Karma-Kagyü
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Die Karma-Kagyü-Schule (Karma Bka'-brgyud-pa) ist eine der vier großen Schulen der Kagyü-Schulrichtung (Barom-, Karma, Pagru und Tsalpa-Kagyü) des tibetischen Buddhismus, der sich wiederum in vier Hauptschulen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug) aufteilt.
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[Bearbeiten] Kagyü
Die Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus (Vajrayana) ist eine der vielen Schulen, die aus der Übertragungslinie der Kagyü-Schule von Marpa dem Übersetzer (1012-1097) hervorging.
[Bearbeiten] Karma Kagyü
Die Linie dieser Schule beginnt mit dem ersten Karmapa Düsum Khyenpa, einem Schüler von Gampopa und ist bis in die heutige Zeit in einem ungebrochenen Strom von Lehrer zu Schüler übertragen. Ein bedeutender Linienhalter der Karma-Kagyü-Schule war der 2.Karmapa namens Karma Paksi, der aufgrund seiner hohen Verwirklichung und Wunderkräfte bekannt wurde. Wichtig sind auch der 3. und 10. Karmapa, beide waren auch Dzogchen-Meister und Tertöns (Schatzfinder) einiger von Guru Rinpoche und seinen engsten Schülern im 9. Jahrhundert verborgenen Lehren. Der 3. Karmapa Rangjung Dorje war zeitweise Schüler und Lehrer des Nyingma-Gelehrten Longchenpa. Er erhielt von ihm die Dzogchen-Lehren der Herzessenz von Vimalamitra, in der Karma-Kagyü-Schule seitdem als Karma-Nyingthik bekannt und übertrug im Gegenzug verschiedene Tantras der Neuen Übersetzungen an Longchenpa.
[Bearbeiten] Linie der Karmapas
offizielle Transkription | Wylie-Transliteration | andere Schreibweisen | ||
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1. | Düsum Kyênba | 1110-1193 | dus gsum mkhyen pa | Düsum Khyenpa, Düsüm Chenpa |
2. | Bagxi Qoigyi | 1203-1282 | pakshi chos kyi bla ma | Karma Pakshi |
3. | Rangjung Dojê | 1284-1339 | rang byung rdo rje | Rangjung Dorje |
4. | Roibai Dojê | 1340-1383 | rol pa'i rdo rje | Rolpai Dorje, Rölpe Dorje, Rolpe Dorje |
5. | Dêxin Xêgba | 1384-1415 | bde bzhin gshegs pa | Deshin Shegpa |
6. | Tongwa Doindain | 1416-1453 | mthong ba don ldan | Thongwa Donden, Tongwa Dönden |
7. | Qoichag Gyaco | 1454-1506 | chos grags rgya mtsho | Chödrag Gyatso, Chödrak Gyatso |
8. | Migyoi Dojê | 1507-1554 | mi bskyod rdo rje | Mikyö Dorje Thangka |
9. | Wangqug Dojê | 1556-1603 | dbang phyug rdo rje | Wangtschuk Dorje, Wangtschug Dorje, Wangchuk Dorje |
10. | Qoiying Dojê | 1604-1674 | chos dbyings rdo rje | Tschöying Dorje, Chöying Dorje |
11. | Yêxê Dojê | 1676-1702 | ye shes rdo rje | Yeshe Dorje |
12. | Qangqub Dojê | 1703-1732 | byang chub rdo rje | Tschangchub Dorje, Djangtschub Dorje, Changchub Dorje |
13. | Düdü Dojê | 1733-1797 | bdud 'dul rdo rje | Düdül Dorje, Dudul Dorje |
14. | Têgqog Dojê | 1798-1868 | theg mchog rdo rje | Thegtschog Dorje, Thekchok Dorje |
15. | Kakyab Doje | 1871-1922 | mkha' khyab rdo rje | Khakhyab Dorje |
16. | Rangjung Rigbai Dojê | 1924-1981 | rang ’byung rig pa’i rdo rje | Rangjung Rigpe Dorje |
17. | Ogyain Chinlai Dojê Chinlai Tayai Dojê |
1985- 1983- |
o rgyan ’phrin las rdo rje ’phrin las mtha’ yas rdo rje |
Ogyen Trinle Dorje Trinlay Thaye Dorje |
[Bearbeiten] Haupt- und Zweiglinien der Karma Kagyü
- Karma-Kamtsang
Die Karma-Kamtsang-Linie beinhaltet die Haupt-Übertragungslinie der Karma-Kagyü, die von den Karmapa-Lamas gehalten und übertragen wird.
Die Zurmang-Kagyü Zweiglinie der Karma-Kagyü wurde im 14.Jahrhundert von Trung Mase Lodro Rinchen, einem Schüler des 5.Karmapa Deshing Shegpa gegründet.
