein zweites Mal getroffen und vollends zerstört. Der Angriff der 4. und 5. Welle galt den Bahnanlagen des Hauptbahnhofes, wobei in den umliegenden Wohngebieten an der Münchener Strasse, sowie an der Martin-Hemm-Strasse gewaltige Bombenschäden zu verzeichnen waren. Aus einer Höhe von etwa 4000 Metern warfen die US-Flugzeuge eine Gesamtbombenlast von 519 Tonnen über Ingolstadt ab. Zudem richteten die als Begleitschutz eingesetzten Jagdflugzeuge mit ihrem pausenlosen Bordwaffenbeschuss enorme Schäden an. Im Stadtgebiet von Ingolstadt löschte dieser um 12.25 Uhr endende Angriff schlagartig 104 Menschenleben aus, die damalige Landgemeinde Ringsee/Kothau musste 41 Todesopfer verzeichnen. Da allein im Stadtgebiet 123 Wohnhäuser totale und 131 schwerste Spreng- und Brandbombenschäden aufwiesen, hatten nach diesem Angriff etwa 2000 Personen kein Dach mehr über dem Kopf. Beim Rückflug dieser Bomberflotte stürzte eine B-17 infolge eines Flakbeschusses noch auf dem Kontinent ab, wobei acht Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Eine weitere B-17 galt als vermisst und ein US-Bomber erreichte den britischen Stützpunkt schwer Beschädigt.

[Bearbeiten] 22. bis 25. April 1945

Der Luftangriff vom 21. April 1945 war der letzte dieser Art; Ingolstadt war eine geschlagene Stadt. Infolge der geborstenen Versorgungsleitungen gab es weder Wasser noch Gas oder Strom. Der damals wichtigste Verkehrsweg, die Eisenbahn, war vollständig unterbrochen. Die Vielzahl der ausgebombten Bürger, die sich auf die Suche nach einer neuen Bleibe zu Verwandten oder Bekannten in die umliegenden Dörfer begaben, mussten diesen Weg mit ihren letzten Habseligkeiten zu Fuß, oder bestenfalls mit dem Fahrrad antreten. Sogar die mittlerweile im Kriegsalltag vertraute Großsirenenanlage setzte nach dem 233. Luftalarm vom 21. April eine Sprengbombe außer Betrieb. Die künftigen Luftwarnungen sollten im Altstadtbereich neben Handsirenen, die einzige nicht zur „Metallspende“ abgegebene Münsterglocke, bzw. in den Vororten Sirenenfahrzeuge der deutschen Wehrmacht verkünden. Nur dazu kam es nicht mehr, denn Tag für Tag attackierten amerikanische Jagdbomber die Bevölkerung. Diese JABO-Piloten eröffneten im Tiefflug – oft konnte man sogar deren Gesichter erkennen – mit ihren automatischen Bordwaffen das Feuer auf alles, was sich bewegte. Kaum jemand wagte sich noch auf die Straßen; jeder hatte nur noch Angst. Zeitzeugen berichteten, dass nach einem JABO-Angriff beim Turm-Tilly die Geschützhülsen wie „gesät“ am Boden lagen. Dies führte schließlich dazu, dass vom 22. April 1945 bis zum Einmarsch der Amerikaner am 26. April anstelle der üblichen Fliegeralarme „Daueralarm“ ausgerufen werden musste. Für die Ingolstädter Bürger bedeutete dies, dass sie die letzten Kriegstage Tag und Nacht im Keller verbrachten. Wer das nicht tat, der bezahlte diesen Leichtsinn möglicherweise mit seinem Leben, was auch die Zahl der 28 Todesopfer durch Tieffliegerbeschuss verdeutlicht. Aber auch von der feindlichen Gegenseite, den US-Jagdbomberpiloten, forderte dieser Krieg im Angriffsgebiet über Ingolstadt mehrfach seinen Tribut. So traf zum Beispiel am 25. April bei einem Tieffliegerangriff auf das Bahnhofsgebiet die im Bahnhof stationierte Eisenbahnflak eine P-47 „Thunderbolt“ aus der 396. US-Jagdfliegerstaffel an der Tragfläche. Die Maschine geriet daraufhin mächtig ins Schlingern, verlor an Höhe und stürzte schließlich am Brückenkopf beim Reduit Tilly ab. Der 21-jährige US-Pilot, Howard Moore aus Camden/Tennessee, er war erst seit 20 Tagen auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingesetzt, kam dabei ums Leben. Wie bereits beim Luftangriff auf die Munitionsfabrik Desching, am 20.April 1945, war auch für den Angriff auf die Munitionsfabrik Ebenhausen-Werk die in Italien stationierte 9.US-Air Force verantwortlich. In der Mittagszeit begann mit den kleinen Sturzkampfbombern vom Typ „Marauder“ das Inferno auf die Munitionsanstalt, die dabei nahezu vollständig zerstört wurde. Trotz der Heftigkeit dieses Angriffes, forderte dieser außerhalb des Werksgeländes nur ein Menschenleben. Im Stadtgebiet griffen an diesem Tag JABOs massiv das Proviantamt an der Schrannenstrasse, sowie weite Teile der Ludwigstrasse an. Fern aus den nördlichen Jurahöhen war bereits ein heftiges Donnern der feindlichen Artillerie-Geschütze vernehmbar, das ersehnte Kriegsende schien nun in greifbare Nähe zu rücken.

