Johannes Rogalla von Bieberstein

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Johannes Ludwig Hermann Wilhelm Joachim Karl Rogalla von Bieberstein (* 27. Juli 1940 in Leipzig), Dr. phil., M.A., ist ein deutscher Bibliothekar und Autor. Er ist Ehrenritter des Johanniter-Ordens.

Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Kontroverse 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks

[Bearbeiten] Familie

Er entstammt einer alten ostpreußischen Adelsfamilie und ist der Sohn des Oberstleutnants Hermann Rogalla von Bieberstein (1907-1975), der nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und als unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen wurde, und der Marie Gräfin von Zech-Burkersroda (1917-1995).

Bieberstein heiratete in erster Ehe am 18. August 1973 in Bonn die Studienrätin Gabriele Kirchner (* 18. August 1950 in Reutlingen), die Tochter des Ministerialdirigenten Heinz Kirchner und der Liselotte Graul. Aus dieser Ehe, die am 31. Januar 1990 wieder geschieden wurde, stammen 2 Kinder.

In zweiter Ehe heiratete Bieberstein am 7. April 1990 in Leopoldshöhe die Studienrätin Margarete Gräf (* 7. April 1949 in Beltheim bei Kastellaun), die Tochter des Landwirts Hermann Gräf und der Elisabeth Graef. Aus dieser Ehe stammt sein drittes Kind.

[Bearbeiten] Leben

Rogalla von Bieberstein flüchtete im Herbst 1945 mit Mutter und Schwester Elisabeth (* 1942) aus der Provinz Sachsen. Er studierte Neuere und Osteuropäische Geschichte, Slavistik und Politische Wissenschaften in Göttingen, München, Paris und London. Da sein Göttinger Doktorvater Prof. Dr. Hans Roos, ein Schüler von Prof. Hans Rothfels, einen Lehrstuhl an der neu gegründeten Ruhr-Universität in Bochum angenommen hatte, folgte er ihm dorthin und legte 1968 das Magisterexamen und 1972 die Doktorprüfung ab.

Im Jahr 1972 trat er in den Höheren Bibliotheksdienst ein und legte 1974 am Kölner Bibliothekar-Lehrinstitut seine Assessorprüfung ab. Im Jahre 1976 erschien dann im Peter Lang Verlag seine überarbeitete Dissertation „Die These von der Verschwörung 1776-1945“, die ins Japanische übersetzt wurde. Es wird heute vom anthroposophischen „Flensburger Hefte Verlag“ vertrieben.

Rogalla von Bieberstein übernahm 1974 die Leitung der damals im Aufbau befindlichen Fachbibliothek Soziologie der Universitätsbibliothek Bielefeld und stieg 1980 zum Bibliotheksdirektor auf. Er wurde in die „Wissenschaftliche Kommission zur Erforschung der Freimaurerei“ an der Universität Innsbruck (?) berufen und führte seine Forschungen über die „Verschwörerthese“ fort.

[Bearbeiten] Kontroverse

Im Jahre 2002 veröffentlichte Rogalla von Bieberstein im Antaios-Verlag sein Buch „Jüdischer Bolschewismus“. Mythos und Realität. Er versucht darin anhand von jüdischen Vorfahren von Bolschewiki einen maßgeblichen Einfluss von Juden auf den Bolschewismus nachzuweisen, wobei er hauptsächlich eine große Zahl von Zitaten, oft ohne jeden Kontext, aneinanderreiht, ohne zu sagen, was dies beweisen soll. Am Schluss des Buches macht er eine Kehrtwendung: „Die Vergleichbarkeit der Haltung vieler Juden zum Bolschewismus mit der Haltung vieler Deutscher zum Nationalsozialismus liegt auf der Hand.“ Schon kurz nach dem Erscheinen wird das Buch im jüdischen Magazin haGalil scharf kritisiert: Es gehe Rogalla von Bieberstein darum, von "jüdischer Schuld" im Zusammenhang mit dem Kommunismus zu sprechen. Am Schluss lande der Autor bei Ernst Nolte und stelle den nazistischen Genozid an den Juden als "Abwehrhaltung" oder als "falsch verstandene Notwehr" gegen den jüdischen Bolschewismus hin. Später lieferte Biebersteins Buch die Vorlage für die als antisemitisch kritisierte Rede von Martin Hohmann und gelangte in der daraus entspringenden Kontroverse zu einiger Bekanntheit.

Auch andere Kritiker warfen dem Buch nun mangelnde Auseinandersetzung mit der Instrumentalisierung des Propagandabegriffs „Jüdischer Bolschewismus“ vor; stattdessen wolle Rogalla von Bieberstein mit seinem angehäuften Material geradezu den Beweis nachliefern, dass ein solcher existierte, und damit „die Deutschen“ entlasten. Weiters wird seine rassische Definition des Judentums kritisiert. Der Bielefelder Soziologe Lutz Hoffmann sieht in großen Teilen des Buches „Judenriecherei“. Im ganzen zeige das Buch deutlich revisionistische Ansätze; ein Vorwurf, den Kritiker noch darin bestätigt sehen, dass der stark umstrittene Historiker Ernst Nolte ein Vorwort beisteuerte und das Buch in rechtsextremen Zeitschriften empfohlen wird. Rogalla von Bieberstein weist den Vorwurf des Antisemitismus von sich und beharrt darauf, dass in der These vom „Jüdischen Bolschewismus“ ein wahrer Kern stecke. Zudem hält er sich ähnlich wie Hohmann für das Opfer einer Kampagne von „Linksfaschisten“. Als er im Zuge der Hohmann-Affäre wegen seines Buches in der Universität heftig kritisiert wurde, wies er dies bei einer Tagung des Bundes Junger Ostpreußen, dem Studienzentrum Weikersheim und der Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e. V. Hamburg zurück.

[Bearbeiten] Werke

• Die These von der Verschwörung 1776–1945. Philosophen, Freimaurer, Juden, Liberale und Sozialisten als Verschwörer gegen die Sozialordnung. Flensburger Hefte Verlag, ISBN 3-926841-36-2 Leseproben
• „Jüdischer Bolschewismus“. Mythos und Realität. Mit einem Vorwort von Ernst Nolte. Edition Antaios, Dresden 2002, ISBN 3-935063-14-8.

[Bearbeiten] Literatur

• Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B 2004, Seite 362, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2004, ISSN 0435-2408.

[Bearbeiten] Weblinks

• Literatur von und über Johannes Rogalla von Bieberstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Hohmann-Affäre: Vielleicht muß man das Buch erst mal lesen Artikel in der FAZ, 20. November 2003
• Rezension von "Jüdischer Bolschewismus". Mythos und Realität, von Klaus-Peter Friedrich in: sehepunkte 3 (2003), Nr. 6 (15. Juni 2003)
• Auseinandersetzung mit Gegendarstellungen von Rogalla von Bieberstein

Personendaten
NAME	Rogalla von Bieberstein, Johannes
KURZBESCHREIBUNG	deutscher Bibliothekar
GEBURTSDATUM	27. Juli 1940
GEBURTSORT	Leipzig