[Bearbeiten] Historische politische Rolle
Die Karma-Kagyü-Schule war wiederholt in Versuche verwickelt, politische Macht in Tibet zu gewinnen. Bereits der zweite Karmapa Karma Pakshi hatte durch eine Reise an den Hof des Mongolenherrschers Kubilai Khan versucht, politischen Einfluss über das formell den Mongolen unterstehende Tibet zu erlangen. Kubilai Khan hatte jedoch zuvor bereits den Sakya-Lama Chögyal Phagpa als Vizekönig für Tibet ernannt und änderte diese Einsetzung im Nachhinein nicht mehr.
Im 17. Jahrhundert versuchten die Anhänger der Karma-Kagyü erneut politische Macht in Tibet zu gewinnen. Mit der Besetzung einiger Gelug-Klöster in der tibetischen Provinz Tsang lösten sie den so genannten Konflikt von Tsang aus. Es kam zu einer militärischen Auseinandersetzung mit den Mongolen unter der Führung Gushri Khans, die mit dem fünften Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso verbündeten waren. Die Anhänger Karmapas erlitten dabei eine schwere Niederlage: Die Oberherrschaft des Gelug-Ordens über Tibet wurde für die folgenden Jahrhunderte gefestigt und einige Karma-Kagyü-Klöster in der politisch wichtigen Zentralprovinz um Lhasa wurden in Gelug-Klöster umgewandelt.
[Bearbeiten] Karmapa-Nachfolge
siehe Hauptartikel: Karmapa-Konflikt
Nach dem Tod des 16.Karmapa Rangjung Rigpe Dorje kam es in der Karma-Kagyü-Schule zu einer Uneinigkeit über die Identität des 17. Gyalwa Karmapa - von zwei Gruppen der Schule wird jeweils ein eigener Kandidat als 17. Reinkarnation des Karmapa betrachtet: Thaye Dorje und Urgyen Trinley Dorje. Während ein Teil der Schule, unter anderem die Diamantweg Zentren, die im BDD e.V. unter Leitung des westlichen Lehrers Ole Nydahl und des 14. Shamarpa zusammengeschlossen sind, Thaye Dorje zum Karmapa erklären, halten andere Teile der Karma-Kagyu Schule und deren Zentren zusammen mit Tai Situpa, Gyaltsab Rinpoche und dem gegenwärtigen 14. Dalai Lama, Urgyen Trinley Dorje für den 17. Karmapa. Ein Schisma, die Spaltung einer Inkarnationslinie träte dabei historisch nicht zum ersten Mal im tibetischen Buddhismus auf, wäre aber trotzdem sehr ungewöhnlich. Dabei stimmen die Anhänger beider Lager darin überein, dass eine strittige Auseinandersetzung nicht förderlich ist und die Praxis Vorrang habe. Für den Umgang mit der Karmapa-Frage gebe es dabei zwei Varianten:
- Viele Anhänger der Schule warten mit ihrer persönlichen Entscheidung bezüglich des Karmapa als direktem Vajrayana-Lehrer ab, bis sich die Lage geklärt hat. Bis dahin sind die Karmapas für ihre Anhänger als Meditations-Lehrer ohnehin voll verfügbar, da es aus dieser Sicht nicht um die Person geht, sondern um das menschlich-geistige Potential der mitfühlenden Tatkraft, für die die Person des Karmapa nur stellvertretend stehe.
- Anderen Praktizierenden geht es mehr um die Person als um das Prinzip der erleuchteten Tatkraft, denn ansonsten könne jedermann zum Karmapa erklärt werden, der tatkräftig mitfühlend ist: Karmapa sei einzigartig und habe sich in seinen vergangenen Inkarnationen nur in einem Individuum reinkarniert. Auch wenn grundsätzliche Hingabe zur Rolle des Karmapa hilfreich sein könne, könne doch das Einsetzen in diese Rolle keine echte Realisation und in Folge auch nicht das segensreiche Wirken und die spirituelle Kraft des Karmapa ersetzen.
Beide Seiten gehen davon aus, dass sich aufgrund der Realisation des echten Karmapa die Streitigkeit in Zukunft lösen wird: Durch ihr Auftreten und ihr Handeln werde die richtige Person für alle deutlich werden.
[Bearbeiten] Lamas
[Bearbeiten] Weblinks
- Dhagpo Kagyu Mandala
- Diamantweg-Buddhismus Deutschland, International
- Gyaltsab Rinpoche
- Jamgon Kongtrul
- Kagyü Thubten Chöling
- Kamalashila Institut
- Karmapa Thaye Dorje
- Karmapa Ugyen Trinley Dorje, International
- Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland e.V.
- Karma Kagyü Sangha - Wien
- Karma Kagyü - Kritische Informationen
- Nalandabodhi Vienna
- Lama Ole Nydahl
- Sharmarpa
- Simhanada
- Tai Situpa
- Karma-Kagyü Münster