[Bearbeiten] Kapitulation

Durch einen amerikanischen Vorstoß Anfang April, war Nord- und Süddeutschland entlang der Mainlinie getrennt. In der ersten Aprilhälfte wandten sich die US-Bodenstreitkräfte dem Süden zu, wo sie den letzten großen Unterschlupf der deutschen Wehrmacht, die „Alpenfestung“ vermuteten. Nach der Kapitulation Nürnbergs (20.April) richtete sich ein amerikanischer Stoß auf Regensburg und Passau; weitere US-Kampfeinheiten bewegten sich unaufhaltsam aus Crailsheim und Rothenburg kommend, in Richtung Ingolstadt zu. Bereits am 7. April 1945 verfügte das Oberkommando der Wehrmacht gemäß Korpsbefehl Nr.1, dass Ingolstadt militärisch als Festung aufzuheben sei und künftig nur als „Ortsstützpunkt“ einzuordnen ist. Für die Stadt war dies von Vorteil, da durch diese Verfügung die Kommandogewalt nicht bei der Waffen-SS, sondern bei den örtlichen Militärs blieb – in diesem Fall bei dem Ingolstädter Major der Reserve, Paul Weinzierl. Am 13. April lautete Heinrich Himmlers Tagesbefehl: „Keine deutsche Stadt wird zur offenen Stadt erklärt. Jedes Dorf und jede Stadt ist mit allen Mitteln zu verteidigen und zu halten. Jeder für die Verteidigung verantwortliche deutsche Mann, der gegen diese selbstverständliche deutsche Pflicht verstößt, verliert Ehre und Leben...“. Seit dem 15.April operierte zur Verteidigung des Ingolstädter Raumes die 38. SS-Panzergrenadierdivision „Nibelungen“. Am 17.April gab der kommandierende General im Wehrkreis VII (München) Generalleutnant Greiner, vor Ingolstädter Militärs, Parteiführern und Beamten seinen Plan bekannt, dass die Donau als natürliche Verteidigungslinie zur Hauptkampflinie (HKL) erklärt würde und die Stadt deshalb unter allen Umständen zu halten sei. Dies bedeutete für Ingolstadt, die damals übliche Formulierung, dass die Stadt „bis zur letzten Patrone“ zu verteidigen ist. Zudem gab der Münchener Gauleiter Giesler die Parole aus: „Bayern wird an der Donau und München in Ingolstadt verteidigt“. Dies hatte wiederum zur Folge, dass von der NS-Gauleitung Volkssturmgruppen, Einheiten der Organisation Todt (Bauorganisation), sowie 500 Hitlerjungen aus verschiedenen bayerischen Wehrertüchtigungslagern nach Ingolstadt in Marsch gesetzt wurden. Diese Einheiten sollten auf Weisung des örtlichen Kampfkommandanten, Major Paul Weinzierl, im Verteidigungskampf an der Donau eingesetzt werden. Der Kampf um Ingolstadt begann nun ziemlich kritisch zu werden und hätte mit Sicherheit fatale Folgen nach sich gezogen. Dass es nicht soweit kam, war dem überlegten Handeln Weinzierls zu verdanken, der diese Truppen zu Scheinaufträgen zurück in den Raum Hohenkammer beorderte. Inzwischen begann der Ingolstädter NS-Kreisleiter Georg Sponsel auf den nördlichen Zufahrtsstrassen mit der völlig sinnlosen Anlegung primitiver Panzersperren aus Fichtenstämmen. Im Hinblick auf eine straffe Organisation des letzten Aufgebotes von Ingolstädter Volkssturmtruppen, drillte er unaufhörlich ältere Männer und vierzehnjährige Burschen, was jedoch angesichts der allgemein schlechten Kampfmoral in keinster Weise einen ernsthaften Widerstand versprach. Sponsel, dessen Parteiapparat in jenen Tagen schwer angeschlagen war, bemerkte sehr bald diese „laue Kampfstimmung“ und drohte deshalb fortwährend dieser Wehrkraftzersetzenden Moral mit Erhängen und Erschießen entgegenzutreten. Am 20. April, dem letzten Führergeburtstag, inspizierte Generalleutnant Koch das Ingolstädter Stabsgebäude am Brückenkopf und stellte Weinzierl mit etwa folgenden Wortlaut zur Rede: „Ich stelle fest, dass Ingolstadt nicht verteidigungsbereit ist. Es fehlen Barrikaden und Vorbereitungen für den Häuserkampf, Truppe und Bevölkerung lebt noch wie im tiefsten Frieden! Ich ziehe sie als Kampfkommandanten dafür zur Verantwortung! Ich habe bereits ein Vollstreckungskommando von einem Offizier und zwölf Mann zu ihrer Erschießung bereitgestellt!“ Die Lage spitzte sich zu, doch der Kampfkommandant gab in Gegenwart seines Adjutanten dem Generalleutnant einen Bericht über die Kräftegliederung im weiten Ring um Ingolstadt. Zudem hatte er strategische Argumente, die von Koch nicht stichhaltig zu widerlegen waren. Dadurch behielt Major Weinzierl zunächst die Oberhand und konnte seine Kompetenz als Verteidiger Ingolstadts stärken, weshalb der General das Vollstreckungskommando wieder wegtreten ließ. Trotzdem gab Koch dem Kampfkommandanten energisch zu verstehen, dass dieser mit dem Kopf hafte sofern seine Stadt Ingolstadt nicht bis zur letzten Patrone verteidigt werden sollte. Nach diesem Gespräch nahm Weinzierl mit dem Chef des Divisionsstabes in München, Oberst Grosser, telefonische Verbindung auf und berichtete ihm von Kochs angedrohter „letzter Konsequenz“. Mit der Antwort: „Sie erhalten Ihre Befehle nur von uns“ gab Grosser, was die Forderung von Koch betraf, dem Ingolstädter Kampfkommandanten die nötige Rückendeckung. In der Nacht vom 20. auf den 21. April wurde zum ersten Mal die Annäherung feindlicher Panzer gemeldet, daraufhin verkündeten die Ingolstädter Luftschutzsirenen erstmalig die Alarmstufe III „Panzeralarm“. Kurze Zeit später hatte sich diese Nachricht jedoch als falsch erwiesen. Von nun an standen für die Bevölkerung und vor allem für die Verantwortlichen, Tage einer fieberhaften Ungewissheit bevor – wird die Stadt verteidigt, kommt es zu einem Häuserkampf ? Am Vormittag des 24. April erfolgte die Verlegung der 352. Volksgrenadierdivision unter Generalmajor Otto-Erich Schmidt nach Ingolstadt – die zuvor westlich von Eichstätt in heftigen Abwehrkämpfen gegen die 86.US-Infanteriedivision verwickelt waren. Zur gleichen Zeit hatte die 86. US-Infanteriedivision mit dem 342. und 343. US-Infanterie-Regiment an verschiedenen Stellen die Altmühl überquert. Da die Ingolstädter Großsirenenanlage beim letzten Luftangriff vom 21. April zerstört wurde, verkündete die einzige Glocke des Münsters (die restlichen waren 1943 zur Metallspende eingeschmolzen) „Panzeralarm“ . Trotz der Todesängste klangen diese Glockenschläge für die meisten Ingolstädter wie „Friedensglocken“, denn nun schien des lang ersehnte Ende dieses Krieges in greifbare Nähe zu rücken. Der größte Teil der Bevölkerung begab sich daraufhin in die Luftschutzkeller, wo sie nun Tag und Nacht geduldig und in ständiger Unklarheit die letzten Kriegstage verbringen mussten. Am 25. April, rief der SS-Divisionsgeneral Schmidt den Ingolstädter Stab zur Lagebesprechung zusammen. Sein Plan lautete: Je eine Kampftruppe bezieht links und rechts der Donaustraßenbrücke die vorbereiteten Stellungen; somit Verteidigung des Donauübergangs und eine Frontlinie mitten durch die Stadt zwischen Nord und Süd. Dies hätte auch bedeutet, dass die Stadt infolge der zu erwartenden Kampfhandlungen binnen kürzester Zeit zu einem Ruinenfeld geworden wäre. Wiederum gelang es Weinzierl, mit seinem Plan bezüglich einer Rundumverteidigung, den SS-General von dessen Strategie abzubringen. Weinzierls Plan sah vor, die beiden SS-Kampftruppen über die Donau nach Süden zurückzuziehen um dann bei der Autobahnbrücke, sowie bei Haunwöhr an die Ingolstädter Kräfte anzuschließen. Unter massiven Androhungen, dass gerade in der jüngsten Vergangenheit ganze Ortschaften, bei denen die Verteidigung nicht funktionierte, von der Waffen-SS dem Erdboden gleichgemacht wurden und dass man erst vor wenigen Tagen in Eichstätt zwei Leute, die eine Brückensprengung verhindern wollten erhängte, verließ der SS-General das Stabsgebäude am Brückenkopf. Um 19.30 Uhr erschien in der Luftschutzbefehlsstelle des Oberbürgermeisters ein SS-Hauptsturmbannführer vom Stab der Panzer-Grenadierdivision „Nibelungen“ und forderte die Abgabe sämtlicher Ingolstädter Polizei- und Luftschutzkräfte zum Kampfeinsatz. OB Listl weigerte sich jedoch einen derartigen Befehl zu erlassen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung entfernte sich der SS-Mann mit der Ankündigung, beim SS-Divisionskommandeur über Listls Befehlsverweigerung Meldung zu erstatten. Im Hinblick auf mögliche Konsequenzen der SS, verlegte der Oberbürgermeister eine halbe Stunde später seinen Befehlsstand vorsorglich in die Fronte 79. Noch am selben Abend rückte dann die 352.Volksgrenadierdivision und Teile der 38. SS-Kampfdivision „Nibelungen“ über die Donau in Richtung Süden ab. In der Gegend von Friedrichshofen wurden zu dieser Zeit bereits die ersten US-Panzer gesichtet und bei Gerolfing war eine amerikanische Artillerie in Stellung gegangen, die mit dem Beschuss der Donaubrücke, bzw. dem Brückenkopf begann. Im Kreisleitungsbunker des Cavalier Hepp veranstalteten zur gleichen Zeit die letzten örtlichen NS-Funktionäre ein Trinkgelage, wofür der Kreisleiter aus dem Proviantamt auch mehrere Kisten Wein anliefern ließ. Während dieser „Abschiedsfeier“ hatten vierzehnjährige Volkssturmknaben diese „Dienststelle“ mit Panzerfäusten zu verteidigen. Gegen 22.30 Uhr setzte sich NS-Kreisleiter Sponsel mit unbekannten Ziel ab, erst mehrere Wochen später wurde er von amerikanischen Truppen im Geisenfelder Forst aufgegriffen und festgenommen. Die ganze Nacht über quoll aus dem Schornstein der Ingolstädter NS-Zentrale im Kaisheimer Haus starker Rauch. Der Grund, die Parteigenossen entledigten sich im Heizungskeller ihres brisanten und belastenden NS-Materials.

Die gesprengte Donau-Strassenbrücke nach dem 26.April 1945
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Die gesprengte Donau-Strassenbrücke nach dem 26.April 1945

Nachdem bis Mitternacht die beiden SS-Kampfgruppen „Dirnagel“ und „Holzinger“ am südlichen Donauufer Stellung bezogen hatten, erteilte das Generalkommando den drei zuständigen Offizieren der Brückensprengkommandos den Sprengbefehl für die Donaubrücken. In den frühen Morgenstunden des 26. April von 1.00 bis 4.58 Uhr sanken die Autobahnbrücke, die Eisenbahnbrücke und letztlich die Donaustraßenbrücke in die Fluten des Stromes, wobei an der Eisenbahnbrücke eine zusätzliche Sprengung vorgenommen werden musste. Unmittelbar nach den Brückensprengungen hörte das amerikanische Artilleriefeuer schlagartig auf, dafür setzte vom südlichen Donauufer in Richtung US-Stellungen deutsches Artilleriefeuer ein. Vereinzelte Granaten gingen zu kurz und schlugen im Altstadtgebiet ein, wobei sie erhebliche Gebäudeschäden, ja sogar Tote und Verletzte verursachten. Am Vormittag des 26.April setzten sich dann die Volksgrenadiere in Richtung Süden ab, worauf es im gesamten Stadtgebiet halbwegs „friedlich“ geworden war. Oberbürgermeister Listl machte noch einmal einen Rundgang durch die menschenleere Stadt und besuchte im völlig überfüllten Luftschutzbunker unter dem Scherbelberg die schutzsuchende Bevölkerung. Teilweise in rührenden Szenen begrüßten die Bürger das Stadtoberhaupt, zugleich ließ er die letzten greifbaren Fleischkonserven aus Heeresbeständen verteilen. Gegen Mittag hatten die US-Truppen die Stadt vom Westen her umfasst und die Donau beim Ruderclub erreicht. Um 13 Uhr befand sich Ingolstadt bis zum nördlichen. Donauufer voll in amerikanischer Hand. Der deutsche Stab beobachtete von der Brückenkopfkaserne den Aufmarsch der Amerikaner am nördlichen Donauufer, zu Kampfhandlungen kam es jedoch nicht mehr. Die vom Stab abgeschnittene Kommandostelle Nord im Cavalier Spreti hatte zu diesem Zeitpunkt bereits bedingungslos kapituliert. Dann setzten etliche amerikanische Jagdbomber im Tiefflug längs der „Jersey-Linie“, wie die US-Militärs das Ingolstädter Südufer intern bezeichneten, mehrmals zum Angriff an (am nördlichen Mauerwerk des Reduit Tilly sind noch heute Beschädigungen an der Fassade infolge dieser Treffer sichtbar). Nebelgranaten der US-Artillerie ermöglichten schließlich in Höhe des damaligen Park-Cafes (heute 3. Donaubrücke) dem 1.Btl. der 86. US-Division um 19.20 Uhr mit drei Kompanien in kleinen Sturmbooten als erste Vorhut einen ungehinderten Flussübertritt. Zeitgleich forderte ein übereifriger fremder deutscher Wehrmachtsoffizier eigenmächtig Artilleriefeuer auf Ingolstadt an. Der Funker, ein Gefreiter des 63. Ersatzbataillons übermittelte dem Offizier, bewusst oder unbewusst, ein falsches Planquadrat. Diesem Umstand war es schließlich zu verdanken, dass die deutschen Granaten nicht im Stadtgebiet, sondern weit abseits in den Donauauen einschlugen. Um 23.00 Uhr schlug das 3.Btl. der 86. US-Division flussabwärts, zwischen der gesprengten Strassen- und Eisenbahnbrücke eine Spurtafelbrücke über die Kriegsentscheidende letzte natürliche Barriere, worauf in der Nacht zum 27.April ein Übersetzen größerer Verbände mit schwerem Gerät gelang. Erst jetzt bemerkten die Amerikaner, dass sich im Brückenkopf, aus dem keinerlei Gegenwehr kam, noch zahlreiche „Krauts“ (amerikanische Bezeichnung für die Deutschen) befanden. Die Amerikaner setzten zum Angriff auf das Turm Triva an und drohten, den gesamten Brückenkopf mit Artillerie und Bombenabwürfen zu zerstören. Vor dem Tor der Fronte Streiter forderte anschließend ein US-Parlamentär mit weißer Fahne binnen 20 Minuten die Kapitulation der gesamten Kommandostelle Süd. Da der Kampfkommandant infolge eines Herzschwächeanfalls nicht mehr handlungsfähig war, wurde der ranghöchste Offizier, Artillerieoberst Otto Marschall, mit der Stadtübergabe beauftragt. Um die Waffen und Munitionsbestände abzulegen, versammelte sich am Vormittag des 27.April 1945 die komplette Brückenkopfbesatzung unter Hauptmann Brugger mit weißer Fahne vor der Pionierkaserne am Brückenkopf. Am nächsten Tag trat die Einheit als amerikanische Kriegsgefangene den Weg in ein Auffanglager an.

Das Ärmelabzeichen der 86.US-Division "Black Hawks" im April 1945
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Das Ärmelabzeichen der 86.US-Division "Black Hawks" im April 1945

Die 86. Infanteriedivision, auch „Black Hawks“ (schwarze Falken) genannt, konnten noch am gleichen Tag ihren südlichen Brückenkopf von Zuchering bis Manching ausdehnen. So war es den US-Truppen gelungen von Donauwörth bis Vohburg Brückenköpfe über die Donau zu bilden. Eine Verteidigung des Donauabschnittes war mit den geschwächten und übermüdeten deutschen Kräften nicht mehr zu erwarten, für Ingolstadt war nun dieser schreckliche Krieg vorzeitig beendet. Erst am 8.Mai 1945 war es dann offiziell, die Schlagzeile der Army-Zeitung „Stars and Stripes“ lautete: „Nazi-Deutschland hat bedingungslos kapituliert“. Wie groß die Gefahr an diesem Tag für die Stadt bei dem nur geringsten Widerstand gewesen wäre, bestätigen Aussagen von amerikanischen Einsatzkräften: „Es war ein Glück, dass Ingolstadt so schnell kapituliert hat, sonst wären Bomber und Artilleriebeschuss gekommen“. Und in der Tat, in den Tagebüchern des 342.US-Infanterie Regiments ist am 26.April um 6 Uhr vom vorgeschobenen US-Gefechtsstand in Pietenfeld für den Vormittag ein Luftangriff auf Ingolstadt avisiert, der dann jedoch um 9.30 Uhr wieder zur Annullierung kam.

[Bearbeiten] Quellen

  • Unveröffentlichte Einsatzdokumente der 8.US-Air Force aus dem Jahre 1945 (US-Nationalarchiv, Washington)
  • Abschlussberichte des örtlichen Luftschutzleiters nach den Luftangriffen (Stadtarchiv Ingolstadt)
  • Eigene Aufzeichnungen von Zeitzeugenberichten
  • Fotos: Alle Archiv H.Fegert

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans Fegert: Luftangriffe auf Ingolstadt. 3K-Verlag, Kösching, 1989
  • Stadtarchiv Ingolstadt: Ingolstadt im Nationalsozialismus. Ingolstadt, 1995
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